Was Karl Marx zur Arbeitslosigkeit zu sagen wusste.

Von Wal Buchenberg
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1. Ursachen der Arbeitslosigkeit:
Arbeitslosigkeit entspringt „aus der Konkurrenz der Maschinerie, Wechsel in der Qualität der angewandten Arbeiter, partiellen und allgemeinen Krisen.“ K. Marx, Kapital I,  568.

1.1. Vermehrtes Kapital schafft und vernichtet Arbeitsplätze:

Der Wert der von den Lohnarbeitern für das Kapital geschaffenen Produktmasse teilt sich:
a) ... in den vollen Wert der verbrauchten Roh- und Hilfsstoffe sowie den anteiligen Wert der benutzen Maschinerie und Gebäude etc. Marx nannte diese Wertanteile „konstantes Kapital“, abgekürzt „c“;
b) ... in den vollen Wert der eingesetzten Arbeitskraft (= Lohnkosten). Marx nannte diesen Wertanteil „variables Kapital“, abgekürzt „v“;
(Den Wert von c + v hatte der Kapitalist vorgeschossen. Er erhält ihn mit dem Arbeitsprodukt wieder zurück und investiert diesen Wert wieder, um denselben Produktionsprozess zu erneuern.)
c) ... und in den kapitalistischen Mehrwert. Der Mehrwert teilt sich wieder in einen Anteil, aus dem der Kapitalist seine Privatausgaben bestreitet (= „Revenue“) und einen Teil, den er akkumuliert, also in zusätzliches Kapital verwandelt - zusätzlich zu dem ursprünglichen Kapital c + v. (Von anderen Abzügen vom kapitalistischen Mehrwert wie Zins, Grundrente, Steuer etc. wird hier abgesehen).
Auf den ersten Blick vermehren die Lohnarbeiter mit der Akkumulation oder Vermehrung des Kapitals also auch ihre Arbeitsplätze.
Weil das Kapital aus der aktiv wirkenden, lebendigen Arbeitskraft Mehrwert schöpft, sucht es ständig die Zahl seiner Lohnarbeiter zu vermehren. Vermehrung des Kapitals bringt immer dort vermehrte Arbeitsplätze, wo das Kapital noch unentwickelt ist. Vermehrung des Kapitals bringt immer dann vermehrte Arbeitsplätze, wenn das Kapital expandierende Märkte und boomende Gewinne vor sich sieht.
„Um zu akkumulieren, muss man einen Teil des Mehrprodukts in (zusätzliches) Kapital verwandeln. ... Um nun diese Bestandteile (des Mehrprodukts) tatsächlich als Kapital fungieren zu lassen, bedarf die Kapitalistenklasse eines Zuschusses von Arbeit. Soll nicht die Ausbeutung der schon beschäftigten Arbeiter extensiv und intensiv wachsen, so müssen zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 607.
„Obwohl die Maschinerie notwendig Arbeiter verdrängt in den Arbeitszweigen, wo sie eingeführt wird, so kann sie dennoch eine Zunahme von Beschäftigung in andern Arbeitszweigen hervorrufen. ...
Mit der Ausdehnung des Maschinenbetriebs in einem Industriezweig steigert sich ... zunächst die Produktion in andren Zweigen, die ihm seine Produktionsmittel liefern.“ K. Marx, Kapital I,  466.
„Man begreift ... wie mit dem Wachstum des Kapitals, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken derselben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandener Fabriken, die Fabrikarbeiter schließlich zahlreicher sein können als die von ihnen verdrängten Manufakturarbeiter oder Handwerker..., trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch verdrängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse...
Relative Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme.“ K. Marx, Kapital I,  473.

