Griechenland nach den Wahlen
Faschisten und Polizisten gehen gegen die Gesamt-Linke vor.

von
Aug & Ohr

5/6-12

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Die rohe faschistische Gewalt steigert sich tagtäglich in Griechenland. Am Sonntag den 17. Juni, nachdem die Wahlresultate bekannt geworden waren, überfielen kurz nach 23 Uhr, 20 bis 40 Faschisten der „Goldenen Morgenröte“, Chrissi Avji) einen Informationsstand des Syriza in Piräus, wo eben Sympathisanten und Mitglieder von Syriza versammelt waren (1). Die Faschisten waren, wie die Hell´s Angels, auf ihren üblichen Motorrädern herangekommen, stellten sich vor das Zelt und begannen, die Leute anzubrüllen. Alle in Kampfmontur, mit Helmen, etliche von ihnen vermummt (1).

Dann gingen sie drohend auf die Versammelten los, wie ein Betroffener gegenüber To Vima aussagte (2) Ein Syriza-Stadtverordneter von Piräus, Jannis Kardaras, versuchte, die Gemüter zu beschwichtigen.

Das kam ihm teuer zu stehen. Von einem vermummten Angehörigen der Goldenen Morgenröte wurde er, wie Zeugen bestätigen können, auf den Kopf geschlagen, er fiel nieder (1) und wurde ohnmächtig (3).

Es war ein sehr heftiger Schlag, und der Stadtverordnete wurde darauf ins Krankenhaus gebracht, berichtet die Syriza nahestehende Tageszeitung I Avji („Die Morgenröte“) (1)

Darüber hinaus wird bezeugt, daß die Polizei erst dann eintraf, als die Angreifer bereits abgezogen waren, und dies obwohl sich die Polizeistation in unmittelbarer Nähe des Syriza-Zeltes befand, worauf Avji besonders hinweist (1).

Besonders falle ins Auge, so Syriza-Aktivisten, daß die Polizei auch nucht gekommen war, obwohl von der Organisation dem örtlichen Polizeirevier bereits am Nachmittag mitgeteilt worden war, daß man einen Angriff befürchtete (4).

Ein israelischer Journalist, der kürzlich in Athen von „Schwarzgekleideten“ überfallen wurde, meinte darauf, es könnten Faschisten oder auch Anarchisten gewesen sein. Zweifel an der Urheberschaft der Chrissi Avji braucht man in diesem Fall nicht zu haben.

Alles weist, neben der martialischen Ausrüstung und der schwarzen Kleidung, darauf hin, daß es sich um die (in Piräus sehr aktiven) Schlägerbanden der Chrissi Avji handelte. Auch Dritsas, der Sprecher von Syriza bestätigt im Mega-TV, daß es eine Motorradbande der Chrissi Avji war (5). Kurz vorher hatten – das stärkste Indiz – ganz eindeutig Chrisavjites, wie sie genannt werden, in Piräus den Wahlerfolg ihrer Partei bejubelt (6).

Bei dieser Bande handelte es sich, anderen Berichten zufolge, um 50 (6) jugendliche (3) Motororradfahrer – die aber von der Polizei geduldet, geschützt, gestützt werden. Mehr als auffällig ist außerdem, daß sich am Ort des Geschehens Angehörige der für ihren unerbittlichen Kampf gegen die Linken bekannten Spezialeinheit MAT befanden – die hier nicht eingriff (7). Inzwischen ging in unmittelbarer Nachbarschaft ein Juweliergeschäft in Flammen auf (7).

Die Polizei machte sich gar nicht die Mühe, die Angriffe zu verhindern, kritisiert Kardaras, obwohl sie sehen konnte, wie die Faschisten auf ihren Motorrädern unmittelbar am Polizeirevier vorbeifuhren und vor dem Wahl- und Informationszelt stehenblieben (2).

Das Ganze fand auf dem Korais (8)-Platz statt, in kulturvoller Gegend, neben einem Theater, dem Stadttheater von Piräus (7).

Ein kleiner Bürgerkrieg gefällig? - Nun greifen die Faschisten nicht nur Syriza an: auch eine Organisation, die Bestandteil des zweiten radikal linken Bündnisses, Antarsya , ist, die SEK (Sozialistische Arbeiterpartei), wurde kürzlich belagert und man versuchte, der seit der Junta (!) aktiven Vorsitzenden habhaft zu werden. Darüber demnächst.

Das ist unser Europa?

Es gibt gewisse Regierungen, die auf infamste Weise gegen linke Lösungsversuche in Griechenland hetzen – als ob sie das Recht hätten, sich in die politischen Entscheidungen eines anderen Landes einzumischen!

