ABOLITION OF THE WAGE SYSTEM!
Nieder mit der Lohnarbeit!
12/04

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onlinezeitung
Die Arbeiterklasse und die Kapitalisten haben keine gemeinsamen Interessen. Und es gibt keinen Interessenausgleich zwischen diesen sich gegenüberstehenden Klassen, weder durch "Sozialpartnerschaft", noch durch "Mitbestimmung". Solange wir Arbeiter und Arbeiterinnen, die Mehrheit der Weltbevölkerung, in Mangel, teilweise in bitterster Armut "leben", während eine kleine Minderheit über den gesamten von uns geschaffenen Reichtum verfügt, wird es keinen Frieden geben.  

Der soziale Krieg zwischen uns und dem Kapital wird solange geführt werden, bis wir alle Produktions- und Verteilungsmittel zu unserem gemeinsamen Eigentum machen und die Lohnarbeit abschaffen. Ohne Lohnarbeit kein Profit, kein Kapital, kein Geld, keine Klassen, kein Staat. 

Wir wenden uns gegen alle Spaltungen unserer Klasse in verschiedene miteinander in Konkurrenz stehende Belegschaften und in ethnische oder soziale Gruppen von Arbeitern und Arbeiterinnen. Es kommt darauf an, alle Trennungslinien anzugreifen und sich nicht gegeneinander aufhetzen und ausspielen zu lassen. Uns fehlt nicht die Kraft, uns fehlt die Solidarität. 

Gegen jede Sozialpartnerschaft, gegen die widerliche und unerträgliche Konkurrenz von ArbeiterIn gegen ArbeiterIn, Standort gegen Standort, Belegschaft gegen Belegschaft gegen all das, was die Kapitalisten und die sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften wollen, setzen wir: 

An injury to one is an injury to all!
Ein Angriff auf EineN, ist ein Angriff auf Alle!
 

Wir können nur siegen, wenn wir uns organisieren. Und wir organisieren uns heute, wie schon seit 100 Jahren, in den Industrial Workers of the World (IWW). Die IWW ist eine internationale revolutionäre Gewerkschaft, die 1905 in den USA gegründet wurde. Unsere Ziele sind heute genauso modern und aktuell, wie schon vor 100 Jahren. Das kann uns verständlicherweise nicht nur mit Freude erfüllen. 

Denn wir wollen nicht wenig: Wir bauen die ONE BIG UNION auf, eine allumfassende Gewerkschaft für alle Arbeiter und Arbeiterinnen der ganzen Welt. Und warum? Um den Kapitalismus und die Lohnsklaverei zu überwinden. Um eine befreite Weltgesellschaft zu schaffen, auf der Grundlage des gemeinsamen Eigentums und der demokratischen Kontrolle aller Menschen über ihre Produktionsmittel und alle gesellschaftlich erzeugten Güter und Leistungen. 

Anders als es der historische englische Name vielleicht suggeriert, sind wir seit unserer Gründung selbstverständlich nicht nur eine Gewerkschaft für IndustriearbeiterInnen, sondern für alle Arbeiter, also für alle Männer und Frauen, die als Lohnabhänge, (schein)selbständige Arbeiter oder Arbeitslose mehr oder weniger erfolgreich versuchen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. "Arbeiter und Arbeiterinnen" sind für uns all jene, die um ihren Lebensunterhalt "zu sichern", gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Wir verrichten Lohnarbeit, weil wir dazu gezwungen sind, weil dieses System uns nicht viele andere Möglichkeiten lässt. Dabei sind wir uns jedoch darüber im Klaren, dass Lohnarbeit ein Zwangsverhältnis ist. Jede Verherrlichung der Arbeit liegt uns fern. 

Wir bekämpfen das Kapital ebenso wie die ideologischen und repressiven Apparate des Staates, die dazu da sind, das System der Ausbeutung zu garantieren mittels Ideologie, Propaganda, Recht, Polizei und Militär. Zum Funktionieren des Kapitalismus trägt natürlich auch die blödsinnige und weit verbreitete "freiwillige Knechtschaft" der Arbeiter und Arbeiterinnen unter die Gewalt von Kapital und Staat nicht wenig bei. Dieser selbstverschuldeten und peinlichen Unterwürfigkeit sagen wir den Kampf an. 