Gleichzeitig konkurriert aber jedes Kapital mit allen anderen, was es zwingt, möglichst preiswert zu produzieren. Im Vergleich zu den Konkurrenten gewinnt das Kapital, das die höchste Arbeitsproduktivität hat, also auch relativ zum Gesamtprodukt die wenigsten Arbeiter anwendet.
Durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität, d.h. vor allem durch Anwendung verbesserter Technik, versucht jedes Kapital möglichst viel von seiner angewandten Arbeitskraft überflüssig zu machen.
Vermehrung des Kapitals vernichtet also immer dort Arbeitsplätze (relativ oder absolut), wo mittels technischer Neuerungen die Produktivität der Arbeitskraft gesteigert wird.
Längerfristig werden dann auch dort Arbeitsplätze vernichtet, wo das Kapital nicht so profitabel arbeitet. Denn über kurz oder lang zwingt der besonders profitable Kapitalist auch die anderen Kapitalisten, ihre Produktionskosten entsprechend zu senken, also vor allem ihre angewandte Arbeitskraft relativ zu reduzieren, oder pleite zu gehen, wodurch erst recht Arbeitsplätze verloren gehen.

„Es ist eines der großen Verdienste Ricardos, die Maschinerie nicht nur als Produktionsmittel von Waren, sondern auch von ‚überschüssiger Bevölkerung‘ begriffen zu haben.“ K. Marx, Kapital I, 430, Anm. 154.
„Der Kapitalist verwandelt vielleicht ... das Zusatzkapital in eine Maschine, die den Produzenten des Zusatzkapitals aufs Pflaster wirft...“ K. Marx, Kapital I.: 608.
„Die steigende Produktivkraft der Arbeit erzeugt also auf kapitalistischer Grundlage mit Notwendigkeit eine permanente scheinbare Arbeiterüberbevölkerung.“ K. Marx, Kapital III, 233.
„Denn was heißt wachsende Produktivkraft der Arbeit anderes, als dass weniger unmittelbare Arbeit erheischt ist, um ein größeres Produkt zu schaffen...“ K. Marx, Grundrisse, 715.
„Die größere Produktivität der Arbeit drückt sich darin aus, dass das Kapital weniger notwendige Arbeit zu kaufen hat, um denselben Wert und größere Quanta von Gebrauchswerten zu schaffen, oder dass geringere notwendige Arbeit denselben Tauschwert schafft, mehr Material verwertet, und eine größere Masse Gebrauchswerte. ...
Es erscheint dies zugleich so, dass ein geringeres Quantum Arbeit ein größeres Quantum Kapital in Bewegung setzt.“ K. Marx, Grundrisse, 292 f.
 „Mit dem Wachstum des Gesamtkapitals wächst zwar auch sein variabler Bestandteil, oder die ihm einverleibte Arbeitskraft, aber in beständig abnehmender Proportion...
Die kapitalistische Akkumulation produziert... und zwar im Verhältnis zu ihrer Energie und ihrem Umfang, beständig eine relative, d.h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse des Kapitals überschüssige, daher überflüssige oder Zuschuss-Arbeiterbevölkerung.“ K. Marx, Kapital I,  658.

„Die für das Kapital frei verfügbare Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums.“ K. Marx, Kapital I, 673.
„Im selben Verhältnis daher, wie sich die kapitalistische Produktion entwickelt, entwickelt sich die Möglichkeit einer relativ überzähligen Arbeiterbevölkerung, nicht weil die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit abnimmt, sondern weil sie zunimmt ...“ K. Marx, Kapital III, 232.

Resümee:

„Es ist, wie wir gesehen, Gesetz des Kapitals Mehrarbeit ... zu schaffen; es kann dies nur, indem es notwendige Arbeit in Bewegung setzt - d.h. Tausch mit dem Arbeiter eingeht. Es ist daher seine Tendenz möglichst viel Arbeit zu schaffen; wie es ebenso sehr seine Tendenz ist, die notwendige Arbeit auf ein Minimum zu reduzieren.
Es ist daher ebenso sehr Tendenz des Kapitals die arbeitende Bevölkerung zu vermehren, wie einen Teil derselben beständig als Überschussbevölkerung - Bevölkerung, die zunächst nutzlos ist, bis das Kapital sie verwerten kann - zu setzen....
Es ist ebenso sehr Tendenz des Kapitals, menschliche Arbeit überflüssig zu machen (relativ), als menschliche Arbeit ins Maßlose zu treiben.“ K. Marx, Grundrisse, 302f.
„... Das Kapital (hat) ... ebenso sehr die Tendenz diese Armutsbevölkerung zu schaffen als aufzuheben. Es wirkt in entgegengesetzter Richtung, wo in der Zeit bald das eine, bald das andere das Übergewicht hat.“ K. Marx, Grundrisse, 503.


