Marxistische Lehrbriefe
Einführung in die
marxistische Dialektik (Teil 1)
12/06

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Nur im Märchen kommt es vor, daß während des hundertjährigen Schlafes hinter der Dornenhecke sich Dornröschen und das Königsschloß nicht verändern. Und nur im Märchen gibt es jenen Jungbrunnen, in welchen das alte Männlein, das alte Weiblein hineinsteigen, um als Jüngling und Jungfrau wieder emporzutauchen. Niemand kann sich dem Naturgesetz des Werdens und Vergehens entziehen, nicht die Blume auf dem Feld, nicht das Tier und nicht der Mensch:

Alles in der Welt bewegt, entwickelt und verändert sich

Auch die unbelebte Natur verändert sich unaufhörlich. Die Flüsse verändern ihren Lauf, die Gebirge und Meere ihre Form, die ganze Erde ihr Gesicht.

Unsere Erde und das Sonnensystem, dem sie angehört, existieren nicht unverändert von Ewigkeit her. Astronomen und Geologen haben errechnet, daß unsere Erde vor wenigen Milliarden Jahren entstanden ist. Seit dieser Zeit hat sie viele Entwicklungsstadien durchlaufen. Diese Entwicklungsstadien sind heute so weit erforscht, daß es uns möglich ist zu sagen, wie die Erde im Laufe der Jahrmillionen geworden ist.

Jahr für Jahr sehen wir die Sterne ihre Bahn ziehen. Nach ihrem scheinbar unveränderlichen Lauf orientieren sich schon seit Jahrtausenden die Menschen. Die Unveränderlichkeit des Sternenlaufs ist Schein. Zwar gehen in der Sternenwelt die Veränderungen, verglichen mit irdischen Verhältnissen, sehr langsam vor sich und vollziehen sich in Millionen und Milliarden von Jahren. Aber sie vollziehen sich überall und ununterbrochen im Weltenraum: Sterne verändern ihre Leuchtkraft, werden dunkler oder heller, verlöschen vollkommen oder leuchten neu auf. Sie verändern auch nach und nach ihre Stellung zueinander. Könnten wir nach einigen Hunderttausend oder Millionen Jahren zum Sternenhimmel schauen, würden wir nicht die uns heute vertrauten Sternbilder vorfinden, sondern wesentlich veränderte.

Nicht anders sieht es im „Inneren" der stofflichen Welt aus: von den kleinsten heute bekannten Bausteinen der Welt, den Elementarteilchen, welche die Atome bilden, über die Atome, welche die Moleküle bilden, von den Molekülen der toten und der lebenden Körper aller Größen bis hin zu den größten Gebilden im Weltraum sehen wir alles in ewiger Bewegung.

Und die menschliche Gesellschaft? Schon die Erfahrungen der kurzen Zeit unseres eigenen Lebens zeigen uns, daß sich im Zusammenleben der Menschen ununterbrochen Wandlungen vollziehen. Nehmen wir nur die letzten

anderthalb Jahrzehnte. Wie stürmisch hat sich das Gesicht der Landkarte verändert! Wo vor zehn oder fünfzehn Jahren noch britische, französische oder portugiesische Kolonien eingezeichnet waren, finden wir heute Namen freier Nationalstaaten. Die Menschen dieser Staaten habe; -las Kolonialjoch zerbrochen, von dem die Kolonialherren behauptet haben, es sei für die Ewigkeit gemacht.

Als der Nazismus 1933 in Deutschland sein grausames Regime errichtete, da sprachen die Naziführer vor aller Welt vom tausendjährigen Reich. Nach zwölf Jahren lag das Hitlerreich in Scherben.

Bis zum November 1917 beherrschte der Kapitalismus noch die ganze Welt. Seit der russischen Revolution hat sich das völlig verändert. Das einst so rückständige Rußland der Zaren wurde unter der sozialistischen Sowjetregierung zum zweitstärksten Industrieland der Welt. Auf vielen Gebieten des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Lebens nimmt es in der Welt sogar den ersten Platz ein. Heute gibt es eine ganze Gruppe sozialistischer Länder. Der Sozialismus erweist sich im Weltmaßstab immer mehr als die vorwärtsweisende Kraft unserer Zeit. So hat sich das gesellschaftliche Antlitz unserer Erde in wenigen Jahrzehnten verändert. Unsere Großväter staunten noch, als erstmals „Wagen ohne Pferde", Autos, knatternd durch die Dörfer und Städte rollten. Wir aber sind Zeugen der Landung von Menschen auf dem Mond.

So zeigt alles in der Welt, von den fernsten Fernen des Kosmos bis zu den innersten Seiten der Natur, von den höchsten Formen belebter Materie bis zu den toten Gesteinsmassen Bewegung, Veränderung, Entwicklung.

