Betrieb und Gewerkschaft 

Konflikt bei SMA
Kein New Deal für ZeitarbeiterInnen

von Peter Lenz

12/11

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Im September 2011 feierte die Firma „SMA Solar Technology“ 30jähriges Firmenjubiläum. Fast wie bei Apple ranken sich Legenden um ihre Entstehung. Elektrotechnik-Studenten gründeten eine Firma, die sich auf die Herstellung von Wechselrichtern für Solaranlagen spezialisiert, die - vereinfacht gesagt - Solar-Gleichstrom für Wechselstromnetze verfügbar machen. SMA hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Umsatz- und Profitsprünge gemacht. Ein Vorsteuergewinn von über 27% liegt noch über Ackermanns 25%-Träume hinaus.

In Nordhessen - ansonsten Standort von Automobil- und Rüstungsindustrie - steht SMA für die „grüne Industrie“ und „fortschrittsorientierte Arbeitsplätze“. Knapp 6.000 Beschäftigte hat SMA weltweit, davon 500 im Ausland.

900 befristet Beschäftigte - zwei Drittel aller ZeitarbeiterInnen - werden zum wiederholten Mal in den Monaten Oktober/November an die frische Luft der Erwerbslosigkeit gesetzt. Oder im Jargon der SMA: die Verträge mit der Zeitarbeitsfirma Team Time werden nicht verlängert.

Dabei zeigt sich, wie tief gespalten die Belegschaft ist. Von den Festangestellten wird der Betrieb in den höchsten Tönen gelobt, die ZeitarbeiterInnen von TeamTime fühlen sich ausgebeutet, ausgenutzt und um Urlaub, Freizeit und Prämien gebracht - um dann trotzdem wieder auf der Straße zu stehen.

Die Kernbelegschaft besteht aus IngenieurInnen, Verwaltung und TechnikerInnen, die als Team-LeiterInnen bzw. in der Qualitätskontrolle eingesetzt sind, während die ZeitarbeiterInnen meist in der Produktion eingesetzt sind. Zwischen beiden Gruppen gibt es eine massives Konkurrenz- und Abhängigkeitsverhalten. 2011 haben die ZeitarbeiterInnen Überstunden und Wochenendarbeit geleistet - in der Hoffnung auf ein Festarbeitsverhältnis.

Doch das Geschäftsmodell SMA/Team-Time hätte ihnen bestenfalls einen neuen Zeitvertrag, doch diesmal direkt bei SMA - mit Hoffnung auf Verlängerung - gebracht, quasi „Probezeit forever“.

Günter Kramer, Mitbegründer von SMA, ist 2011 zum „Greentech-Manager des Jahres“ gewählt worden. Gleichzeitig wurde er in den Aufsichtsrat des Stromkonzerns EnBW berufen - auf Vorschlag des SPD Wirtschaftsministers Schmid. Die IG Metall hält sich zurück, der Organisationsgrad bei SMA ist gering. SMA zahlt in Anlehnung an Tarifverträge der Elektroindustrie, IGM-Bezirksbevollmächtigter Messner sitzt im Aufsichtsrat von SMA.  Betriebsräte und Anlehnung an Tarife - da ist die IGM schon zufrieden.

Doch die jährlichen Massenentlassungen von LeiharbeiterInnen kratzen am Image - auch, weil das Zeitarbeits-Konzept ein zentrales Moment bei SMA ist. Ein kleiner Teil der  ZeitarbeiterInnen wird übernommen, als Ansporn für die anderen. Doch wer Kritik äußert oder aneckt bzw. sich als Gewerkschaftsmitglied zu erkennen gibt, bekommt kaum einen neuen Vertrag.

SMA ist kein Einzelfall, sondern steht beispielhaft für die Solarindustrie, die uns von den Grünen als Teil des „Green New Deal“ verkauft wird und hauptsächlich in den neuen Bundesländern angesiedelt ist. Zeit- und Leiharbeit, Tariflosigkeit und Bekämpfung von Tarifverträgen sind dort normal. Ähnliches gilt für die Windkraftindustrie.

Die „neue Industrie“ knüpft so nahtlos an die „tradierte“ Energiewirtschaft an, wo der Staat über Jahrzehnte mithalf, Monopolprofite zu sichern. Auch die „Erneuerbaren“ sind wie in jeder Marktwirtschaft am Profit, nicht an den Bedürfnissen der Menschen interessiert. Ihr Erfolg beruht auf Ausbeutung und Spaltung der Beschäftigten. Ein nahtloser Übergang zu einem „vernünftigen“ und nachhaltigen Energiesystem ist von ihnen erst recht nicht zu erwarten.

Entscheidend wird vielmehr sein, den Kampf aller Beschäftigten für unbefristete Arbeitsverträge, Mindestlöhne, kürzere Arbeitszeiten mit dem Kampf um die entschädigungslose Enteignung der gesamten Energiewirtschaft unter Arbeiterkontrolle zu verbinden.

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Artikel von:

ARBEITERMACHT-INFOMAIL
Nummer 592
5. Dezember 2011

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