"ProBonn" gegründet
Biedermänner lassen Tarnung fallen - Vorsitzender ist bekannter Bonner Neonazi

12/08

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Presseerklärung vom  15.12.2008
Antifa Bonn/Rhein-Sieg
c/o Buchladen "Le Sabot", Breite Str. 76, Bonn
Betrifft: Kreisverbandsgründung von "Pro Bonn"

Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei finden Sie eine Presseerklärung der Antifa Bonn/Rhein-Sieg zur jüngst stattgefundenen Gründung eines lokalen Ablegers der extrem rechten "Bürgerbewegung Pro NRW". Dabei sollen auch die Hintergründe wie die personelle Nähe zur Neonazi-Szene beleuchtet werden.

Im kleinen Rahmen in privater Kneipe und ohne vorherige öffentliche Ankündigung hat sich am 02.12.2008 eigenen Angaben zufolge "Pro Bonn" als Kreisverband der extrem rechten Partei "Pro NRW" gegründet.

Nachdem bereits der Kreisverband Rhein-Sieg-Kreis am 05.11.2008 mit Dr. Peter Mahlborn einen ehemaligen NPD-Wahlkandidaten zum Landratskandidaten auserkoren hat, versucht das Bonner Pendant gar nicht erst, sich in ein bürgerlich-demokratisches Deckmäntelchen zu hüllen. Der frisch gewählte Vorsitzende von "Pro Bonn" ist der 26-jährige Geschichtsstudent der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Nico Ernst. Ernst kann trotz seines jungen Alters auf eine beachtliche, wenn auch eher erfolglose Karriere in der militanten Neonaziszene zurück blicken. Als Gymnasiast aus Bad Neuenahr Ahrweiler fungierte er als Führer der sogenannten "Kameradschaft Rhein-Ahr" und organisierte neben regelmäßigen Kameradschaftsabenden auch Rednerveranstaltungen in seiner Remagener Stammkneipe, der Ausflugsgastronomie "Hotel Rhein-Ahr" im Ortsteil Kripp. Nachdem sowohl das Interesse an seinen Veranstaltungen als auch die Internetpräsenz der Kameradschaft nicht die erhoffte Außenwirkung erzielten, orientierte sich Ernst in Richtung Köln und suchte Anschluss im NPD-Kreisverband (NPD-KV) Köln. Sogar die Internetdomäne der Kölner NPD lief auf seinen Namen. In den Jahren 2000 bis 2003 fehlte Ernst auf fast keiner Demonstration des sogenannten "Freien nationalen Widerstands" und der NPD in Nordrhein-Westfalen.

Durch sein Studium und seine Freundschaft zum ehemaligen Landesvorsitzenden der Nazi-Partei FAP (Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei, am 24.2.1995 vom Bundesinnenminister verboten), Norbert Weidner, trat Ernst als "Fuxanwärter" in die "Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn" ein.

Bei Veranstaltungen dieser häufig durch ihre Nähe zur extremen Rechten aufgefallenen studentischen Verbindung geben sich bekannte Größen des nationalen Lagers von Horst Mahler über Martin Hohmann bis zu Dr. Karlheinz Weissmann die Klinke in die Hand. Weidner machte Ernst den Wechsel vom militanten Straßennazi zum nach außen eher gemäßigt wirkenden Burschenschaftler vor. An seiner Gesinnung mußte er dabei natürlich nichts ändern und hatte zudem noch bessere Karrierechancen in Aussicht.

Daher verwundert es auch nicht, dass Nico Ernst nun bei der "Pro-Partei" wieder auftaucht, einer Partei die von ihrem Auftreten her die Gratwanderung zwischen dem rechtskonservativen und dem offen extrem rechten Spektrum versucht, ohne dabei Abstriche an ihren rassistischen Inhalten zu machen.

Diesen Rassismus stellt Ernst auch als Vorsitzender von "Pro Bonn" unter Beweis. Eines der Ziele im Kommunalwahlkampf in Bonn sei die Verhinderung sogenannter Großmoscheen: "Es kann nicht angehen, daß die einstige Residenzstadt der Kölner Erzbischöfe ohne öffentlich wahrnehmbare Gegenstimme gleich mit mehreren Großmoscheen versehen wird" (www.pro-nrw.org Kreisverbände-Bonn vom 01.12.2008). Zusätzlich kündige "Pro Bonn" eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit auch schon in der Vorweihnachtszeit an.

Verena Schneider, Pressesprecherin der Antifa Bonn/Rhein-Sieg äußert:

"Wir können "Pro Bonn" fast schon dankbar sein, mit Nico Ernst einen Neonazi im klassischen Sinne als Vorsitzenden bestimmt zu haben. So wird den Bürgerinnen und Bürgern Bonns auf direktem Wege klar, wessen "Geistes-Kinder" die selbsternannte Bürgerbewegung "Pro NRW" ist. In Bonn zeigt sie ungeschminkt ihr wahres Gesicht. Lassen wir es nicht zu, dass Neonazis in den Bonner Stadtrat und die Bezirksversammlungen einziehen können. Dabei sind wir alle gefordert."

Die Antifa Bonn/Rhein-Sieg ruft alle fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte Bonns dazu auf, gemeinsam aktiv gegen die "Pro"-Umtriebe vorzugehen. Informationsstände, Wahlpropaganda und rassistische Hetze von "Pro"-Anhängern dürfen nirgendwo unwidersprochen hingenommen werden.