Es drängt sich dem Menschen die Erkenntnis auf, die Friedrich Engels, der Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus, so formulierte:

„Die Bewegung ist die Daseinsweise der Materie. Nie und nirgends hat es Materie ohne Bewegung gegeben, oder kann es sie geben. Bewegung im Weltenraum, mechanische Bewegung kleiner Massen auf den einzelnen Weltenkörpern, Molekularschwingung als Wärme oder als elektrische oder magnetische Strömung, chemische Zerstörung und Verbindung, organisches Leben — in einer oder der ändern dieser Bewegungsformen oder in mehreren zugleich befindet sich jedes einzelne Stoffatom der Welt in jedem gegebenen Augenblick. Alle Ruhe, alles Gleichgewicht ist nur relativ, hat nur Sinn in Beziehung auf diese oder jene bestimmte Bewegungsform. Ein Körper kann z.B. auf der Erde im mechanischen Gleichgewicht, mechanisch in Ruhe sich befinden; dies hindert durchaus nicht, daß er an der Bewegung der Erde wie des ganzen Sonnensystems teilnimmt, ebensowenig wie es seine kleinsten physikalischen Teilchen verhindert, die durch seine Temperatur bedingten Schwingungen zu vollziehen, oder seine Stoff-

atome, einen chemischen Prozeß durchzumachen. Materie ohne Bewegung ist ebenso undenkbar wie Bewegung ohne Materie. Die Bewegung ist daher ebenso unerschaffbar und unzerstörbar wie die Materie selbst." (Friedrich Engels, „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft", kurz: „Antidühring" genannt, Berlin 1952, S. 70/1).

Es wird später notwendig sein, noch einmal auf diesen Punkt zurückzukommen.

Auf der Suche nach den Gesetzen der Bewegung

Diese Erkenntnis löste seit alters her im denkenden Menschen Fragen aus: Woher stammt diese Bewegung? Ist sie irgendwann und irgendwie durch einen ersten Anstoß, durch einen Erstbeweger (Gott) ausgelöst worden? Oder greift ein außerweltliches göttliches Wesen ständig in den Lauf der Welt ein, um sie in Bewegung zu halten? Oder ist die Bewegung eine unabtrennbare Eigenschaft der ewig existierenden Welt und darum unerschaffbar und unzerstörbar? (Das ist, wie aus den oben zitierten Worten von Engels hervorgeht, die Auffassung des Marxismus). Und: Da sich alles entwickelt, wie, in welcher Form geht die Entwicklung vor sich? Hat sie eine bestimmte Richtung oder verhindert das Chaos gegeneinander gerichteter Bewegungen eine solche Richtung?

Als sich die menschliche Erkenntnis über mythisch-abergläubische Formen der Weltdeutung zur wissenschaftlichen Welterklärung voranbewegte, entdeckte sie: In der Bewegung gibt es offensichtlich gewisse Ordnungen: Die Gestirnbewegung ist geordnet. Die Jahreszeiten folgen geordnet aufeinander. Das Wasser fließt stets bergab. In der Entwicklung der Pflanze geht der Keim der Blüte voraus usw. Es gibt offensichtlich zwischen den Dingen und ihren Erscheinungen bestimmte wesentliche, mit dem Merkmal der Wiederholbarkeit ausgezeichnete Zusammenhänge. Solche Zusammenhänge nennen wir Gesetze. Ihre Kenntnis gestattet erst die Orientierung in den unabänderlich sich vollziehenden Prozessen. Also fragten die Menschen nach dem Grund dieser Ordnung, nach den Ursachen der Aufeinanderfolge, nach den Gesetzen der Entwicklung.

Wir wissen, daß der altgriechische Philosoph Heraklit (etwa 460 bis 370 vor unserer Zeit lebend) schon die Meinung äußerte: Die Welt ist allezeit ein und dieselbe. Kein Gott hat sie geschaffen. Diese Welt gleicht einem ewig flackernden Feuer. „Alles fließt" in ihr, und man kann nicht zweimal in ein und denselben Fluß steigen, weil ersieh inzwischen veränderte. Auf die Frage, warum sich alles entwickelt, antwortete Heraklit: „Der Kampf ist der Vater aller Dinge". Aus dem Aufeinanderwirken verschiedener, entgegengesetzter Kräfte, Seiten, Eigenschaften, Faktoren in den Dingen geht ihre Veränderung, ihre Entwicklung hervor.

Eine solche Erklärung der Bewegung und Entwicklung aus der Einheit und dem Gegeneinanderwirken entgegengesetzter Elemente nennt man Dialektik. Ursprünglich bedeutete das Wort: „Kunst des Gesprächs", die Fähigkeit, durch Rede und Gegenrede, durch den Meinungsstreit zur richtigen Auffassung zu finden. So legte zum Beispiel Platon, ein anderer großer griechischer Philosoph, seine Ansichten in Form von Diskussionen zwischen verschiedenen Partnern (Dialoge) dar. Das Wort hat dann einen Bedeutungswandel durchgemacht und bezeichnet heute die Lehre vom Widerspruch, vom Kampf widerstreitender Elemente in den Dingen selbst als Triebkraft, als Quelle ihrer Bewegung.

