Katastrophenalarm
Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?  von Stefan Engel

vorgestellt vom Autor selber

5/6-2014

trend
onlinezeitung

Gleich im Vorwort gehen wir darauf ein, warum heute Katastrophenalarm angesagt ist und die Menschheit sich an einem historischen Wendepunkt befindet:

Die Umweltfrage ist ohne Zweifel im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Weltweit wächst die Besorgnis über den Zustand der natürlichen Umwelt. Kein ernst zu nehmender Politiker, Medienschaffender, Unternehmer oder Gewerkschafter kann sich mehr erlauben, diese Frage zu ignorieren. Zu viele lokal und regional auftretende ökologische Katastrophen drangsalieren inzwischen die Menschheit.

In der öffentlichen Meinung wird der Eindruck erzeugt, die Umweltfrage sei bei den Herrschenden und ihren Regierungen in guten Händen. In Wirklichkeit aber waren sie seit dem Aufkommen der Umweltkrise Anfang der 1970er Jahre weder willens noch in der Lage, etwas Wirksames dagegen zu unternehmen. Stattdessen treibt die Menschheit ungebremst – ja sogar beschleunigt – auf eine globale Umweltkatastrophe zu. Diese hat das Potenzial, die Grundlagen jeglichen menschlichen Daseins zu vernichten. Die Verantwortung für diese Entwicklung liegt in erster Linie bei den internationalen Übermonopolen, die heute die gesamte Weltproduktion, den Welthandel sowie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in allen Ländern beherrschen.

Ein neues Umweltbewusstsein ist erwacht. Doch sein Niveau reicht bei Weitem nicht aus, die existenzielle Gefährdung der Menschheit in aller Konsequenz zu begreifen. In der öffentlichen Meinung werden einzelne Faktoren der Umweltkrise – etwa die drohende Klimakatastrophe – einseitig ins Blickfeld gerückt. Zugleich werden andere, nicht minder dramatische Probleme – wie das wachsende Ozonloch, die Zerstörung der Ökosysteme der Ozeane oder der Wälder – verdrängt oder verharmlost. Vor allem werden Zusammenhänge und Wechselwirkungen weitgehend ignoriert.

Ist es denn überhaupt denkbar, dass allein überzeugende Argumente die Verantwortlichen der kapitalistischen Profitwirtschaft dazu bringen können, diese Entwicklung zu stoppen? Ist es denkbar, dass die herrschenden internationalen Monopole plötzlich auf ihre Alleinherrschaft oder auf ihre exorbitanten Profite verzichten, nur um die Umwelt zu retten?

Das wird nicht geschehen! Im vollen Bewusstsein der tödlichen Risiken führen sie die Erde an die Umweltkatastrophe heran! Die Verhältnisse der kapitalistischen Konkurrenz verlangen heute von den internationalen Monopolen, bei Strafe ihres Untergangs, die Überausbeutung von Mensch und Natur auf die Spitze zu treiben.

Die sogenannte Umweltfrage ist längst zu einer höchst politischen Frage geworden. Welche Existenzberechtigung hat eine Gesellschaftsordnung, deren ganzes Dasein auf einer Mensch und Natur bedrohenden Grundlage ruht?

Statt irgendetwas Substanzielles gegen diese Bedrohung zu unternehmen, errichteten die Herrschenden ein ganzes System des imperialistischen und kleinbürgerlichen Ökologismus, um die gesamte Menschheit zu manipulieren. Mit Beschwichtigungen, Lügen, Vertuschung und Scheinlösungen versuchen sie, dem aktiven Widerstand der Massen vorzubeugen oder ihn zu zersetzen.

Dieses Buch lässt keinen Zweifel daran, dass die Menschheit die Umweltfrage nicht dem herrschenden Gesellschaftssystem überlassen darf. Sie wird sonst untergehen in der kapitalistischen Barbarei!

