Editorial
tabula rasa 

Von Karl Müller

12/01
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Es ist nervig, immer wieder zu hören, dass ein Krieg, so er denn von den USA geführt wird, grundsätzlich im Namen der Menschlichkeit erfolgt,  gut und gerecht ist. So jedenfalls das zentrale Argument der Grünen und ihrer Parteigänger in ihren unsäglichen Stellungnahmen zur Rechtfertigung des verbrecherischen Überfalls der USA und ihrer Helferstaaten auf Afghanistan. Überrascht sind wir darob nicht, denn der Kosovo-Krieg ist noch nicht allzu lange her, wo die gleiche Platte gespielt wurde. 

Verwunderlicher erscheint dagegen, dass nun in diesen Kanon politische Kräfte einstimmen, von denen dies so nicht zu vermuten war, jedenfalls solange nicht, wie sie (Bahamas & Co) fabulierten, für einen Kommunismus zu sein, wie er sich aus der Kritik am Wert (zumindest begrifflich) konstituiert. Mittels dieser „Arbeit am Begriff“ vollbrachten sie allerdings das Kunststück, die sozialen Verwerfungen in den Metropolen und die alltägliche Barbarei in deren Peripherien für Zivilisation zu halten. Im gleichen Atemzug klassifizierten sie Israel und die USA als Musterländer der Zivilisation und erklärten sie zu Leuchtfeuer des historischen Fortschritts wie einst MLerInnen das Albanien des Enver Hodscha. 

Gegen etwaige Kritik, besonders dann, wenn sie die Wahrheit in den Tatsachen sucht,  haben sich die Antideutschen mittlerweile ausreichend moralisch munitioniert: Kritik an Israel und den USA ist per se antisemitisch. 

Obgleich die Antideutschen bar jeglicher Denklogik abstruse Sachverhalte konstruieren, fanden  ihre Argumente bisher jenseits ihres Mikrokosmos ausreichend Gehör. Das lag vor allem daran, dass die linken&radikalen Kräfte in Sachen Theorie mehr als ärmlich ausgestattet sind, weil sie vor allem BewegungspolitikerInnen sind. Zum andern lag es an der Implosion des „Arbeiterbewegungsmarxismus"; mit der bekannten Folge: In Sachen wissenschaftlicher Sozialismus herrscht seit einem Jahrzehnt tabula rasa. 

Freilich in kleinen Zirkeln laufen immense theoretische Anstrengungen, den nun wieder weltweit uneingeschränkt wirkenden Kapitalismus und die ihn determinierenden Bewegungsgesetze zu analysieren und zu verstehen, um endlich wieder eine kohärente Politik auf wissenschaftlicher Grundlage formulieren zu können, die dem Kommunismus verpflichtet ist. Jedoch sind diese Kräfte - bis auf wenige Ausnahmen - offensichtlich nicht willens oder/und in der Lage, den Einfluss der „Antideutschen“ in linken Zusammenhängen theoretisch zurückzudrängen. Was gegenwärtig gegen „Antideutsche“ läuft, ist allein vom Bauch bestimmt, nämlich von dem Ekel, der ihre kriegstreiberische Politik an der Seite von Rot-Grün hervorruft. 

Der trend will versuchen, zur Überwindung  der Positionen der Antideutschen im linken&radikalen Spektrum beizutragen. Dies soll – in guter alter trend-Tradition – nicht durch Ausgrenzung sondern durch theoretische Widerlegung geschehen. Dazu müssen die Antideutschen allerdings auch selber zu Worte kommen können. Dies geschieht seit der November-Ausgabe in Gegenüberstellung von Artikeln aus dem Antideutschen-Spektrum und Artikeln ihrer KritikerInnen. Am 14. Dezember wird es in Berlin möglich sein, den Antideutschen im wirklichen Leben aufs Dach zu steigen. Sie sind kommen nämlich als Gäste zu den Partisan.net Nachtsgesprächen.