Große Vertreter der dialektischen Auffassung gab es in allen Zeiten: im Altertum, im Mittelalter und in der Neuzeit. Unter den Dialektikern der Neuzeit muß vor allem der große deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 - 1831), einer der philosophischen Vorläufer von Marx, genannt werden.

Für Hegel war der Widerspruch, die Einheit und der Kampf der widerstreitenden Seiten, die Triebkraft der Entwicklung. Hegel deckte erstmals die Gesetzmäßigkeit auf, in welcher Weise sich die Entwicklung vollzieht und welches Gesetz die Richtung der Entwicklung lenkt.

Allerdings war Hegel ein philosophischer Idealist (Siehe Lehrbrief Serie E, Nr. 2), das heißt, er war der Meinung, daß nicht die Natur, sondern der Geist (ein außerweltlicher Geist, Gott vergleichbar) die Grundlage und der Schöpfer des Seins ist. Folglich ist das, was sich nach seiner Meinung bewegt, der Geist, nicht aber die Natur.

Marx, Engels und Lenin begründen die materialistische Dialektik

Marx und Engels haben den idealistischen Gehalt der Dialektik kritisiert und die Bewegung dort gesucht und erforscht, wo sie sich wirklich abspielt: in der Natur und Gesellschaft. Die Bewegung unseres Geistes ist die Widerspiegelung der wirklichen Bewegung und erfolgt darum - sofern unser Bewußtsein die Welt richtig abbildet - entsprechend diesen dialektischen Gesetzen der Wirklichkeit. Das ist die Grundauffassung der materialistischen Dialektik.

. Die Kenntnis dieser Gesetze ist die Bedingung richtiger Voraussicht der künftigen Entwicklung und damit der richtigen Planung unseres Handelns. Um die Kenntnis dieser Gesetze bemühen sich im Bereich ihres jeweiligen Forschungsgegenstandes die einzelnen Wissenschaften. In der Welt gibt es aber unendlich viele Dinge, Erscheinungen und damit Entwicklungsprozessbewegung vor sich? In welcher Richtung vollziehen sich Bewegung und Entwicklung? Diese Frage zu lösen, wäre die Aufgabe nicht mehr einer Entwicklungslehre für ein Fachgebiet, sondern die Erarbeitung einer allgemeinen, einer philosophischen Entwicklungslehre. Es fragt sich, ob die besonderen Entwicklungsgesetzmäßigkeiten der unendlich vielen Dinge und Erscheinungen in der Welt etwas miteinander zu tun haben, ob es gemeinsame Züge in diesen Gesetzmäßigkeiten gibt, ob wir in der Lage sind, allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der materiellen Welt herauszufinden und zu formulieren.

Die materielle Welt bildet jedoch eine Einheit, alle Dinge und Erscheinungen der Welt sind miteinander verbunden. Innerhalb der lebenden Materie ist dies durch Darwins Abstammungslehre erwiesen. Daß das Leben aus der unbelebten Natur hervorging,bestreitet die Wissenschaft heute nicht mehr. Daß es einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung unseres Planeten und dem Sonnensystem als Ganzem gibt, ist sicher, usw. usf. Kurzum: alle Dinge und Erscheinungen der Welt hängen miteinander zusammen. Nichts existiert aus sich selbst heraus. Jedes Ding, jede Erscheinung ist durch andere bedingt und kann nur aus seinen wesentlichen Zusammenhängen begriffen werden. Denn diese Zusammenhänge sind nicht alle von gleicher Art und gleicher Bedeutung. Dieser Zusammenhang ist ein solcher nicht nur struktureller Art, sondern die Dinge und Erscheinungen hängen auch entwicklungsgeschichtlich zusammen.

„Darin, daß diese Körper in einem Zusammenhang stehen, liegt schon Inbegriffen, daß sie aufeinander wirken, und diese gegenseitige Einwirkung ist eben die Bewegung." (F. Engels,„Dialektik der Natur", S.62)

Wenn wir von dieser Tatsache ausgehen, dann verstehen wir auch, daß es Entwicklungsgesetze gibt, die nicht nur für bestimmte Dinge und Erscheinungen gelten, sondern die in der ganzen materiellen Welt wirken. Gerade diese Entwicklungsgesetze erforscht und formuliert der dialektische Materialismus.

Etwa seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt es keinen ernsthaften Wissenschaftler mehr, der bestreitet, daß sich die gesamte uns umgebende Welt entwickelt. Der Entwicklungsgedanke findet seit dieser Zeit allgemeine Anerkennung, wird überall in Lehrbüchern vertreten und an den Schulen gelehrt. Diese allgemeine Anerkennung war das Ergebnis eines langen geistigen Kampfes im ganzen Verlauf des 19. Jahrhunderts gegen die Verteidigung alter, unwissenschaftlicher Auffassungen. Eine solche Auffassung war z.B. das religiöse Dogma, Gott habe die Welt mit allen Pflanzen, Tieren und Menschen im Verlaufe von sieben Tagen erschafffen, wonach alles bis auf den heutigen Tag unverändert blieb.

