SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.13 vom 21.06.2001, Seite 7

Eine epochale Entdeckung
Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms und der Marxismus

von Alan Woods

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Ungefähr einmal in jedem Jahrhundert hält ein wissenschaftlicher Durchbruch die Welt in Atem. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des Human Genome Project stehen wir an der Schwelle zu solch einem Durchbruch. Die Wissenschaft wird dadurch in die Lage gebracht, die Prozesse der Evolution zu verstehen, rassistischen Mythen die Grundlage zu entziehen und die Art und Weise zu verändern, wie Mediziner Krankheiten diagnostizieren. Die neue Herangehensweise, sich nicht mehr auf individuelle Gene zu konzentrieren, sondern auf Gensysteme, wird die biologische Sichtweise des menschlichen Körpers völlig ändern. Es ist vergleichbar mit Mendelejews Periodensystem in der Chemie oder dem Durchbruch von Watson und Crick vor 48 Jahren, als sie als erste die Doppelhelixstrukur der DNA (Desoxyribonukleinsäure) beschrieben. "Bis jetzt haben wir durch ein Schlüsselloch geblickt", so James Pierce, Professor für Genetik an der Universität von Philadelphia, "jetzt ist die Tür offen!"

Das Ausmaß dieses Projekts war enorm. Ungefähr 2000 Wissenschaftler haben weltweit daran gearbeitet. Das Forschungsprojekt wurde eigentlich von zwei verschieden Gruppen geführt. Eine gesponsert von der US-Regierung, die andere vom britischen Wellcome Trust‘s Glaxo Sanger Centre. Beide Gruppen kamen zur unerwarteten Schlussfolgerung, dass die Anzahl der Gene im menschlichen Genom weniger als ein Viertel des erwarteten Resultats beträgt. Das von J.Craig Venter von Celera Genomics Corp. geleitete Team fand deutliche Hinweise auf 26383 Gene und schwächere Indizien für weitere 12731.

Nach den Angaben des zweiten Teams gibt es wahrscheinlich etwa 35000 Gene, aber möglicherweise bis zu 40000. Das Celera-Team veröffentlichte seine Ergebnisse in der Zeitschrift Science (Nr.291, 16.2.2001), die anderen in Nature (Nr.409, 15.2.2001). "Es ist gut, dass wir eine grobe Übereinstimmung haben", sagte Venter. "Das Ergebnis zeigt jedenfalls, dass die Zahl der Gene wesentlich niedriger ist, als angenommen wurde." Die Wissenschaftler entdeckten darüber hinaus, dass jedes menschliche Gen in der Lage ist, zwei oder sogar mehr Proteine zu erzeugen — im Gegensatz zur bisherigen Meinung, dass jedes Gen nur ein Protein erzeugen kann.

Diese Entdeckungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die medizinische Forschung. Sie führen zur Vermutung, dass Gene als Krankheitsverursacher eine geringere Rolle spielen als bisher angenommen. Neue Heilungsmethoden werden sich daher nicht nur auf die Gene an sich konzentrieren müssen, sondern vor allem auch darauf, wie diese interagieren. Sogar kurzfristig sind die praktischen Implikationen enorm. Fortschritte in der medizinischen Forschung könnten durch die Identifikation von Genen erfolgen, die für nicht vererbbare Krankheiten verantwortlich sind. Wissenschaftler könnten lernen, die Möglichkeit einer genetischen Störung vorherzusagen und Behandlungsmethoden entwickeln. Schon in fünf oder sechs Jahren könnte diese Arbeit Früchte in Bereichen wie Diabetes, Herzkrankheiten und schwerwiegenden mentalen Erkrankungen tragen. Wichtige Fortschritte wurden bereits bei Schizophrenie gemacht.

Die Entdeckungen des Human Genome Project sind eine eindrucksvolle Bestätigung des Marxismus. Seit Jahrzehnten erklären unzählige Genetiker, dass Dinge wie Intelligenz, Homosexualität und Kriminalität durch unsere Gene determiniert seien. Aus dieser Annahme sind die reaktionärsten Schlussfolgerungen gezogen worden: Schwarze und Frauen sind bei der Intelligenz gegenüber Weißen und Männern genetisch benachteiligt; Vergewaltigung und Mord sind bis zu einem gewissen Grad natürlich, weil sie genetisch bestimmt sind; es macht keinen Sinn, Geld für Schulen und Wohnungen für die Armen auszugeben, weil Armut in den Genen festgeschrieben ist. Und vor allem: gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und Ungleichheit sind natürlich und unausweichlich, alle Versuche, die Klassengesellschaft zu überwinden, sind daher zum Scheitern verurteilt.

Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Wissenschaft nicht von Politik und Klasseninteressen getrennt werden kann und dass sogar hervorragende Wissenschaftler, wissentlich oder nicht, für reaktionäre Zwecke benutzt werden können.

Das Rätsel der fehlenden Gene

Trotz der enormen Wichtigkeit ihrer Erfindung waren jene Biologen, die die erste Analyse der dekodierten Sequenzen bekannt gaben, ebenso erstaunt wie begeistert. Die größte Überraschung war die geringe Anzahl der menschlichen Gene. Als sie die ersten Genstämme untersuchten, die für Pharmaunternehmen von Interesse schienen, "brach fast Panik aus, weil die Gene nicht da waren", sagte Venter. Das Problem ist, dass die Lehrbücher davon ausgegangen waren, dass die Anzahl der Gene sehr viel höher sei.

Der menschliche DNA-Strang ist so lang, dass man annahm, dass er Informationen für die Bildung von 50000 bis 150000 Genen enthalten könnte. Diese Annahme basierte auf einem Vergleich mit einfacheren Organismen, wie bspw. Fruchtfliegen. Wenn eine Fruchtfliege, 13000 Gene hat, sollte ein Mensch, der wesentlich komplexer ist, ein Vielfaches davon haben. Die Schätzung von bis zu 150000 Genen schien um so vernünftiger, nachdem die ersten beiden tierischen Genome dechiffriert worden waren. Der Fadenwurm Caenorhabditis elegans verfügt über 19098 Gene und die Fruchtfliege Drosophila melanogaster über 13601. Randy Scott, Wissenschaftler bei Incyte Genomics, ging im September 1999 von der Existenz von 142634 menschlichen Genen aus.

Aber es zeigt sich nun, dass die menschliche Genstruktur jener dieser beiden kleinen wirbellosen Tiere wesentlich ähnlicher ist, als man erwartet hatte. Stattdessen entdeckte man, dass große Teile des DNA-Codes nur sehr wenige Gene erschaffen. "Wir haben etwa doppelt so viele Gene wie eine Fliege und die gleiche Anzahl wie Mais", meinte Venter, "daran sollten Sie denken, wenn Sie demnächst Mais essen." Auch Scott stellte fest, dass seine früheren Annahmen zu hoch gegriffen waren, und geht nun auch von einer Anzahl von etwa 40000 Genen aus.