Auf der Basis einer Vielfalt konkreter Untersuchungen kommt das Buch zu der Erkenntnis, dass sich die Menschheit inzwischen mitten im fortschreitenden Übergang zu einer globalen Umweltkatastrophe befindet. Die Lösung der Umweltfrage erfordert heute einen gesellschaftsverändernden Kampf. Nur eine internationale sozialistische Revolution kann die soziale und die ökologische Frage lösen. Erst in einer sozialistischen Gesellschaft ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen bilden Mensch und Natur eine fruchtbringende Einheit.“

Die Geschichte der Menschheit beruhte von Anfang an auf der immer höheren Einheit von Mensch und Natur. Das ist ein gesellschaftlicher Prozess. Er begann mit der Urgesellschaft und wird in der kommunistischen Gesellschaft ihre höchste Stufe erreichen. Die Einheit von Mensch und Natur ist für die dialektisch-materialistische und historisch-materialistische Betrachtungsweise grundlegend, die Menschheit kann nicht ohne natürliche Lebensgrundlagen existieren. Diese Grundauffassung hat Karl Marx in seinen »Ökonomisch-philosophischen Manuskripten aus dem Jahre 1844« so formuliert:

»Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen.« (Marx/Engels, Werke, Bd. 40, Seite 536)

Um die dialektische Herangehensweise an die Umweltfrage gibt es in der Umweltbewegung und in der Arbeiterbewegung einen Streit. Diese weltanschauliche Auseinandersetzung ist Gegenstand des ersten Teils unseres Buches. Im Mittelpunkt steht die Frage: In welchem Verhältnis stehen Mensch und Natur überhaupt?

 

Ein weit verbreiteter idealistischer Standpunkt geht davon aus, dass der Mensch ein störender oder gar zerstörender Faktor in der Natur ist. Diese Auffassung nimmt auch auf die Umweltbewegung starken Einfluss, oft in subtiler Form. Dabei wird übersehen, dass der Mensch selbst Teil und sogar das höchste Produkt der Natur ist. Die natürliche Umwelt hat sich in Wechselwirkung mit dem Leben und Arbeiten der Menschen verändert. Friedrich Engels hat in seiner berühmten Schrift »Dialektik der Natur« herausgearbeitet, dass die Menschen sich mit der modernen Naturwissenschaft und der industriellen Produktionsweise die bisher höchste Stufe der Einheit von Mensch und Natur geschaffen haben.

Eine zweite Auseinandersetzung führen wir in diesem ersten Teil unseres Buchs mit den historischen und weltanschaulichen Wurzeln der Geringschätzung der Umweltfrage in der Arbeiterbewegung. Ausgangspunkt war ein heftiger Streit zwischen Marx und Engels auf der einen und den Führern der Sozialdemokratie auf der anderen Seite bei der Vorbereitung des Gothaer Parteitags 1875. In dem dort vorgelegten Programmentwurf wurde behauptet, dass die »Arbeit Quelle alles Reichtums« sei. Diesen Angriff auf die marxistischen Positionen, die bis dahin in der revolutionären Arbeiterbewegung als selbst verständlich galten, kritisierte Marx scharf:

»Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur ist ebenso sehr die Quelle der Gebrauchswerte… als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft.« (»Kritik des Gothaer Programms«, Marx/Engels, Werke, Bd. 19, S. 15)

Marx hat mit dieser »Kritik des Gothaer Programms« die dialektische Einheit von Mensch und Natur zu einer programmatischen Grundlage des Marxismus gemacht. Wir führen hier eine grundsätzliche Kritik, dass seit dem Aufkommen des Reformismus in der Arbeiterbewegung Ende des 19. Jahrhunderts diese Grundlagen verworfen, missachtet und sogar systematisch verdrängt wurden. Das wirkt sich bis heute negativ auf die Arbeiter-und Umweltbewegung aus.

 

Auch in der Grundsatzerklärung des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands (KABD), der Vorläuferorganisation der MLPD, von 1972 war die Umweltfrage noch nicht behandelt. Seit ihrer Parteigründung 1982 hat die MLPD in ihrem Programm richtig Stellung genommen. In ihrem theoretischen Organ REVOLUTIONÄRER WEG hat sie seitdem fortlaufend die Entwicklung der Umweltfrage auf Grundlage neuer Erscheinungen und wesentlicher Veränderungen im imperialistischen Weltsystem systematisch untersucht und ihre Linie dazu weiter entwickelt.

 

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit dem Zusammenhang von Kapitalismus und Umweltzerstörung. Bereits in den vorkapitalistischen Gesellschaften hat es Umweltzerstörungen und Deformierungen der natürlichen Umwelt durch den Menschen gegeben. Doch diese blieben lokal begrenzt.