Unter den Wissenschaftlern und Forschern, die solche unwissenschaftliche Auffassungen bekämpften, ist vor allen Dingen Charles Darwin (1809 — 1882) zu nennen, der in seinem Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten", (1859), nachwies, daß die verschiedenen Arten von Lebewesen sich auseinander entwickelt haben. Seine materialistischen Anschauungen fanden bei Marx und Engels große Anerkennung. Unter den deutschen Wissenschaftlern war es besonders Ernst Haeckel (1834 - 1919), der den Entwicklungsgedanken und mit ihm die Lehre Darwins hartnäckig und mutig gegen alle unwissenschaftlichen Angriffe verteidigte.

Auch die Vertreter des philosophischen Idealismus mußten am Ende des 19. Jahrhunderts den Entwicklungsgedanken anerkennen. Dazu zwang sie ein immer größer werdendes unwiderlegbares Tatsachenmaterial, das die verschiedensten Gebiete der Wissenschaften zutage förderten. Aber der Idealismus gab sich nicht vollends geschlagen. Er versuchte jetzt (und versucht das noch heute), die Entwicklungstheorie in seinem Sinne zu verfälschen. Deshalb hat seit der allgemeinen Anerkennung des Entwicklungsgedankens der ideologische Kampf auf diesem Gebiet nicht aufgehört. In diesem Kampf zwischen Materialismus und Idealismus geht es heute hauptsächlich darum, wie die Entwicklung aufzufassen sei, wie sie vor sich geht, von welchen Kräften sie vorangetrieben wird.

Marx und Engels haben um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts die dialektische Entwicklungslehre ausgearbeitet, und Lenin hat sie zu Anfang unseres Jahrhunderts mit vielen neuen Gedanken bereichert. Die von ihnen geschaffene materialistische Dialektik ist die Wissenschaft von den allgemeinsten Entwicklungsgesetzen der Natur, der Gesellschaft und unseres Wissens.

Mit dieser Lehre wollen wir uns in einigen Lehrbriefen eingehender beschäftigen.

Probleme einer philosophischen Entwicklungslehre

Eine philosophische Entwicklungslehre, die wissenschaftlich beweiskräftig sein soll, muß Antwort geben auf die Fragen:

Woher kommt die Bewegung, warum bewegt sich alles? Wie geht die Bewegung vor sich? In welcher Richtung vollziehen sich Bewegung und Entwicklung ?

Selbstverständlich müssen die einzelnen Formen der Bewegung von den

Einzelwissenschaften untersucht werden. Die Philosophie muß aber die allen Bewegungs- und Entwicklungsvorgängen gemeinsamen Grundgesetze erforschen und versuchen, allgemeingültige Antworten auf die oben formulierten Fragen zu geben. Die marxistische Philosophie gibt diese Antworten in den Grundgesetzen der Dialektik: Dem Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze; dem Gesetz vom Übergang quantitativer in qualitative Veränderungen und umgekehrt; dem Gesetz der Negation der Negation. Wir wissen, daß hier einige noch unverständliche Begriffe auftreten. Aber wir werden sie in unseren Lehrbriefen über die Dialektik erklären. Dieser erste Lehrbrief soll das Gesetz des Umschlags quantitativer in qualitative Änderungen - und umgekehrt - darlegen und damit die Frage beantworten, wie, in welcher Form die Bewegung abläuft.

Quantitative und qualitative Veränderungen

Beginnen wir mit einer Binsenweisheit: Alle Dinge und Erscheinungen haben qualitative und quantitative Eigenschaften.

Qualität bedeutet hier jene besondere Beschaffenheit eines Dinges, wodurch es von anderen Dingen verschieden ist. So ist der Mensch von allen anderen Lebewesen dadurch unterschieden, daß er Werkzeuge herstellt und mit ihnen die Mittel für seinen Lebensunterhalt aus der Natur gewinnt. Es gibt in der Welt unendlich viele Qualitäten.

Quantität bedeutet die Größe, den Umfang, die Menge, Zustandsmerkmale usw. eines Dinges, „...jedes Existierende hat seine Größe, um das zu sein, was es ist, und überhaupt, um Dasein zu haben", schrieb einst Hegel.(1) Jedes Ding unterscheidet sich also notwendig von anderen Dingen und hat darum notwendig quantitative und qualitative Merkmale, die innerlich untrennbar verbunden sind. Die quantitativen Merkmale sind „äußerlicher Bestimmung offen". (2) Sie können verändert werden, ohne daß damit sofort auch die Qualität des Dinges sich änderte. Solange ich — bei Normaldruck - Wasser zwischen 0 und 100° C beliebig erwärme oder abkühle, bleibt sein flüssiger Zustand unbeeinflußt.

