Am vergangenen Samstag endete die Aktionswoche, mit der
die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
Druck auf die Geschäftsführung des Billig-Discounters Lidl
ausüben wollte
Unter dem Motto "Respekt“ verteilten ver.di-Aktive
Informationskärtchen an die rund 40.000 Lidl-Beschäftigten.
„Ziel ist es, die Beschäftigten zu ermuntern, ihre Rechte und
Respekt von ihrem Arbeitgeber einzufordern“, heißt dazu in der
Presseerklärung von ver.di. Außerdem wurden Info-Stände vor
Lidl-Filialen und in Fußgängerzonen organisiert, um Kunden auf
die nach wie vor fehlenden Grundrechte von
Discount-Beschäftigten aufmerksam zu machen.
Die Gewerkschaft hat bewusst, den Beginn des
Weihnachtsgeschäftes für ihre Aktion ausgewählt. „In immer mehr
Bundesländern fallen die Ladenschlußzeiten. Berlin und Sachsen
haben hierbei schon den Anfang gemacht. „Gerade jetzt ist die
Notwendigkeit von starken Betriebsräten wichtiger denn je“,
meint der Lidl-Experte beim ver.di-Vorstand
Rainer Kau. Die Betriebsräte haben schließlich bei der
Gestaltung der Arbeitszeiten ein Wörtchen mitzureden. Anders
sieht es in den Lidl-Filialen aus, wo in der Regel Betriebsräte
ein Fremdwort sind.
„Da könne es schon mal passieren, dass eine Verkäuferin um 6
Uhr morgens und dann noch mal um 20 Uhr abends zur Arbeit
antreten muss“, so Kau. An ein geregeltes Familienleben sei dann
nicht mehr zu denken.
“Nur eine wirksame Interessenvertretung kann diese
Missstände, die einer modernen Dienstleistungsgesellschaft nicht
würdig sind, abstellen. Deswegen fordern wir mit Nachdruck die
Lidl-Unternehmensführung auf, den Beschäftigten den Zugang zu
ihren grundgesetzlich gesicherten Mitbestimmungsrechten nicht
länger zu blockieren“, meint Kau zum Ziel der Aktionswoche.
Die Lidl –Kette steht mittlerweile europaweit wegen ihrer
Aversion gegen Betriebsräten und Gewerkschaften in der Kritik.
Kau sieht bei erste bescheidene Erfolge. Erst kürzlich sei in
einer Lidl-Filiale in der Nähe des bayerischen Landshut ein
Betriebsrat installiert worden.
Doch für die Lidl-Geschäftsführung sind sie weiter ein rotes
Tuch, so Kau. „Wer das Wort Betriebsrat in den Mund nimmt, muss
mit seiner Kündigung rechnen“. Dafür
würden Millionen für eine Imagekampagne ausgegeben. Dabei
scheinen die Kampagnenmacher recht kreativ zu sein. Einerseits
finden sich in Lidl-Filialen mittlerweile einige fairgehandelte
Produkte aus der 3. Welt und das Greenpeace-Magazin. Anderseits
haben die Lidl-Filialen verbilligte Ticket für das Heino-Revival
verkauft.
Bei ihm brauchen sie sicher keine Parteinahme für
gewerkschaftliche Rechte und die freie Arbeit von Betriebsräten
befürchten. Der Schlagersänger (Schwarzbraun ist die Haselnuss)
ist eher für das Singen sämtlicher Strophen des
Deutschlandliedes bekannt.
Editorische Anmerkungen
Der Artikel wurde uns vom Autor am 11.12.06
überlassen.