Die „ rotbraune“ Querfront ein Fallbeispiel!
Antizionismus, Nationalismus, antikapitalistische Phrasen


Von Max Brym
12/02
 
 
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In Berlin wird die Internetzeitung Kalaschnikow erstellt. Nach eigenen Bekunden, hat sie pro Monat zwanzigtausend Leser. Jetzt geht der „ Philosophische Salon“ als Träger der genannten Zeitung dazu über, Konferenzen und Tagungen zu veranstalten. Im Mittelpunkt solcher Tagungen steht die " Solidarität mit dem palästinensischem Befreiungskampf“. Die Zeitung bezeichnet sich nach außen als linkes Online Projekt. Ob dem wirklich so ist, soll hier hinterfragt und geklärt werden.

Die Zeitung und ihre Macher

Als Chefredakteur fungiert der Student Stefan Pribnow. Dieser Pribnow hat den bekannten APO-Veteranen Bernd Rabehl zum Doktorvater. Rabehl hat seit 1968 eine offene Wandlung durchgemacht, die vergleichbar ist mit der Wandlung eines Horst Mahler, oder des Neonazis Oberlercher. Vom linksradikalen Straßenkämpfer zum faschistischen Antisemiten. Allerdings ist die Entwicklung des Professors Rabehl nicht so offensichtlich. Erst im Jahr 1999 feuerte die gewerkschaftsnahe Hans Böckler Stiftung Rabehl, nachdem er vor der neonazistischen Burschenschaft Danubia in München einen offen rassistischen Vortrag hielt. Das Referat wurde über Kalaschnikow schriftlich zugänglich gemacht. Jede Kritik an Professor Rabehl wird seitdem von der Kalaschnikow Redaktion abgeschmettert. Die Verteidiger von Rabehl unterstellen den Kritikern intolerant, oder totalitär zu sein. Herr Rabehl schreibt regelmäßig in Kalaschnokow und unterhält dort eine eigene Homepage. In Wahrheit gibt er die Linie der Zeitung vor, aber dazu später. Der stellv. Chefredakteur von Kalaschnikow ist Martin Müller Mertens. Jener Mertens betreibt noch eine eigene Internetzeitung unter dem Namen www.rbi.aktuell. Auf diesen Seiten wird oft ein Gerhoch Reissegger abgedruckt. Dieser Mensch formuliert unsägliche Texte auf den Seiten des „deutschen Kolleg“ einer Internetseite die im wesentlichen von Horst Mahler und Reinhard Oberlercher gestaltet wird. Aktuell begrüßt Mertens auf seiner RBI- Seite den „Stopp der ungehinderten Zuwanderung in die BRD“ durch das Bundesverfassungsgericht. Auf den Seiten von Kalaschnikow schreibt er im scheinbar linken Jargon gegen den „ US-Imperialismus und Zionismus“. Auf den RBI-Seiten kommt auch der EX-DKP-ler Kneffel zu Wort. Dieser ist ein wichtiger Redakteur von Kalaschnikow. Neben dem nazistischen Kampfbund deutscher Sozialisten beziehen sich auch andere nazistische Internetprodukte mit links positiv auf Kalaschnikow. Der „Kampfbund deutscher Sozialisten“ bringt das durch freundliche Berichte zum Ausdruck andere durch einen Link. Beachtenswert ist die Tatsache daß das Mahler Produkt „deutsches Kolleg“ explizit nur einen Link auf eine sogenannte linke Zeitung unterhält, nämlich zu Kalaschnikow. Das kann kein Zufall sein, dahinter verbirgt sich die nazistische Querfrontstrategie.