Aber diese Gleichgültigkeit der quantitativen Merkmale eines Dinges gegenüber seiner Qualität ist nur eine Seite der Medaille. Erhitze ich Wasser über 100° C hinaus, wird es gasförmig (Dampf), und bei Abkühlung unter 0° hinaus, wird es fest (Eis), verändert also seine Eigenschaften grundlegend. Innerhalb bestimmter Grenzen kann eine Pflanze bei mehr oder weniger

Feuchtigkeit bestehen. Jenseits dieser Grenzen wird die Pflanze jedoch vertrocknen oder verfaulen. Die Quantität bedeutet also zugleich auch ein Maß, eine Grenze, über die hinaus Veränderungen nur noch vorgenommen werden können, wenn man dabei eine qualitative Änderung des Dinges mit in Kauf nimmt.

Ist diese Grenze erreicht, so wird die einmalige Wiederholung eines vorher — hinsichtlich der Qualität des Dinges — folgenlosen Vorgangs plötzlich einschneidende, die Qualität verändernde Wirkungen haben. Es ist dann „das Maß voll", es ist das der Tropfen, der das Faß überlaufen oder den Henkel des Kruges brechen läßt. Wiederholtes Haarausreißen ist nun „nicht nur eine Wiederholung, sondern ... die für sich unbedeutende Quantitäten ... summieren" sich, „und die Summe" macht „das qualitative Ganze" aus, „so daß am Ende dieses" (Ganze) „verschwunden, der Kopf kahl, der Beutel leer ist." (Hegel) (3)

Die quantitative Seite eines Dinges und die Veränderung dieser quantitativen Merkmale haben also eine Doppelnatur: einerseits sind sie unwesentlich, andererseits wesentlich für die Qualität des Dinges. Betrachten wir nach dieser notwendigen Darlegung die Art und Weise, wie die Entwicklung verläuft. Dabei tritt eine bestimmte Gesetzmäßigkeit zutage. Wir können die Wirkung dieses Gesetzes sehr gut an uns selbst beobachten. Aus Kindern entwickeln wir uns zu Erwachsenen. Einerseits geht das unmerklich, langsam und gleichmäßig vor sich. Eben das hat schon manche Eltern dazu verführt, auch noch ihre erwachsenen Söhne und Töchter wie kleine Kinder zu behandeln. Sie haben einen wichtigen Übergang nicht bemerkt, den vom Kind zum Jugendlichen.

Diese Entwicklung, die normalerweise jeder Mensch in seinem Leben durchläuft, ist ein einheitlicher Prozeß mit zwei unterschiedlichen Seiten. Die eine Seite besteht in solchen ununterbrochen vor sich gehenden Veränderungen, die sehr langsam verlaufen und deshalb kaum wahrnehmbar sind. Diese Veränderungen berühren nur „äußerliche" Dinge: die Menschen werden größer, ihre Gesichts- und Körperformen bilden sich heraus, sie lernen, eignen sich Kenntnisse an usw.

Die andere Seite besteht in solchen Veränderungen, die keinesfalls „äußerlich" sind, die vielmehr eine tiefgreifende Wirkung haben und das ganze bisherige Wesen des Menschen „innerlich" verändern und - verglichen mit den zuerst genannten Veränderungen - schnell verlaufen. Bei aufmerksamer Beobachtung kann man diese Seite des einheitlichen Entwicklungsprozesses deshalb auch besser wahrnehmen und den Zeitpunkt festhalten, in dem sie vor sich gehen. Das ist dann der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, z.B. der Beginn des Erwachsenenlebens.

Wir sehen, daß die beiden Seiten des einheitlichen Entwicklungsprozesses einander ablösen, daß die eine nur vor sich gehen kann, nachdem die andere die Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Der ganze Entwicklungsprozeß besteht nicht in der einen oder der anderen dieser beiden Seiten, sondern in deren Einheit. Das Neue entsteht im Schöße bereits des Alten.

Wir haben jetzt von der Entwicklung des Menschen gesprochen. Ist es etwa eine besondere Eigenart nur der menschlichen Entwicklung, daß hier zwei verschiedene Seiten wahrnehmbar sind?

Wir brauchen nicht lange zu suchen, , um in der ganzen uns umgebenden Natur diese beiden Seiten in allen Entwicklungsprozessen aufzufinden. In der Entwicklung jeder Pflanze finden wir sie: zuerst wächst und schwillt die Blütenknospe, bleibt aber - größer und größer werdend - immer noch eine Knospe.

Diese Veränderungen werden schließlich von solchen abgelöst, die eine neue Entwicklungsetappe einleiten: aus der Knospe geht die Blüte hervor, die Blüte öffnet sich.