Celeras Rivale, das öffentlich finanzierte Konsortium akademischer Zentren, kam zu ähnlichen Erkenntnissen. Sein in Nature veröffentlichter Bericht gibt die wahrscheinliche Anzahl der menschlichen Gene mit 30000—40000 an. Da die gegenwärtigen Methoden zur Identifizierung von Genen dazu neigen, die Zahl der Gene zu überschätzen, bevorzugen beide Forschungsgruppen einen Wert vom unteren Ende der Skala, so dass eine Zahl von etwa 30000 die genauere Schätzung ist.

Die Forscher fanden auch auch andere Widersprüche. Die meisten der repetitiven DNA-Abschnitte in jenen 75% des Genoms, die möglicherweise nutzlos sind, hörten schon vor Millionen von Jahren auf zu akkumulieren, aber einige Abschnitte sind noch immer aktiv und haben möglicherweise eine wichtige Funktion. Die Chromosomen selbst haben eine reiche Archäologie. Große Blöcke von Genen scheinen von einem menschlichem Chromosom auf andere kopiert worden zu sein. Eine Tatsache, die Wissenschaftler ermutigen wird herauszufinden, wie dieser Kopierprozess verläuft, um so die Geschichte des tierischen Genoms zu rekonstruieren.

Die geringe Anzahl der menschlichen Gene stellt die Wissenschaft vor ein Dilemma. Wie ist die höhere Komplexität der Menschen angesichts der Tatsache zu erklären, dass wir nur 50% mehr Gene als ein Fadenwurm haben? Wenn der Mensch nur 13000 Gene mehr hat als Caenorhabditis elegans und nur 6000 mehr als Arabidopsis thaliana (die Acker-Scheidewand, ein Kreuzblütengewächs), wieso ist er dann verglichen damit so komplex? Caenorhabditis elegans ist ein kleines röhrenförmiges Wesen, ein Körper mit 959 Zellen, von denen 302 Neuronen sind, die als sein Gehirn betrachtet werden. Menschen haben 100 Billionen Zellen, 100 Milliarden davon sind Gehirnzellen. Trotz des Modetrends, der Evolution jeden Fortschritt abzusprechen, ist es doch naheliegend anzunehmen, dass Homo sapiens etwas anderes ist als Caenorhabditis elegans.

Der Christian Science Monitor stellte die Frage folgendermaßen: "Wenn der Mensch so fortgeschritten ist, wie kann es sein, dass sich die Anzahl seiner Gene kaum von einem Wurm oder von Unkraut unterscheidet?" Und wenn sich zeigt, wie zu erwarten ist, dass das Genom eines Schimpansen jenem eines Menschen sehr ähnlich ist, wird die Wissenschaft trotz alledem erklären müssen, wie es möglich ist, dass die eine Spezies in den letzten 50000—150000 Jahren den Planeten beherrschte, während die andere noch immer auf Bäumen herumklettert. Diese Frage kann jedoch nicht auf rein genetischer Basis beantwortet werden.

Der große Fortschritt der jüngsten Entdeckungen besteht darin, dass sie einen Bruch mit jenem Konzept bedeuten, wonach alles mit Bezugnahme auf individuelle Gene erklärt werden kann. Dem menschlichen Genom kann man sich jetzt als komplexes Ganzes nähern. Gene dürfen nicht als eine Ansammlung von isolierten Einheiten angesehen werden, sondern als ein Prozess höchst komplexer Interaktionen. Die weitere Erforschung dieser Interaktionen, ihre Geschichte und die daraus resultierende genetische "Archäologie" werden uns schließlich ein Verständnis über uns selbst und über unsere Stellung in der Natur geben.

Biologischer Determinismus

Marxisten haben nie die Rolle der Genetik in der Bestimmung des menschlichen Verhaltens ignoriert. Es ist selbstverständlich, dass Gene eine wichtige Rolle spielen. Sie bilden in gewissen Grad das Rohmaterial, aus dem sich Individuen entwickeln. Aber sie repräsentieren nur ein Element einer sehr komplexen Gleichung. Ein Problem entsteht dann, wenn versucht wird, Gene als den allein bestimmenden Faktor zu präsentieren. In Wahrheit beeinflussen sich Gene und Umweltfaktoren gegenseitig. In diesem Prozess der Beeinflussung ist die Rolle der Umwelt, die von den Vertretern des biologischen Determinismus systematisch geleugnet oder heruntergespielt wird, absolut zentral.

Die jüngsten Forschungsergebnisse des Human Genome Project haben die Auseinandersetzung ein für allemal entschieden. Die relativ geringe Anzahl von Genen schließt die Möglichkeit, dass individuelle Gene unser Verhalten bestimmen und kontrollieren (Kriminalität, sexuelle Orientierung…) aus. Es widerlegt Theorien von Leuten wie Dean Hammer, der behauptet hat, ein Gen auf dem menschlichen X- Chromosom isoliert zu haben, das für Homosexualität verantwortlich sein soll. Ähnliche Aussagen wurden für eine ganze Reihe von menschlichen Eigenschaften, vom Kunstgeschmack bis zu politischen Einstellungen, gemacht. In Wirklichkeit ist das menschliche Verhalten sehr komplex und kann nicht auf die Genetik reduziert werden.

Die Vertreter des biologischen Determinismus behaupteten, dass in gewisser Weise Gene für Dinge wie Kriminalität und Homosexualität verantwortlich seien. Sie versuchten alle sozialen Probleme durch Genetik zu erklären. Im Februar 1995 fand in London eine Konferenz zur "Genetik kriminellem und asozialen Verhaltens" statt.

Während der Konferenzleiter Sir Michael Rutter vom London Institute of Psychiatry feststellte, "dass es so etwas wie ein Gen für Kriminalität nicht geben kann", bestanden andere Teilnehmer, wie z.B. Gregory Carey von der University of Colorado, darauf, dass genetische Faktoren für 40—50% der Kriminalität verantwortlich seien. Andere Teilnehmer meinten, es gebe gute Möglichkeiten, Medikamente zu entwickeln, die, sobald die verantwortlichen Gene gefunden sind, in der Lage wären, Aggression zu kontrollieren. Sollten Tests zeigen, dass ein Embryo Gene besitzt, die für aggressives oder antisoziales Verhalten verantwortlich sind, sollte nach Ansicht von Carey eine Abtreibung in Erwägung gezogen werden.

Es gibt noch viele andere Beispiele für biologischen Determinismus. Das berüchtigte Buch The Bell Curve von Charles Murray behauptete, eine genetische Erklärung für den Unterschied zwischen dem durchschnittlichen IQ eines weißen und eines schwarzen Amerikaners gefunden zu haben. C.R.Jeffery schrieb: "Die Wissenschaft muss erklären, welche Individuen kriminell werden, welche Individuen zu Opfern werden und welche Bestrafungsmethoden funktionieren werden und welche nicht." Yudofsky unterstützt diese Position und stellt fest: "Wir stehen vor einer Revolution in der genetischen Medizin. In Zukunft werden wir die Genetik aggressiver Abweichungen verstehen und jene Personen identifizieren, die eher zur Gewalt neigen."

