vorspiel: aus der
arbeit
1. der aufstand 80 war keine reaktion auf eine
offensive von staat oder kapital. er selbst war die
offensive, die freilich die politische situation in
berlin geschickt für sich zu nutzen wusste.
2. andererseits war er verallgemeinerung und
homogenisierung eines massenhaften aber
vereinzelten verweigerungsverhaltens gegen die
arbeit, das in den fabriken und klitschen aber auch
unis ihren anfang genommen hatte.
3. was an lohn und arbeitsbedingungen in den
siebzigern durchgesetzt worden war reichte für eine
jobberei, die in wenigen monaten das geld
zusammenmalochte um für den rest des jahres der
knochenmühle fernbleiben zu können.
4. aber auch das kapital vernutzte dieses
malocher_innenverhalten, wies es doch die richtung
hin zu flexibilisierung der arbeit, die ab ende der
siebziger jahre beispielsweise mit steigendem
anteil von leuten vom sklavenhändler in den
fabriken forciert wurde.
5. nach massenentlassungen ende der siebziger und
drastischen lohnsenkungen in den fabriken verließ
die arbeitsverweigerung die fabrik und verstand
sich als vereinzelte aber massenhafte verweigerung
der arbeit, reproduziert über damals noch
beträchtlich höhere transferleistungen wie sozi
bafög oder kohle vom arbeitsamt, "aufgestockt"
durch klauen.
6. aus einem widerwillen gegen k-gruppenorthodoxie
einerseits, in deren politik nichts an lust und
wünschen jenseits der arbeit sich wiederspiegelte,
andererseits aus einem glauben, sein_e eigene_r
herr_in in der alternativklitsche sein zu können,
formierte sich eine vorstellung von subjektivität,
die sich bereits durch die entscheidung
"auszusteigen" außerhalb der kapitalverhältnisse
wähnte. eine solche politik in erster person
vervielfachte die subjekte mit ihrem jeweiligen
standpunkt ins unbegrenzte. was unter
revolutionärer strategie zu verstehen sei, schien
in freiwillig sich zusammenfindenden kollektiven
ausdiskutierbar.
7. der hass auf die arbeit und die möglichkeit ihr
auszuweichen bezog seit anfang der achtziger aber
auch die alternativklitschen mit ein, von nun an
wurde auch in bioläden geklaut, wurde der sektor
doch nicht mehr als utopisches außerhalb der
verwertung gesehen, und streiks gegen beschissene
arbeitsbedingungen begannen auch hier.
8. der glaube an die angreifbarkeit der herrschaft
außerhalb der verwertung als revolutionäre
perspektive zur überwindung des systems hatte sich
endgültig in der militanten politik durchgesetzt.
macht und herrschaft verkörpert im staat schienen
so handstreichartig zu beseitigen zu sein.
ausbeutung wurde zur nebenerscheinung, die sich im
angriff auf den staat wie von selbst wohl erübrigen
sollte. wenig war aber auch selbstkritisch davon zu
hören, wieviel system wir in uns tragen, wieviel
hierarchie, dominanz und disziplin wir in all
unserem handeln mitschleppen, produzieren und
reproduzieren.
musik denken und
lebensgefühl
9. mit dem punk kam eine letztlich homogene
aufstandskultur auf, deren aggressivität alle
individualistische virtuosität verabschiedete. am
deutlichsten dies im frühen englischen hardcore von
etwa discharge, varukers oder antisystem. nichts
anderes denn der rhythmus zur destruktion als
"soundtracks zum untergang". no future keinesfalls
als perspektivlosigkeit sondern als zerstörung für
ein hier und jetzt, als in rausch gelebte endzeit
in gegenwart.
10. die melancholie des existenzialismus in der
coolness eines public enemy à la jaques mesrine
eingefroren, dessen "todestrieb" im raubdruck zum
kultbuch gegen alle feministische kritik
avancierte, imaginierte sich "der kämpfer" (und der
hier durchaus masculin entworfen) als
eingeschworener part einer durch straßenschluchten
streifenden bande, deren einziger inhalt eine bis
ins semantische hinein getriebene zerstörung, die,
weniger wütend denn lässig kalt, sich in einer
vollkommen neuen lyrik, einem patchwork aus
situationismus baudrillard und ravacholl selbst
stilisierte.
11. das selbst habe keinen standpunkt. von außen
betrachtet scheint es nichts als oszillierende
schwerkraft. nur eine konstruktion im nachhinein -
nichts als bewegung. dieser aus den theorien von
deleuze und guattari etwas freizügig kondensierte
antikategoriale imperativ, dessen weiterentwicklung
in poststrukturaler politbeliebigkeit verkommen
sollte, trug zu beginn des aufstandes 80/81 dazu
bei, dass nicht sofort wieder alles in alten
politidentitäten verknöcherte. waren letztere doch
von bürgerlichen moralismen beträchtlich durchzogen
und die vorstellungen von internationalismus
trieben dabei die muffigsten blüten bürgerlicher
moral.
