Waldbröl
Eine Kleinstadt wehrt sich gegen den Naziterror


von
Dieter Carstensen

12/11

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Manchmal bin ich auf meine oberbergische Heimatstadt wirklich stolz, so auch heute. Unser Stadtrat verabschiedete jüngst EINSTIMMIG auf Antrag der SPD Fraktion eine Resolution gegen den neuen Neonaziterror. Waldbröl ist nicht irgendeine Kleinstadt. Als die Nazis unter Hitler stark wurden, rannten als erstes die Menschen aus dem Kreis Oberberg und aus den östlichen Landkreisen in Schleswig - Holstein den Nazimördern hinter her. Waldbröl war zu der Zeit Kreishauptstadt des südlichen oberbergischen Kreises. Bei uns wurden Menschen ermordet, die in der örtlichen Pflegeheilstätte für psychisch Kranke untergebracht waren. Robert Ley, Chef der verbrecherischen NSDAP Organisation "Deutsche Arbeitsfront" lebte in einem Ortsteil von Waldbröl.

Es war gar nicht so selbstverständlich, dass, wie es beim oberflächlichen Betrachten den Anschein haben mag, der gesamte Stadtrat EINSTIMMIG eine Resolution gegen den braunen Terror der Neuzeit verabschiedet hat.

Die Kölnische Rundschau / Oberberg schrieb dazu am 13.12.11 unter dem Titel "Resolution gegen Rechtsterrorismus" u.a.:

"Gleichzeitig werden alle Bürgerinnen und Bürger zur Wachsamkeit gegenüber jeglichen rechtsradikalen Tendenzen aufgerufen. Alle relevanten Sachverhalte sollten umgehend den Ermittlungsbehörden gemeldet werden. Zuständig ist die Abteilung Staatsschutz der Polizeipräsidien Köln und Bonn."

Das Schlimmste in dem Bericht der Oberbergischen Volkszeitung war aber, dass auch wir im Kreuzfeuer des braunen Mörderpacks waren! Die Zeitung schrieb über die Stadtratssitzung ebenfalls, dass der gesamte Stadtrat

"... mit Bestürzung und Besorgnis zur Kenntnis genommen," hat "dass sich auch Institutionen aus unserer Kommune auf der Liste der Organisation ,Nationalsozialistischer Untergrund' in Zwickau befanden."

Natürlich habe ich zu all dem einen Leserbrief in meiner Heimatzeitung geschrieben, als überzeugter Demokrat trete ich für unser aller gemeinsamen Menschenrechte ein und habe keinerlei Angst vor irgendwelchen Neonazispinnern. Wenn man, wie ich, die Demokratie will, muss man für sie auch öffentlich einstehen und sie verteidigen. Haben uns das nicht die von den Nazis ermordeten Menschen aus Hitlers Irrsinnsreich gelehrt?

Ich persönlich bin überzeugter Antifaschist, diese braune Mörderbande wird nur über meine Leiche jemals wieder in meiner Heimat das Sagen bekommen.

Ich schrieb öffentlich in der Oberbergischen Volkszeitung, online erschienen am 13.12.11, in der Druckausgabe am 15.11.12, folgenden Leserbrief zu dem einstimmigen Beschluss unseres Stadtrates gegen die Neonazimörderbande:

"Es ist, aus meiner persönlichen Sicht, dem Waldbröler Stadtrat ein klares Lob für seine einstimmige Haltung gegen den Rechtsextremismus auszusprechen.

Die meisten Stadtratsmitglieder kenne ich persönlich, Waldbröl ist ja meine Heimatstadt. Oft bin ich nicht ihrer Ansicht, was die kommunalpolitischen Beschlüsse des Stadtrates angeht, aber in diesem Fall denke ich, "Ehre wem Ehre gebührt" und jeder aufrechte Demokrat muss einfach vor dem Engagement von Jürgen Hennlein und seiner SPD Fraktion in Waldbröl Respekt bekunden, in ihrem klaren Verhalten gegen den neuen Naziterror.

Mein persönlicher Respekt gehört aber nicht nur einer Fraktion, sondern dem gesamten Stadtrat, auch dem Bürgermeister, für diese klare Positionierung.

Waldbröl hat leider, aus de2r Nazizeit, eine sehr "braune" Vergangenheit, an die z.B. am Königsbornpark gegenüber Aldi eine kleine Gedenkstätte erinnert.

Es ist gut, dass die Demokraten in Waldbröl jetzt gegen den braunen Terror zusammen stehen!"

Nun mag in den großen Städten Deutschlands denken, was sollen uns diese Zeilen sagen, wen interessiert Waldbröl?

Der Antifaschismus fängt im Kleinen an, die Verteidigung unserer Demokratie fängt immer im Kleinen an. Ich schreibe z.B. immer ganz bewusst im Internet mit meinem richtigen Namen, habe zwar als Nicknamen auch "MeisterderO" aber jeder kann da sofort erkennen, dass da niemand anderes als Dieter Carstensen schreibt.

Ich nehme mir nur eines unser Grundrechte, das Recht auf freie und öffentliche Meinungsäußerung, was uns allen nach Grundgesetz zu steht.

Ich begreife beispielsweise so Vollidioten und Feiglinge nicht, die sich mit zig Nicknamen im Internet tummeln und ihren blöden Senf zu allem und jedem abgeben, da sie ja meinen "anonym" zu sein.

"Anonym" waren unter Hitler auch zig Millionen Schreibtischtäter, welche als Mithelfer der Nazis die Bahntransporte in die Menschenvernichtungslager wie Ausschwitz oder Treblinka zu verantworten hatten.

