Vor einem neuen Lockdown?
Teil 1 und  2

Redaktion Aufruhrgebiet

11/2020

trend
onlinezeitung

Der aktuelle Corona-Virus (SARS-CoV-2, oft Covid 19 genannt) gehört zur Gruppe der Corona-Viren, die schon lange bekannt sind und bisher eher als relativ ungefährlich eingestuft wurden. Die meisten Infizierten (ca. 80-90%) zeigen keine oder sehr schwache Symptome, die Erkrankungen verlaufen meist leicht, nur eine kleine Minderheit erkrankt schwer und muss im Krankenhaus behandelt werden. Gefährlich ist Corona v.a. für sehr alte Leute und Menschen mit Vorerkrankungen bzw. schlechtem Allgemeinzustand.

Obwohl überall von einer Corona-Pandemie gesprochen wird, erfüllt die Corona-“Welle“ die traditionellen Kriterien dafür nicht. Diese besagten ursprünglich – bevor sie von der WHO wahrscheinlich unter dem Druck der Pharma-Lobby geändert wurden -, dass mindestens 10% der Bevölkerung betroffen sein muss, was jedoch aktuell nirgendwo der Fall ist.

Der Corona-Ausbruch bei Tönnies, wo 1.500 Personen positiv getestet waren, wurde von den Medien stark beachtet. Dass aber nur etwa zwei Dutzend wirklich krank waren und niemand gestorben ist, wird tunlichst verschwiegen. Das bundesweite Intensivregister vermeldeten von Mai bis September 2020 um die 250 Corona-Patienten auf Intensivstationen, davon mussten ca. 100 invasiv beatmet werden. Ein ähnliches Bild zeigen andere Hotspots und Studien (Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“, Ischgl, Hainsberg, Studie von Prof. Püschel usw.). Für das erste Halbjahr 2020 verzeichnete das Statistische Bundesamt sogar weniger Todesfälle als im Durchschnitt der letzten drei Jahre – trotz des Corona-Höhepunkts im März/April.

Die Daten zeigen ganz klar: Wenn es gelingt, die Risikogruppen zu schützen, ist Covid-19 ziemlich  ungefährlich. Für unter 20jährige ohne Vorerkrankung liegt die Sterberate bei bei kaum messbaren 0,00004%. Für 20- bis 50jährige liegt sie bei 0,0002-0,0035%. Sogar für 60-69jährige ohne Vorerkrankung liegt sie mit ca. 0,08% im unteren Bereich einer normalen Grippe.

In einer Metastudie der WHO wertet Prof. John Ioannidis, der meistzitierte Virologe der Welt, über  60 globale Antikörperstudien aus. Bei n-tv hieß es dazu: „Insgesamt errechnete Ioannidis eine durchschnittliche Infektionssterblichkeit über 51 Standorte hinweg von (…) 0,23%. In Regionen mit weniger als 118 Todesfällen pro eine Mill. Menschen betrug die Rate lediglich 0,09 %. Wo 118 bis 500 Covid-19-Tote pro eine Million Einwohner gezählt wurden, betrug sie 0,20%, an noch schlimmer betroffenen Standorten lag die Infektionssterblichkeit bei 0,57 %. Betrachtet man nur Bevölkerungsgruppen mit Menschen unter 70 Jahren, betrug die durchschnittliche Rate sogar nur 0,05%.“

Bereits Mitte März warnte Ioannidis Länder, die einen Lockdown eingeführt hatten, dass die Datenlage viel zu unklar sei, um solch massive Eingriffe in das soziale Leben vorzunehmen. Inzwischen gibt es zahlreiche Belege dafür, dass die diversen Kollateralschäden der Lockdowns größer sind als deren (vermeintlicher) Nutzen. So steigt die Zahl der Selbstmorde wg. der Lockdown-Maßnahmen, viele medizinische Behandlungen werden verschoben oder fallen aus. Die WHO meldet, dass 80 Millionen Kinder wg. der Corona-Maßnahmen nicht gegen Polio geimpft wurden, auch die TBC-Bekämpfung leidet. Allein dadurch wird es zehntausende Kranke und Tote mehr geben.