12. die destruktivität in den geräusch- und
klangschlachten von "einstürzenden neubauten",
"tödliche doris" bis hin zum atonalfestival,
kondensierten sich als kunst-griff aus dem hardcore
zu etwas, das noch tanz und erschöpfung
verweigerte: entblößte zerstörung augenblick ohne
davor und danach, eine krisis die alle
weiterführende kritik verabschiedete.
logik der
aneignung
13. die qualität des häuserkampfes lag nicht in der
aneignung sondern in deren kollektivität.
plünderungen wie besetzungen stabilisierten
erobertes terrain, weiteten es aus, forcierten
kämpfe. aneignung als vergegenständlichung von
macht, sich deren ausdehnung versichernd. aneignung
als kommunizieren dessen was gemeinsam möglich ist.
verstanden als unmittelbarer angriff auf
verhältnisse war hier - zumindest für eine weile -
nichts mehr zu integrieren.
14. aneignung als durchsetzung einer reproduktion
ausserhalb der verwertung. die verweigerung der
arbeit, der gelebte hass auf die arbeit kollektiv
und verallgemeinert: in einer geradezu rauschhaften
weise löste der häuserkampf all dies ein, machte es
lebbar, wurde leben und verschenkte es zugleich in
seiner exklusivität.
15. momente und nur für momente: von der aneignung
die eigentumsverhältnisse in frage gestellt und das
in plünderungsaktionen, die die waren in
kollektiveigentum verwandelten. das geklaute
zusammen gekocht, getrunken; drucken von fahrkarten
der bvg und verteilen dieser im kiez; fälschen von
bahn- wie konzertkarten; aufmachen von läden und
die "waren" einfach für alle herausgeholt und auf
der straße verteilt; klauen und abfressen in trupps
dass keine_r abgegriffen wird; gemeinsame besuche
bei sachbearbeitern von sozi oder a.amt, wenn keine
kohle bezahlt wurde oder werden sollte.
erst jahre später aber, am 1. mai 87 sollten sich
plünderung und aneignung und leider nur für eine
nacht tatsächlich kiezweit vergesellschaften.
16. aneignung als verweigerung aller art von arbeit
und arbeit allein für die aneignung und im sinne
von kollektiver lust. was gelernt oder gekonnt
wurde - ob lkwführerschein, wissen wie eine
druckmaschine oder funk/senderanlagen
funktionieren, schweissen... - für kampf und
aneignung eingesetzt, für sonst aber nichts außer
für lust und vergnügen.
17. erst monate nach dem dezember 80 und auch nur
nach anstoß aus italien wurde versucht, das was da
eigentlich passierte als identität autonomer
bewegung theoretisch zu fassen um dem nun massiv
hereinbrechenden sozialtechniken und
bulleneinsätzen eine interne diskussions- und
kampfgrundlage entgegenzusetzen.
aber weder kapitalistische produktionsverhältnisse
noch ausbeutung spielten darin eine bedeutsame
rolle, stattdessen eine beschreibung einer art
existentialistischer gefühlslage, die von sich
spricht als gehe es immer so weiter. ein geradezu
rasendes bestehen auf das hier und jetzt hatte
scheinbar seinen endgültigen grund irgendwie in
sich selbst gefunden. anziehend am aufstand waren
ja nicht allein seine "inhalte", sondern die
militanz eines vollkommen absoluten NEIN.
18. mit der vorstellung von hausbesetzung als
aneignung, als angriff auf die
eigentumsverhältnisse setzte die in den
straßenschlachten zu einer bewegung
zusammengekommene und radikalisierte proletarische
masse dem an skandal orientierten, und mittels
moral sich rechtfertigenden begriff der
„instandbesetzung“ einen ganz praktischen und
offenen begriff von macht entgegen, der sich einzig
am kampf um aneignung und dem was zu erobern
möglich ist messen lassen wollte. keine forderungen
sollten gestellt werden, durchgesetzt was
durchzusetzen ist: macht als materiell spürbares
er-leben, als auf der straße erfahrbare
allesmöglichkeit.
19. ende 80 mussten dem in bauskandal und
korruption ersaufenden senat die ersten besetzungen
aus alternativen lebens- und arbeitszusammenhängen
der jahre zuvor - für sich genommen - wie ein
potentieller befreiungsschlag erscheinen; galt es
doch den militanten sich (sozial- oder sonst wie)
revolutionär begreifenden teil der bewegung
abzuspalten und zu kriminalisieren. andererseits
schwenkte der senat freilich liebend gern auf die
von den instandbesetzern eingeschlagene ebene der
öffentlichkeitsarbeit und aufklärung ein. reumütige
geständnisse und schwüre von seiten der
regierenden, von den besetzungen aufgedeckte
"missstände" anzugehen, süppchen daraus wiederum
von den grünalternativen in gestalt von
wahlprogramm und "forderungen" gekocht, musste alle
verhandelei auch ohne die forderung nach
freilassung der gefangenen wie ein "weiter so" an
staat und kapital gelesen werden.
