Hier nur ein paar
Anmerkungen am Beispiel des Schillerkiezes.
Seit 10 Jahren ( einhergehend mit der Schliessung
des Flughafens Tempelhof) haben sich die
Eigentümerstrukturen erheblich geändert. Damals
waren es noch überwiegend einzelne Eigentümer,
die ein oder zwei Häuser besassen. Der einzige
Grosseigentümer war die städtische
Wohnungsgesellschaft Stadt und Land, die
nachwievor mehrere Wohnblöcke an der Oderstrasse
besitzt. Eine sozial eingestellte Eigentümerin
aus der Okerstrasse organisierte eine Kooperation
von Eigentümern mit einer gemeinsamen
Wohnungsvermittlung. Dieser Zusammenhang ist
schon seit Jahren verschwunden, viele Eigentümer
sind gestorben, haben vererbt oder verkauft. Die
meisten Erben waren eher geldgeil und haben die
Häuser verscherbelt. So kamen zunehmend
Immobiliengesellschaften in den Kiez, für die
Wohnungen nur noch Geldanlage sind zum
Erwirtschaften von maximalen Profit. Mieterinnen
sind nur noch Zahlen , mit denen hantiert wird.
Die Firma Tarsap z.B. hat Häuser billig aufgekauft und in Eigentumswohnungen umgewandelt und treibt das jetzt auch aktiv im Bezirk Schöneberg. Ziegert , eine Bank- und Immobilienconsulting hat ihre Hausentmietung zugunsten von Eigentumswohnungen zum Glück nur an einem Haus durchexerzieren können, ist aber fleißig mit dem Bau von Luxuswohnungen profitträchtig beschäftigt. Die Immobiliengruppe Mähren-Gruppe unter Führung von Jakob Mähren hat ihre gekauften Häuser schnell wieder an die Firma Akelius weiterverkauft, als absehbar war, dass der kommende Milieuschutz ihr Geschäftsmodell untauglich macht.
Einige Akteure heute
Akelius
Seit 2013 kauft die schwedische Immobiliengruppe
Akelius Häuser im Schillerkiez auf und verlangte
schon damals um die 11 Euro Kaltmiete pro Wohnung
in der. Inzwischen liegen die Angebotsmieten
zwischen 20 und 30 Euro. Für eine 30 m² Wohnung
in der Lichtenrader Str. 38 sollen 750 €
Kaltmiete gezahlt werden. Immerhin findet sich
seit 2 Monaten niemand, der diese Wuchermiete
bezahlen will.
Akelius besitzt fast 800 Häuser in Berlin, davon
mehrere Dutzend im Norden Neuköllns.
Es gibt eine sehr rührige
Vernetzung von Akelius-Mieter*innen mit
vielen Informationen auf ihrer Website. Auf
diesem Blog gibt es auch etliche
Texte zu Akelius .
ADO
Seit 2,3 Jahrem macht sich auch das Berliner
Unternehmen ADO in Neukölln bemerkbar, das
berlinweit wohl 24 000 Wohnungen besitzt. Sie
wandeln gerne Wohnungen in Eigentum um, auch in
Milieuschutzgebieten. Ein Erfahrungsbericht der
Mieter_innen-Initiative „Rosi bleibt!“
Hausgemeinschaft „Rosi bleibt“ wehrt sich vom
Oktober 2017 informiert darüber.
Immeo,
jetzt covivio
Ein weiterer grosser Player ist die Immeo-Gruppe,
die sich seit diesem Jahr „Covivio“ nennt. Diesem
Unternehmen gehören ganze Blöcke in der
Flughafenstrasse ( 5 Häuser nebeneinander), in
der Emser Strasse und in der Mahlower Strasse.
Auch sie kümmern sich wenig um Mieter ( in einem
Haus in der Kienitzer Str. fällt der Aufzug fast
100 Tage im Jahr aus), wandeln aber in Eigentum
um.
Accentro
Die ACCENTRO GmbH ist ein
Immobiliendienstleister, der sich auf die
Privatisierung großer Wohnungsportfolios
spezialisiert hat und hauptsächlich im Geschäft
mit Eigentumswohnung tätig ist. In der
Flughafenstr. 72-74, gegenüber dem nördliche Ende
der Weisestrasse haben sie seit Ende 2016 einen
Neubau mit 72 „hochwertige Wohneinheiten“ als
Eigentumswohnungen entstehen lassen. Mittlerweile
fertiggestellt sind 58 Einzimmerwohnungen (19 bis
23 m² gross ) als sog. Mikroapartments für
Studenten und Singles, dazu 14 grössere
Wohnungen, siehe auch
Wohnungsbau Neukölln – nur für Reiche . Die
Miniappartments sind der neue Renner auf dem
Immobilienmarkt, mit dem besonders viel Profit
gemacht werden soll. Die Miniwohnungen wurden für
100 000 Euro angeboten und innerhalb weniger Tage
an eine Investorengruppe aus Hongkong verkauft
Strong investor confidence in Berlin sees
Neukölln project sell in days .
Pears
Global Real Estate
Eine bisher unbekannte Immobilien-Gruppe wurde
infolge von Recherchen zur Kündigung der
Kiezkneipe „Syndikat“ in der Weisestrasse 56
bekannt: die Pears Global Real Estate Group.
Dieses Familienunternehmen aus England besitzt
6200 Wohnungen in Berlin, darunter das Haus
Weisestrasse 56, daneben wohl auch andere Häuser
in Neukölln. Näheres dazu in dem Bericht
Das Haus Weisestraße 56 und seine Eigentümer
.
Quelle: "Nachrichten aus Nordneukölln" / 31.10.2018