Filmreihe im Januar 201
Diese Welt muss unser sein
Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
im  Film

12/09

trend
onlinezeitung

In der "Internationale" dem bekanntesten Lied der ArbeiterInnenbewegung heißt es "Diese Welt muss unser sein". Und damit sie es sein kann, muss die Klasse sich selber organisieren und im Liedtext lautet deshalb die Botschaft: "Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!"

In der materialistischen Geschichtsauffassung wird davon ausgegangen, dass die Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen ist. Desweiteren gilt die ArbeiterInnenklasse im Kapitalismus als das historische Subjekt, welches die kapitalistische Produktionsweise aufheben wird, um an ihrer Stelle die freie Assoziation der freien ProduzentInnen zu errichten.

TREND hat vier Filme ausgesucht, anhand derer der Frage nach gegangen werden soll, ob darin die Darstellung des realen geschichtlichen Prozesses den Prämissen der materialistischen Geschichtsauffassung folgt oder ob nicht etwa solche dem Medium Film geschuldete Verkürzungen überwiegen, wodurch die Geschichte nur noch als eine Choreografie  von herausragenden Persönlichkeiten erscheint; deren Beruf(ung) es ist, die richtige Linie - mutmaßlich die Parteilinie - zu exekutieren, während das Proletariat gleichsam als Fußvolk in der Geschichte mitläuft.

In Kooperation mit dem Infoladen LUNTE zeigt TREND jeweils mit Inputreferat und anschließender Diskussion

Dienstag, den 5.1.2010, 20.30 Uhr
Rosa Luxemburg

Ein Spielfilm von Margarethe von Trotta, BRD 1985/86 - 117 Min.

Vor dem Hintergrund der eher nur dialogisch angedeuteten politischen Ereignisse entfaltet Margarethe von Trotta ihre Filmbiografie über Rosa  Luxemburg. Im Lexikon des internationalen Films heißt es dazu:

„Die behutsame und gefühlsstarke Frauenbiografie legt das Augenmerk weniger auf historische Vollständigkeit, nähert sich vielmehr in erster Linie den persönlichen inneren Beweggründen politischen Handelns. Einfühlsam in Inszenierung, Spiel und Fotografie, überzeugt der Film inhaltlich als Besinnung auf Zivilcourage, unbestechliche politische Moral sowie auf den Mut zu utopischem Denken.“

Der  Film kann auch als ein anderer  - als ein feministischer - Blick auf die  ArbeiterInnenbewegung verstanden werden.

Dienstag, den 12.1.2010, 20.30 Uhr
Karl Liebknecht. Trotz Alledem

Ein Spielfilm von Günter Reisch, DDR 1971 - 124 Min.

Der Film zeigt den Kampf Karl Liebknechts von seiner Entlassung aus dem  Zuchthaus Luckau am 23. Oktober 1918 bis zu seiner und Rosa Luxemburgs Ermordung am 15. Januar 1919. Der Film knüpft an den Film "Solange Leben in mir ist" an, der die Jahre 1913 bis 1916 umfasst. Es handelt sich hier nicht um eine reine Filmbiografie, sondern um die Vermittlung von einem Stück Zeitgeschichte mit der Novemberrevolution im Zentrum – allerdings auf der Linie der SED-Geschichtsschreibung. Was wiederum ausreichend Anlass zu Diskussionen bietet.

Dienstag, den 19.1.2010, 20.30 Uhr
Ernst Thälmann. Führer seiner Klasse
Ein Spielfilm von Kurt Maetzig, DDR 1955 – 132 Min.

Bereits 1954 erschien der erste Teil „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“. Der  zweite Teil beginnt 1930 und endet mit der Ermordung Thälmanns im Jahr 1944. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der Kampf um die Einheitsfront der deutschen Arbeiter gegen die Nationalsozialisten, Thälmanns Verhaftung nach der Machtergreifung Hitlers und die 11 Jahre Haft. Zur tragenden Gestalt des zweiten Teils wird Fiete Jansen. Er kämpft in Spanien bei den Interbrigaden und später in den Reihen der Roten Armee. Der Film gilt als einer der wichtigsten Propagandafilme der DDR.

Der Regisseur Maetzig nach der Wende über seinen Film: „In vielen Punkten ist er mir einfach peinlich.“

Dienstag, den 26.1.2010, 20.30 Uhr
Land and Freedom
Ein Spielfilm von Ken Loach, GB 1995 – 108 Min.

Im Jahre 1936 entschließt sich der junge Erwerbslose David, ein englischer  Kommunist, nach Spanien zu gehen, um dort die Republik gegen den Ansturm der Franco-Faschisten zu verteidigen. Er schließt sich einer Gruppe der revolutionären Miliz der POUM an und erlebt an der Aragon-Front und in Barcelona die Wirren des Krieges und die internen Auseinandersetzungen auf republikanischer Seite zwischen KommunistInnen und AnarchistInnen.

Der Film bildet gleichsam ein Gegengewicht zu den drei anderen Filmen. Hier werden die Kämpfe nicht an der richtigen Linie ausgerichtet dargestellt, sondern ihre Widersprüchlichkeit wird im praktischen Handeln der GenossInnen sichtbar und damit diskutierbar gemacht.