20. nichts desto trotz hatten wucht und dauer des
aufstandes nur in diesem taktischen ineinander von
verhandelei und nichtverhandelei sich zu entfalten
vermocht, hielten sich beide fraktionen jeweils mit
der anderen den rücken frei.
21. die anfänglich breite solidarität der
"umwohnenden", von kämpfer_innen fälschlicherweise
als unterstützung missverstanden, zeugte von einem
klaren gespür für die gemeinsame ausbeutungslage
derer, die mit essen, werkzeug, möbeln oder dem
angebot mitanzupacken auftauchten. eine starke wenn
auch wage hoffnung lag darin, aus den kämpfen
heraus könnten sich noch ganz andere dinge
erkämpfen lassen.
22. die aneignung in ihrer ausschließenden und
ausschließlichen form führte über die hervorragend
funktionierende reproduktion innerhalb der bewegung
zu einer art klassenspaltung, die von den bewegten
in ihrem selbstverständnis "wir kämpfen für uns und
führen keine stellvertreterkriege" in maßloser
selbstüberschätzung gar nicht begriffen wurde.
einzig auf sich bezogen erkannte die entwickelte
und sich entwickelnde macht nicht die chance, sich
auf einen schlag zu einer homogenisierten
homogenisierenden unüberwindbarkeit zu weiten. 80
zeigt - und freilich im nachhinein - dass revolte
nicht unbedingt revolte bleiben muss. sie ist nicht
allein, wie foucault sagt, das feuerwerk das das
dunkel der macht für einen moment erhellt. im
aufstand steckte auch durchaus das potential, eine
ganz andere wucht und breite zu entfalten. kaum
wurden etwa ernsthafte versuche unternommen,
mietstreiks zu organisieren. die militante macht
wurde nicht genutzt um zwangsräumungen zu
verhindern, die organisation eines stromboykotts
wurde angegangen als die bewegung bereits bröckelte
und auch nur aus eben der defensive heraus. selbst
82, zu einer zeit, als der angriff des staates in
breiter front abzusehen war, wurde mit plakat- und
flugblattaktionen, die inhaltlich sowohl den
gegenangriff wie dessen vereinheitlichende
dimension recht präzise analysierten, noch immer im
jargon des wir und ihr gesprochen.
23. wie tief der riss zwischen bewegung und klasse
klaffte, sollte, als die aneignungen 82 nicht mehr
so wie bisher erkämpft werden konnten, allzu
deutlich beim heinzelmännchenstreik (studentische
jobvermittlung) werden, als die blockade für mehr
kohle, ablehnung von jobs mit miesen
arbeitsbedingungen sowie jobs, die rassistisch
und/oder sexistisch ausgrenzten, von militanten
häuserkämpfer_innen mit der begründung, man brauche
jetzt aber mal kohle, kurzerhand abgebrochen wurde,
nachdem allerdings die streikposten autonom
verpennt hatten.
internationalismus und bewaffneter kampf
24. obschon die
aneignung als angriff auf die kapitalistischen
eigentumsverhältnisse verstanden wurden, stützten
sich auch die auf eine soziale revolution setzenden
teile des häuserkampfes auf moralische
argumentation wie auch auf moral gegründete
mobilisierungen - sei es in der knastargumentation,
die allerdings auch taktisch gegen verhandelei
eingesetzt wurde, als auch im bereich des
internationalismus und dem verhältnis zur raf und
ihrem anfang 81 beginnenden hungerstreik, der so zu
einem grandiosem comeback der raf führte, was sich
auch in einer änderung ihres konzeptes mit
stärkerer einbindung des "widerstandes" im mai 82
niederschlagen sollte. ganz grundsätzlich öffnete
die standpunktlosigkeit der ausbeutung gegenüber im
internationalismusverständnis - gepaart mit
moralischer beliebigkeit als solidarität -
beifallsbekundungen für nationalismen aller couleur
tür und tor, deutlich etwa an der sehr regen ira-
solidarität die schon fast ins irrational/mystische
kippte.
25. ganz
unterschiedlich sich in den aufstand 80
einmischend, gelang es den guerillagruppen
entsprechend unterschiedlich in erscheinung zu
treten. die rz etwa spielten eher eine rolle im
kopf, etwas worauf sich ganz diffus bezogen wurde,
etwas das irgendwie bei aktionen im hinterkopf
mitschwang. was die rz selbst betraf, so jagte sie,
als hätte es gegolten, wenigstens ein- zweimal im
häuserkampf aufzutauchen, die neue heimat in die
luft, was freilich in jedem falle das richtige ziel
gewesen war. die dazu abgegebene erklärung aber
schien darauf hin zu deuten, dass die genoss_innen
nicht so ganz auf der höhe damaliger
bewegungsdiskussion waren. auf bauskandale zum
x-ten male hinzuweisen wurde langsam schal, auch
wenn deftig auf die schweine dabei geflucht und
gedroht wurde. mit einem über die damalige
situation hinausweisenden revolutionären ansatz
hatten diese zeilen nichts zu tun.