Die zwei Seiten des einheitlichen Entwicklungsprozesses finden wir auch in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. Die allmähliche, teils gar nicht erkennbare, evolutionäre Seite der Entwicklung dauert oft Jahrzehnte und Jahrhunderte an, bis sie plötzlich durch eine tiefe revolutionäre Umwälzung, durch den „Sprung" aus einer alten in eine neue Gesellschaftsordnung, durch den Umschlag einer alten Qualität in eine neue abgelöst wird.

Dies alles ist keine zufällige Begleiterscheinung, sondern eine unaufhaltbare, wesentliche Erscheinung jeder wirklichen Entwicklung. Wer des Glaubens sein sollte, die Entwicklung sei das bloße, allmähliche Wachsen eines Dinges, ohne „Sprünge", „Katastrophen", „Revolutionen" u. dgl., sei bloß quantitative Änderung dieses Dinges, der kann nie die Entstehung einer neuen Erscheinung erwarten. Hier entsteht und vergeht nichts. Hier wird in Wahrheit die Entwicklung geleugnet. Hegel sagte dazu richtig: „Bei der Allmählichkeit des Entstehens liegt die Vorstellung zugrunde, daß das Entstehende schon sinnlich oder überhaupt wirklich vorhanden, nur wegen seiner Kleinheit noch nicht wahrnehmbar, so wie bei der Allmählichkeit des Verschwindens, (4) daß das Nichtsein oder das Andere, an seine Stelle Tretende gleichfalls vorhanden, nur noch nicht bemerkbar sei... Es wird damit das Entstehen und Vergehen überhaupt aufgehoben..." (5) Das Entstehende oder Vergehende wird so zwar größer oder kleiner, ist aber von Anfang an da und bleibt bis zum Ende da. Veränderung ist hier nur Verkleinerung oder Vergrößerung, nicht jedoch Werden und Vergehen. Wo Entwicklung nur als Wachstum, nur als Evolution, nur als quantitative Änderung gedeutet wird, findet in Wahrheit gar keine Entwicklung statt. Ohne „qualitativen Übergang von etwas in sein Anderes" gibt es keine Entwicklung.(6)

Wir sehen: in der Natur wie in der Gesellschaft bereitet sich der qualitative Umschlag in der Entwicklung durch quantitative Veränderungen vor, die allmählich eintreten. Im Vergleich zu den allmählich erfolgenden quantitativen Veränderungen vollzieht sich die Qualitätsänderung verhältnismäßig rasch. Darum spricht man auch von einem qualitativen Umschlag oder vom „Sprung in eine neue Qualität", manchmal auch nur kurz vom „Sprung" in der Entwicklung.

Mit der Qualitätsänderung hört die Entwicklung selbstverständlich nicht auf. Die Qualitätsänderung bereitet im Entwicklungsprozeß zugleich neue quantitative Veränderungen vor. Qualitative und quantitative Veränderungen lösen sich im Entwicklungsprozeß ununterbrochen ab.

Tiefste und allseitige Entwicklungslehre

Wenn wir uns gründlich in dieses dialektische Gesetz hineindenken, so erkennen wir - diese Erkenntnis wird später, wenn wir das Gesetz von Einheit und vom Kampf der Gegensätze als Triebkraft der Bewegung und Entwicklung untersuchen, noch vertieft -: Entwicklung, Werden und Vergehen kann es nur geben, wenn der Vorgang des Umschlags quantitativer Prozesse und Erscheinungen stattfindet. Wäre dem nicht so, liefe „Entwicklung" auf Verkleinerung oder Vergrößerung von bereits bestehendem hinaus. Das wäre ein bloßer Kreislauf, Wiederholung, also eben keine Entwicklung. Darum ist die Dialektik die tiefste, allseitige Entwicklungslehre. Das sehen wir auch daran, daß jede andere „Entwicklungs"-Lehre den Prozeß irgendwo in der Vergangenheit bei einem „ersten Beweger" beginnen läßt. Wäre der Erst-Beweger selbst bewegt, müßte die Bewegung dieses Phantoms erklärt werden, also nichts gewonnen. Wäre er unbewegt, würde die Entwicklung aus dem Stillstand, aus ihrem Gegenteil, also gar nicht erklärt. Es gibt keine andere Möglichkeit, die Entwicklung zu erklären, als die Dialektik. Darum notierte einst Lenin mit vollem Recht: „Die beiden grundlegenden (oder die beiden möglichen? oder die beiden in der Geschichte zu beobachtenden? ) Auffassungen der Entwicklung (Evolution) sind: Entwicklung als Verkleinerung und Vergrößerung, als Wiederholung, und Entwicklung als Einheit der Gegensätze (Spaltung des Einheitlichen in einander ausschließende Gegensätze und das Wechselverhältnis zwischen diesen).

Bei der ersten Auffassung der Bewegung bleibt die Selbstbewegung, ihre treibende Kraft, ihre Quelle, ihr Motiv im Schatten (oder diese Quelle wird nach außen verlegt - Gott Subjekt etc.) Bei der zweiten Auffassung richtet sich die Hauptaufmerksamkeit gerade auf die Erkenntnis der Quelle der Selbstbewegung.