Als wir diese falschen Theorien in Reason in Revolt kritisiert haben, wussten wir noch nicht, dass innerhalb weniger Jahre deren unwissenschaftlicher Charakter so klar demonstriert werden würde. Graig Venter von Celera formulierte es sehr klar: "Wir haben schlichtweg zu wenige Gene, um dem biologischen Determinismus eine wissenschaftliche Basis geben zu können. Die Vielfalt der menschlichen Spezies ist nicht im genetischen Code eingebrannt. Die Umweltbedingungen sind entscheidend." (The Observer, 11.Februar 2001.)

Der Observer schreibt weiter: "Nur wenn sich die Forscher darauf konzentrieren, wie Gene aktiviert und deaktiviert werden und wie sie Proteine erzeugen, können sie einen signifikanten Unterschied zwischen verschiedenen Säugetierarten erkennen. Der entscheidende Unterschied zu anderen Tieren liegt in der Art und Weise, in der menschliche Gene auf umweltbedingte Stimulierungen reagieren."

Das bedeutet, es sind die Umweltbedingungen, der äußere Reiz sowohl der physischen Welt als auch der Bedingungen, unter denen wir leben, die die Evolution entscheidend bestimmen. Die Rolle von Genen ist wichtig, aber die Beziehung zwischen Genen ist nicht einfach und mechanisch, wie uns die Theorie des biologischen Determinismus weismachen will, sondern komplex und dialektisch. Nehmen wir ein Beispiel für die dialektische Beziehung zwischen Genen und der Umwelt: das absolute Gehör.

Im neuen Buch von Ken Davies, The Sequence, das die Suche nach dem menschlichen Genom beschreibt, lesen wir: "Vor kurzem hat eine Untersuchung über das absolute Gehör, die Fähigkeit, jeden musikalischen Ton isoliert für sich zu erkennen, ergeben, dass diese Fähigkeit durch die Vererbung eines einzelnen Gens weitergegeben wird. Dass mag nun wie eindeutiger Fall von biologischem Determinismus klingen, aber es gab eine wichtige weitere Entdeckung. Damit diese Fähigkeit wirklich entwickelt wird, muss man schon im frühen Kindesalter musikalisches Training erhalten. Mit anderen Worten, sogar bei den oberflächlich gesehen einfach vererbten Fähigkeiten spielen Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle."

Das heißt, es gibt eine komplexe Beziehung zwischen dem genetischen Aufbau des Organismus und den physischen Bedingungen, die ihn umgeben. In hegelianischer Sprache könnte man sagen, Gene repräsentieren ein Potenzial. Aber dieses Potenzial muss durch einen externen Reiz aktiviert werden. Die Gene werden durch Umwelteinflüsse "eingeschaltet", sie produzieren kleine Veränderungen, einige davon erweisen sich aus evolutionärer Sicht als sinnvoll und brauchbar, andere, oder besser gesagt die meisten genetischen Mutationen bedeuten allerdings keinen Fortschritt oder sind sogar schädlich.

Über einen bestimmten Zeitraum führen die positiven Mutationen zu qualitativen Veränderungen im Organismus und bilden damit die Basis für den Prozess, den wir natürliche Auslese nennen. Der Leitartikel des Observer zog die politische Schlussfolgerung: "Politisch stärken die jüngsten Entdeckungen die Linke mit ihrem Glauben daran, dass jeder ein Potenzial hat, wie armselig sein sozialer Hintergrund auch sein mag. Für die Rechte, mit ihrer Neigung zu herrschenden Klassen und zum Konzept der Erbsünde, bedeutet es eine schwere Niederlage."

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind auch bedeutend für einen weiteren Gesichtspunkt: Die Gene decken die Einheitlichkeit in der menschlichen Vielfalt auf. Sie zerstören den Mythos von rassischer Überlegenheit. Die biologische Grundlage aller Menschen ist gleich. Das Fehlen eines "Rassengens" wurde von zwei Seiten bestätigt. Celera verwendete DNA von Männern und Frauen die sich selbst als asiatische Chinesen, Afroamerikaner, Kaukasier und Mexikaner bezeichneten. Die Wissenschaftler konnten eine Gruppe nicht von der anderen unterscheiden. Kein Gen für sich oder in Kombination mit anderen konnte die untersuchten "Rassen" unterscheiden.

Die neue Untersuchung besagt, dass alle Individuen zu 99,99% gleich sind. Außerdem sind die Forscher der Meinung, dass der Genpool in Afrika, wo der Ursprung der Menschheit vermutet wird, am vielfältigsten ist. Diese Erkenntnis entzieht den Vorstellungen von Unterschieden aufgrund verschiedener Hautfarbe jede Grundlage. Svente Pääbo, ein deutscher Forscher, erklärt in einem Artikel in Science über das Schema der Gensequenz: "Es ist oft der Fall, dass zwei Personen, die vom selben Teil der Erde stammen und sich oberflächlich betrachtet ähnlich sehen, weniger nahe verwandt sind als zwei, die von verschiedenen Kontinenten kommen und vielleicht sehr unterschiedlich aussehen."

Eric Lander vom Whitehead Institute for Genome Research in Cambridge, Mass., Mitglied des internationalen Konsortiums, betonte dass obwohl zwei Menschen zu 99,9% genetisch identisch sind, immer noch Raum für beachtliche Variationen bleibt. 0,1% der menschlichen Gene sind verantwortlich für erbliche Unterschiede. Grundsätzlich sind alle Menschen gleich. Die Untersuchungen über die menschlichen Gene haben zweifelsfrei bewiesen, dass wir trotz äußerlicher Unterschiede zu über 99% identisch sind. Nur 3 Millionen der 3 Milliarden Chemikalien im Genom unterscheiden sich von Person zu Person, wodurch rassische Unterscheidungen bedeutungslos werden. Ethnische und kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Völkern bestehen zweifellos, jedoch sind diese Unterschiede auf genetischer Ebene bedeutungslos, wo die Menschen ohne Rücksicht auf Ethnie und Geschlecht gleich sind. Rassenhass kann daher nicht als durch genetische Unterschiede hervorgerufen gerechtfertigt werden.

Der Leitartikel der Seattle Times vom 13.Februar 2001 betont: "Ein Vorteil des Genprojekts ist, dass die Fanatiker ihrer Argumente beraubt werden, die lange versucht haben, altmodischen Hass mit ‚wissenschaftlichem‘ Geschwätz über genetische Überlegenheit zu tarnen. Die Karte der menschlichen DNA führt zu einer Erkenntnis: Rasse hat in der Wissenschaft keine Bedeutung."

Das bedeutet bestimmt nicht das Ende des Rassismus, dessen Wurzeln in den Widersprüchen des Kapitalismus in der Epoche seines Niedergangs liegen. Aber es nimmt zumindest den Lieferanten rassistischen Giftes das Feigenblatt pseudowissenschaftlicher Argumente. In Zukunft wird jeder Versuch rassistischer Fanatiker, die Wissenschaft um Unterstützung für ihre Ansichten anzurufen, die Verachtung ernten, die er verdient.