26. grundsätzlich aber sind die waffen das problem
in der beziehung zwischen einer aufstandsbewegung
und einer guerilla, die vorgibt, sich auf diese zu
beziehen. wer die waffen hat bestimmt die linie und
da helfen auch keine bekenntnisse, mit avantgarde
habe man nichts am hut. bemerkenswert aber, dass
während des aufstandes in berlin ansonsten eben
nicht gerade massenweise aktionen der rz liefen, so
als wäre da verstanden worden, dass der aufstand
seine aktionen schon selber organisiert.
27. paradoxerweise
war es gerade die raf als organisation mit dem
höchsten und ausschließlichsten avantgardeanspruch,
die sich mittels moralischer einforderung von
solidarität mit dem hungerstreik am tiefsten in die
bewegung eingrub, obschon sie mit ihren forderungen
denen der knastgruppen geradezu diametral
entgegenstand: von normalvollzug wollte die
kämpfende elite nichts wissen, geschweige denn von
einer forderung wie "freiheit für alle gefangenen",
wie sie damals nicht selten ganz breit formuliert
wurde.
knappe ausblicke über ende und darüber hinaus
28. mit den transferleistungen hatte der staat in
den siebziger jahren die für das kapital anstehende
offensive in den fabriken abzufedern gesucht. indem
diese vom aufstand offensiv genutzt wurden, wurde
er selbst zum letzten proletarischen schlag der
figur der massenarbeiterin, der es allerdings nicht
gelang, in einer breiten homogenisierung der kämpfe
ihre politische neuzusammensetzung zu finden. im
gegenteil: viel genauer als die aufstandsbewegten
hatte der staat die basis des aufstandes begriffen
und neben bullenmaßnahmen griff er jetzt den ganzen
transferbereich, verbunden unter anderem mit dem
arbeitnehmerüberlassungsgesetz
(sklavenhändlergesetz) an.
29. war der begriff freiraum, ursprünglich ausdruck
erkämpften terrains, das militant verteidigt werden
sollte und wurde - illusion angesichts der
isolation bereits damals - verkam er im rahmen von
forderungen und verhandlungen endgültig zur
reformistischen spielwiese von leuten, die
keinerlei probleme damit hatten, sich vom staat die
bedingungen für ihr schöner wohnen- konzept
diktieren zu lassen.
30. auch gegen ende hin war die bewegung nicht in
der lage von sich zu abstrahieren um wieder auf das
zu stoßen, wo heraus sie überhaupt entstanden war.
grundsätzlich strategische entscheidungen entfielen
und was folgte waren vor allem taktische
überlegungen entlang der auswüchse von kapital und
staat. war die basis des aufstandes, die
verweigerung der arbeit, wurde der qualitative
schritt, diese als kampf gegen die ausbeutung
umzudrehen nicht breit angegangen. selbst die, die
ab 82 in die fabrik gingen, verhielten sich eine
beträchtliche weile dort in einer abgehobenen
arroganz, wunderbare strohfeuer inszenierend, die
die alten risse nur fortschrieben.
31. jede diskussion, die versucht, die kämpfe
damals mit der heutigen situation in beziehung zu
setzen, wird zunächst feststellen, dass viele
vorstellungen aus den aufstandzeiten vom kapital
mittlerweile zum zentralen movens seiner
entwicklung umgedreht wurden. ob
selbstverwirklichung, kreativität,
lust/begehren/wunsch bis hin zur
alternativökonomischen phantasie von der
nivellierung des unterschiedes zwischen arbeit und
freizeit: mittels internet ist der damals als
subversiv revolutionär gefeierte ansatz der
maschinentheorie von deleuze/guattari - in freilich
umgebauter form - zum modell kapitalistischer
akkumulation avanciert.
knastkampf als initialzündung
1. ein breites bild von unterdrückung als folge von
ausbeutung entwickelnd, setzte der aufstand den
knast einerseits immer wieder ins zentrum von
auseinandersetzungen und das bereits vor dem raf-
hungerstreik und vor den festnahmen nach dem
12.12., überließ aber die eigentliche knastarbeit
doch wieder spezialist_innen von knastgruppen, die
vor dem dezember 80 bei vollversammmlungen und dem
2.6. kongress mit ihrer auflösung "drohten", wenn
der knast nicht tiefer und breiter in eine
revolutionäre praxis eingebunden werde.
2. waren knast und die auseinandersetzung mit ihm
voraussetzung, um zu einer ganz breiten und
allgemeinen infragestellung kapitalistischer
eigentumsverhältnisse zu kommen, führten
auseinandersetzungen mit macht und herrschaft im
knastkampf jedoch nicht zur auseinandersetzung mit
arbeit und ausbeutung als deren urgrund und
ursprung, vermochte ein einzig auf kritik der
eigentumsverhältnisse fußender knastkampf in berlin
zwar homogenisierende forderungen wie abschaffung
des traktes zu formulieren, die aber bereits im
nächsten schritt an spaltung von guerilla und
sozialen gefangenen wieder scheitern musste.