Angstmache als Methode

Die aktuelle Angst-Kampagne von Politik und Medien ist absurd und widerspricht den realen Daten. Als „Begründung“ wird auf die steigende Zahl der Infizierten verwiesen. Doch diese steigt v.a. darum, weil mehr getestet wird, derzeit in Deutschland etwa 10-12 Mal so viel wie im März. In der 11. Kalenderwoche meldete das RKI 100.457 Tests pro Woche, in der 34. Woche, Mitte August, waren es bereits 987.423. Es ist logisch, dass so mehr Infizierte erkannt werden. Der nur geringe Anstieg der Zahl der Hospitalisierten und Toten etwa um den Faktor 3 bis 4 – gegenüber dem Anstieg der Tests um den Faktor 10-12! – zeigt jedoch, dass Alarmismus unangebracht ist. Die penetrante Propaganda hat dazu geführt, dass viele Menschen glauben, dass sie krank wären, wenn sie infiziert sind. Das ist falsch! Wir sind ständig mit Viren, Bakterien und Krankheitserregern aller Art infiziert, ohne krank zu sein oder zu werden, weil unser Organismus dagegen Abwehrmechanismen hat. Doch v.a. dann, wenn diese nicht ausreichend funktionieren, z.B. wenn wir alt sind, kommt es zur Erkrankung.

Natürlich kann man an Corona erkranken und auch sterben. Dass Corona nur erfunden wäre oder völlig ungefährlich sei, ist eine unhaltbare These von Obskuranten. Gefährlich ist ein Virus in dreierlei Hinsicht: 1. wie schnell es sich ausbreitet, 2. wie hoch die Rate der daran Erkrankten und Gestorbenen ist und 3. wie gut es behandelbar ist. In den letzten Jahren gab es bereits MERS und SARS-“Epidemien“. Beide Viren vom Corona-Typ sind sehr gefährlich, die Sterberate ist hoch. Doch verbreiteten sich diese Viren-Typen zum Glück nur schwer, so dass der Schaden gering blieb. Andere Viren wiederum sind weniger gefährlich, verbreiten sich aber schneller, was sie letztlich gefährlicher macht. SARS-CoV-2 liegt bei Ausbreitung und Gefährlichkeit etwa in der Mitte. Von einem „Killervirus“ oder einer deutlichen Übersterblichkeit kann keine Rede sein. Letztere gibt es allenfalls in der Altersgruppe der über 70jährigen. Wenn die Zahl der Schwerkranken und der Toten höher als sonst ist, liegt das oft an fehlendem Schutz von Risikogruppen oder an falschen Behandlungsmethoden (zu extensive künstliche Beatmung, falsch dosierte Medikation), am schlechten Gesundheitszustand (v.a. der ärmeren) Bevölkerung oder am schlechten Gesundheitssystem – also am Kapitalismus, nicht (nur) am Virus selbst.

Selbst wenn die Bedrohung durch Corona so groß wäre, wie uns die Großmedien, die Politik und das RKI täglich einreden, müsste ihnen vorgeworfen werden, dass sie übertreiben und ein falsches Bild vermitteln. So müsste die Zahl der Neu-Infizierten in Relation zur Zahl der Tests gesetzt werden und auch die Anzahl der Erkrankten und Gestorbenen mit diesen Werten verglichen werden. Beides erfolgt nicht, so dass ein falsches Bild der Gesamtlage erzeugt wird.

Was leistet ein PCR-Test?

Entgegen dem Hype um die Corona-Tests sind die PCR-Tests nicht so aussagekräftig und wichtig, wie es meist dargestellt wird. Das ist schon deshalb so, weil der ursprünglich in Wuhan festgestellte Virus inzwischen mutiert ist. Mit einem PCR-Test lässt sich nur das Vorhandensein von SARS-CoV-2-Erbgut feststellen, nicht aber, ob aktuell vermehrungsfähiges Virenmaterial und damit ein Krankheitserreger tatsächlich vorhanden ist. Insofern ist es auch nicht gerechtfertigt, dass das RKI positive Tests als akute Infektionen zählt.

Das Institut für medizinische Mikrobiologie der Uni Mainz stellt z.B. fest: „Ein positives PCR-Ergebnis ist nicht beweisend für das Vorliegen einer floriden Infektion bzw. einer andauernden Besiedlung, da die PCR-Untersuchung nicht zwischen vermehrungsfähigen und nicht mehr vermehrungsfähigen Organismen unterscheidet.“ Diese Einschätzung teilen auch viele andere Spezialisten und Institutionen.