Die erste Auffassung ist tot, arm, trocken. Die zweite lebendig. Nur die zweite liefert den Schlüssel zum Verständnis der .Selbstbewegung' alles Seienden; nur sie liefert den Schlüssel zum Verständnis der .Sprünge', der .Unterbrechung der Kontinuität', der .Verwandlung in das Gegenteil', der Vernichtung des Alten und der Entstehung des Neuen." (Lenin, Werke, Bd. 38, S. 399, Dietz-Verlag, Berlin).

Evolution und Revolution

Quantitative und qualitative Veränderungen bilden im Prozeß des Werdens und Vergehens in Natur und Gesellschaft zwei Seiten ein und derselben Sache.

Die Seite der quantitativen Veränderung wird in der marxistischen Philosophie auch als evolutionäre, die der qualitativen Veränderung als revolutionäre Seite bezeichnet. Evolution und Revolution — in allem Werden und Vergehen finden wir sie als unabdingbare Kennzeichen der Überwindung des Alten, Überlebten und der Geburt des Neuen, Heranwachsenden. Sie bilden im Prozeß der Entwicklung eine untrennbare Einheit. Weder die evolutionäre, noch die revolutionäre Seite der Entwicklung bestehen für sich allein.

Das zu erkennen, ist für das Verständnis alles Werdens und Vergehens in der Welt sehr wichtig.

Wir betonen das besonders deshalb, weil nicht wenige bürgerliche Philosophen, die über das Werden und Vergehen reden oder schreiben, mit peinlicher Sorgfalt bemüht sind, diese wichtige Erkenntnis zu verschweigen oder ihre Richtigkeit abzustreiten. Das sind vor allem solche bürgerlichen Gesellschaftstheoretiker, die mehr oder weniger offen die alte, kapitalistische Ordnung verteidigen. Sie behaupten, es gäbe in der Natur, vor allem in der Gesellschaft, nur eine Evolution, nur das quantitative Anwachsen des bereits Bestehenden. Sie leugnen, daß in jedem Entwicklungsprozeß schließlich sprunghaft neue Qualitäten entstehen und daß dabei notwendig die Evolution in die Revolution übergeht.

Deshalb behaupten sie, gesellschaftliche Revolutionen, die sich gegen die bürgerliche Ordnung richten, seien unnormale Zustände, seien Krankheitserscheinungen im Organismus der menschlichen Gesellschaft, die man bekämpfen müsse, wie der Arzt im Interesse des Lebens die Krankheit bekämpft. Sie versuchen, den Menschen Angst und Abscheu vor revolutionären gesellschaftlichen Veränderungen einzuimpfen.

Aber die Wirklichkeit des gesellschaftlichen Lebens richtet sich nicht nach diesen Wünschen der Verteidiger des Großkapitals. Die Wirklichkeit dieses Lebens ist beherrscht von den großen, durch niemanden und durch nichts zu beseitigenden Gesetzen alles Werdens und Vergehens. Nach diesen Gesetzen treten Revolutionen im Entwicklungsprozeß gesetzmäßig auf. Sie sind weder Krankheitserscheinungen der Gesellschaft, noch Ergebnisse von Machenschaften irgendwelcher Aufrührer und Umstürzler. Marx nannte die sozialen Revolutionen Lokomotiven der Geschichte. Im Ergebnis ihres Wirkens schreitet die menschliche Gesellschaft voran. Alle gesellschaftlichen Verhältnisse sind dem gesetzmäßigen Vorwärtssschreiten unterworfen.

Aber das alles hat auch noch eine zweite Seite, die von manchem Angehörigen der „radikalen" Studentenopposition nicht gesehen oder beachtet wird: wirkliche Entwicklung leugnet nicht nur derjenige, der nur die quantitative Seite des Vorgangs anerkennt, sondern auch derjenige, der in jedem Werden nur qualitative Veränderungen, der überall Revolutionen und Sprünge sieht oder fordert, die Reform ablehnt. Es gibt keine unvorbereiteten Umbrüche, Sprünge, Revolutionen. Zu glauben, der Mensch hätte, ohne evolutionäre Zusammenhänge mit dem ganzen übrigen Tierreich, gleichsam „unvorbereitet", „über Nacht", „aus dem Nichts" hervorgehen können, ist Wunderglaube. Die Ansicht, zwischen dem Sozialismus und den vorangegangenen Ausbeutergesellschaften gäbe es nur eine einzige große Kluft, ist abenteuerlich. Der Sozialismus wird weder die von den

vorangegangenen Gesellschaftsordnungen mühsam geschaffene Technik vernichten (weil mit ihrer Hilfe Menschen ausgebeutet, in Kriegen getötet wurden), noch die während des Feudalismus oder Kapitalismus geschaffenen großen Kulturgüter in einer „Kulturrevolution" zerstören (weil sie Ausbeuterklassen gedient haben).