Die Querfronttaktik der Nazis

Die Querfrontkonzeption ist eine alte nazistische Taktik, um Menschen mittels einer antikapitalistischen Phraseologie von links nach rechts zu ziehen. Gegenwärtig kann beobachtet werden wie der nazistische Sumpf fast vollständig das „Linke“ im Nazismus betont. Historisch berufen sich die klügeren Nazis heutzutage auf die Brüder Strasser und auf Ernst Röhm. Das hat den Vorteil nicht direkt mit Hitler und Himmler identifiziert zu werden. Dennoch wird die Schoa geleugnet und an der Kriegsschuld des Hitlerfaschismus gezweifelt. Antisemit ist man unter dem Firmenschild Antizionismus. Zudem kann scheinbar links agitiert werden und der Eindruck erweckt werden, als hätte es zu Hitler eine linke Alternative in der Nazipartei gegeben. Dabei sind die rechten Theoretiker äußerst geschichtsbewußt was die konkrete Taktik angeht. Otto Strasser propagierte im Dezember 1932 eine Revolutionsregierung Schleicher, Gregor Strasser, Theodor Leipardt, ( ADGB) Richard Scheringer (KPD). Diese Taktik unterschied sich von der Taktik Hitlers, obwohl sie sämtliche ideologischen Prämissen Hitlers teilte. Extremer Nationalismus, Antisemitismus, Kampf gegen den Liberalismus, Materialismus und Marxismus. Der Unterschied zu Hitler bestand nur in dem Mittel, Querfront und stärkerer sozialer Demagogie, nicht aber im Ziel. Der Strasserismus erfuhr in der bundedeutschen Nachkriegsgeschichte eine Renaissance . Zuerst durch Otto Strasser persönlich, der diverseste Zirkel und Gruppen gründete bevor er 1970 in München verstarb. Im August 1969 schrieb die rechtsextremistische Zeitschrift „Nation Europa“ in einen Aufruf an ihre Leser: „Ihr müßt mehr von den Linken lernen um mit allen Mitteln die linke Unruhe nach rechts umzuleiten“ In diesem Sinne gründeten vielerorts junge Rechtsradikale an Schulen und Hochschulen Nationalrevolutionäre Basisgruppen. Die damaligen ideologischen Gründerväter hießen Lothar Penz, Hening Eichberg sowie Wolfgang Strauss. Im Dezember 1979 wurde dann von Siegfrid Bublies in Koblenz der Bublies-Verlag gegründet, der bis heute die bedeutendste nationalrevolutionäre Zeitschrift „wir selbst“ herausgibt. Diese orientiert ganz offen auf die Querfrontkonzeption der Brüder Strasser. Wichtige Schreiber in „wir-selbst“ sind bis heute Hening Eichberg und auch der bekannte Professor Rabehl. Der wohl bekannteste Neonazi der Bundesrepublik Michael Kühnen ging während seiner Haft von 1979 bis 1982 auf eine gewisse Distanz zu Hitler. Er erkor den ermordeten Stabschef der SA Röhm zu seinem neuen Helden. In seinem Buch < Die zweite Revolution. Glaube und Kampf> ( Druck 1987 in Lincoln USA) betonte er die Notwendigkeit einer starken sozialen Demagogie und die Herstellung einer dauerhaften Verbindung zur Linken „ um zur deutschen Revolution zu gelangen“. Diese Konzeption ist im bundesdeutschen Neonazismus mehrheitsfähig geworden. Das hat selbstverständlich in der Realität gravierende Folgen. Die Propaganda der Nazis ist kaum mehr von vielen linken Parolen zu Unterscheiden. Es wird vom Kampf gegen den Zionismus gesprochen, vom Kampf gegen den globalisierten Kapitalismus und gegen den „US-Imperialismus“ mobil gemacht. Zudem gibt es bekannte personelle Überschneidungen in einigen Komitees. Das internationale Komitee für die Verteidigung von Slobodan Milosevic hat, was seine französische Sektion angeht, eine komplett nazistische Führungsriege. Geleitet wird die Sektion von dem Nazi Luc Michel. Eine wichtige Funktion hat in diesem Komitee der juristische Berater von Milosevic, der französische Rechtsanwalt Verges, dieser sorgte in Frankreich in der Vergangenheit für einen juristischen Skandal, anläßlich der Verteidigung des nazistischen Schlächters Klaus Barbie, jenen verteidigte er mit einer pro-nazistischen Argumentation. Die deutsche Sektion des Komitees, die von sogenannten „Linken“ geleitet wird, stört sich nicht an ihrer französischen Brudersektion. Auch in Deutschland gibt es Querverbindungen des öfteren getarnt, womit wir wieder als Beispiel bei der Zeitschrift Kalaschnikow gelandet wären.

Querfront und Kalaschnikow

Im Impressum von Kalaschnikow ist ein Artikel zu finden von Stefan Pribnow, mit dem Titel „Ein offenes Forum und seine Feinde“. Dem Artikel liegt folgender Vorgang zugrunde: Im Juni 2002 wurde im Forum eine Werbung für das strasseristische Naziblatt „wir-selbst“ abgedruckt. Diese Werbung machte offen Reklame für das Schriftgut von Keitel, Dönitz sowie der Generäle Guderian und Kesselring. Als gegen diese Nazireklame protestiert wurde, fertigte Pribnow seine Kritiker mit dem Hinweis auf Karl Popper und dessen offene Gesellschaft ab. Die Antifaschisten, die die Nazireklame entfernt haben wollten, werden in der bis heute zu lesender Hausmitteilung des Herausgebers, als intolerant und nicht diskussionsbereit bezeichnet. Die Naziwerbung wird in dem Artikel gerechtfertigt. Ende Dezember 2002 rezensierte Pribnow ein Buch über Rudi Dutschke. In diesem Artikel wird Dutschke (er kann sich nicht mehr wehren) als deutscher Revolutionär abgefeiert. Angeblich lag Dutschke „das Deutschtum“ besonders am Herzen. Dies liegt ganz auf der Linie der 68-er Rezension wie sie Bernd Rabehl in einem eigenen Buch für das Kalaschnikow Werbung macht abliefert. Im Forum von Kalaschnikow schrieben vor einigen Monaten bekannte Neonazis, wie ein Herr Rouhs aus Köln gegen den Zionismus. Der stellvertretende Chefredakteur von Kalaschnikow Müller-Mertens berichtete auf seiner eigenen Internetseite nach der Wahlniederlage der PDS von einem Treffen in Gera unter der Parole: „Vorwärts im Geiste Richard Scheringers“. An dieser Zusammenkunft nahmen Altstalinisten und Nationalrevolutionäre teil. Auf der Zentralseite von Kalaschnikow wirbt Müller-Mertens ziemlich offen für das irakische Regime. Ein besonderer Trick von Kalaschnikow besteht darin, den israelisch „Pseudohistoriker“ Elam zum Kampf gegen die „Holocaust-Keule und Holocaust-Industrie“ schreiben zu lassen. Der Kampf gegen den Zionismus durchzieht Kalschnikow wie ein roter Faden. Der Antisemitismus wird in Deutschland als geringe Größe, speziell durch die Herren Karuscheit und Elken abgehandelt. Jeder der diesem in der Vergangenheit, vor der Naziwerbung widersprach, wurde als „zionistischer Schwachkopf“ bezeichnet. Kein Wunder das Kalaschnikow sich in nazistischen und rechten Kreisen einer gewissen Beliebtheit erfreut, denn es gibt nachweisbare ideologische und personelle Überschneidungen. Demzufolge ist das Ganze ein Querfrontprodukt.

Editorische Anmerkungen

Der Artikel ist eine Spiegelung von
http://www.antisemitismus.net/antisemitismus/linke/texte/rot-braun.htm

Max Brym lebt als freier Journalist in München. Im Partisan.net hat er seine Homepage.