Man kann mittels der Zahl der Vervielfältigungszyklen beim PCR-Test das Vorhandensein von vermehrungsfähigem Virusmaterial mutmaßen. Je weniger Vervielfältigungen nötig sind, um Virusmaterial festzustellen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass vermehrungsfähiges Material vorhanden ist. Die Wissenschaft ist sich aber uneins, wie viele Zyklen dazu erforderlich sind. Die Labore übermitteln oft keine Informationen zur Anzahl der den Tests zugrundeliegenden Zyklen an RKI und Gesundheitsämter, und wenn, werden diese nicht ausgewertet. Ergo: Niemand weiß genau, wie viele der positiv Getesteten Infizierte im Sinne des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) sind. Die Angaben zu steigenden Infektionszahlen und Neuinfektionen sind also falsch, ungenau oder irreführend und keinesfalls dazu geeignet, bestimmte Maßnahmen zu begründen. Die Verstorbenen oder Erkrankten können zudem auch am oder mit Influenza-, H1N1-, Rhino-Virus oder Adenovirus verstorben oder erkrankt sein.

Uns wird täglich erzählt, dass die vielen Tests, die Corona-App und die Registrierung von Restaurantgästen notwendig sei, um Corona-Fälle schneller nachvollziehen zu können. Doch entweder es gibt so wenige Fälle (wie von Mai – September), dass eine Nachverfolgung unnötig ist, oder aber es gibt so viele Fälle, dass sie unmöglich ist. Die Gesundheitsämter sind trotz Personalaufstockung schon jetzt komplett mit der Corona-Schnitzeljagd überfordert. Statt dessen hätte man die Kapazitäten auf die Fallverfolgung und den Infektionsschutz von Risikogruppen, z.B. Altersheime, konzentrieren sollen. Auch hier zeigt sich, dass der Aktionismus so unsinnig wie unwirksam ist.

Hat die Regierung richtig gehandelt?

Die Merkel-Regierung stellt(e) ihr Corona-Management so dar, als gehe es von gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus und die im internationalen Vergleich relativ niedrigen Corona-Zahlen wären ihrem cleveren Agieren zu danken. Beides stimmt nicht. 1. hatte Deutschland einfach Glück, weil der Virus hier später auftauchte als z.B. in Italien. Das Abflachen der Kurve war also v.a. dem „natürlichen Rhythmus“ der Infektion geschuldet, weniger dem Lockdown. Zudem: Wenn der Lockdown so wirksam war, warum gibt es dann jetzt trotzdem einen erneuten Anstieg der Fälle?!

Zweitens: Wenn der Virus von außen kommt, kommt es darauf an, schnell und punktgenau zu reagieren. Taiwan u.a. Länder haben vorgemacht, wie und dass das geht. Hierzulande hingegen wurde das Problem noch bis Anfang März kleingeredet. Noch ca. 8 Wochen nach der WHO-Warnung und nachdem diverse Fälle auch in Europa aufgetreten waren, wiegelten Sprecher der Regierung und des RKI ab – ohne dass es dafür irgendeinen Grund gegeben hätte – und bezeichneten Meldungen und Warnungen über die Gefährlichkeit von Corona als Fakenews und Verschwörungstheorien. Noch im März starteten Klassenfahrten nach Norditalien und Flugeisende kamen an, ohne dass diese kontrolliert oder in Quarantäne geschickt wurden.

Vor dem Lockdown wurden Masken als unnötig eingeschätzt. Prof. Drosten damals: „Mit einer Maske ist das Virus nicht aufzuhalten.“ Gesundheitsminister Spahn: „Ein Mundschutz ist nicht notwendig, weil der Virus gar nicht über den Atem übertragbar ist.“ Der Präsident des Weltärzteverbands, Frank Montgomery, hielt die vorgesehene Verwendung von Schals und Tüchern für „lächerlich“. Frau Merkel meinte: „Jeder weiß, dass eine Maske schon nach einer halben Stunde so durchfeuchtet ist,  dass sie selbst zur Virenschleuder wird.“

Das Agieren der Regierung und des RKI schlug nach der anfänglichen Verharmlosung und Passivität dann plötzlich in undifferenzierten und tw. absurden Aktionismus um. Als Anekdoten seien hier nur erwähnt, dass Gottesdienste mit Dutzenden (meist älteren) Menschen erlaubt, Musikschulunterricht mit (meist jungen Leuten) in kleinen Gruppen aber verboten wurden. Sogar das Golfspielen war untersagt … Erst mit der Lockerung des Lockdowns wurden klare Kriterien dafür festgelegt, wie und wann dieser gelockert oder auch wieder verschärft werden kann. Dieses differenzierte Vorgehen hätte schon von Beginn an umgesetzt werden müssen – so hätte ein genereller Lockdown und dessen fatale soziale Auswirkungen verhindert werden können.