1.2. Wechselnde Produktionsbedürfnisse des Kapitals erfordern eine Reservearmee:
Bisher wurde das individuelle oder gesellschaftliche Kapital eines Landes nur als Gesamtmenge betrachtet, und aufgezeigt, welche Folgen für die Arbeitsplätze eine wachsende Kapitalakkumulation haben muss. Aber auch innerhalb einer jeweils gegebenen Größe des gesellschaftlichen Kapitals wandert das Kapital ständig aus wenig profitablen Branchen aus und wandert in profitablere Branchen. Diese Kapitalfluktuationen sind nur möglich, falls eine einsatzbereite, weil beschäftigungslose, Arbeiterarmee auf diesen Einsatz wartet. Arbeitslosigkeit erfüllt hier einen positiven Zweck für das Kapital:
„Wenn aber eine überschüssige Arbeiterbevölkerung notwendiges Produkt der Akkumulation oder der Entwicklung des Reichtums auf kapitalistischer Grundlage ist, wird diese Überbevölkerung umgekehrt zum Hebel der kapitalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenzbedingung der kapitalistischen Produktionsweise.
Sie bildet eine frei verfügbare industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört, also ob es sie auf seine eigenen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungsbedürfnisse das stets bereite ausbeutbare Menschenmaterial, unabhängig von den Schranken der wirklichen Bevölkerungszunahme. ...
Die technischen Bedingungen des Produktionsprozesses selbst, Maschinerie, Transportmittel usw., ermöglichen, auf größter Stufenleiter, die rascheste Verwandlung von Mehrprodukt in zuschüssige Produktionsmittel. Die mit dem Fortschritt der Akkumulation überschwellende und in Zusatzkapital verwandelbare Masse des gesellschaftlichen Reichtums drängt sich mit Wildheit in alte Produktionszweige, deren Markt plötzlich erweitert ist, oder in neu eröffnete ..., deren Bedürfnis aus der Entwicklung der alten Produktionszweige entspringt. In allen solchen Fällen müssen große Menschenmassen plötzlich und ohne Abbruch der Produktionsleiter in anderen Sphären auf die entscheidenden Punkte werfbar sein. Die Überbevölkerung (der Arbeitslosen) liefert sie.“ K. Marx, Kapital I,  661.

1.3. Wechselnde Konjunkturlagen erzeugen zusätzlich ein An- und Abschwellen der arbeitslosen Bevölkerung.

Das Kapital erweitert oder beschränkt seine Produktion entsprechend der zu erwartenden Profite. Gehen die Profiterwartungen des Kapitals in einer Branche oder in der Gesamtwirtschaft zurück, dann verfügen die Kapitalisten einen Einstellungsstopp oder sie entlassen Lohnarbeiter. Steigen die Profiterwartungen, dann stellen sie Lohnarbeiter ein.

„Der charakteristische Lebenslauf der modernen Industrie, die Form eines durch kleinere Schwankungen unterbrochenen zehnjährigen Zyklus von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Produktion unter Hochdruck, Krise und Stagnation, beruht auf der beständigen Bildung, größeren oder geringeren Absorption und Wiederbildung der industriellen Reservearmee oder (arbeitslosen) Überbevölkerung. ...
Die plötzliche und ruckweise Expansion der Produktionsleiter ist die Voraussetzung ihrer plötzlichen Kontraktion; letztere ruft wieder die erstere hervor, aber die erstere ist unmöglich ohne frei verfügbares Menschenmaterial, ohne eine vom absoluten Wachstum der Bevölkerung unabhängigen Vermehrung von Arbeitern.“ K. Marx, Kapital I,  661- 662.