Das Recht haben sie nicht. Sie führen einen sozialen Angriffskrieg gegen souveräne Staaten und deren Verfassungen, sie entmündigen diese Staaten und beginnen, sie zu zerschlagen. Sie führen einen gesamtgesellschaftlichen Agressionskrieg gegen die einzelnen Mitgliedsstaaten eines übernationalen Gebildes, das Züge einer Diktatur annimmt.

Sie tun so, als hätten sie bestimmte Länder bereits besetzt.

Damit wird nicht nur die internationale Rechtsstruktur ausgehöhlt und zerrüttet, dieses Vorgehen ist auch von einer unglaublichen Scheinheiligkeit. Die griechischen Schläger- und Mörderbanden sind den erwähnten europäischen Regierungen keine Erwähnung wert, daß in Griechenland schon wieder der Faschismus anwächst, kümmert sie keinesfalls. Das ist offenbar keine Gefahr für Griechenland.

Worüber sie entsetzt sind, das ist die Linke, von der geht aller Schrecken aus. Die Linke ist die große Gefahr. „Ein Gespenst geht um in Europa: Griechenland“, so betitelte es – mit dem üblichen witzigen Sarkasmus dieser Redaktion - die slowenische Zeitschrift Mladina.

Ist dies vielleicht die Rolle der EU und der anderen beiden Komponenten der Troika: auf diesem Kontinent eine Wirtschaftsdiktatur und in deren Kielwasser eine politisch-gesellschaftliche Diktatur zu errichten?

Deutschland, Österreich, die heulende Mainstream-Presse und die griechischen Faschisten ... Dulden sie sie, schützen sie sie, stützen sie sie – weil es ihnen in den Kram paßt?

Sind die Schlägerbanden etwa die willkommenen Inlands-Partner derer, die von oben und von außen der griechischen Bevölkerung das Blut aussaugen und sie verhungern lassen, wie es seinerzeit unter der deutsch-österreichischen Besetzung des Landes der Fall war – die hier mit anderen Mitteln fortgesetzt wird ?

Die Unterschiede zwischen KKE, Syriza und Antarsya sind für die Goldene Morgenröte - wie für die Polizei – unbedeutend, das ist alles eins. Faschisten und Polizisten gehen gegen die Gesamt-Linke vor. Bei der Gesamt-Linken ist das Zusammengehörigkeitsgefühl noch nicht so gut ausgeprägt.

Ein KKE-Gewerkschaftler starb an den Auswirkungen des polizeilichen Gaseinsatzes, Antarsya und Syriza werden von der Polizei entweder alleingelassen oder angegriffen, sind gleichermaßen Ziel der Faschisten.

Die griechischen Faschisten haben das selbe Ziel wie die Politiker und Wirtschaftsbosse des neuen deutschen Reiches und des neuen imperialistischen Europa.

Gegen die Linken wird koordiniert von außen wie von innen gekämpft: Wir in Europa sollten die Gesamtheit der linken Kräfte von außen schützen und stützen, und die, deren Linie uns nicht in den Kram paßt, wenn nicht verstehen, so doch dulden.

Anmerkungen
 

  1. Πειραιάς: Επίθεση Χρυσαυγιτών στο εκλογικό περίπτερο του ΣΥΡΙΖΑ , Αυγή, 18. 6. 2012
    Piräus ist eine eigenständige Gemeinde in der Region Attika, etwa 12 Kilometer vom Zentrum Athens entfernt und ist selbst die drittgrößte Stadt Griechenlands. Verwaltungstechnisches zu Regionen in
    AuO: Drohende Räumung in Athen, indymedia Deutschland, 16.07.2011 , Anm. 2

  2. Ενταση στο κεντρικό εκλογικό περίπτερο του

ΣΥΡΙΖΑ στον Πειραιά, Βήμα, 18. 6. 2012

  1. u. a.: Γρονθοκοπήματα σε περίπτερο του ΣΥΡΙΖΑ στην πλ. Κοραή, Ημερησία , 18. 6. 2012

  2. ΕΠΙΘΕΣΗ της Χρυσής Αυγής στον ΣΥΡΙΖΑ Πειραιά, Tvkosmos, 18. 6. 2012

(5) Σε δηλώσεις του στο Mega, ο βουλευτής του ΣΥΡΙΖΑ, Θ. Δρίτσας, έκανε λόγο για οπαδούς της Χρυσής Αυγής, Nooz.gr, 18. 6. 2012

(6) Επίθεση 50 μοτοσικλετιστών στο εκλογικό περίπτερο του ΣΥΡΙΖΑ του Πειραιά, Τα Νέα , 18. 6. 2012

(7) Επεισόδια μεταξύ μελών της Χρυσής Αυγής και μελών του ΣΥΡΙΖΑ, www.star.gr , 18. 6. 2012

(8) Adamantios Korais (1748 bis 1833) war ein Aufklärer und feinsinniger Humanist, übersetzte aus dem Altgriechischen und war ein intellektueller Wegbereiter eines besseren Griechenland.

Editorische Hinweise

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