Wirkliche Entwicklung muß vielmehr beide Seiten im einheitlichen Entwicklungsprozeß beachten: die quantitative oder evolutionäre und die qualitative oder revolutionäre. Dies ist eine allgemeine, von unserem Wünschen und Wollen unabhängige, also objektive Gesetzmäßigkeit alles Werdens und Vergehens in der Natur, Gesellschaft und in unserem Denken. Das heißt: Diese Gesetzmäßigkeit wirkt auch dann, wenn wir uns ihrer nicht bewußt sind. Es ist also unwissenschaftlich, bei der Beurteilung die Dinge, Erscheinungen, politischen Aufgaben nicht in ihrem quantitativen und qualitativen, evolutionären und revolutionären Zusammenhang zu sehen. Wer zum Beispiel in der Politik nur die evolutionäre Form der Entwicklung anerkennt, begeht ebenso einen grundsätzlichen Fehler wie derjenige, der immerfort nur Revolutionen sieht oder „machen" will. Im ersten Fall erhalten wir die politische Praxis des Opportunismus, im zweiten Fall die politische Praxis eines abenteuerlichen Linksradikalismus oder Putschismus. Während die ersteren sich damit begnügen wollen, innerhalb der bestehenden Ordnung durch Reformen Änderungen vorzunehmen, die den Bären waschen sollen, ohne ihm das Fell naß zu machen, wollen die zweiten den Bären schlachten, bevor sie ihn gefangen haben: sie möchten den langwierigen und schweren Prozeß der Erziehung und Gewinnung der Massen im Kampf um Reformen überspringen. Fassen wir noch einmal zusammen:

Kleine, anfänglich kaum bemerkbare quantitative Veränderungen führen durch allmähliche Anhäufung schließlich zu qualitativen Veränderungen, wodurch sich die Dinge selbst vollständig verändern und aus Altem Neues entsteht.

Wir haben hier ein sehr wichtiges Gesetz der Entwicklung kennengelernt, das in der materiellen Welt und auch in unserem Denken wirkt. Die Kenntnis dieses Gesetzes ermöglicht es uns zu erklären, in welcher Weise, wie die Entwicklung der Dinge und Erscheinungen der materiellen Welt und des Denkens vor sich geht.

So wichtig die Kenntnis dieses Gesetzes auch ist, sie gestattet uns noch kein wirkliches Begreifen der Entwicklungsprozesse, sondern beantwortet nur unsere Frage nach dem Wie des Entwicklungsablaufs. Wenn wir gründlichere Kenntnisse von den Entwicklungsprozessen erlangen wollen, so müssen wir uns vor allem der Frage nach den Triebkräften der Entwicklung zuwenden. Das soll in einem weiteren Lehrbrief geschehen.

Anmerkungen

1) Hegel, Die Wissenschaf t der Logik, Leipzig 1934, S. 344
2) ebenda, S. 344
3) ebenda, S. 345. In Hegels Philosophensprache zusammengefaßt liest sich das so: „Es ist ein Maßverhältnis vorhanden, eine selbständige Realität, die qualitativ von anderen unterschieden ist. Ein solches Fürsichsein ist, weil es zugleich wesentlich ein Verhältnis von Quantis ist, der Äußerlichkeit und der Quantumsvermehrung offen, es hat eine Weite, innerhalb deren es gegen diese Veränderung gleichgültig bleibt und seine Qualität nicht ändert. Aber es tritt ein Punkt dieser Änderung des Quantitativen ein, auf welchem die Qualität geändert wird, das Quantum sich als spezifierend erweist, so daß das veränderte quantitative Verhältnis in ein Maß und damit in eine neue Qualität, ein neues Etwas umgeschlagen ist." - ebenda, S. 380
4) Schon der altgriechische Philosoph Anaxagoras verwies darauf, daß ein Ding durch Verkleinerung, durch bloße Teilung, noch nicht zu Nichts werde! — Anmerkung des Autors dieses Lehrbriefes.
5) Hegel, ebenda, S. 383/4
6) ebenda, S. 384

Seminarfragen

1. Was bedeutet das Wort Dialektik?
2. Warum brauchen wir eine allgemeine, philosophische Entwicklungslehre, und worin liegen die Bedingungen dafür, sie auszuarbeiten?
3. Worin besteht das Verhältnis quantitativer und qualitativer Entwicklung?
4. Wie ist das Verhältnis von Evolution (Reform) und Revolution?

Literatur
Grundlagen der marxistischen Philosophie, Lehrbuch, Dietz Verlag, Berlin 1964, Seite 203-228

Editorische Anmerkungen

Marxistische Lehrbriefe, Serie E. Das moderne Weltbild, Nr. 6, Frankfurt a. M.  1968; Herausgeber: August-Bebel-Gesellschaft e. V.

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