2. Formen der Arbeitslosigkeit:
„Die relative Überbevölkerung (der Arbeitslosen) existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an während der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist. Abgesehen von den großen, periodisch wiederkehrenden Formen, welche der Phasenwechsel des industriellen Zyklus ihr aufprägt, so dass sie bald akut in den Krisen erscheint, bald chronisch in den Zeiten flauen Geschäfts, besitzt sie fortwährend drei Formen: flüssige, latente und stockende.“ K. Marx, Kapital I,  670.


2.1. flüssige Arbeitslosigkeit (= Kurzzeitarbeitslosigkeit, Umschüler, Lohnarbeit in Zeitverträgen etc.):
„In den Zentren der modernen Industrie ... werden Arbeiter bald ausgestoßen, bald in größerem Umfang wieder eingestellt, so dass im großen und ganzen die Zahl der Beschäftigten zunimmt, wenn auch in stets abnehmendem Verhältnis zur Produktionsleiter. Die Überbevölkerung existiert hier in fließender Form.“ K. Marx, Kapital I,  670.


2.2. latente Arbeitslosigkeit (= chronische Arbeitslosigkeit in absterbenden Branchen oder Regionen):
„Sobald die kapitalistische Produktion der Agrikultur, oder im Grad, worin sie sich derselben bemächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionierenden Kapitals die Nachfrage für die ländliche Arbeiterbevölkerung absolut ab. ...
Ein Teil der Landbevölkerung befindet sich daher fortwährend auf dem Sprung, in städtisches ... Proletariat überzugehen, und auf der Lauer auf ... günstige Umstände für diesen Sprung. ...
Diese Quelle der relativen Überbevölkerung fließt also beständig. Aber ihr beständiger Fluss nach den Städten setzt auf dem Lande selbst eine fortwährende latente Überbevölkerung voraus, deren Umfang nur sichtbar wird, sobald sich die Abzugskanäle ausnahmsweise weit öffnen.“ K. Marx, Kapital I,  671f.


2.3. stockende Arbeitslosigkeit (moderne Tagelöhner in Zeitarbeitsfirmen, Zeitarbeiter, Heimarbeiter, Teilzeitbeschäftigte etc.):
“Die dritte Kategorie der relativen Überbevölkerung, die stockende, bildet einen Teil der aktiven Arbeiterarmee, aber mit durchaus unregelmäßiger Beschäftigung. Sie bietet so dem Kapital einen unerschöpflichen Behälter frei verfügbarer Arbeitskraft.
Ihre Lebenslage sinkt unter das durchschnittliche Normalniveau der arbeitenden Klasse, und gerade dies macht sie zur breiten Grundlage eigener Ausbeutungszweige des Kapitals. Maximum der Arbeitszeit und Minimum des Lohns charakterisieren sie.“ K. Marx, Kapital I,  672.


2.4 dauerarbeitslose Armutsbevölkerung (Sozialhilfeempfänger, Frührentner etc.):
“Der tiefste Niederschlag der relativen Überbevölkerung endlich bewohnt die Sphäre der Armut. Abgesehen von Obdachlosen, Verbrechern, Prostituierten, kurz dem eigentlichen Lumpenproletariat, besteht diese Gesellschaftsschicht aus drei Kategorien:

