Betrieb & Gewerkschaft

Verlautbarung
Was bedeutet der Metall-Tarifabschluss für uns?

aus der Betriebszeitung Alternativer Metaller bei Daimler Berlin-Marienfelde

5/6-12

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Lohn: Die Einkommenserhöhung beträgt 4,3 % bei einer Laufzeit von 13 Monaten, beginnend am 1. Mai („im Nullmonat April 2012 erfolgt keine Erhöhung", heißt es in der Arbeitgeber-Erklä-rung). Die 0,4 % Arbeitnehmerbeitrag, die wir uns für die Altersteilzeit jährlich anrechnen lassen müssen, sind mit dem Tarifergebnis auch bereits abgegolten.

Übernahme: Auszubildende werden nach bestandener Abschlussprüfung künftig unbefristet übernommen - allerdings nur im Rahmen des betrieblichen „Bedarfs". „Den voraussichtlichen Bedarf an Auszubildenden bestimmt der Arbeitgeber", so die Vereinbarung. Und weiter: „Vom Grundsatz der unbefristeten Übernahme kann bei personalbedingten Gründen sowie bei akuten Beschäftigungsproblemen abgewichen werden."

Leiharbeit: Nach 18 Monaten muss der Entleiher prüfen, ob er einen unbefristeten Vertrag anbieten kann. Nach 24 Monaten ist der Unternehmer verpflichtet, den Leiharbeiter dauerhaft zu übernehmen. Mit den Verbänden der Leiharbeitsbranche wurden zudem Zuschläge vereinbart: ab einer Einsatzzeit von 6 Wochen 15 %, dann über mehrere Stufen hinweg bis zu 50 % nach 9 Monaten.

So weit die nackten Zahlen. Wie ist das Ergebnis nun zu bewerten?

Endlich gibt es real mal wieder mehr Lohn. Das ist positiv. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, was in den letzten beiden Tarifrunden passierte: 2008 (Laufzeit: 18 Monate) wurde die damalige 8-prozentige Lohnforderung wegen dem Krisenbeginn komplett fallen gelassen. 2010 (Laufzeit: 23 Monate) wurde dann aufgrund der, wie es hieß, unsicheren wirtschaftlichen Lage erst gar keine Forderung aufgestellt. Damals gab es nur mickrige Erhöhungen, die nicht mal die Inflation ausglichen. Das Ganze wurde uns aber damit verkauft, dass wir dann nach der Krise entsprechend mehr kriegen müssten. -Nicht vergessen sollten wir auch die Gewinne 2011: Daimler fuhr einen Rekordprofit von 6 Milliarden Euro ein.

Die Vereinbarung zur Übernahme wird in der Praxis wenig ändern: Sie ist dehnbar wie ein Kaugummi.

Bei der Leiharbeit sind wir von einer Gleichstellung mit den Stammbeschäftigten leider nach wie vor weit entfernt. Immerhin gab es Verbesserungen - von denen werden nur nicht viele was haben, weil die Leiharbeiter durchschnittlich 6 bis 9 Monate in einem Werk sind (aber erst nach 2 Jahren übernommen werden müssen).

In bestimmten Fällen kann der Betriebsrat künftig seine Zustimmung zur Einstellung verweigern.

Alles in allem gab es zwar schon deutlich schlechtere Abschlüsse - trotzdem stellt das Jahr 2012 eine verpasste Chance dar. Denn eigentlich waren wir am Drücker gewesen. Im ersten Halbjahr hatten wir fast parallel die Tarifrunden im Öffentlichen Dienst, bei Chemie, Telekom, VW, Banken. Aufgrund der - noch - vollen Auftragsbücher hätten die Unternehmer Angst vor längeren Streiks gehabt. Gleichzeitig haben wir unsere Möglichkeiten kaum genutzt. Obwohl 830.000 Kollegen

in 3.300 Betrieben, darunter auch Leiharbeiter, an den Warnstreiks teilnahmen, die Stimmung kämpferisch war, wurde nicht nachgelegt-wie in den letzten 10 Jahren verzichtete die IG-Metall-Führung auf die Streikwaffe, die die Unternehmer ganz anders unter Druck gesetzt hätte.

Um so wichtiger, dass der Tarifkonflikt unter Vertrauensleuten, auf IGM-Mitglieder- oder Delegiertenversammlungen genau ausgewertet und die nötigen Schlussfolgerungen für die Vorbereitung des nächsten Tarifkampfs gezogen werden.

In die IGM eintreten -und verändern!

Bei den Leiharbeitern wird derzeit massiv für die IG Metall geworben. Die „Alternative" sagt: Es ist sehr gut, wenn nicht nur die Stammbeschäftigten, sondern auch viele Leiharbeiter in die Gewerkschaft eintreten. Das Mitgliedsbuch allein ist aber nicht genug. Damit wir mehr erreichen, brauchen wir auch einen kämpferischen Kurs. Dafür sollten wir uns in der IG Metall einsetzen.

Editorische Hinweise

Das Flugblatt  erhielten wir von den BetriebskollegInnen..