Kreationismus

Die Enthüllung der langen und komplexen Geschichte der Gene, die uns solange verborgen blieb, hat Diskussionen über die Natur der Menschheit und den Prozess der Schöpfung ausgelöst. Unglaublicherweise werden die Erkenntnisse Darwins im ersten Jahrzehnt des 21.Jahrhunderts von der sog. kreationistischen Bewegung in den USA herausgefordert, die fordert, dass amerikanischen Schulkindern beigebracht wird, dass Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hat, dass der Mann aus Lehm gemacht wurde und die erste Frau aus einer seiner Rippen entstand.

Der Kreationismus ist kein Witz. Er umfasst Millionen Menschen und seine Speerspitze bilden überraschenderweise Wissenschaftler, darunter einige Genetiker. Dies ist ein deutlicher Ausdruck der intellektuellen Folgen des verfallenden Kapitalismus. Es ist ein gutes Beispiel für den dialektischen Widerspruch der Rückentwicklung des menschlichen Bewusstseins.

Im technisch fortgeschrittensten Land der Erde verbleiben die Köpfe von Millionen Männern und Frauen unter dem Einfluss des angesammelten Schutts der Vergangenheit. So wie wir unsere Gene mit den primitivsten Organismen teilen und viele von ihnen nutzlos sind, so finden wir in den entlegensten Nischen unseres Bewusstseins Relikte primitivsten Aberglaubens und primitivster Vorurteile. Sie sind Überbleibsel einer barbarischen und halbvergessenen Vergangenheit, die verschwunden ist, aber noch nicht überwunden wurde. Im Bewusstsein der Kreationisten finden wir ein Widerhall der Zeiten, in denen Kriegsgefangene den Göttern geopfert und Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Wenn diese Bewegung sich durchsetzen würde, gelangten wir, wie ein Wissenschaftler kürzlich bemerkte, zurück ins Mittelalter.

Die neuesten Entdeckungen haben schließlich den Unsinn des Kreationismus gesprengt. Sie haben die Annahme zerstört, dass jede Spezies einzeln geschaffen wurde und dass der Mensch mit seiner unsterblichen Seele speziell dazu geschaffen wurde, den Herrn zu preisen. Es ist nun bewiesen, dass Menschen keine einzigartigen Geschöpfe sind.

Das Genprojekt zeigt schlüssig auf, dass wir unsere Gene mit anderen Arten teilen — und dass ältere Erbanlagen Anteil daran haben, uns zu dem zu machen, was wir sind. Menschen teilen ihre Gene mit Arten, deren Ursprung weit zurückliegt im Nebel der Zeit. Tatsächlich kann ein kleiner Teil dieses genetischen Erbes bis zu primitiven Organismen wie Bakterien zurückverfolgt werden. "Die Evolution hat keine Zeit, neue Gene zu schaffen. Sie muss neue Gene aus alten Teilen zusammensetzen", beobachtet Eric Lander.

Die beiden Teams fanden einen erstaunlichen Grad von Genkonservation in den letzten 600 Millionen Jahren der Evolution auf der Erde: "In vielen Fällen haben wir herausgefunden, dass Menschen dieselben Gene besitzen wie Ratten, Mäuse, Katzen, Hunde und sogar Fruchtfliegen", setzt Venter fort. "Betrachten wir das Gen PAX-6 in Drosophila melanogaster. Wir haben herausgefunden, dass sich keine Augen bilden, wenn es beschädigt ist. Man kann es vom Menschen entnehmen und in eine Fruchtfliege implantieren, und ihre Nachkommen werden wieder Augen haben."

Bisher haben die Wissenschaftler 200 Gene gefunden, die Menschen mit Bakterien teilen — eine Enthüllung, die James Watson, den Entdecker der DNA-Struktur, überrascht hat: "Wir wussten, dass Gene von Bakterien auf andere Bakterien übertragen wurden", meinte er, "aber nicht dass sie von Bakterien auf Menschen übersprangen." Auf diese Weise wurde der endgültige Beweis für die Evolutionstheorie erbracht. Auf eine erstaunliche Weise haben diese genetischen "Fossilien" über Milliarden von Jahren geholfen, uns zu dem zu machen, was wir sind. "Zweifellos wird die genetische Anschauung über unseren Platz in der Natur sowohl zu einer Quelle der Demut als auch zu einer Absage an die Vorstellung menschlicher Einzigartigkeit", schreibt Svente Pääbo in einem Artikel in Science. "Die Einsicht, dass ein oder mehrere genetische Fehler die menschliche Geschichte erst möglich machten, konfrontiert uns mit einer Anzahl philosophischer Herausforderungen." Auch für Marxisten hält das menschliche Genom wichtige philosophische Erkenntnisse bereit.

Wissenschaft und Dialektik

Am Beginn der Bemühungen, den genetischen Code zu dechiffrieren, beschrieb Sir John Sulston, ehemaliger Direktor des Sanger Centre, das Zeichnen der menschlichen genetischen Karte als "ein bemerkenswertes Ereignis im Zeitalter der Molekularbiologie … Es ist bemerkenswert, dass ein Lebewesen so klug wurde und so komplexe Maschinen entwarf, dass es darüber nachdenken kann, was es tut, und dass es tatsächlich den Code, die Anleitung für sich selbst herausgefunden hat. Es ist, oberflächlich betrachtet, paradox … aber es ist wahr. Wir verstehen, wie wir funktionieren."

In der Tat lässt der spektakuläre wissenschaftliche Fortschritt unserer Epoche die Spekulationen der Philosophie vergleichsweise blass und uninteressant erscheinen. Die Taten der Menschheit haben den üblichen Stand seines Bewusstseins weit übertroffen, das immer noch weitgehend im Sumpf seiner barbarischen Vergangenheit steckt. Die neuen Entdeckungen geben der Menschheit Inspiration und Selbstvertrauen. Sie geben uns ein Bild von uns selbst, wer wir wirklich sind, und woher wir kommen — vielleicht auch wohin wir gehen.

Doch trotz Sir John Sulstons Bemerkungen zur Philosophie gibt es einige Bereiche, in denen das Wissen um die echte Philosophie von unzweifelhaften Vorteil für die Wissenschaft ist. Natürlich gibt es Philosophie und Philosophie. Sehr wenig, was heute an den Universitäten als Philosophie durchgeht, nützt einem Wissenschaftler — oder sonst jemandem. Aber es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme, die schon lange auf die überfällige Anerkennung wartet: die Philosophie des dialektischen Materialismus.

Auch wenn in den letzten Jahren viele Aspekte des dialektischen Materialismus übernommen wurden und auf unterschiedliche Weise in verschiedenen Theorien aufgetaucht sind (z.B. in der Chaostheorie), fehlt es noch immer an einem tieferen Verständnis für diese grundlegende wissenschaftliche Methode. Das ist bedauerlich, da das Wissen um die dialektische Methode sicherlich einige Fehltritte der Wissenschaft, die aufgrund falscher Annahmen zustande kamen, verhindert hätte. Der menschliche Gencode ist z.B. so ein Fall.

Natürlich kann keiner der verschiedenen philosophischen Ansätze der Wissenschaft Vorschriften machen. Die Ergebnisse der Wissenschaft müssen von ihren eigenen Methoden der Untersuchung, Beobachtung und Experimente bestimmt werden. Dennoch wäre es ein Irrglaube anzunehmen, dass sich Wissenschaftler ihrem Objekt ohne philosophische Betrachtungen nähern. Hinter jeder Hypothese stecken mehrere Annahmen, die sich nicht alle von der Wissenschaft ableiten lassen.

