trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Links und frei - Brief eines Kosova Albaners

von Meh. Z. z.z. in Deutschland Übersetzung Max Brym

12-2013

trend
onlinezeitung

Hallo liebe Freunde von Kosova-Aktuell.

Die albanische Diaspora in Deutschland ist politisch meist unorganisiert, obwohl auf individueller Ebene sehr viel politisiert wird. Klar wird die Korruption in der Heimat und die Armut beklagt. Es fehlt aber bei den meisten an wirklichem politischen Engagement. Wenn ich mich selbst als politisch links-stehend bezeichne fehlt dafür oft jegliches Verständnis. Die Meisten betrachten sich als Rechte, ohne genau zu wissen was dies bedeutet. Viele lehnen den Kommunismus ab und glauben, dass Kosova einst von Kommunisten unterdrückt wurde. Einige nennen die heute in Kosova dominierenden Mafia Kreise - „kommunistisch“. Nichts ist aber weniger wahr als diese Behauptung. Kosova wurde von serbischen Chauvinisten unterdrückt, die sich selbst Kommunisten nannten. Unter Tito hatte die chauvinistische Unterdrückung noch gewisse Grenzen. Der Anspruch kommunistisch zu sein, setzte der nationalen Unterdrückung bestimmte Haltelinien. Mit dem Ende der sich selbst so nennenden „ sozialistischen Gesellschaften“ wurde die nationale Unterdrückung vertieft und barbarisiert. Der Bänker Milosevic nannte seine Partei zwar „ SOZIALISTISCH“ aber er ritt zusammen mit den wieder legalisierten Tschetniks offen das chauvinistische Pferd. Die ökonomische Krise Jugoslawiens ab Ende der achtziger Jahre zwang die selbsternannten Arbeiterführer und Bürokraten auf den Gaul des Nationalismus zu setzen, um an der Macht zu bleiben. Die Herren Isa Mustafa, Fatmir Sejdiu oder Xhavit Haliti ( letzterer als Enverist) in Kosova waren nie Kommunisten. Sie waren immer nur sie selbst. Sie arrangierten sich mit der Macht um Privilegien zu erhalten. Der Fall Xhavit Haliti liegt etwas anders. Er nannte sich Marxist- Leninist, heute ist er einer der wichtigsten Leute in der Regierungspartei PDK. In der russischen klassischen Literatur nennt man solche Menschen „ gewesene Menschen“. Ergo es handelt sich noch um lebende Personen, die einst etwas waren. Sie sind nicht älter und klüger, sondern älter, dümmer und korrupter geworden. Der verstorbene Mahmud Bakalli aus Kosova sagte vor einigen Jahren in einem Interview: „ Ich war immer Demokrat, nie Kommunist.“ An dieser Behauptung ist viel wahres. In der Tat, der ehemalige Leiter des „Bundes der Kommunisten“ in Kosova Bakalli ( ein guter Jagdfreund von Tito) war immer nur Mahmud Bakalli. In der Zeit der titoistischen Herrschaft gab es nur Privilegien wenn man offiziell Kommunist war. In anderen Zeiten ist man halt für die freie Marktwirtschaft, für Privatisierungen und soziales Elend. Diesem Zustand wird der Name Demokratie verabreicht. Isa Mustafa will am Sonntag wieder Bürgermeister in Prishtina werden. Einige werfen ihm vor er sei immer noch Kommunist. Letzteres ist Quatsch. Isa Mustafa hat seinem Sohn ein großes Taxiunternehmen zugeschanzt und gleichzeitig den öffentlichen Bußverkehr in Prishtina weitgehend privatisiert. Herr Mustafa ist ein korrupter neoliberaler Typ. Es geht darum die Dinge beim Namen zu nennen. Es gilt Schluss zu machen mit blödsinnigen Verwechslungskomödien . Ein Mensch ist nur dann ein richtiger politisch ehrbarer Mensch, wenn er den Anspruch links zu sein lebt. Der kategorische Imperativ von Karl Marx, „alle Verhältnisse radikal in Frage zu stellen in denen der Mensch ein unterdrücktes, beleidigtes erniedrigtes und verlassenes Wesen ist“, gilt es in Kosova und weltweit durchzusetzen. Ein Patriot in Kosova muss links und internationalistisch sein. Alles andere ist opportunistischer Quark und politische Dummheit.