Als Mitte/Ende März der Lockdown in Kraft trat, erfolgten einerseits drastische und tw. unsinnige pauschale Einschränkungen (Ladenschließungen), während zugleich andere Bereiche unverändert weiterliefen, z.B. galt wochenlang keine Maskenpflicht im ÖPNV. Das öffentliche Leben wurde herunter gefahren, auch dort, wo es (fast) kein Corona-Fälle gab wie z.B, in Mecklenburg-Vorpommern. All jene, die heute nicht müde werden, bezüglich Corona Angst zu verbreiten (Kanzlerin Merkel, Gesundheitsminister Spahn, RKI-Chef Wieler u.v.a.) sagten damals genau das Gegenteil. Noch Mitte/Ende März war man nicht in der Lage, an den Grenzen Tests durchzuführen, um die Verbreitung des Virus zu begrenzen.

Anfangs mangelte es überall an Schutzausrüstung. Diese schlechte Vorbereitung zeigt, dass die schon seit 2012/13 bestehenden Pandemie-Notfall-Pläne von Regierung und RKI nicht umgesetzt worden sind. Kein Wort der Kritik kam dazu vom RKI als der zuständigen Behörde. Wäre Corona wirklich so gefährlich gewesen, wie man immer behauptet – und was man am Anfang einer Virus-Epidemie nie genau wissen kann – hätte es wg. dieses Versagens der Regierung hierzulande tatsächlich zehntausende Tote gegeben!

War der Lockdown richtig?

Am Anfang gab es ein komplettes Versagen der Regierung, der gesamten Politik und der Großmedien! Im März und bis Mitte/Ende April mag es noch begründet gewesen sein, das öffentliche Leben in gewissem Maße einzuschränken, um Corona zu bekämpfen, doch als dann Mitte/Ende April die Fallzahlen radikal gesunken waren und auch klar war, dass es eine Überlastung der Krankenhäuser nicht geben würde, musste der Lockdown spätestens beendet werden. Das erfolgte jedoch nicht. Das Ergebnis war, dass die Wirtschaft (v.a. der Handel, der Tourismus, Kultur und Sport) einen massiven Einbruch erlebte. Millionen rutschten in die Kurzarbeit, wurden arbeitslos oder mussten als Selbstständige die Existenz bedrohende Einbußen hinnehmen.

Hätte sich das RKI nach den realen Daten und nicht nach hypothetischen „Szenarien“ gerichtet, hätte man spätestens zu Ostern den Lockdown aufheben und alle Ressourcen in den Schutz der Risiko-Gruppe stecken müssen. Das erfolgte jedoch unzureichend. Systematisches Testen der Beschäftigten und Patienten in Altenheimen u.ä. Einrichtungen hätte Infektionen vermindert.   Schutzkleidung hätte sie früher immunisiert und so die Infektionskette unterbrochen – da, wo sie wirklich gefährlich ist – ein Lockdown war dafür unnötig.

Dass auch heute noch viele Einschränkungen bestehen – obwohl die Zahl der wirklich Erkrankten und „Corona-Toten“ in Deutschland über Monate sehr niedrig war – zeigt, dass die Regierung dem Land unermesslichen Schaden zugefügt hat, ohne dass es dafür einen gesundheitspolitischen Grund gab! Diese unsinnige Politik hat uns die wahrscheinlich schwerste Wirtschaftskrise beschert, die es nach 1945 gab. Zur Finanzierung der diversen Hilfspakete wurden und werden weltweit die Geldpressen in Gang gesetzt und tausende Milliarden Dollar und Euro gedruckt, die keine Deckung haben. Die Folgen dieser Hasardpolitik sind zwar noch nicht abzusehen, dass aber die Lohnabhängigen und die Massen die Suppe auslöffeln sollen, ist schon heute klar.

Das Drama des Lockdowns besteht aber auch darin, wie er durchgeführt wurde bzw. noch wird. Anstatt differenziert zu reagieren und klare Normen festzulegen, wurden z.B. pauschal fast alle Läden geschlossen. Die Schließung von Schulen und Kitas war völlig unbegründet, da es weltweit keine Beispiele dafür gibt, dass diese Einrichtungen Corona-Hotspots sind. Dass in riesigen Fußballstadien tw. selbst heute noch fast keine Zuschauer erlaubt sind, kann nur als Idiotie bezeichnet werden. Genauso unsinnig und unwirksam sind die Reise- und Übernachtungsverbote (die zum Glück meist von den Gerichten einkassiert werden).