Nehmen wir als Beispiel die formale Logik. Sie gilt als unumstößlich. Sie spielt auch eine große Rolle, hat aber auch bestimmte Grenzen. Trotzki erklärte, das Verhältnis der formalen Logik zur Dialektik ähnelt dem der elementaren Mathematik zur Differential- und Integralrechnung. Der große Vorteil der Dialektik gegenüber der formalen Logik ist, dass die Dialektik sich mit der Materie in ihrer Bewegung, Veränderung und Entwicklung beschäftigt und außerdem noch zeigt, dass jede Entwicklung durch Widersprüche erfolgt.

So beschreibt auch Marx die Evolution als keinen geradlinigen Prozess, sondern als eine Linie, in der die Perioden der langsamen Entwicklung ("Stasis" in der modernen Terminologie) plötzlich unterbrochen wurden, und dieser Bruch in der Kontinuität führte zu einer neuen Richtung der Entwicklung.

Ein Beispiel: die dialektische Methode erklärt, wie ganz kleine Veränderungen, ab einem gewissen Punkt, enorme Transformationen hervorbringen können. Dieses berühmte Gesetz des Übergangs von Quantität in Qualität wurde zuerst von den alten Griechen entdeckt, später von Hegel weiterentwickelt und von Marx und Engels auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt. Der immensen Bedeutung dieses Gesetzes wurde unlängst auch in der Wissenschaft durch die Chaostheorie Rechnung getragen. Die letzte Version dieser Theorie (engl. ubiquity) hat gezeigt, dass es sich hierbei um ein universelles Gesetz handelt, dem eine Schlüsselrolle beim Verständnis der fundamentalsten Prozesse in der Natur zukommt. Und auch in der jetzigen Debatte spielt dieses Gesetz eine wichtige Rolle.

Was ist die Quelle für den Irrtum der Genetiker, dass der Mensch mehr Gene hat als in Wirklichkeit? In der Philosophie ist dieses Phänomen als Reduktionismus bekannt und stammt von der mechanischen Annahme, dass die Natur ausschließlich quantitative Relationen kennt. So geht auch die Grundthese des biologischen Determinismus davon aus, der Mensch sei eine Anhäufung von Genen und nicht ein komplexer Organismus, ein Prozess, ein Produkt von dialektischen Beziehungen von Genen und Umwelt.

Ihre Argumentationslinie ist die formale Logik und nicht die Dialektik. Vom philosophischen Standpunkt waren ihre Schlussfolgerungen in sich schlüssig. Logisch — und trotzdem völlig falsch. Sie nahmen an, da der Mensch größer und komplexer als Fruchtfliegen und Fadenwürmer sei, müsse er auch viel mehr Gene besitzen. Doch die Natur kennt viele Beispiele, wo eine kleine Veränderung der Quantität eine Veränderung der Qualität erzeugt. Der offensichtliche Widerspruch zwischen der Größe und Komplexität des Menschen und der relativ kleinen Anzahl an involvierten Genen kann nur mit Zuhilfenahme des oben erwähnten Gesetzes erklärt werden.

In dem Buch Reason in Revolt unterwarfen wir diese Methode des Reduktionismus einer umfassenden Kritik. Bezugnehmend auf Richard Dawkins Methodik in seinem Buch The Selfish Gene (Das egoistische Gen) schrieben wir: "Dawkins Methode führte ihn direkt in den Sumpf des Idealismus. Seiner Meinung nach kann die menschliche Kultur auf einzelne Einheiten (die er memes nennt) reduziert werden, die sich, wie Gene, selbst wiederholen und ums Überleben kämpfen. Das ist offensichtlich falsch. Die menschliche Kultur wurde von Generation zu Generation weitergegeben, nicht von memes, sondern im weitesten Sinn über Erziehung. Sie wurde nicht vererbt, aber von jeder Generation sorgfältig neu erlernt und weiterentwickelt. Kulturelle Vielfalt ist kein Produkt der Gene, sondern der sozialen Geschichte. Dawkins Zugang ist durch und durch reduktionistisch."

Im Magazin Science bemerkte Jean-Michel Claverie vom CNRF in Marseilles, dass mit Hilfe eines einfachen Kombinationsschemas ein aus 30000 Genen bestehender Organismus wie der menschliche unbegrenzt noch komplizierter gemacht werden kann. Das ist ein perfektes Beispiel für die Umwandlung von Quantität in Qualität. Claverie nimmt an, dass der Mensch nicht vollendeter ist als einige unserer eigenen Schöpfungen. "Tatsächlich ist das menschliche Genom mit seinen 30000 Bestandteilen, die jeweils durchschnittlich mit vier bis fünf anderen interagieren, nicht wesentlich komplexer als ein Flugzeug, das aus mehr als 200000 Bestandteilen zusammengesetzt ist, wobei jedes Teil mit drei bis vier anderen zusammenarbeitet."

Das anfängliche Scannen des Genoms legt zwei spezielle Gründe dafür nahe, warum der Mensch komplexer ist als ein Wurm. Die eine Erklärung kommt aus der Analyse der sog. Proteinbereiche. Proteine, die arbeitenden Teile der Zelle, haben oft Mehrfachfunktion, wobei jede Rolle von einem anderen Bereich des Proteins ausgeführt wird. Einige Proteinbereiche sind sehr alt. Vergleiche mit den Proteinbereichen des Fadenwurms, der Fruchtfliege und des Menschen haben ergeben, dass nur 7% der beim Menschen gefundenen Proteinbereiche nicht bei Fadenwürmern und Fruchtfliegen vorhanden sind. Dies legt nahe, dass nur "wenige neue Proteinbereiche in der Stammlinie der Wirbeltiere aufgetaucht sind".

Der springende Punkt ist, dass schon eine sehr kleine genetische Mutation enorme Auswirkungen haben kann. Tatsächlich beträgt der genetische Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse weniger als 2%. Wie die jüngsten Untersuchungen verdeutlichten, haben wir mit anderen Arten mehr gemeinsam, als wir zugeben möchten.

Die Mehrheit des vorhandenen menschlichen genetischen Materials ist sehr alt und identisch mit den Genen von niedrigeren Lebensformen wie z.B. Fruchtfliegen. Die Natur ist inhärent konservativ und sehr ökonomisch in ihrer Arbeitsweise! Organische Substanzen entwickelten sich aus anorganischen, höhere Lebensformen stammen von niederen. Wir teilen die meisten unserer Gene nicht nur mit Affen und Hunden, sondern auch mit Fischen und Fruchtfliegen. Aber nur diese Tatsache festzuhalten ist ungenügend. Es ist auch notwendig, den dialektischen Prozess von der Transformation einer Spezies zu einer anderen zu erklären. Derzeit gilt es als modern, die Unterschiede zwischen Mensch und Tier zu verwischen, was sicher eine Überreaktion ist auf die alte Idee, den Menschen als ein spezielles Wesen zu sehen, der vom Allmächtigen als Herr der Schöpfung geschaffen wurde.

