Zickige Sozialpsychologie aus Bielefeld

Fundstücke von Richard Albrecht

5-6/2019

trend
onlinezeitung

Als der kritische Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Werner Hofmann (1922-1969) vor gut fünfzig Jahren einen akademischen Typ (in) der Alt-BRD als General-, Kongress- und Schlafwagenprofessor sowie Großordinarius glossierte[1], konnte er einen ganzdeutschen professoralen Großunternehmer wie den seit 2013 wirkenden Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Zick (*1962): Sozialpsychologe, Universität Bielefeld, Zentrale Wissenschaftliche Einrichtungen, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung[2] noch nicht kennen.

Wie könnte dieser Typus, der zugleich sich ausschließende Daten zum rechtsextremen, gewaltbereiten und fremdenfeindlichem Potential (von 54 Prozent asylantenkritischen Befragten) – zeitgleich mal für die Duisburger Mercatorstiftung ("Kein Rechtsruck in den Einstellungen"[3]), mal für die Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung ("Verlorene Mitte – Feindselige Zustände"[4]) – erheben und sich für letztere mit ihren Kernbefunden zum vermeintlichen Rechtspopulismus auf Grundlage von vorgegebenen Items wie "Politiker nehmen sich mehr Rechte raus als normale Bürger" medial alarmistisch abfeiern läßt, angemessen gekennzeichnet werden: mediavistisch als cuius regio, eius religio (wes Brot ich eß, des Lied ich sing), grimmdeutsch als professorales Lumpengesindel oder zeitgemäß mit money makes this world go ´round?

Auch wenn Prof. Zick als Publizist heuer (noch) nicht auf den erstem Rangplätzen der ganzdeutschen Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) mit den dort genannten wissenschaftlicher Autoren steht wie etwa die Prof´es Dr´es Karl-Rudolf Korte (171), Zicks Amtsvorgänger Wilhelm Heitmeyer (136), Frank Decker (113) oder Wolfgang Merkel (84 Treffer) – so rangiert Zick mit 52 Erwähnungen beispielsweise knapp hinter dem seit Jahrzehnten bekannten Parteienforscher Jürgen W. Falter (57).
 

URL: http://www.bpb.de/suche / Pfad: Volltextsuche / Suchbegriff: "andreas zick"

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Die Suche nach ""andreas zick"" ergab 52 Treffer.

1  Nach 1989 Wir leben in friedlicher Koexistenz

Auch 20 Jahre nach dem Mauerfall sind die Deutschen kein vereintes Volk: Der Soziologe Andreas Zick über das lange Warten auf blühende Landschaften und das Misstrauen zwischen Ost und ... Mehr lesen

2  Interview mit Andreas Zick Integration ist keine Einbahnstraße – von der Integration zur Desintegration

Studien zeigen Tendenzen sozialer Spaltung wie zum Beispiel eine große Kluft zwischen Arm und Reich, eine Mittelschicht mit Abstiegsängsten, eine Polarisierung der Gesellschaft in ... Mehr lesen

3  Andreas Zick, Beate Küpper Volkes Stimme? Rechtspopulistische Überzeugungen der Mitte

ergab, dass ein Drittel der Bürger dabei eine stärkere Willkommenskultur fordert,Vgl. Andreas Zick ... dem Erstarken von Pegida und ihren Ablegern erstellt wurde.Vgl. Andreas Zick/Anna Klein, Fragile Mitte ... : Understanding Right-Wing Authoritarianism, San Francisco 1988; Andreas Zick/P. J. Henry, Nach oben buckeln, nach Mehr lesen [...]

Dieser Befund wirkt besonders beeindruckend, wenn man dazu kontrastiv sieht, daß im bpb-ranking Linkswissenschaftler wie etwa die Marburger Prof´es Jörg Becker (6 Treffer), Frank Deppe (4), Kurt Lenk (3) oder Rainer Rilling (2) nur ganz weit hinten erscheinen.

Aber wie auch immer: Auszüge aus beiden sozialpsychologischen Zick-Befragungen drücken eher ein ideologisches Tollhaus "akademischer Rotznasen, die mit Wohlgefallen ihre großen Gehälter einkassieren, ohne Dankbarleit, ohne ein Gefühl der Verpflichtung jenen Menschen gegenüber, die ihr Vertrauen in sie setzen, ohne einen Sinn für Perspektive"[5], aus als ernstzunehmende sozialwissenschaftliche Forschungen mit Ergebnissen aus "methodischer (d.h. systematischer und kritischer) Weise der Erkenntnissuche".[6]

Und die diesertage in der Deutschen Nationalbibliothek veröffentlichte Ankündigung eines neuen, (möglicherweise in zwei Jahren, 2021, erscheinenden) Zickbuchs gibt das Sahnehäubchen in Sachen amtlicher Kotau und publizistischer Bückling:


Anmerkungen

[1] Werner Hofmann, Universität, Ideologie, Gesellschaft. Beiträge zur Wissenssoziologie. Frankfurt/Main: edition suhrkamp 261, ²1968: 24f.

[2] http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/professor_andreas_zick_neuer_direktor [Letzte Linkprüfung mit Manuskriptabschluß 13. Mai 2019]

[3] https://www.stiftung-mercator.de/media/downloads/3_Publikationen/2019/2019_01/ZugleichIII_Stiftung_Mercator_Langfassung.

[4] https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie/ [pdf-Langfassung 327 p.; im trend-Archiv]

[5] Paul Feyerabend, Wissenschaft als Kunst. Frankfurt/Main: edition suhrkamp 1231, 1984: 12

[6] Hofmann, Universität, Ideologie, Gesellschaft: 50

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Beitrag vom Autor für diese Ausgabe.

Dr. Richard Albrecht ist historisch arbeitender Kultur- und Sozialwissenschaftler. Leitkonzept The Utopian Paradigm (1991). Kolumnist des Linzer Fachmagazins soziologie heute. Autor der Berliner Netzzeitung trend, des Marburger Forum Wissenschaft und der Kieler Bibliothekszeitschrift Auskunft.