Die wirtschaftlichen, sozialen und auch gesundheitlichen Schäden durch den Lockdown sind weitaus größer als dessen (vermeintlicher) Nutzen! Mehr Stress durch Home-office gekoppelt mit Kinderbetreuung, ausgefallene Arztbesuche, Suizide wg. existenzieller Not usw. sind die Ergebnisse einer völlig überzogenen Politik.

Wir teilen nicht die Ansichten von „Verschwörungstheoretikern“. In der Corona-Krise zeigt sich aber erneut, dass die Regierenden unfähig sind, rational zu handeln. Dieses Problem hat sich im Zeitalter des Imperialismus noch vergrößert. Das liegt daran, dass die Gesellschaft viel komplexer als früher und stärker von Wissenschaft und Technik geprägt ist. Zudem ist die Verquickung von Kapital, Politik, Staatsapparat, Wissenschaft, Bildung und Medien heute sehr eng. Keines dieser Milieus ist unabhängig, sondern deren Interaktionen sind entscheidend. Einerseits ist die Regierung auf „Expertisen“ angewiesen, andererseits sind diese „Expertisen“ oft nicht unabhängig und objektiv, sondern von Staat und Kapital bzw. von deren Geld abhängig und verfolgen egoistische Interessen. Das erschwert oder verhindert gar, dass politische Entscheidungen überhaupt von „objektiven Interessen“ ausgehen können.

Auch bei der Einschätzung von Epidemien spielen Modell-Szenarien eine große Rolle. Bei Corona war es etwa das epidemiologische Modell von Neil Ferguson vom Londoner Imperial College. Dieses prognostizierte im März 2020, Covid-19 würde in Großbritannien eine halbe Million und in Amerika über 2 Mill. Tote fordern – eine klare Fehleinschätzung. Es wird vermutet, dass es sich dabei um eine Lobby-Kampagne großer Pharma-Konzerne handelt, die die Gefahr durch Corona übertrieben, um enorme Zusatzmittel für Forschung, Tests, Impfungen und Medikamente zu erhalten.

Es ist inzwischen ein typisches Vorgehen der Politik, sich auf „wissenschaftliche“ Studien als Begründungen für bestimmte Maßnahmen zu berufen. So geschah es bei Einführung der Hartz-Gesetze, der Rürup-Rente, beim Klima, bei der Energiewende oder beim Feinstaub. Immer gibt es eine Kommission, die natürlich alles andere als unabhängig ist; immer gibt es Studien, die oft genauso wenig unabhängig sind, weil sie die Interessen der Auftrag- und Geldgeber widerspiegeln. Kritik und abweichende Meinungen werden verdrängt und deren Proponenten werden verunglimpft. Mitunter erfolgt das auch unbewusst, weil in Politik und Medien wirkliche Sachkompetenz v.a. in Naturwissenschaft und Technik fehlt.

Die Bundesregierung verließ sich zudem fast nur auf die Empfehlungen einer einzigen Behörde, des RKI, und weniger Wissenschaftler, die darauf achteten, dass abweichende Meinungen und Expertisen nicht oder kaum Gehör fanden. Es lässt auch tief blicken, wenn der Gesundheitsminister gar kein Mediziner ist.

Das fatale Ergebnis ist nun, dass die realen Probleme der Gesellschaft nicht gelöst, ja oft noch verschlimmert werden und die Bevölkerung dafür quasi in Haft genommen wird. Damit das funktioniert, wird ein riesiger „gleichgeschalteter“ willfähriger und an Schlagzeilen interessierter Medienapparat (v.a. die „öffentlich-rechtlichen“ TV-Anstalten und die Zeitungen) in Gang gesetzt, der immerfort Kampagnen lanciert und befeuert und oft jede Pluralität vermissen lässt. So wird fast jede Kritik von anerkannten Fachleuten zum Thema Corona aus diesen Medien nicht nur verbannt, sondern denunziert.