Die wahrscheinlichste Erklärung für die Herausbildung von mehr Komplexität ist die Idee der kombinierten Komplexität. Einige Proteine mehr ergeben Möglichkeiten für eine Vielzahl von zusätzlichen, verschiedenen Kombinationen zwischen den Proteinen, die wiederum qualitative Veränderungen herbeiführen können. Diese Frage ist noch nicht endgültig entschieden, aber es erscheint sehr wahrscheinlich, dass die Lösung entlang dieser Linie gefunden wird.

Menschliches Genom und Big Business

Die Wissenschaftler vom Human Genome Project beschrieben die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts als "ein Geschenk an die Menschheit", das die jetzigen Methoden, sich vor Krankheiten zu schützen, verbessern und helfen wird, neue Heilmitteln zu finden. So sollte es zweifellos sein. Aber in der Marktwirtschaft wird für dieses Geschenk ein hoher Preis zu zahlen sein.

Das Entschlüsseln des menschlichen Bauplans ist eine historische Errungenschaft. Nun hat die Aufgabe, die Komplexität und den dialektischen Prozess zwischen Genen und Umwelt zu erforschen, erst begonnen. Die Wissenschaft hat bis jetzt noch nicht die Rolle der Gene bei komplexen Krankheiten erforscht. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, doch dieses immense Potenzial wird bald in Konflikt mit den engen Grenzen des kapitalistischen Systems geraten, wo alles dem privaten Gewinn untergeordnet ist. Die neue Technologie wird schnell unter die Kontrolle der großen Multis kommen, die sie für sich selbst ausbeuten werden. Die allgemeinen Interessen der Menschheit rücken an die zweite Stelle.

Das Human Genome Project hat natürlich das Big Business in der Hoffnung auf große Profite angezogen. Die Resultate haben aber auch Bestürzung in einigen Chefetagen der großen Pharmafirmen gebracht. Sie freuten sich schon auf eine Menge Geld mit den verbesserten Heilmitteln, die mit dem Wissen um das Verhalten der menschlichen Gene produziert werden könnten. Anfänglich rechneten sie mit 120000—150000 Genen und danach richteten die Arzneimittelfirmen ihre Investitionen.

So wurden Craig Venter und sein Team von dem Chef eines führenden Biotechnologieunternehmens heftig beschimpft, als diese bekannt machten, dass die Anzahl der Gene "nur" 80000 betragen werde. "Er fluchte, beschwor uns und benutzte alle möglichen Beschimpfungen gegen mich und meine Firma." Als er von Venter gefragt wurde, wo denn das Problem sei, lautete die Antwortet: "Ihr habt gerade bekannt gemacht, dass es nur 80000 menschliche Gene gibt. Aber ich habe gerade einen Deal mit SmithKline Beecham abgeschlossen und ihm versprochen 100000 Gene zu verkaufen. Wo glaubt ihr, soll ich nun die restlichen auftreiben, ihr Bastarde." Es ist gut möglich, dass dieser Gentleman starb, bevor er erfahren hat, dass es überhaupt nur 30000 menschliche Gene gibt.

Dieser kurze Austausch wirft ein erheiterndes Licht auf die Beziehung zwischen dem Big Business und wissenschaftlicher Forschung. Wissenschaftler — zumindest die guten — sind an der Wissensfindung um ihrer selbst willen interessiert, daran, neue Ufer zu ergründen und den Horizont der Wissenschaft zu erweitern. Das Big Business dagegen interessiert sich ausschließlich für das Geldmachen. In diesem Fall waren sie bereit zu investieren, weil sie die Perspektive schmackhafter Profite vor Augen hatten. Die Biotechnologieindustrie basiert auf der Isolierung von Genen, die in unserem Körper nicht richtig funktionieren, um neue Medikamente entwickeln und mit Gewinn verkaufen zu können. Selbst 30000 potenzielle neue Medikamente bedeuten eine große Summe Geld — für einige wenige.

Das internationale Human Genome Sequencing Consortium ist ein multinationales, öffentlich finanziertes Projekt, das seine Forschungsergebnisse für alle zugänglich macht. Celera Genomics, ein privates Unternehmen, dagegen, hält seine Forschungsergebnisse in der Hoffnung, seine Investoren reich zu machen, unter Verschluss. Mit ihrem Bauplan der menschlichen Genetik in der Tasche hofft Celera Genomics das große Geld mit Biotechnologie- und Pharmafirmen zu machen, die die genetische Informationen zur Entwicklung neuer Medikamente brauchen.

Obwohl der genetische Bauplan und Informationen vom Human Genome Project kostenlos zur Verfügung gestellt werden, haben Forschungsunternehmen wie Immunex bereits über 15 Millionen Dollar bezahlt, um den Bauplan von Celera zu erhalten. Nach Ansicht von Analysten bewegt sich das Unternehmen mit einem Marktkapital von etwa 3 Milliarden von seiner Position als Genbibliothek weg, hin zur Entwicklung von Medikamenten und Behandlungsmöglichkeiten, begünstigt durch das Wissen über den genetischen Bauplan. Celera-Aktien stiegen an der New Yorker Börse von 10 Cents auf 47,85 Dollar. Bereits jetzt benützt Celera den genetischen Bauplan, um Medikamente und Behandlungsmethoden selbst zu entwickeln. Man nimmt an, dass Celera so groß werden könnte wie der Arzneimittelgigant Pfizer.

Weil Unternehmen üblicherweise gesicherte Eigentümerrechte über die Erbinformationen haben wollen, bevor sie die Millionen von Dollar investieren, die notwendig sind, um neue Medikamente aus ihnen zu entwickeln, könnten Zweifel über Patentrechte weitreichende Folgen haben. Dies könnte bedeuten, dass zwei Wissenschaftler oder Unternehmen bei der Forschung an verschiedenen Proteinen im Zusammenhang mit unterschiedlichen Krankheiten Teile desselben Gens patentieren. Das Ergebnis könnten Auseinandersetzungen um Patente sein, die eine oder beide Unternehmen blockieren und sie so von der Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Krankheiten abhalten könnten.

"Ich denke, es könnte die Forschung hemmen", sagt Arthur Caplan, ein Professor für Biotechnologie an der University of Pennsylvania und Berater für Celera. "Die Frage, vor der die Unternehmen stehen werden, lautet: Welche Verantwortung haben die Unternehmen, wenn es darum geht, Informationen, die man besitzt, zugänglich zu machen? Sie arbeiten schließlich im Gesundheitsbereich. Das ist etwas anderes als das Patentieren von Coke." Wenn ein Aufflammen der Kämpfe um Patentrechte "nicht bereits geschehen ist, wird es bald geschehen", meint Lee Hood, ein Molekularbiologe an der University of Washington in Seattle. "Ich denke, es wird Gene mit 10 oder 50 verschiedenen (Protein-)Formen geben … Es wird Patente für jede Verbindung geben, und wie dies entwirrt wird, weiß Gott."

