Buchtip

Martin Schäuble
rausgehasst

12/01
trdbook.gif (1270 Byte)
 
trend
online
zeitung
Briefe oder Artikel
info@trend.partisan.net
ODER per Snail:
trend c/o Anti-Quariat
Oranienstr. 45
D-10969 Berlin

"Mutiges Buch zu Ehren der Opfer rechter Gewalt" 
Badische Zeitung

Ein Jahr nach der Bild-Schlagzeile zum Fall Joseph in Sebnitz veröffentliche Martin Schäuble seine Recherchen über die rechte Szene in Sebnitz und der gesamten Sächsischen Schweiz.

 

Es folgen Ausschnitte aus dem Kapitel:

"Stadtfeste sind tabu"

Der ganz normale Wahnsinn für eine deutsch-afrikanische Familie ein Interview

„Scheißnigger“, so wird Leonardo (alle Namen geändert) manchmal genannt. Er lebt zusammen mit seiner Frau Anja in der Sächsischen Schweiz. Vor über 20 Jahren kam der Mosambikaner als Vertragsarbeitnehmer in die DDR. Erst nach der Wende durfte er seine langjährige deutsche Freundin Anja heiraten. (...) Doch das Glück hielt nicht lange an – bald gab es die ersten Angriffe von Rechtsextremen. (...)

 

Gibt es Dinge, die Sie aus Angst vor rechtsextremen Übergriffen nicht machen?

Leonardo: Zum Beispiel Stadtfeste sind tabu.

Anja: Auch wenn dort oftmals sehr viel Polizei ist, doch am Ende sind wir dort, und die Rechten nehmen in der Zeit unser Haus auseinander. Zu öffentlichen Veranstaltungen sind sie in größeren Gruppen unterwegs. Oftmals sind es Beleidigungen, die man sich anhören muss. Das tut natürlich weh, und als Erwachsener könnte man damit umgehen. Aber unseren Kindern möchten wir das nicht zumuten. Selbst beim Weihnachtsmarkt ist man davor nicht sicher. Als ich mit meiner Kleinen über den Weihnachtsmarkt schlenderte, nannten mich einige Leute „Schlampe“ und das Mädchen „Nigger“.

(...)

Wie war das früher zu DDR-Zeiten?

Leonardo: Auch in der DDR gab es Übergriffe, es durfte allerdings nicht nach außen gelangen.

Anja: Wir haben uns in der DDR kennen gelernt. Wir haben uns manchmal getroffen. Die Wohnheime waren Betriebsgelände und von der Außenwelt abgeschirmt. Die Möglichkeit einer Integration von Ausländern war somit nicht gegeben. Mit größeren Schwierigkeiten wohnten wir später, aber noch vor der Wende, zusammen. Ich bekam jedoch nur für mich und mein Kind Wohnraum zugeteilt, nicht für den Vater des Kindes.

Leonardo: Auch heiraten durften wir in der DDR nicht. Wir haben daher sofort 1990 geheiratet.

Anja: Wir kamen aus dem Standesamt in Pirna raus, sind über den Markt gelaufen, wollten zu Mittag essen und wurden beschimpft.

Leonardo: Vor der Gaststätte riefen schon manche „Ausländer raus“ zu uns. (...)