Erstens Arbeitsfähige. Man braucht die Statistik der englischen Armutsbevölkerung nur oberflächlich anzusehen, und man findet, dass seine Masse in jeder Krise schwillt und mit jeder Wiederbelebung des Geschäfts abnimmt.
Zweitens: Waisenkinder und Kinder von Armen...
Drittens: Verkommene, Verlumpte, Arbeitsunfähige. Es sind namentlich Individuen, die an ihrer durch die Teilung der Arbeit verursachten Unbeweglichkeit untergehen, solche, die über das Normalalter eines Arbeiters hinausleben, endlich die Opfer der Industrie, deren Zahl mit gefährlicher Maschinerie, Bergwerksbau, chemischen Fabriken etc. wächst, Verstümmelte, Verkrankte, Witwen etc.
Die Armutsbevölkerung bildet das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee. Ihre Produktion ist eingeschlossen in der Produktion der relativen (unterbeschäftigten) Überbevölkerung, ... mit ihr bildet die Armutsbevölkerung eine Existenznotwendigkeit der kapitalistischen Produktion und Entwicklung des Reichtums. Sie gehört zu den toten Kosten der kapitalistischen Produktion, die das Kapital jedoch großenteils von sich selbst ab und auf die Schultern der Arbeiterklasse und kleinen Mittelklasse zu wälzen weiß.“ K. Marx, Kapital I,  673.


3. Folgen der Arbeitslosigkeit:

3.1. ... für die Arbeitslosen: Die Ketten, die alle Lohnarbeiter ans Kapital schmieden, drücken die Arbeitslosen am härtesten.
„Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft ... ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird.
Sie funktioniert nur ... in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, im Unternehmen des Kapitalisten.
Seiner natürlichen Beschaffenheit nach unfähig gemacht, etwas Selbständiges zu machen, entwickelt der Lohnarbeiter produktive Tätigkeit nur ... als Zubehör zum Betrieb des Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital I,  382. (Der einzelne Arbeitslose ist hilflos ohne die Produktionsmittel des Kapitals. So sind die Arbeitslosen insgesamt hilflos im Kampf gegen das Kapital. Die Arbeitslosen sind nicht die Totengräber des Kapitalismus.)
„Das Arbeitsvermögen (des Lohnarbeiters) kann nur seine notwendige Arbeit verrichten, wenn seine Mehrarbeit Wert für das Kapital hat, verwertbar für es ist. Ist diese Verwertbarkeit daher durch eine oder die andere Schranke gehemmt, so erscheint das Arbeitsvermögen selbst ... außer den Bedingungen der Reproduktion seiner Existenz; es existiert ohne seine Existenzbedingungen... Es existiert mit Bedürfnissen, aber ohne die Mittel sie zu befriedigen;“ K. Marx, Grundrisse, 502.


3.2. ... für die aktiven Lohnarbeiter: Arbeitslosigkeit drückt auf das Lohnniveau:
„Der Teil der Arbeiterklasse, den die Maschinerie so in überflüssige, d. h. nicht länger zur Selbstverwertung des Kapitals unmittelbar notwendige Bevölkerung verwandelt, geht einerseits unter..., überflutet andrerseits alle leichter zugänglichen Industriezweige, überfüllt den Arbeitsmarkt und senkt daher den Preis der Arbeitskraft unter ihren Wert.“ K. Marx, Kapital I,  454.


3.3. ... für die Gesellschaft: Arbeitslosigkeit wird zum Bleigewicht für die ganze Gesellschaft:
Indem die arbeitslose Bevölkerung erhalten wird, „geschieht es ... nicht aus dem Arbeitsfonds (= Lohnfonds der Kapitalisten) , sondern aus der Revenue aller Klassen. Der Arbeitslose wird ...  aus Gnade von anderen erhalten; ...
zweitens: die Gesellschaft übernimmt ... für den Herrn Kapitalisten das Geschäft, ihm selbst sein virtuelles Arbeitsinstrument ... instand zu halten auf Reserve für späteren Gebrauch. Er schiebt die Reproduktionskosten der Arbeiterklasse zum Teil von sich ab und verarmt so zu seinem Profit einen Teil der anderen Bevölkerung.“ K. Marx, Grundrisse, 503.

Aus: Marx-Lexikon, www.marx-forum.de