3. im januar 81 bereits wurde mit einforderung
eines breiter gefassten begriffes von sozialen
kämpfen und aufstand/rebellion der begriff des
häuserkampfes bei einer vollversammlung in frage
gestellt - und bemerkenswerter weise dort und nicht
in besetzerräten - die zunächst eher eine
radikalisierung der "instandbesetzung"
wiederspiegelten. mit den verhaftungen am 12.12.
rückte der knast für einen kurzen moment mit der
forderung nach sofortiger freilassung der
gefangenen vom 12.12. ins zentrum, abgeschwächt in
der amnestiekampagne. entlang der linie knast und
freilassung sollte kurze zeit später die spaltung
zwischen verhandelei und nichtverhandelei offen
aufbrechen. der knast gesehen als ausdruck
kapitalistischer eigentumsverhältnisse wurde dabei
aber auch zum hebel die diskussion über aneignung
zu radikalisieren.
zusammensetzung des aufstandes
4. hass auf die arbeit und deren verweigerung wo
und wie auch immer: zu beginn der achtziger jahre
keineswegs auf eine radikale politschicht
beschränkt, lebten breite teile der jugendlichen -
unterstützt von broschüren zum krankfeiern - ihre
lust, die mensch sich von maloche nicht versauen
lassen wollte. qualifizierungen, ausbildung oder
sonstwie gearteter "sinn des lebens" erfrischten
die gesichter bestenfalls mit einem müden grinsen.
auf der straße kam diese verweigerung zusammen. auf
der straße radikalisierte sie sich und vor dem
12.12. machte bereits der satz die runde: "die
einen klauen lorenz und ich klau meinen käse bei
karstadt".
5. hass aber auch auf alle alten rezepte. hass auf
alle (und vor allem vermeintlich linke) parteien.
hass auf alles was nach kader hierarchie oder
avantgarde roch. andererseits hatte sich von den
anti- akw- kämpfen bis zu den straßenschlachten
gegen die rekrutenvereidigung in bremen im mai 80
eine massenmilitanz durchgesetzt, die in den
tagelangen straßenschlachten im dezember 80 in
berlin einen neuen höhepunkt finden sollte.
6. auch die raf hatte sich bis mitte 80 eher mit
kritik ihres stalinanverwandten linksmilitarismus
auseinanderzusetzen; der sich an ihr orientierende
widerstand schwoll erst mit dem hungerstreik 81 an,
dann allerdings beträchtlich. umgekehrt wirkte der
aufstand auch auf kaderzentrierte gruppen und
organisationen. taktiken wurden da geändert, und
manch eines dieser sektiererischen grüppchen, wie
die trotzkistische ikp, löste sich auf und
verschmolz mit den bewegten.
7. neben einer menge von leuten, die vor der
bundeswehr nach berlin abgehauen waren, mischte
sich auch eine nicht unbeträchtliche anzahl von
solchen in die szene, die an den akw- bauzäunen
gekämpft hatten. mit beginn der ersten
straßenschlachten wurde berlin magnet für alle
möglichen politisierten und militanten, die - und
anders wahrscheinlich als heute und mit allen
positiven wie negativen folgen - leichten zugang in
eine relativ offene und sich immer wieder
umbrechende szene fanden.
8. waren zunächst student_innen, leute die ihre
lehre abgebrochen hatten, arbeitslose mit kohle vom
sozi und leute, die ihre jobs mit beginn der kämpfe
geschmissen hatten, an besetzungen wie
straßenschlachten beteiligt, dünnte sich der anteil
ersterer im laufe der auseinandersetzungen
beträchtlich aus, nahmen viele von ihnen ihr
studium wieder auf, machten ihren abschluss.
verhandler/nichtverhandler- blues
9. war die "einheitliche linie"
verhandlung/nichtverhandlung im märz/april 81 mit
unabgesprochenen verhandlungsvorschlägen einiger
häuser an wohnungsbaugesellschaften - nach nicht
einmal drei monaten - begraben, mit der räumung des
fraenckelufer vom senat die militärische lösung als
möglich und durchsetzbar aufgezeigt, flankiert von
"käseglockenmodellen" seitens orlowsky, verkam das
bekenntnis zur nichtverhandelei zur
identitätsstiftenden "revolutionären moral", wo nun
und ohne bezug auf ausbeutungsverhältnisse
hierzulande, außerhalb des eigentlichen
häuserkampfes revolutionäre perspektiven gesucht
wurden. nicht wenige, etwa aus dem
antiimperialistischen umfeld, zogen sich aus
gründen der klandestinität aus den häusern zurück.
10. ereignisse waren es von nun an, die, und in
vorwegnahme dessen, was später kampagnenpolitik
genannt werden sollte, die militanz vor sich
hertrieben: die ermordung sigurd debus im frühjahr
81, die räumungen der mittenwalderstrasse und vor
allem die in schöneberg im herbst desselben jahres
mit den darauf folgenden überlegungen einer
beträchtlichen anzahl militanter, kreuzberg
dichtzumachen und militärisch zu verteidigen, bis
hin zur antihaig-demo während tuwat und der
antinato- demo juni 82 anlässlich des reagen-
besuches.