Das Patentamt schätzt, dass es Patente für etwa 1000 menschliche Gene erteilt hat, aber immer noch zehntausende Anträge anhängig sind. Die Geier kreisen bereits! Die Aussicht auf Chaos und endlose Rechtsstreitigkeiten ist klar und wird zum Schaden der Wissenschaft und, letztendlich, der Millionen von Menschen arbeiten, die verzweifelt neue medizinische Behandlungen brauchen, die durch das Genomprojekt möglich wären.

Selbst wenn zwei gültige Patente erteilt werden, wäre es möglich, dass einer der Besitzer einen Rechtsstreit gewinnt und damit den anderen bei der Weiterführung seiner Forschung an einem neuen Medikament blockiert. Kritiker haben sich bereits darüber beschwert, dass Human Genome Sciences die Rechte über die Rolle der Gene bezüglich AIDS garantiert wurden, ohne ausreichenden Beweis, dass es deren Rolle verstanden hatte. Dies ist nur der Anfang.

Es gibt weitere Probleme bezüglich der Verwendung dieser Technologie im Kapitalismus. Sie könnte in eine neue Ära der genetischen Diskriminierung münden. Wenn z.B. Wissenschaftler diagnostische Tests entwickeln, die eine individuelle Neigung zu bestimmten Krankheiten feststellen, sollte dann der "Arbeitgeber" oder die Versicherungsgesellschaft der getesteten Person davon wissen? "Ohne adäquate Sicherheitsmaßnahmen könnte die genetische Revolution einen Schritt vorwärts für die Wissenschaft, aber zwei Schritte zurück für die Bürgerrechte bedeuten", schreiben die beiden US-Senatoren James Jeffords und Tom Daschle. "Der Missbrauch genetischer Information könnte eine neue Unterklasse kreieren: die der genetisch weniger Begünstigten."

Venter und Collins, die führenden Pioniere auf diesem Gebiet, haben Versuche von Unternehmen beklagt, Beschäftigte heimlich zu testen und sie auf der Grundlage genetischer Profile zu diskriminieren. In einer Meinungsumfrage, durchgeführt im vergangenen Jahr von der American Management Association unter 2133 Unternehmern, gaben sieben an, dass sie genetische Tests bei Jobbewerbern oder Beschäftigten anwenden.

Ebenso wie genetisch veränderte Nahrung oder jede andere technologische Entwicklung, kann auch der genetische Bauplan in den Händen von geizigen und verantwortungslosen Kapitalisten von einem Segen für die Menschheit zu einem Fluch werden. Die neuesten großartigen Entdeckungen im Bereich der Genetik, die nur möglich gemacht werden konnten durch die Zusammenarbeit von Frauen und Männern jedes Kontinents und jeder Nationalität, sind zu wichtig, als das sie von einer Handvoll Profiteure monopolisiert werden.

Die Arbeiterbewegung muss überall die Vergesellschaftung der großen Biotechnologie- und Pharmakonzerne fordern, als ersten Schritt zur Vergesellschaftung aller großen Banken und Monopole, die unser Leben dominieren und alle Aspekte unserer Existenz der Diktatur des Kapitals unterwerfen. Nur in einer rationalen sozialistischen Planwirtschaft können die Entdeckungen ihr volles Potenzial ausschöpfen und an den richtigen Platz gestellt werden, nämlich in den Dienst der Menschheit.

Unbegrenzte Möglichkeiten

Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat uns dem Ziel, unsere physischen und intellektuellen Fähigkeiten voll zu entwickeln, einen Schritt näher gebracht. Dieser Prozess steckt aber noch in den Kinderschuhen. Die nächste große Herausforderung besteht darin zu verstehen, wie Gene reguliert werden. Gene schalten sich nach bestimmten Mustern ein und aus. Dies zu erforschen ist entscheidend für die Entwicklung neuer Medikamente für Erbkrankheiten — es wird die Medizin verändern. "Im 20.Jahrhundert haben wir die Symptome von Krankheiten behandelt", sagt Lander, "im 21.Jahrhundert werden wir die Ursachen bekämpfen."

Ungeahnte Möglichkeiten tun sich vor uns auf: Eine Welt frei von Krankheit, der Sieg über Krebs und AIDS — die modernen Formen des Schwarzen Tods, die Ausrottung von Malaria und all den anderen Krankheiten, unter denen Millionen von Menschen heute leiden. Wir haben die realistische Aussicht, die geisteskranken und hilflosen Opfer von genetisch bedingten Krankheiten zu heilen. All das lässt sich innerhalb von Jahren oder Jahrzehnten realisieren. Aber selbst diese Aussichten erblassen vor den langfristigen Möglichkeiten.

In den Händen von einzelnen Kapitalisten, die den persönlichen Vorteil über alles andere stellen, bedeutet "genetic engineering" eine tödliche Bedrohung für die Zukunft des Lebens auf der Erde. Aber in einer vernünftig strukturierten Gesellschaft kann die neue Technologie den Weg für den größten Fortschritt, den die Welt je gesehen hat, ebnen. In der Bibel sah der Blinde, hörte der Taube, ging der Lahme und die Toten wurden zum Leben erweckt. Heute können all diese Wunder vollbracht werden ohne zu Übernatürlichem Zuflucht zu nehmen.

Natürlich werden die Menschen nie die von der Religion verheißene Unsterblichkeit erlangen. Wir sollten nicht danach trachten, ewig zu leben, sondern dieses Leben, unsere einziges, voll zu leben. Die Bibel verspricht uns eine Lebenserwartung von 70 Jahren. Aber in der Periode des kapitalistischen Niedergangs bleibt dies für zahllose Millionen ein Traum. Das Leben im 21.Jahrhundert bleibt, in den berühmten Worten von Thomas Hobbes, ‘nasty, brutish, short‘ ("schmutzig, viehisch, kurz"). Aber dies müsste nicht der Fall sein. Die Möglichkeiten der modernen Industrie, der Landwirtschaft, der Wissenschaft und der Technik sind mehr als ausreichend, um all die drückenden Probleme der Menschheit zu lösen und ein Paradies zu schaffen, nicht hinter den Wolken des Jenseits, sondern hier und jetzt, in dieser Welt.

Wenn wir die Fortschritte der Wissenschaft nutzen, können wir die Lebenserwartung weit über die "natürlichen Grenzen" ausdehnen. Es ist möglich ein aktives und gesundes Leben jenseits der 100 Jahre zu führen: das Leben zu genießen, Kunst zu schaffen, sich in den Wissenschaften und anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu verwirklichen, die Möglichkeiten, die uns die Natur mit auf den Weg gegeben hat, voll zu entfalten — um dann, wenn wir alles gegeben haben, diese Welt reinen Herzens unseren Nachkommen zu hinterlassen, die unsere Arbeit weiterführen und vertiefen werden. Solche Aussichten — bescheiden, wenn wir bedenken, was wir alles heute noch nicht erahnen können — mögen utopisch wirken für den Geist der zweiten Reihe, für Leute, die durch den Verfall des Kapitalismus so demoralisiert und de-humanisiert wurden, dass sie alle Hoffnung und allen Sinn für die menschliche Würde verloren und sich damit abgefunden haben, dass der gegenwärtige miserable Stand der Dinge der Weisheit letzter Schluss sei.