Welche Rolle spielt des RKI?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist eine international anerkannte Institution in Sachen Virologie, Epidemiologie usw. Es ist allerdings nicht unabhängig, sondern untersteht dem Gesundheitsministerium. Es gibt aber keinen Grund, an der fachlichen Kompetenz der 1.200 MitarbeiterInnen des RKI zu zweifeln – was allerdings kein Freibrief ist. Leider hat das RKI in der Corona-Krise insgesamt versagt.

Schon vor Corona hat das RKI die Umsetzung des Pandemie-Notstandplans nicht kontrolliert und nicht auf die Mängel hingewiesen. Das RKI hat – ohne dass es dafür irgendwelche Beweise gab – die Corona-Bedrohung zuerst klein geredet und schnelle Maßnahmen als unbegründet unterlassen. Erst hieß es, Masken seien unnötig, dann gab es einen wahren Masken-Wahn (inkl. saftiger Strafen für Masken-Muffel). Die erste Teilstudie – die Hainsberg-Studie – nahm Prof. Streeck auf eigene Initiative vor. Das RKI sprach sich auch dezidiert gegen Obduktionen aus – noch dazu mit der absurden Begründung, die Pathologen könnten sich anstecken. Als entgegen dem Rat des RKI Prof. Püschel in Hamburg dann hunderte „Corona-Tote“ obduziert hatte, sprach das Ergebnis klar gegen die These vom „Killervirus“: fast alle Gestorbenen waren mit, aber nicht an Corona gestorben. Fast alle waren sehr alt und hatten oft mehrere schwere Vorerkrankungen.

Bei jeder Epidemie ist es von großer Bedeutung, Bevölkerungstests (ähnlich Wahlumfragen) durchzuführen, um den Grad der Durchseuchung und die Rate von Erkrankten und Toten in Relation zu den Infizierten und der Bevölkerungszahl feststellen zu können. Das erfolgte in Deutschland bis heute nicht! Das Ergebnis ist, dass niemand genau weiß, wie viele Menschen infiziert sind. Wie viele Menschen wirklich infiziert sind bzw. ob deren Zahl steigt oder nicht, kann aus der inflationären Testerei überhaupt nicht gefolgert werden. Die ganze Übung ist nur dazu da, den Hype um Corona anzuheizen und die Aufrechterhaltung oder Verschärfung von Maßnahmen zu begründen. Zudem werden mit den Massentests die begrenzten Kapazitäten der Labore und Gesundheitsämter gebunden. Anstatt die kritischen Bereiche (Altenheime, Krankenhäuser usw.) personell besser auszustatten, wird Personal in die Verwaltungen geleitet, um Zigtausend infizierte, aber gesunde Menschen zu „registrieren“. Der v.a. vom RKI angefachte Test-Hype erweist sich schon jetzt als Sackgasse.

Auch die Kriterien des RKI zur Begründung des Lockdowns zeugen von Meinungsmache, aber nicht von Wissenschaft und seriösem Risiko-Management. Zuerst hieß es, man brauche den Lockdown, um eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Schon Ende April war klar, dass diese Gefahr vorbei ist bzw. nie bestand. Dann wurde der R-Faktor aus dem Hut gezaubert. Dieser soll beschreiben, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Bereits zu Beginn des Lockdowns lag dieser R-Wert aber bei der zum Kriterium erhobenen Marke von 1,0. Seitdem hat sich insgesamt nur ein leichte Veränderung ergeben. Heute ist auch vom R-Wert kaum noch die Rede, stattdessen zählt nur die Zahl der positiv Getesteten.

Wie „seriös“ und „treffsicher“ das RKI ist, zeigen auch die folgenden Aussagen. RKI-Präsident Wieler warnte noch am 1.4.20 vor 10 Mill. Toten (!!) bis Juni 2020 in Deutschland, wenn der Lockdown nicht käme. Wieler erweist sich auch damit als verantwortungsloser Dampfplauderer. Schon 2010 hatten sich die auf einer solch „wissenschaftlichen“ Basis getroffenen Annahmen zur Schweinegrippe als komplett falsch erwiesen. Trotzdem folgte eine „Risikoanalyse“ von RKI und Regierung in Drucksache 17/12051 vom 3.1.2013 bezüglich einer möglichen Pandemie diesem Szenario, nach dem an der Pandemie in nur zwei Jahren in Deutschland 17 Millionen sterben würden – doch es wurde nicht einmal die Bereitstellung von Schutzkleidung empfohlen.