11. einerseits wurde versucht, die initiative in
militanter verteidigung der häuser zurückzugewinnen
- die straßenschlachten um die goltzstraße etwa,
nachdem deren räumung angekündigt worden war.
andererseits setzten sich vermehrt in der radikalen
nichtverhandler_innenfraktion überlegungen durch,
strukturen unabhängig von den häusern und entlang
revolutionärer perspektiven außerhalb des
häuserkampfes aufzubauen, was freilich nicht
bedeutete, dass die häuser kampflos aufgegeben
werden sollten: "keine handbreit den schweinen".
endgültig aber auch keinerlei diskussionen mehr
über absicherungsstrategien.
12. nicht unerheblich trug der frust der
verhandler_innenfraktion dazu bei, trotz
patenkonzepten und noch so ausgeklügelten
legalisierungsmodellen bei
wohnungsbaugesellschaften wie senat abzublitzen,
dass sich mitte 81 der häuserkampf nochmals als
ganzes zu radikalisieren schien. ein merkwürdiges
gemisch aus drohgebärden und verhandlungsritualen.
13. in der militanten nichtverhandler_innenfraktion
hatte sich allerdings die anschauung breitgemacht,
die häuser angeeignet zu haben und sie einfach
solange zu halten wie möglich und dann schluss
damit. jedenfalls keine politische energie, keine
zeit damit verschwenden, aber vorallem: sich nicht
mit einem haus kaufen lassen, um dann noch
womöglich von der bauaufsicht über jahre
beschäftigt zu werden.
14. um eine erneute vereinheitlichung durch
rückgewinnung der initiative kreisend, sollte in
kongressen wie tuwat der rat- und
perspektivlosigkeit mittels bundesweiter und
internationaler unterstützung begegnet werden,
angereichert durch breite spaßguerillaaktionen,
inspiriert aus zürich (blitzersturm aufs kadewe
etc.). tatsächlich verknöcherten sich aber nach
tuwat die brüche der bewegung nach außen wie nach
innen, forcierten sich nach den antihaig-
straßenschlachten beispielsweise diskussionen
"friedfertiger" über straßenschlachten als
gefährdung der häuser, zumal sie angeblich mit den
häuserkampfinhalten "nichts zu tun" hätten.
umgekehrt kümmerten sich die militanten nicht
sonderlich um vorstellungen und wünsche in
verhandler_innenhäusern, es krachte davor/danach ob
die bewohner_innen im haus das nun gut fanden oder
nicht.
gelebte brüche und kampf im reproduktionsbereich
15. das gelebte NEIN in allen brüchen der
proletarischen realität blieb allerdings in
selbstgenuss gefangen. freiraum als freiraum von
klassenrealität, genauer: freiheit von
klassenrealität illusioniert.
16. aneignung als nichtverhandelbarer bruch der
kapitalistischen eigentumsverhältnisse; aneignung
als organisation eines lebens außerhalb der
verwertung, die letztere um so deutlicher in ihrer
unerträglichkeit entblößte, weil ein leben
außerhalb von ihr tatsächlich gelebt wurde und
lebbar schien. widersprochen dem arbeitsalltag
genauso wie einer lediglich gut möblierten
freizeit/reproduktion: hinterfragt zwar, woran
unterdrückung gefühlt und ausbeutung zu spüren ist,
hinterfragt aber nicht welch unterschiedliche
materiellen alltagsverhältnisse zu so
unterschiedlichem verhalten in solch durchaus
massiven kämpfen führten. gefragt also nicht, warum
sich diese verweigerung nicht ganz breit
verallgemeinerte, und wie eine solche
vergesellschaftung der verweigerung organisiert
hätte werden können.
17. ganz praktisch lebte die bewegung in ihren
kämpfen die verwundbarkeit des rückgrades
kapitalistischer verhältnisse ohne dies zu
reflektieren: die verweigerung der verwertung als
ausstieg aus einer sonst verbreiteten
klassenrealität, ein ausstieg, der zeitlos gelebt
wurde, zeitlos und geschichtslos. das war sowohl
das grandiose des aufstandes wie auch sein absturz.
dennoch: nur in dieser kompromisslosigkeit war der
aufstand möglich, konnte er solche wucht gewinnen.
18. der schlag nach vorne musste aber sehr schnell
zum isolierten und isolierenden avantgardekomplex
verkommen. zentral waren hierbei gar nicht so sehr
verhandelei/nichtverhandelei und deren gegenseitige
spaltungsrituale. die anfänglich breite solidarität
in ihren widersprüchen aufgreifend und konsequent
alltäglich praktisch vertiefend, hätte
wirklichkeiten und möglichkeiten einer breiten
kiezkollektivität und kollektivität über den kiez
hinaus eröffnen können, die das gekeife um
nicht/verhandelei einfach in sich aufgehoben hätte.
stattdessen verkrusteten die kampferfolge zum
standpunkt, der fataler weise für eins zu eins
verallgemeinerbar gehalten worden war. bei aller
unterschiedlichkeit der parolen auf
demotransparenten gab es letztlich unter dem strich
nur einen einzigen inhalt: "uns nach!".