Unser Anliegen besteht nicht darin, in einen konstruktiven Dialog mit den Herrschenden zu treten. Also genau das Gegenteil dessen, was der DGB uns seit seiner Gründung vorexerziert, wenn er vor dem Kapital und seinen staatlichen Exekutoren zu Kreuze kriecht und um "Verbesserungen" bittet mit dem Verweis darauf, daß es dann dem Standort Deutschland besser ginge. Was die DGB-Gewerkschaften wollen ist nichts anderes als die „human" veredelte Verewigung des Kapitalismus, dessen Lebenselixier nach wie vor die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ist, um ihre Nützlichkeit für das System unter Beweis zu stellen und ihre erbärmliche Existenz als Sozialpartner zu sichern. Im Gegensatz dazu verstehen wir revolutionäre Gewerkschaften/Arbeiterunionen als eine Keimform dessen, was einmal die Organisationsform der ausbeutungsfreien und herrschaftslosen Gesellschaft der Zukunft sein wird. 

Die DGB-Gewerkschaften, denen die Mitglieder in Scharen davon laufen und deren Einfluß in den Betrieben schwindet sind kein Bündnispartner im Kampf gegen die Ausbeutung. Sie sind Teil des bürgerlichen Machtapparates. Sie vertreten nicht die Interessen der Arbeiter, Arbeiterinnen und Arbeitslosen sondern in erster Linie die Interessen ihrer eigenen bürokratischen Organisation und des "ideellen Gesamtkapitalisten", des Staates.

Die Beteiligung einzelner DGB-Gewerkschaften an den Demonstrationen gegen HARTZ IV bedeutet keineswegs, dass aus diesen bürokratischen Apparaten zur Kontrolle der ArbeiterInnen und der sozialen Bewegungen eine Kraft geworden ist, die dem System der Lohnarbeit tatsächlich etwas entgegen zu setzen hätte. Ganz im Gegenteil. 

Mitgliedschaft in der IWW

Wir selbst sind Mitglieder der durch eine lange Kampferfahrung geprägten IWW, um unsere Vereinzelung zu überwinden. Um an eine große - in Deutschland ziemlich unbekannte - Tradition der globalen Arbeiterbewegung anzuknüpfen. Um die alltäglichen Kämpfe zu führen. Um uns gegen die eine oder andere "Reform" zu verteidigen. Aber auch, um letztendlich selbst alle Produktions- und Verteilungsmittel zu übernehmen.  

Unsere Organisationsprinzipien beruhen auf der Tatsache, dass wir als Arbeiter und Arbeiterinnen gezwungen sind, unsere Arbeitskraft zu verkaufen. Wir haben gemeinsame Interessen - das ist die materielle Grundlage unserer Organisierung. Daher ist unsere anti-sexistische und anti-rassistische Grundhaltung weniger das Ergebnis einer "Ideologie", sondern vielmehr die Konsequenz unseres weltweiten Kampfes Klasse gegen Klasse für die soziale Revolution, für das Ende der Lohnarbeit, für die Selbst-Abschaffung des Proletariats als Klasse. 

Mitglied der IWW kann jeder Arbeiter und jede Arbeiterin werden. Sexuelle Orientierung, Alter oder Geschlecht, Sprache, Hautfarbe, Familienstand, Nationalität, Beruf, Lohnniveau, Ausbildung - all das interessiert uns nicht. Es spielt keine Rolle in welchem Beruf oder in welchem Industriezweig man arbeitet. Es ist egal welchen Ausbildungsstand man hat, welche Fortbildungskurse besucht wurden oder ob man als UngelernteR oder AngelernteR, als FacharbeiterIn oder AngestellteR beschäftigt ist. Uns interessieren weder der soziale Status, noch der unterschiedliche Verdienst. Das große Ziel der IWW ist die Überwindung der Spaltung der Arbeiter und Arbeiterinnen, die von den Herrschenden bewußt betrieben wird um den gemeinsamen Widerstand gegen sie zu erschweren. Alle unsere Forderungen zielen darauf ab bestehende Spaltungen und Unterschiede zwischen den ArbeiterInnen zu überwinden, deshalb wollen wir alle Berufsgruppen organisieren und Auszubildende ebenso wie Arbeitslose. 

