Der rote Max
Max Brym:  „Es begann in Altötting“

vorgestellt von
Agron Sadiku

11-2014

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Aufgrund eines biologischen Zufalls wurde Max Brym in dem stockkatholischen oberbayerischen Altötting geboren. Der aus einer jüdischen Familie stammende Brym, hat nun einen sehr stark autobiographischen Roman unter dem genannten Titel veröffentlicht. Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und prickelnd. In dem Büchlein erfährt man viel über das Leben von Schoah- Überlebenden nach der Befreiung vom Faschismus in Südostoberbayern.

Max Brym selbst ist ein Kind aus der „ ersten Generation“ . Zu seiner Person enthüllt Max Brym einige interessante Geheimnisse. Als sehr junger Mensch war er in Altötting und Waldkraiburg, zuerst Mitglied der DKP und nach einem für ihn frustrierendem DDR Aufenthalt, jahrelang Mitglied des „Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD“. Später wechselte er zur trotzkistischen Konkurrenz.

Das Buch ist voller witziger und humorvoller Geschichten. Über einige Jahre wurde Brym von einem Waldkraiburger CSU Stadtrat „ schwarz“ finanziert. Der Herr wollte eine Lebensversicherung gegen die event. drohende russische Invasion abschließen.

Brym nennt in dem Buch viele Personen aus der örtlichen politischen Prominenz. Darunter den ehemaligen Kreisvorsitzenden der DKP Gerorg Kellner aus Burghausen, aber auch damalige „ Arbeiterbundführer „ wie Harald Haugwitz, aus Altötting und Helge Sommerrock aus München.

Viel kann man darüber lernen wie stark auch die südostoberbayrische Provinz Anfang der siebziger Jahre von den den Auswirkungen der Studentenbewegung betroffen war. Es bildete sich nicht nur die DKP, sondern auch viele unterschiedliche maoistische Gruppen auf dem tiefkatholischen Boden heraus. Intensiv berichtet Brym über die damaligen Auseinandersetzungen in der sogenannten Vertriebenenstadt Waldkraiburg. Personen wie die ehemaligen Bürgermeister Dr. Kriegisch ( SPD) und Jochen Fischer ( CSU) kommen vor.

Aber das Büchlein ist nicht nur eine Lokalgeschichte. Später verzog Brym nach München und traf sich mit so unterschiedlichen Personen wie Enver Hoxha in Albanien, Ernest Mandel in München und Albin Kurti in Prishtina. Brym trat kürzlich aus der SAV aus. Diese neueste Entwicklung findet sich nicht im Buch. Es scheint das Schicksal von Max Brym zu sein, ewig in der linken Dissidentenschar zu verbleiben.

Richtig ergreifend sind die Passagen in denen Max Brym, sich an seine Eltern erinnert. An den Vater, welcher in Israel verstarb, aber auch an seine verstorbene Mutter. Immer führte Brym ob lokal, national und bisweilen international den Kampf gegen den Kapitalismus und Imperialismus. Irrtümer und Fehler verschweigt Max Brym dabei nicht. Stets war er besonders am Kampf gegen den Antisemitismus beteiligt. Brym schrieb jahrelang für die jüdische Zeitung haGalil und trug so einiges dazu bei, im Jahr 2003 den damaligen CDU- Bundestagsabgeordneten Hohmann zu stürzen.

Heute ist Brym Mitglied der Partei die „ Linke“ in Bayern. Auch über die Konflikte in diesem Landesverband findet sich viel in dem Buch von Max Brym. Personen wie Fritz Schmalzbauer, Klaus Ernst oder MdB Harald Weinberg, werden benannt. Ich habe das locker und leicht zu lesende Buch, mit 166 Seiten auf einen Rutsch gelesen. Wirklich sehr empfehlenswert.
 

Max Brym
Es begann in Altötting


Südwestbuch
Taschenbuch 116 Seiten
ISBN: 9783944264707

11,80 €