 

Mit dem Kapitalismus setzte eine widersprüchliche Entwicklung ein. Auf der einen Seite erreichte die Einheit von Mensch und Natur mit der raschen Entwicklung der industriellen Produktionsweise und der modernen Naturwissenschaften, mit der Arbeiterklasse als revolutionärste Produktivkraft, den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Zugleich begann im Kapitalismus ein destruktiver Prozess im Umgang mit der Natur, den Marx als Untergrabung von Mensch und Natur bezeichnete:

»Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.« (»Das Kapital«, Marx/Engels, Werke, Bd. 23, S. 528)

Raubbau und Deformierung der Natur waren im Kapitalismus eine ständige Begleiterscheinung. Es trifft aber nicht zu – wie in Teilen der linken Bewegung behauptet wird –, dass diese Erscheinungen im Kapitalismus von Anfang an den Charakter einer gesetzmäßigen Zerstörung der natürlichen Umwelt gehabt hätten. Sie nahmen allerdings im imperialistischen Zeitalter sprunghaft zu und konnten sich Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre zu einer globalen Umweltkrise ausdehnen. Auch diese globale Umweltkrise war zunächst noch eine Begleiterscheinung und keine ökonomische Notwendigkeit für die kapitalistische Produktionsweise. Sie hätte durch den aktiven Widerstand der Massen überwunden werden können. Das ist aber nicht geschehen. Seit Anfang der 1990er Jahre ist die Entwicklung hin zu einer globalen Umweltkatastrophe eingetreten, die alle menschlichen Lebensgrundlagen infrage stellt. Das hat wesentlich mit der chronischen Überakkumulation des Kapitals zu tun, die eine wesentliche Grundlage für die internationalisierte kapitalistische Produktion darstellt.
 

Das dritte Kapitel unseres Buches, das fast die Hälfte der Ausarbeitung ausmacht, befasst sich mit der Analyse und Qualifizierung der bedrohlichen Entwicklung zur globalen Umweltkatastrophe. Wir hatten im REVOLUTIONÄRER WEG 25 »Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf schon 1993 die globale Umweltkatastrophe definiert:

»Von einer globalen Umweltkatastrophe sprechen wir dann, wenn die Zerstörungen im natürlichen Stoffwechsel zwischen Boden, Wasser, Luft, Flora und Fauna ein solches Ausmaß angenommen haben, dass er sein Gleichgewicht verliert und die Grundlagen jeglicher menschlichen Existenz und Produktion vernichtet werden.« (S. 245)

 

Um die Entwicklung des Übergangs von der globalen Umweltkrise in die globale Umweltkatastrophe exakt zu erfassen, untersuchten wir jetzt den Übergang von der Quantität einzelner Krisenmerkmale in eine neue umfassende Qualität der Umweltzerstörung und umgekehrt.

Anfang der 1990er Jahre zeigten sich vier Hauptmerkmale des begonnenen Umschlags der Umweltkrise in eine globale Umweltkatastrophe: Die Ausdünnung der Ozonschicht in der Stratosphäre, die unwiderrufliche Vernichtung tropischer Regenwälder, der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt und die Zunahme regionaler Umweltkatastrophen. Im Gegensatz zu der ständigen Propaganda der Herrschenden, sie hätten die Umweltprobleme im Griff, haben sich alle diese Faktoren seither außerordentlich verschärft.

 

Darüber hinaus bildeten sich fünf weitere Hauptmerkmale heraus: die drohende Gefahr umkippender Weltmeere, die Zerstörung regionaler Ökosysteme und das Artensterben, der rücksichtslose Raubbau an den Naturstoffen, die Vermüllung, Vergiftung, Verschmutzung der Biosphäre und die unverantwortliche Nutzung der Atomenergie.

 

Jede einzelne dieser neun Hauptmerkmale hätte bereits existenzielle Folgen für die Menschheit, wenn er ungebremst weiter wirken kann. Doch zwischen den verschiedenen Hauptmerkmalen besteht zusätzlich eine destruktive Wechselwirkung, die zu ihrer Verstärkung und teilweise Potenzierung führt.