Uns ist es auch egal, ob man sich selbst als AnarchistIn, MarxistIn, oder sonst was versteht. Uninteressant ist für uns, ob ein Arbeiter oder eine Arbeiterin gleichzeitig Mitglied einer Partei, politischen Gruppe, oder - aus welchen Gründen auch immer - einer anderen Gewerkschaft ist. In den USA und Großbritannien sind beispielsweise Doppelmitgliedschaften in der IWW und in anderen Gewerkschaften nicht unüblich. Kämpferische und die Sozialpartnerschaft ablehnende Gewerkschaftler und Gewerkschaftlerinnen aus den DGB-Gewerkschaften sind uns willkommen. Wir versprechen uns von der Vielfalt in der Union, die die Vielfalt der Gesellschaft möglichst widerspiegeln sollte, spannende Diskussionen, einen interessanten Austausch von Erfahrungen und vor allem Durchsetzungskraft. 

Allerdings: Was wir nicht wollen und nicht dulden ist „Parteipolitik“ innerhalb der Union. Dies gilt für Parteien und für politische Gruppen ebenso, wie für "anti-politische Sekten". 

Die IWW ist eine Basisgewerkschaft

Jedes Mitglied hat die gleichen Rechte und die gleichen Möglichkeiten, Einfluss auf Programmatik und Praxis unserer Aktivität zu nehmen. Wir lehnen hierarchische Strukturen ab und kennen keine Funktionärsebene, die losgelöst von der Mitgliederbasis ihre eigene Politik betreibt. Die Mitglieder selbst bestimmen den Kurs der Union. Die aktive Mitgliedschaft jedes Einzelnen ist die Hauptvoraussetzung, damit die IWW es schafft eine starke Gewerkschaft zu werden. Ganz gleich um welche Aufgabe es sich handelt: Wer auch immer eine spezielle Funktion ausübt, tut dies um die gemeinsamen Ziele zu verwirklichen. Er ist demokratisch gewählt, rechenschaftspflichtig und kann jederzeit auch wieder abgewählt werden. Die meisten Entscheidungen von überregionaler Bedeutung werden mittels eines Referendum entschieden, nach dem Prinzip: Ein Mitglied – eine Stimme. 

Die interne Demokratie, die Transparenz der Strukturen und die Vielfalt der Mitgliedschaft ist eine Garantie dafür, daß sich in der IWW keine „informellen“ Machtstrukturen bilden können, wie wir sie von anderen (linken) Organisationen kennen, die sich theoretisch zur Basisdemokratie bekennen.

Die IWW organisiert sich international

Zwar hatten und haben wir unsere stärkste Verankerung in den USA. Aber dennoch sind wir eine internationale Gewerkschaft. Die IWW hatte im Laufe ihrer Geschichte in zahlreichen Ländern Unionen, so vereinzelt auch in den 20er und 30er Jahren in Deutschland. Die Notwendigkeit einer internationalen Organisierung wurde von der IWW schon erkannt und propagiert, als die Arbeiterorganisationen in vielen anderen Ländern unfähig waren, über ihre berufständischen und nationalen Grenzen hinweg zu blicken. Während sich das Kapital nie auf der Basis nationaler Grenzen organisiert hat, waren und sind die Arbeiterorganisationen häufig genug nationaler Beschränktheit unterworfen.

Alle Arbeiter und Arbeiterinnen, die unsere Grundsätze und Ziele, unsere anti-hierarchische interne Organisation und Demokratie, unsere Kampfformen (Verhandlungen für bessere Arbeitsbedingungen, Streiks, "direkte Aktionen", Sabotage) verstehen, akzeptieren und danach handeln sind uns willkommen. Ausführliche und detaillierte Informationen über alle Aspekte der IWW, über Geschichte und Gegenwart, gibt es auf unserer internationalen Homepage.

Arbeiter, Arbeiterinnen, nehmt mit uns Kontakt auf!
Werdet Mitglied der IWW!

Gegen die selbstgenügsame und unterwürfige Forderung nach einem fairen Lohn setzen wir heute, wie schon immer seit unserer Gründung: 

ABOLITION OF THE WAGE SYSTEM!
NIEDER MIT DER LOHNARBEIT!

Industrial Workers of the World - Germany
www.iww.org
iww-germany@gmx.net
http://de.groups.yahoo.com/group/IWW-Germany

V.i.S.d.P. B. Haywood, Rosa-Luxemburg-Str. 17, Frankfurt am Main

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde uns vom Autor am 8.12 2004 zur Veröffentlichung überlassen.