Die Daten des RKI von 2009 zeigen die Zahl der Influenza-Toten pro 100.000 Bundesbürger für die Jahre 1984 bis 2009. Der Mittelwert für diesen Zeitraum beträgt 12,8 Influenza-Tote pro 100.000 Einwohner. Das Statistische Bundesamt gibt Stand 19. Oktober 2020 eine Rate von 10,8 Toten „im Zusammenhang mit Covid 19“ an. Wo zeigt sich hier die Übersterblichkeit oder ein Killervirus?!

Wie in vielen anderen Bereichen existiert auch hinsichtlich des RKI keine demokratische Kontrolle. So kann das RKI weitgehend nach eigenem Gusto entscheiden, welche Daten es wie verarbeitet und welche Empfehlungen es der Politik gibt. Auch die Linke hat sich bisher an diesem Zustand nicht gestört. Anstatt eine effektive öffentliche Kontrolle einzufordern, stellt sie dem RKI einen Freibrief aus und diffamiert Jene, die auf das Problem hinweisen und andere Positionen vertreten.

Die bisherige Corona-Politik bedeutet praktisch, dass wir uns auf einen permanenten Lockdown einstellen müssten, der je nach „Bedarf“ hoch und runter gefahren wird. Egal, wie wirksam ein solches Vorgehen gegen einen Virus sein mag – es unterminiert letztlich die sozialen und ökonomischen Grundlagen jeder Gesellschaft!

Andere Länder, andere Zahlen?

Die Unterschiede der Auswirkungen von Corona (in den Medien wird fast nur von stärker betroffenen Ländern berichtet) sind wesentlich a) auf das unterschiedliche Reagieren der Regierungen bzw. der Bevölkerung zurückzuführen und b) auf unterschiedliche Bedingungen hinsichtlich der Gesundheitssysteme, des allgemeinen Gesundheitszustands usw. Es sind also v.a. gesellschaftliche Ursachen, welche die Auswirkungen von Covid 19 u.a. Krankheiten verschlimmern.

Beispiel Italien: an (mit) Corona erkrankte alte Leute mit wenig Symptomen waren aus den überlasteten Kliniken in Altersheime verlegt worden. Dort breitete sich das Virus dann unter den besonders gefährdeten Senioren dramatisch aus – auch, weil es nicht genügend Schutzausrüstung für das Personal gab. Ähnliche Fehlentscheidungen gab es auch in anderen Regionen Italiens und in anderen Ländern. Fast nirgendwo gelang es, das Eindringen des Virus in Alten- und Pflegeheime zu verhindern. In diesen Einrichtungen wurde daher knapp die Hälfte aller Covid-19-Opfer registriert.

Aus New York, einem Corona-Hotspot, wird berichtet, dass dort v.a. Krankenhäuser betroffen sind, die ärmere Stadtteile versorgen. Diese sind (wie auch in Norditalien oder Spanien) alljährlich bei jeder Grippewelle völlig überlastet. In New Yorks ärmeren Stadtteilen sind besonders viele Menschen übergewichtig, rauchen stark, trinken viel und konsumieren Drogen. Viele haben keine Krankenversicherung oder wenig Geld oder leben illegal in der Stadt. Sie gehen deshalb nicht zum Arzt oder erst, wenn es zu spät ist. Das Problem auch hier ist weniger Corona als der Kapitalismus.
Auch wenn die Zahl der Erkrankten und Toten etwa in Brasilien höher ist als in Deutschland, so kann das kein Argument dafür sein, in Deutschland abstruse Maßnahmen durchzuführen, denn das hilft den Menschen in Brasilien auch nicht.

Es ist allerdings auch in Fachkreisen nicht geklärt, warum die Fallzahlen in vergleichbaren Ländern oft sehr stark differieren, so z.B. zwischen Deutschland und Belgien um den Faktor 10!

Wie reagierte die Linke?

Obwohl spätestens im Februar die Bedrohung durch Corona genauso wie das Versagen des Staates offenbar wurde, war von der Linken dazu nichts zu hören. Auch SPD, Linkspartei und der DGB schwiegen zu Corona oder verharmlosten es, um sich dann holterdipolter der Linie von Merkel und des RKI fast kritiklos anzuschließen bzw. als (mit)regierende Parteien diese aktiv mit umzusetzen.