19. jede offensive eines teiles des proletariates
reißt spalten auf. diese sind nicht in kompromissen
zu überwinden. keine einigung steht da an und wie
hätte diese denn aussehen können und selbst bei
einer so relativ banalen angelegenheit wie der
nicht/verhandelei. einzig in der ermöglichung, die
offensive, alles was da nach vorne wies, für andere
teile des proletariates begehbar und praktisch
nachvollziehbar und lebbar zu machen, hätte das
potential der verbreiterung und homogenisierung der
kämpfe öffnen können.
20. der
proletarische alltag und seine materiellen
schranken, die ab frühjahr 81 ja schon allein darin
bestanden, dass alle neu besetzten häuser sofort
von den bullen geräumt wurden, wurde fataler weise
als überwunden verstanden und das in einer
situation, wo der senat selbst für eine erneute
"vereinheitlichung der kampfbedingungen" gesorgt
hatte. hier hatte noch einmal für eine kurze zeit
die möglichkeit bestanden, den häuserkampf als
militanten mieter_innenkampf weiterzuführen.
21. dennoch hatte der aufstand den nachweis
erbracht - wenn auch in letzter konsequenz
verschenkt - dass ein angriff auf kapitalistische
reproduktion als militant organisierte verweigerung
der verwertung das potential mit sich brächte,
ausbeutung in frage zu stellen oder gar
anzugreifen. diesen "nachweis" aber erbrachten
nicht die bewegten sondern die, die in ihrer
solidarität ihnen anfänglich viel näher waren, als
jene überhaupt begreifen sollten oder wollten.
22. somit hatte der aufstand auch den nachweis
erbracht, dass auch von der reproduktion aus und
nicht allein von der produktion aus das
verwertungssystem angreifbar ja verwundbar ist.
alle immer noch vom strategischen sektor
schwadronierenden diskussionen sollten sich von
hier aus nochmals ganz anders in frage stellen.
fetisch situationismus und
geschlechterwiderspruch
23. die aneignung drückte ein kräfteverhältnis aus,
zumindest für einen moment. zugleich war sie die
basis wie die stabilisierung der bewegung. sie
musste allerdings zum fetisch werden in dem moment,
wo das angeeignete unbedingt abgesichert werden
sollte. wurden so doch die eigentumsverhältnisse
erneut anerkannt und mit ihnen der warencharakter
von wohnraum. das zuvor angeeignete stand der
aneignung also jetzt entgegen, war letztlich
ausdruck von eigentumsverhältnissen, die in ihm zu
beginn des aufstandes bekämpft worden waren.
24. sich sprache und gestus des situationismus
bedienend, verhinderte die macht zur aneignung eine
auseinandersetzung mit dessen zentralem begriff des
fetischs, wurde das "spektakel" zum anderen, das
bereits im erkämpften raum hinter sich geglaubt.
entfremdung als das außerhalb der bewegung
begriffen, kehrte sich der situationistische
begriff des bildes gegen "die anderen" und führte
zur fetischisierung der eigenen situation, in der
nunmehr widersprüche eine zentrale rolle einnehmen
mussten, die solch paradies in frage stellen
sollten.
25. gesetzt der fetisch als verhinderung von
unmittelbaren (sprich nicht- entfremdeten)
beziehungen, als bildvermittelte beziehungen
zwischen menschen wie den beziehungen von menschen
zum ding, brachte die organisation von kampf und
aneignung neue hierarchien hervor. gerechtfertigt
wurden diese nicht selten von angeblichen
erfordernissen des kampfes und allen möglichen
vermeintlichen notwendigkeiten hierfür. zwar wurde
die rollenverteilung wie die arbeitsteilung über
die auseinandersetzungen verschoben, traten
widersprüche, die einer ganz anderen art von
fetisch entsprangen zu tage, suchten ihre auflösung
außerhalb des letztlich zu eng gefassten
freiraumbegriffs, der emanzipation eben keineswegs
für alle kämpfer_innen gleichermaßen ermöglichte.
26. da war einerseits der kampf auf der straße, von
dem zu beginn noch nicht im licht der
"mackermilitanz" gesprochen, der andererseits die
widersprüche in die häuser zurücktrieb, wo sie in
auseinandersetzungen über rollenverhalten im alltag
über wg- niveau nicht hinauskamen, ein ach so
vermeintlich neues zusammenleben eher selten wenn
überhaupt verwirklichend.
