Kommentare zum Zeitgeschehen
Zum Parteitag der Linken in Leipzig 2018

von Reinhold Schramm

5-6/2018

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onlinezeitung

Die Menschen aus aller Welt kommen nach Deutschland, nicht um bewusst am antikapitalistischen Klassenkampf teilzunehmen, sondern aus ihrer subjektiven Erwartung heraus, sie könnten ein besseres soziales Erwerbsleben führen.

Natürlich, unabhängig von den jeweiligen persönlichen Wünschen und Vorstellungen, findet auch ein Verteilungs- und Klassenkampf in der Wohlstands-, Konsum- und Reichtumsgesellschaft der Bundesrepublik statt.

Die bedeutendsten bundesdeutschen Kapitalgesellschaften sind auf den Export orientiert. Der nationalstaatliche Rahmen bildet für die Mehrzahl der bundesdeutschen Kapitalgesellschaften der Hauptproduktionsstandort und Ausgangspunkt für ihre weltweite Expansion und Globalisierung. Die Nation ist zugleich die Basis für den nationalstaatlichen Gewaltapparat und auch für die internationale Durchsetzung von geo- und wirtschaftspolitischen Interessen, gegebenenfalls auch mit militärischer Gewalt.

Vor allem die nationalen und multinationalen Kapitalgesellschaften benötigen, trotz ihrer weltweiten Niederlassungen, ihren nationalen Gewaltapparat zur militärischen Durchsetzung ihrer Kapitalinteressen. Zugleich, mit ihrer zunehmenden internationalen Expansion, sind sie auch an ihrer internationalen Konkurrenzfähigkeit auf den Weltmärkten interessiert.

Ein Faktor, der ihre internationale Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Märkten behindert, dass sind die im internationalen Vergleich relativ hohen Arbeitslöhne in den Metropolen ihrer produktivsten Standorte, so auch die Löhne in Deutschland.

Der Lohnfaktor, die Höhe der Kosten für qualitative Arbeit und Reproduktion der Arbeitskraft in Deutschland, bildet auf den internationalen Märkten, auch in der Konkurrenz zum Lohnkostenanteil, am verkaufsfähigen Endprodukt, so beispielsweise zu Amerika, Japan, China und Indien, – für hochqualifizierte Arbeit und materielle Wertschöpfung –, ein Standortnachteil.

Wie kann man den bundesdeutschen Verkaufswert der menschlichen Arbeit und damit den Lohnkostenanteil in den Wirtschaftsmetropolen noch weiter absenken? –

Natürlich nur dann, wenn man auch für international billige und willige Arbeitskraft den nationalen Arbeitsmarkt öffnet und damit das allgemeine durchschnittliche Lohngefüge in der BRD und EU absenkt. In dem man die nationalen Grenzen für gering qualifizierte –konkurrierende– Arbeitskräfte und zunehmend auch für billige hochqualifizierte Fachkräfte, aus den sog. Schwellen- und Entwicklungsländern, öffnet.

Ein nützlicher Nebeneffekt für das konkurrierende Kapital ist die gezielte Zerstörung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und gesellschaftspolitischen „Unabhängigkeit“ in den sog. Schwellen- und Entwicklungsländern. Hier, die billige Qualifizierung von Fachkräften, gegebenenfalls noch über die sog. „Entwicklungshilfe“ und der Export der billigen und willigen Qualifizierten, auch in Konkurrenz zu den (noch) vorhandenen Fachkräften in die Wirtschafts- und Konsummetropolen.

Richtig ist, die w/m (qualifizierte) Arbeiterklasse hat kein „Vaterland“, bzw. “Mutterland“. Aber die Nation könnte ein Ausgangspunkt zu ihrer nationalen Befreiung sein. Zugleich die künftige Grundlage für internationale Zusammenarbeit auf „Augenhöhe“ und für gleichwertige wirtschaftliche Handelsbeziehungen und gerechte „Warenpreise“ , beim Kauf und Erwerb von Rohstoffen und Bodenschätzen. Aber auch der Ausgangsort für die internationale Hilfe zur Selbsthilfe. Für die sozioökonomische, ökologische und gesellschaftspolitische Entwicklung von qualifizierten und eigenständigen welt- marktfähigen Produktionsstandorten, in den (noch heutigen) Schwellen- und Entwicklungsländern. Damit auch ein Ende der heute noch in Unmündigkeit und in ihrer imperialistischen Abhängigkeit gehaltenen Länder und Regionen Afrikas, des Nahen Ostens, Asiens, Mittel- und Südamerikas.

Mit ihrer Forderung nach „offenen Grenzen“, für die kapitalistischen Wirtschaftsmetropolen, befördern sie auch die weitere Absenkung von Arbeitslöhnen und die weitere Zunahme der realen Verarmung von zusätzlich weiteren Millionen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland. –

Damit wäre ihnen auch das multinationale Finanz- und Monopolkapital in der Bundesrepublik Deutschland eigentlich zum Dank verpflichtet, ohne auch nur im geringsten mit Parteispenden ihre Partei, DIE LINKE, zu belohnen und zu finanzieren. Dabei so ganz im Gegensatz zu den anderen bürgerlichen Kapital- und Lobbyisten-Parteien im Deutschen Bundestag.

Zusendung per Email am 09.06.2018,

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