Fast die gesamte linke Szene unterstützt die Corona-Hysterie, ja viele Statements (z.B. World socialist website, wsws) fordern eine generelle Schließung von Schulen und Kitas; sie sind nur zu feige und zu inkonsequent, um zu fordern, das ganze Land lahmzulegen – wegen einer letztlich „normalen“ oder etwas stärkeren Grippewelle. Es ist nicht das erste Mal, dass die Linke komplett unfähig ist, ein Problem zu analysieren und deshalb bürgerlichen Ideologien und Kampagnen auf den Leim geht. Die Linke tritt korrekt dafür ein, die Corona-Hilfen für die Lohnabhängigen zu verbessern, plädiert aber zugleich für Lockdown-Maßnahmen, die dazu führen, dass die Wertschöpfung ruiniert wird und die (steuerlichen) Quellen aller Hilfen versiegen. Dieser Unfug nennt sich dann „antikapitalistisch“.

Die „radikale Linke“ fiel nicht durch rechtzeitige und sachlich-kritische Statements zu Corona auf. Vor März 2020 findet sich fast nichts dazu, v.a. keine Kritik am Nichtstun des Staates. Schon gar nicht haben Linke versucht, schon im Februar und März ihren Protest öffentlich zu machen und auf die Straße zu bringen. Dazu wäre eine Vernetzung zur Schaffung von Einheitsfrontstrukturen gegen das Corona-Mißmanagement und gegen die ohnehin beginnende Wirtschaftskrise nötig gewesen. Zu spüren war von solchen Versuchen sehr wenig. Da ist es kein Wunder, dass angesichts der Inaktivität der Linken die Rechten und alle möglichen dubiosen Kräfte und Obskuranten wie Sascha Hiltmann ihre Chance nutzen. Darüber mag sich die Linke noch so sehr aufregen – versagt hat sie selbst, sie hat das Feld anderen überlassen. Wer braucht eine solche Linke? Die Frage ist die Antwort – umso mehr, als das Versagen der Linken in der Corona-Krise nur ein weiteres Glied in einer langen Kette des Versagens ist und kein einmaliger Ausrutscher.

Dieses Nicht- oder zu spät-reagieren der „radikalen Linken“ hat mehrere Ursachen: 1. ist die Szene sehr zersplittert und der Grad an Kooperation ist in jeder Hinsicht sehr niedrig. Dadurch ist es ihr objektiv schwer möglich, schnell zu reagieren und handlungsfähige Strukturen zu schaffen. Bis sich die Grüpplein auf etwas geeinigt haben, ist die Gefahr sozusagen oft schon wieder vorbei oder andere waren schneller. Hier ein Beispiel, was man hätte tun können: Mehrere linke Gruppen könnten gemeinsam einen täglichen Podcast zu Corona betreiben, wo z.B. im Stil von Nachrichten oder einer Talkshow über Corona- u.a. Themen informiert und diskutiert wird. Mit gemeinsamer Werbung dafür wäre es angesichts des riesigen Interesses an einer alternativen Corona-Berichterstattung leicht gewesen, anti-kapitalistische Statements, Analysen, Polemiken, Aufrufe zu Aktionen usw. zu verbreiten. Das schaffen sogar einzelne BloggerInnen oft ganz gut – wie viel größer wären da die Potenzen mehrerer Organisationen!

Hier zeigt sich offenkundig, dass die Linke den Anforderungen des realen Klassenkampfes nicht gewachsen ist und sogar die Analyse und die politisch-programmatische Diskussion vernachlässigt. Das sind aber Aufgaben, die vor der „radikalen“ Linken stehen. Ein Mehr an wirklicher Kooperation würde häufig genug zeigen, dass die politischen Differenzen zwischen den Gruppen und ihren Ismen bzw. der jeweiligen Variante ihres Ismus genauso große sind wie die innerhalb jeder Gruppe, deren vermeintliche politische Stringenz v.a. dadurch gewahrt bleibt, dass man sich immer nur im eigenen ideologischen Glashaus aufhält und die Kümmerpflanzen darin für die Natur hält.

Quellen:

Der Artikel erschien in zwei Teilen - am 27.10. und am 2.11.2020 bei "Aufruhrgebiet - Beiträge zu Marxismus und Gesellschaft"

https://aufruhrgebiet.de/2020/10/vor-einem-neuen-lockdown-teil-1-von-2/
https://aufruhrgebiet.de/2020/11/vor-einem-neuen-lockdown-teil-2-von-2/

Am 6.11.2020 erschien dort der Artikel "Lockdown 2.0", der auf die ab 2.11.2020 wirksamen Einschränkungen eingeht.