27. ihre aufhebung fanden so neu/alt aufgebrochene
widersprüche in geschlechteridentitäten, die eher
außerhalb der dynamik des aufstandes und der häuser
erkämpfbar erschien: was da an "befreiung"
aufgestoßen worden war, war eben keinesfalls
automatisch für alle "befreiung".
vom fetisch der entfremdung
28. andererseits blockierte sich der kampf nicht an
vorstellungen von verstellter wirklichkeit, wie vom
situationismus vertreten, waren doch begriffe wie
entfremdung und bewusstsein in einer
machtvorstellung aufgehoben, die wirklichkeit als
immer wieder aufs neue in proletarischen
auseinandersetzungen durchzusetzen verstand. somit
wäre der aufstand 80 als praktische kritik des
situationismus zu verstehen, wo in der kollektiven
aneignung der tauschwert angegriffen und in der
aufhebung des individualismus der warenfetisch
gleich mit, ohne allerdings die ausbeutung dabei zu
thematisieren, was letztlich zu seinem scheitern
führen musste. ist doch das entscheidende moment
kapitalistischer produktion nicht die verkrustung
im bild des spektakels sondern der immer und immer
wieder aufs neue von kapital und staat
durchzusetzende zwang hinein in die verwertung. der
entscheidende ansatz dagegen erscheint damit
weniger ein vorab zu entwickelndes bewusstsein von
entfremdung und warenfetisch, sondern eine sich in
auseinandersetzungen um aneignung heraus
entwickelnde macht, die dem arbeitszwang
entgegenzutreten in der lage sein muss.
29. setzte der aufstand jenseits von richtigem oder
falschem bewusstsein und in verweigerung aller
auseinandersetzung mit dem wertgesetz, in der
aneignung ware und warenform als zwang zur arbeit
zeitweise außer kraft, in seiner (zunächst)
wohltuend naiven geschichtslosigkeit sich einzig
als militantes lebensgefühl eines NEIN vermittelnd,
entzog er sich zwar orthodoxen diskussionen, musste
dann aber, wo die macht der aneignung bröckelte und
dies vor allem allein der militärischen übermacht
des staates angekreidet, unter die fittiche der
konzepte schlüpfen, die eine kapitalismuskritik
ausschließlich bereit hält, die sich nur an
eigentumsverhältnissen orientiert. wo ausbeutung
und zwang zur arbeit aus einer antikapitalistischen
kampfperspektive ausgeklammert, entstehen vorallem
inseln von gnaden des staates und des kapitals, die
letztlich hauptsächlich klassenspaltung
fortschreiben.
30. die entwicklung verstreuter subjektivität im
kampf setzte, als die auseinandersetzungen
abflauten, in zersetzten und zersetzenden
teilbereichskämpfen sich fort. wo ausbeutung und
produktion kapitalistischer verhältnisse nämlich
ausgeklammert, bleibt der kritik an diesen nur die
kritik ihrer auswüchse. der moralische
internationalismus inklusive der moralischen nähe
zur raf wurde zur blaupause bündnispolitischer
umarmungen, die sich am kreislauf immer wieder neu
abzuarbeitender schweinereien kampagne um kampagne
aktion um aktion fortpflanzten.
31. wurde zurecht darauf verwiesen, dass im
aufstandvokabular situationistische begriffe und
theoriebruchstücke immer wieder auftauchten und
wirkten, hätte eine diskussion um den
fetischbegriff zu beginn der "bewegungskrise" im
frühjahr/sommer 81 vielleicht dazu beigetragen, von
der eigenen fetischisierung abzukommen.
grundsätzlich aber birgt der fetischbegriff eine
ontologische falle, spricht er doch immer implizit
von etwas, das als wahrheit und wesenhaftigkeit
erreichbar erscheint. wahrheit und wesenhaftigkeit
aber unterstehen vorallem der macht, sie
durchzusetzen. zum anderen aber war der aufstand
über sehr lange zeit "situationistisch" genug um
sich nicht an utopiephantastereien zu
strangulieren. erst als er an dynamik verloren
hatte, kamen mit bestrebungen, etwas, wenn nicht so
viel als möglich zu retten, die immer ein wenig
verstaubt riechenden träume auf, derer wucht, wille
und überzeugung alles zu erobern nicht bedürfen.
32. ganz andere fetische aber sollten da
auftauchen. legal und illegal eben gerade nicht
scheißegal wie von slime noch gegrölt, suchte sich
renitenz vor allem klandestin und strotzend
militant zu erfüllen, im spiegel der springerpresse
sich eitel sonnend und was in deren blätter
auftauchte schien erst so richtig unsterblich. wenn
etwa nach der ermordung von sigurd debus der kudamm
auseinander genommen worden war, war das einerseits
freilich die richtige aktion. andererseits musste
aber auch das verhalten der bullen zu denken geben,
die nicht groß dabei eingriffen. wer also verfing
sich da ab und an und in welchen projektionen und
spiegelbildern, und waren das womöglich gar nicht
die eigenen oder die unseren.
Editorischer Hinweis
Die Erstveröffentlichung erfolgte bei Indymedia
am 6. Mai 2018. Der Text
wurde "zur diskussion im
rahmen der chaos und diskussionstage am 10.05.18
um 19:00 uhr"
veröffentlicht.
https://gegenstadt.blackblogs.org/
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