Was die Errungenschaften der Wissenschaft uns zeigen, sind die unbegrenzten Möglichkeiten der Menschheit. Gleichzeitig enthüllen sie die verbrecherische Verschwendung der sog. Marktwirtschaft. Bis heute konnten sich die Verteidiger des gegenwärtigen Systems hinter dem pseudowissenschaftlichen Argument verstecken, das Prinzip der sozialen Ungleichheit wäre ein Resultat der "eisernen Notwendigkeit", dass "alles in unseren Genen" steht — genauso wie man früher behauptete, alles stünde in den Sternen. Die kriminelle Ungerechtigkeit der Klassengesellschaft steht nun schuldig auf der Anklagebank eben jener Wissenschaft, auf die sie sich immer berief.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat es nicht viele geniale Köpfe gegeben. Es ist klar, dass Albert Einstein das (genetische) Potenzial hatte, ein weltberühmter Wissenschaftler zu werden. Aber ebenso klar ist, dass der gleiche Albert Einstein, in einem Slum Glasgows oder einem Dorf Äthiopiens geboren, sich niemals hätte entwickeln können. Das Potenzial hätte nur als bloße Möglichkeit bestanden, und es wäre ungenutzt geblieben. Dies ist das Schicksal von unzähligen Einsteins, Darwins und Beethovens.

Diese furchtbare Verschwendung an menschlichem Talent hat Trotzki sehr deutlich ausgeführt, als er die Frage stellte: "Wieviele Aristoteles hüten Schweine? Und wie viele Schweinehirten sitzen auf dem Thron?" Das ist eine gute Frage, eine Frage, die bis heute von den Verteidigern des Systems mit pseudowissenschaftlichen (und von den Genetik-Abteilungen der amerikanischen und englischen Universitäten großzügig gelieferten) Argumenten zurückgewiesen wurde: Es steht alles in unseren Genen!

Obwohl Menschen häufig die Ungerechtigkeit der Klassengesellschaft in Frage stellten, wurden ihre Stimmen immer übertönt durch den Chor der Verteidiger des Status quo, die ein begründetes Interesse daran hatten zu behaupten, dass dieser die natürliche Ordnung der Dinge wäre. Zuerst behaupteten sie, es wäre der Wille Gottes. Dann sagten sie, dass Sklaven keine unsterbliche Seele hätten. Später argumentierten sie, dass die absolute Monarchie das Produkt einer unvermeidlichen und von Gott gegebenen Ordnung wäre. Nachdem diese Anschauungen unhaltbar wurden, flüchteten sie unter einen Schirm pseudowissenschaftlicher Argumente, die angeblich aus der Genetik hergeleitet wurden. Dies alles wurde jetzt in Stücke gerissen.

Nach dem Celera-Team sind von 2 oder 3 Milliarden DNA-Buchstaben, die unsere Gene ausmachen, nur 10000 für den Unterschied zwischen zwei Individuen verantwortlich. "In Wirklichkeit sind wir identische Zwillinge", sagt Venter. "Aber wie alle Zwillinge und Geschwister sind wir wirklich verschieden in der Art und Weise, wie wir auf die Umgebung reagieren." Durch eine Änderung der materiellen Existenzbedingungen können wir eine günstigere Umwelt schaffen, in der jede Einzelperson ihr persönliches Potenzial zum Ganzen entwickeln kann. Das würde eine neue Renaissance bedeuten, eine buchstäbliche Wiedergeburt des Menschen — auf einer Ebene, die wir uns noch gar nicht vorstellen können.

In Reason in Revolt haben wir geschrieben: "Das Potenzial des menschlichen Gehirns kennt keine Grenzen. Die Aufgabe der Gesellschaft ist es, dem Menschen die Erfüllung des Potenzials zu ermöglichen. Umweltfaktoren können das Potenzial einschränken oder steigern. Man ziehe ein Kind in schlechten sozialen Bedingungen auf und es wird gegenüber einem anderen Kind, dem alle Bedürfnisse gestillt wurden, benachteiligt sein. Der soziale Hintergrund ist extrem wichtig. Wenn man die Umwelt ändert, ändert man das Kind. Trotz der Behauptungen der Vertreter des biologischen Determinismus ist Intelligenz nicht genetisch vorherbestimmt."

Marx hat vor langer Zeit erklärt, dass "das gesellschaftliche Sein das Bewusstsein bestimmt". Die sog. menschliche Natur ist nichts Fixes und Unbewegliches. In Wirklichkeit hat sie sich im Laufe einer Millionen Jahre währenden Evolution oft geändert. Die Idee, dass die Evolution zu einem Ende gekommen ist, dass die Menschen schon die Grenzen ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten erreicht haben, wird von keinem auch nur minimal kultivierten Menschen mit der leisesten Ahnung davon, wie sich unsere Spezies entwickelt hat, akzeptiert werden. Weit davon entfernt zuende zu sein, wie Francis Fukuyama behauptet, hat die menschliche Geschichte noch gar nicht richtig begonnen. Und sie wird nicht beginnen, bis die Menschen schließlich ihr Schicksal bewusst in die eigenen Hände nehmen.

Die griechische Mythologie überliefert die Geschichte von Tantalos, dem Giganten, der von Zeus dazu verurteilt wurde, die Qualen von Hunger und Durst zu erleiden, während sich eine Tafel mit Gerichten und Getränken gerade außerhalb seiner Reichweite befand. In diesem Mythos haben wir eine direkte Analogie zur kapitalistischen Gesellschaft in der Periode ihres Verfalls. Alle materiellen Mittel sind vorhanden, um das Ziel des Sozialismus zu erreichen — eine klassenlose Gesellschaft, in der Menschen ihr Leben selbst bestimmen, statt blinde Objekte im Spiel unsichtbarer, von ihnen unverstandener Kräfte zu sein.

Der nächste Schritt der Evolution verlangt, dass wir der degradierenden sozialen Apartheid der Klassengesellschaft ein Ende setzen, dass wir mit dem modernen Gegenstück zur Sklaverei Schluss machen und die kapitalistische Anarchie und das "Gesetz des Dschungels" durch wahrhaft menschliche Beziehungen ersetzen. Haben wir einmal die notwendigen Bedingungen für die menschliche Entwicklung geschaffen, in dem wir das unglaubliche Potenzial, das in der Industrie, der Landwirtschaft, Technik und Wissenschaft steckt, frei setzen, werden wir auch das unerkannte Potenzial, das in jedem von uns schlummert, befreien. Dann wird der Himmel die Grenze sein.

Alan Woods ist Mitarbeiter der britischen marxistischen Zeitschrift Socialist Appeal und Mitverfasser von u.a. Reason in Revolt — Marxist Philosophy and Modern Science. Der vorliegende Text erschien auf deutsch stark gekürzt in Der Funke (Wiesbaden), Nr.33, Mai/Juni 2001, und wurde von uns anhand der englischen Originalfassung http://www.marxist.com/ und einer vollständigeren Übersetzung http://www.derfunke.at/ ergänzt und überarbeitet.