Stadtumbau & Stadtteilkämpfe

Anmerkung zu Karl-Heinz Schuberts Kritik am Mietshäuser Syndikat

von Sebast

5/6-2014

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: In der Märzausgabe 2014 erschien von Karl-Heinz Schubert der 1. Teil einer Kritik am Mietshäuser Syndikat. Im zweiten Teil sollte aufsetzend auf einer Diskussion des Textes im "Arbeitskreis Kapitalismus aufheben" (AKKA) ein politisches Fazit  gezogen werden. Mittlerweile wurden Stellungnahmen zu Karl-Heinz Schuberts Text angekündigt. Diese möchte er in den Teil 2 einarbeiten. Wir begannen daher mit der Veröffentlichung der ersten Stellungnahme von Guenther Sandleben, die gerade eben bei uns eingegangen ist.  Darauf antwortete Karl-Heinz Schubert in der selben Ausgabe mit dem Artikel "Miete neu denken: Definitionsfragen".  Es folgt nun ein Kommentar von "Sebast". / red. trend

In den „Thesen zur ökonomischen Funktion und Struktur des Mietshäuser Syndikats (MhS)“ zeigt Karl-Heinz-Schuberts Kritik erstens, dass sich der kapital-emanzipatorische Anspruch des MhS, durch Kauf und Vermietung von Wohnraum, diesen dem Kapitalmarkt zu entziehen, als Illusion erweist. Zweitens zeigt die Kritik eine delikate ökonomische und begriffliche Nähe des MhS zur Anthroposophie Rudolf Steiners.

Es ist nichts neues, dass sich völkische Kapitalismuskritiker von rechts im linken Milieu tummeln, aber gerade dieser Aspekt kommt in dem verdienstvollen Artikel etwas zu kurz.

Neben der geleisteten Ökonomiekritik am MhS ist ebenso eine Ideologiekritik nötig, in der beispielweise der Begriff der Kapitalneutralität als Teil des Steinerschen Dreigliederungskonzeptes (Freiheit-Geistesleben, Gleichheit-Rechtsleben, Brderlichkeit-Wirtschaftsleben ) kritisch dargestellt wird.

Steiner schreibt:

In dem Proletariat hat sich der zerstörende Aberglaube festgelegt, daß alles Rechts- und alles Geistesleben naturnotwendig aus den Wirtschaftsformen entsteht. Große Kreise auch von Nichtproletariern sind heute schon von diesem Aberglauben befallen. - Was in den letzten Jahrhunderten als eine Zeiterscheinung sich entwickelt hat: die Abhängigkeit des Geistes- und Rechtslebens vom Wirtschaftsleben, das sieht man als eine Naturnotwendigkeit an. Man bemerkt nicht, was die Wahrheit ist: daß diese Abhängigkeit die Menschheit in die Katastrophe hineingetrieben hat; und man gibt sich dem Aberglauben hin, daß man nur eine andere Wirtschaftsordnung brauche, eine solche, die ein anderes Rechts- und Geistesleben aus sich selbst hervortreiben werde. Man will nur die Wirtschaftsordnung ändern, statt einzusehen, daß man die Abhängigkeit des Geistes- und des Rechtslebens von der Wirtschaftsform aufheben müsse.“(1)


Hier zeigt sich der ganze reaktionäre Idealismus, es gilt nicht die auf Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft beruhende, privat betriebene und Mehrwert aneignende kapitalistische Produktionsweise aufzuheben und zu vergesellschaften, sondern kurz gesagt, lediglich anders über diese zu „denken".

Das gefühlt, immer mehr gesellschaftliche Antworten auf die kapitalistische Krise, als reaktionäre daherkommen (neben Steiner auch noch Gesell etc.) ist Ausdruck der hoffentlich momentanen Defensive der proletarischen Klasse in der BRD.

Aus diesem Grund ist es wichtig, auf die Steinersche Anthroposophie, als Teil der Lebensphilosophie des deutschen Irrationalismus, die letztendlich als Reaktion der (klein)bürgerlichen Klasse zum Faschismus führte mit entsprechender (Ideologie)Kritik zu reagieren.

1) Steiner, Rudolf: Die Dreigliederung des sozialen Organismus, eine Notwendigkeit der Zeit, 1919, zitiert nach: http://www.dreigliederung.de/essays/1919-07-003.html