Mit vielen Jugendlichen war ich, ich habe jahrelang ehrenamtlich Jugendreisen für den DGB NRW und den Landessportbund NRW, geleitet, in vielen KZ Gedenkstsätten, beide Organisationen wollten natürlich auch, dass wir den Jugendlichen etwas über die Geschichte beibrachten.

Niemals, aber wirklich niemals, werde ich die kleine Sabine, damals zarte 15 Jahre jung, bei einer Jugendreise des DGB Landesbezirks NRW an den Atterersee in Österreich vergessen. Wir besuchten auch die KZ Gedenkstätte Mauthausen in Österreich, wo die unschuldig von den Nazimördern Eingesperrten immer wieder eine Steintreppe rauf und runter gehetzt wurden, bis sie am Herzínfarkt, vor Entkräftung oder Hunger tot zusammen brachen. Ich weiß es noch wie heute, als die kleine Sabine all dieses Grauen sah und wir sie weinend in unsere Arme nahmen und trösteten.

So ein Grauen zu sehen, war für eine fünfzehnjährige, selbst wenn es in in einer KZ Gedenkstätte war, einfach zu viel.

Was mich persönlich am allermeisten in Mauthausen erschüttert hatte, ich weiß es noch wie gestern, war die sogenannte "Genickschussanlage" in dieser Nazi Mord-und Folterstätte. Da wurden die Opfer der Nazisdrecksäcke im Glauben gelassen, ihre Körpergröße solle gemessen werden und dann wurden sie von hinten mit Genickschuss ermordet!

Es stimmt, was ich schreibe, ich habe es mit eigenen Augen gesehen, siehe http://www.mauthausen-memorial.at

Und ich gebe auch zu, dass meine damalige Partnerin, die Jugendlichen und ich nach der Besichtigung der KZ Gedenkstätte Mauthausen, wir hatten auch noch einen überlebenden Zeitzeugen eingeladen, der uns die ganze Wahrheit berichtet hat, vor lauter Entsetzen in Tränen ausgebrochen sind. Wir mussten uns alle ganz lieb umarmen, lange, lange miteinander reden, um das Gesehene überhaupt verarbeiten zu können.

Für mich sind diese Erlebnisse immer wie gestern erst passiert, wenn ich daran denke, wie unsere uns anvertrauten Jugendlichen in Tränen, in Verzweiflung ausbrachen, angesichts des einfach unvorstellbaren Grauens in den KZ Gedenkstätten Mauthausen, Neuengamme, Dachau, Bergen-Belsen, um nur einige zu nennen, die ich mit den mir anvertrauten Jugendlichen besucht habe,

Mir geht, wenn ich daran denke, immer ein Lied von Hannes Wader durch den Kopf:

"Wir sind die Moorsoldaten", das im KZ Börgermoor in der Naziterrorherrschaft entstand, und was jeder antifaschistisch denkende Mensch, nach meiner Auffassung eigentlich kennen sollte. Ein Lied was Trauer darstellt, über die von den Nazidrecksäcken Ermordeten, aber auch Hoffnung widergibt.

Der Link zur Vertonung von Hannes Wader: http://www.youtube.com/watch?v=nTKBJgkVe8o

Wir haben dieses Lied oft zusammen mit unseren Jugendlichen und den überlebenden Zeitzeugen gemeinsam in den KZ Gedenkstätten gesungen. Ich spiele ja recht gut Gitarre und singe gerne, aber wenn wir dieses Lied, die Jugendlichen und wir als ihr Jugendreiseteam. gemeinsam mit den überlebenden Zeitzeugen aus den KZ's gesungen hatten nach den KZ Besichtigungen gesungen haben, hatte selbst ich als Erwachsener Mann einen Kloß im Hals und habe mich auch meiner Tränen nicht geschämt.

Und deswegen bin ich heute stolz auf meine Heimatstadt Waldbröl, wir wollen hier keine Neonazis, Killer und Menschenverächter!

Und wir haben keine Angst vor diesen, auf gut deutsch, "Arschlöchern", auch wenn sie schon Einrichtungen aus meiner Heimat auf ihrer Liste möglicher Terrorangriffsziele hatten, wie die "Oberbergische Volkszeitung", wie o.a., berichtete.

Ich wünschte mir, mehr Menschen hätten den Mut, gegen die braune Kacke in unserm Land, gegen den mörderischen Irrsinn dieser Geisteskranken öffentlich mit ihrem Namen, auch im Internet ein zu stehen.

In welch einem Land leben wir eigentlich, wo Peter Maffay und Udo Lindenberg bei ihrem Konzert "gegen rechts" in Jena nur mit, auf Anraten der Polizei, schusssicheren Westen und zig Bodyguards, nach diversen Terrordrohungen von Neonazis überhaupt auf die Bühne treten konnten?

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de/startseite/detail/-/specific/354487176

Ich meine, man muss es so machen, wie meine kleine Heimatstadt und den Nazidummköppen und Mördern sagen, bis hierher und nicht weiter!

Nie wieder sollen diese Drecksnazitypen in Deutschland eine Chance bekommen. Diese idiotischen Mörder als "Schweine" zu bezeichnen wäre gemein, die Schweine können nichts dafür, dass so eine Drecksgeburt aus der Hölle, wie Neonazis existieren, die Ausgeburt des Bösen, des Widerwärtigsten und des Verabscheuungswürdigsten, was die Menschheit jemals hervorgebracht hat, jedenfalls sehe ich das so.

 

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Artikel vom Autor. Er wurde erstveröffentlicht auf dessen Website.