So mussten wir feststellen: Der Prozess des Umschlagens der globalen Umweltkrise in eine globale Umweltkatastrophe ist in eine neue Phase getreten. Die Menschheit befindet sich nicht mehr am Beginn eines qualitativen Sprungs, sondern mitten in dem selbstzerstörerischen Prozess der allseitigen Auflösung von Mensch und Natur. Bereits heute setzen - nach aktuellem Kenntnisstand - irreversible Schäden die Menschheit dauerhaften, zum Teil existenziellen Gefährdungen aus und bürden künftigen Generationen schwere Hypotheken auf.
 

Das vierte Kapitel des Buchs befasst sich mit den Schlussfolgerungen für die Arbeiterbewegung und für die Umweltbewegung. Dabei untersuchen wir zum einen die Methoden der Herrschenden. Sie setzen heute vor allem den imperialistischen Ökologismus ein, um den aktiven Widerstand der Massen zu manipulieren bzw. zu zersetzen und auch ihre Machtpolitik mit Zynismus und äußerster Rücksichtslosigkeit auf die Folgen des weiteren Übergangs in eine globale Umweltkatastrophe auszurichten. Wir stellen in dem Buch eine Geheimstudie des US-Kriegsministeriums dar, die ein strategisches Szenario entwirft, wie diese Imperialisten angesichts einer heraufziehenden globalen Klimakatastrophe ihre Weltherrschaftspläne abzusichern und auszuweiten zu gedenken. Dabei schrecken sie nicht einmal vor der Reduzierung der Weltbevölkerung durch vernichtende Kriege zurück.

 

Wir machen auch eine kritische Auswertung der bisherigen Umweltbewegung. Zweifellos erfuhr die internationale Umweltbewegung in den 1990er Jahren eine Neubelebung. Inzwischen hat sich in der Umweltbewegung sogar ein weltweiter Kampf mit internationalem Charakter entwickelt. Doch sie hat eine hauptsächliche Schwäche: Sie reagiert nach wie vor auf umweltzerstörerische Ereignisse oder Vorhaben. Sie beschränkt sich meist auf den Kampf gegen einzelne Seiten der Umweltkrise. Sie führt hauptsächlich einen Abwehrkampf, die Trennung von der Arbeiterbewegung ist längst nicht überwunden. Das ist noch kein Klassenkampf mit einem gesamtpolitischen, gesellschaftsverändernden und revolutionären Charakter. Gerade dies ist aber notwendig. Denn heute muss eine Weichenstellung zu einer neuen Qualität des Kampfs zur Rettung der natürlichen Umwelt erfolgen. Das verlangt ein höheres Umweltbewusstsein und Klassenbewusstsein. Dazu müssen die Umweltbewegung und die Arbeiterbewegung sich verändern. Sie müssen die weitere Entwicklung vorausdenken, damit sie mit ihrem gemeinsamen Kampf einen Prozess der Eigendynamik zur Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit verhindern können. Die Kämpfe müssen als Schule des aktiven Widerstands und des Klassenkampfs geführt werden.

 

Wir lassen keinen Zweifel daran, dass die Umweltfrage nur mit einer revolutionären Umwälzung der Gesellschaft gelöst werden kann. Erst in einer sozialistischen Gesellschaft kann die Einheit von Mensch und Natur wieder gefestigt und höher entwickelt werden.

 

Dazu haben wir uns auch mit den Erfahrungen der ehemals sozialistischen Länder befasst. Die bürgerliche Geschichtsschreibung und der Antikommunismus werfen der sozialistischen Sowjetunion unter Führung Lenins und Stalins oder dem China Mao Zedongs gröbste Ignoranz, Unfähigkeit, in den schlimmsten Fällen sogar eine Hauptverantwortung für die drohende globale Umweltkatastrophe vor. Wir haben uns davon nicht beeindrucken lassen und sorgfältig recherchiert. Die sozialistische Sowjetunion hat eine welthistorische Pionierarbeit in der Umweltpolitik geleistet. Das betrifft nicht nur den Einsatz erneuerbarer Energien zur Elektrifizierung des riesigen Landes, die im Wesentlichen auf der Basis von Wasserkraft erfolgte. Sie machte auch eine zukunftsweisende Forstpolitik und schützte mit einem Grasfeldersystem fruchtbare Böden und Arten - ohne Kunstdünger, Insektizide und Pestizide. Auf dem XX. Parteitag der KPdSU riss allerdings die neue Bourgeoisie unter Führung Chruschtschows, die schon vorher den Umweltschutz heftig attackiert hatte, die Macht an sich. Innerhalb kurzer Zeit vollzog sie einen umweltpolitischen Kurswechsel, setzte auf Kohle, Erdöl, Erdgas und später vor allem auf Atomenergie.

