„Wenn der Finger den
Mond zeigt, schaut der Idiot auf den Finger“
Wie anders könnte die Aktion der Ermordung zweier
Mitglieder der Partei Chrysi Avgi vor den Büros der
Partei im Athener Stadtteil Nea Irakleio beschrieben
werden?
Es ist eine unbestreitbare
Tatsache, dass sie im Rahmen der ideologischpolitischen
Wiederverwertungen und Prozesse punkten wollen, die seit
Jahrzehnten die Bewegung (mit oder ohne Anführungszeichen)
plagen, ob sie sich nun als revolutionäre oder antifaschistische
oder als befreiend-antiautoritäre bezeichnet. Es handelt sich um
politische Beharrlichkeiten, die darauf bestehen, den Wald vor
lauter Bäumen nicht zu sehen, wo die Akteure mit der Logik der
Bandenkriege zwischen „Faschisten und Antifaschisten“ eine
Initiative für die Wiederauflage eines herbeiphantasierten
Bürgerkriegs aufgenommen haben, gleichzeitig aber mit ihrem
Verhalten und ihren Aktionen dafür sorgten, die Perspektiven
befreiender Aktionen zu entwerten, die Rolle des
„Executers“-“Rächers“ übernehmend und im Einklang mit den
innersten Wünschen der Staatlichen.
Es gibt keinen Zweifel daran,
dass die Aktion von Nea Irakleio sich innerhalb des Rahmens
einer Auseinandersetzung innerhalb der Herrschenden bewegt, in
den sie sich aus Anlass des Mordes an Pavlos Fyssas einordnete
und bei der alle Kräfte des
„verfassungsgemäßen“-Gläubigermemorandums oder auch nicht Bogens
desorientierten und versuchten, Nutzen daraus zu schlagen
(inklusive der Verfolgten in diesem Fall). Und während die
Schmierereien der politischen Spekulation sich in Luft auflösen,
während die Verwalter des Staates ihre „Gewinne“ aus der
Umsetzung nunmehr totalitärer Methoden eingebracht haben, aber
auch die entsprechenden Schäden davon trugen, während alle
Herrschenden auf die Initiative des „Deus ex machina“ warteten,
erscheint der „aus der Maschine“ wirklich und nährt erneut die
politische Spekulation, die begonnen hatte, die Richtung zu
wechseln.
Es ist vollkommen unwichtig, ob
die Aktion in irgendeinen „tiefgründigen“ Text gehüllt wird, mit
dem die Verantwortung übernommen wird (wann immer und fallsdas
passiert) oder ob sie im Namen des Volkes, der Linken, des
Kommunismus, der Revolution, der Antiautorität oder sogar der
Anarchie sprechen wird. Das was sie in der Praxis versucht zu
unterstützen, ist die Herrschaft und insbesondere der Teil von
ihr, der bereits viel auf der Ebene politischen Handelns
verloren hat. Selbst der Ignoranteste gegenüber dem, was sich
politisch tut, begreift, dass diese Aktion sich einordnet – auf
die eine oder die andere Weise – in den sogenannten
verfassungsgemäßen Bogen, wobei sie versucht, Furcht im anderen
Teil der Herrschenden zu sähen. Das wird auch davon gezeigt,
dass das Ziel Mitglieder des Schutzes der Parteibüros waren. Es
handelt sich um eine rückwärtsgewandte Mentalität die sogar die
Genossen Anarchisten, die Ende des 19. Jahrhunderts agierten,
überwunden hatten. Denn wie sehr man auch einige von deren
Methoden ablehnen mag, so muss man ihnen doch ihre
Selbstopferung anerkennen, die Selbstlosigkeit und dass sie auf
die Tyrannen zielten und nicht auf die Zimmermädchen. Aber nach
dem was aus dem Feld der Sozialpsychologie bekannt ist, folgen
die Dinge nicht dem geplanten (wenn es denn solches gab) und in
vielen Fällen sind die Ergebnisse andere als man angenommen hat.
Deswegen ähnelt die Aktion in Nea Irakleio eher einem Würfelwurf
oder dem Versuch eines Begleichens von Verpflichtungen. Wie man
es auch sieht, selbst die bestorganisierten Geheimdienste täten
sich schwer oder zögerten, eine solche Aktion durchzuführen. Auf
jeden Fall haben wir eine Situation, zu der die Anarchisten
nicht anders können, als die Dinge so zu sagen, wie sie sind.
Leider ist das Kriterium des wann
jemand zugunsten des Befreiungsprozesses oder seines Versuches
agiert seit langem verloren gegangen und wir befürchten, dass so
sehr auch jemand versucht, es schwer sein wird, in dieser Aktion
irgendeine befreiende Substanz zu finden. Im Gegenteil könnte
sie leicht als Aktion schamlos herrschaftlichen und intrigösen
Inhalts charakterisiert werden, die in die Fußstapfen anderer
vergleichbarer tritt, die unkorrigierbar den Ideen geschadet
haben, die sie zu unterstützen oder zu vertreten dachten.
Vereinigung von Anarchisten
(Syspeirosi Anarchikon)
Athen, 2. November 2013
Editorische
Hinweise
Diese
unautorisierte Übersetzung erschien am 4.11.2013 bei
Indymedia.
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