Bernard Schmid berichtet aus Frankreich

Rechtsextreme Liste in Vénissieux: Wahl annulliert

 

11-2014

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Als militante Speerspitze der extremen Rechten auf der Straße versuchten sich in den letzten zwei bis Jahren die neonazistischen Jeunesses nationalistes (JN, „Nationalistische Jugendverbände“) von Alexandre Gabriac aufzuführen. Die JN mit rund 100 Mitgliedern existierten seit Oktober 2011 und bildeten eine Jugendorganisation der antisemitischen und offen faschistischen Splitterpartei Oeuvre française, die seit Januar 2012 von Yvan Benedetti angeführt wird.

Sowohl Gabriac, Anfang zwanzig, als auch Benedetti mit Anfang 40 wurden beide im Jahr 2011 aus dem Front National ausgeschlossen. Alexandre Gabriac, damals der jüngste Regionalparlamentarier des FN in ganz Frankreich, weil er auf Fotos bei Facebook mit Hitlergruß postierte, und Benedetti wegen ungeschminkt antisemitischer Äußerungen. JN und L’Oeuvre française wurden allerdings im Juni/Juli 2013 gesetzlich verboten, da die Regierung nach dem gewaltsamen Tod des jungen Antifaschisten Clément Méric am 05. Juni jenes Jahres nunmehr demonstrativ härter gegen militante faschistische Organisationen vorging. Benedetti und Gabriac setzen seitdem allerdings ihre Propaganda im Internet mittels der Webseite Jeune Nation, sowie mittels einer Mailingliste (Courrier nationaliste) fort.

Im März 2014 traten sie ferner auf einer eigenen Liste unter dem Namen Vénissieux fait Front zur Rathauswahl in Vénissieux in der Nähe von Lyon an. Diese stand auf der extremen Rechten allein da, weil der Front National (FN) es nicht schaffte, eine konkurrierende eigene Liste aufzustellen. Deswegen dürften auch viele FN-Wähler/innen für die Liste der Neonazis gestimmt haben, im Glauben – auch aufgrund des Namens, welcher ungefähr „Vénissieux zeigt die Stirn“ bedeutet -, es handele sich um jene des FN selbst.

Am 07. Oktober d.J. wurde die Wahl nun jedoch gerichtlich annulliert, weil Unregelmäßigkeiten bei dieser Listen festgestellt worden waren. Einige ihrer Bewerber, und zwar 19 von insgesamt 49 Bewerber/inne/n, kandidierten ohne eigenes Wissen auf ihr.

Bei der nun anstehenden, vorgezogenen Neuwahl plant der FN mit einer eigenen Liste anzutreten, wofür sich jedenfalls sein Vizepräsident Louis Aliot aussprach.

Editorische Hinweise

Den Artikel bekamen wir vom Autor für diese Ausgabe.