 

Die Kommunistische Partei Chinas unter Führung Mao Zedongs verurteilte den Verrat des Sozialismus in der Sowjetunion. Besonders in der Großen Proletarischen Kulturrevolution wurden beispielhafte umweltpolitische Maßnahmen ergriffen. Erstmals wendeten Millionen die dialektische Methode bewusst auf die Einheit von Mensch und Natur an. Sie gewannen die Erkenntnis, dass es keinen »Abfall« im absoluten Sinn geben kann. So entstanden zum Beispiel Millionen kleine Biogasanlagen, in dem Methan aus Faulprozessen für die Energieerzeugung genutzt wurde - eine einfache Methode der Kreislaufwirtschaft. Noch heute sind sich 6-7 Millionen dieser Anlagen in Betrieb, obwohl nach dem Tod Mao Zedongs 1976 auch in der Volksrepublik China der Kapitalismus restauriert wurde und die großen Erfolge im Umweltschutz zunichte gemacht wurden. China übertrifft heute mit der rücksichtslosen Verstädterung und gewaltiger Verschmutzung von Boden, Luft und Wasser sogar viele andere kapitalistischen Länder bei der Zerstörung der Umwelt.

 

Wir sind aus all dem für den Kampf um den Sozialismus/Kommunismus zu dem Schluss gekommen, dass die sozialistische Gesellschaft angesichts der negativen Erfahrungen aus der kapitalistischen Produktions- und Konsumtionsweise einen gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsel braucht, mit dem die Einheit von Mensch und Natur die Generallinie wird. Zweifellos sind die materiellen Grundlagen zur Lösung der Umweltfrage ausgereift - durch die Entwicklung der internationalisierten Produktivkräfte, gewaltiger Fortschritte in der Naturwissenschaft und Technik. Die Menschheit könnte heute weitgehend vermeiden, dass ihre Produktions- und Lebensweise unvorhergesehene Wirkungen hervorruft. Doch wäre es illusionär, der Sozialismus bräuchte lediglich die fortgeschrittene Technik endlich im Interesse der Massen anzuwenden. Der Kapitalismus hat drastische Fehlentwicklungen im Verhältnis der Menschen zur Natur hinterlassen, die nach dem Sieg der internationalen sozialistischen Revolution über einen längeren Zeitraum korrigiert und neu ausgerichtet werden müssen. Dabei geht es nicht nur um die Veränderung der Produktionsverhältnisse, wo zu prüfen ist, welche Produkte und Verfahren überhaupt sinnvoll sind, welche aufgegeben oder radikal umgestellt werden müssen. Es ist auch ein Paradigmenwechsel in den Konsumtionsverhältnissen nötig, damit kein Teil der Menschheit auf Kosten eines anderen und der Natur lebt. Es ist eine Veränderung der Lebensweise erforderlich, die kulturvoll und gesund alle elementaren Lebensbedürfnisse sichert und weiterentwickelt. Das alles verlangt, dass die proletarische Denkweise in der sozialistischen Gesellschaft durchgesetzt und beständig gefestigt wird - gegen Selbstsucht, Individualismus, Konsum- und Wegwerfmentalität - für den verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Natur. Der Prozess der Heraushebung des Menschen aus dem Tierreich endet erst in der klassenlosen kommunistischen Gesellschaft.
 

Stefan Engel

 

 

Stefan Engel
Katastrophenalarm!
Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?

Verlag Neuer Weg
Artikel-Nr.: 9-783-88021-400-2
336 Seiten

17,50 Euro

Bestellung über: People to People


Editorische Hinweise

 

Die Buchbesprechung erhielten wir vom Autor. Stefan Engel ist Vorsitzender der MLPD. Mehr über den Autor siehe: http://www.stefanengel.info/