Betrieb & Gewerkschaft
Resolution (350 TeilnehmerInnen) der offenen Streikversammlung Charité Facility  Management GmbH vom 7.11.2011

11/11

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Die Streikenden der Charité Facility Management GmbH (CFM) befinden sich seit dem 12. September im Streik. Sie kämpfen gegen Billiglöhne und schlechte  Arbeitsbedingungen und für einen Tarifvertrag.

Die Einkommens- und Arbeitsbedingungen bei der CFM sind ein Skandal. Das gilt  umso mehr, da es sich bei der CFM um ein Unternehmen handelt, das mehrheitlich im Landesbesitz ist. Der Arbeitgeber versucht den Streik mit allen Mitteln zu unterlaufen: Ein privater Sicherheitsdienst wurde beauftragt, um KollegInnen  einzuschüchtern. Gegen GewerkschafterInnen wurden Hausverbote ausgesprochen, es wird mit Abmahnungen und Kündigungen gedroht, KollegInnen, die ein Leistungsverweigerungsrecht haben, werden falsch informiert etc.

Mit ihrem Streik für einen Tarifvertrag wehren sich die KollegInnen zugleich  gegen eine gesellschaftliche Entwicklung, die alle Branchen erfasst hat. Ausgliederungen, (Teil-)Privatisierungen und tariffreie Zonen dienen zur  Durchsetzung der Profitmaximierung in allen Bereichen der Gesellschaft. Folge davon ist Verarmung breiter Teile der Bevölkerung, Verschlechterung der öffentlichen Daseinsvorsorge, Abbau von Arbeitnehmerrechten, Prekarisierung,  unsichere Zukunftsaussichten. Grundsätze wie „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" oder „ein Betrieb, ein Tarifvertrag" gelten nicht mehr. Stattdessen gibt es immer mehr KollegInnen zweiter Klasse mit befristeten und prekären  Arbeitsverträgen, die aus Angst um ihren Arbeitsplatz von den Unternehmen erpresst werden können.

Der Streik bei CFM hat Bedeutung über die Charité hinaus. Ein Erfolg würde viele  KollegInnen aus andern Betrieben und Branchen, die unter prekären Verhältnissen und ohne Tarifvertrag arbeiten müssen, Mut machen, auch selbst für ihre Rechte aktiv zu werden. Das wollen die Unternehmer und ihre politischen Fürsprecher verhindern.

Deshalb: Unterstützt den Arbeitskampf der CFM-Belegschaft! Wehren wir uns gemeinsam gegen die Praxis der Ausgliederungen zur Zementierung und Ausweitung des Billiglohnsektors!

Wir rufen alle Vorstände, Gremien und Mitglieder von ver.di und allen DGB-Gewerkschaften auf, wirksame praktische Solidarität mit dem CFM-Streik zu leisten. Eine solche Solidarität sollte damit beginnen in allen Betrieben und  Gewerkschaften eine Informationskampagne zu diesem Streik durchzuführen und  Gewerkschaftsmitglieder zu den Aktionen der Streikenden zu mobilisieren.

Insbesondere rufen wir zur Teilnahme an der Solidaritätsdemonstration am 19. November (11 Uhr ab U-Bhf Friedrichstraße) auf. Machen wir diese zu einem Erfolg gewerkschaftlicher Solidarität!

Editorische Hinweise

Die Resolution bekamen wir vom Forum Betrieb, Gewerkschaft und Soziale Bewegung Berlin

Sie wurde verabschiedet am 7.11.2011 durch die anwesenden Mitglieder der ver.di und GKL
als Streikende der Charité Facility Management GmbH sowie Gäste aus den Betrieben Vivantes, Charité Universitätsmedizin Berlin, Otis, Bosch-Siemens-Hausgeräte, Siemens, O & K, Hauptpersonalrat des Landes Berlins, EVG, S-Bahn sowie Studierende der FU Berlin.

Schickt Solidaritätserklärungen bitte an: cfm_solikomitee@yahoo.com  und mail@cfm-charite.de

Von der Solidemo am 91.11.2011 liegt folgender Bericht vor:

"Mehr als Tausend Menschen demonstrierten am 19.11.11 mit Kind und Kegel in Berlin und taten ihre Solidarität mit dem CFM-Streik bei der Charité auf praktische Art und Weise kund. Ab 10 Uhr versammelten sich die Menschen am Bahnhof Friedrichstraße.... Die Solidaritätsdemo begann um 11.15 Uhr. Nach wenigen Metern kam der Demonstrationszug am Dussmann-Haus vorbei. Die ganze Straße wurde blockiert, und die Streikenden machten dort und protestiert mit Musik und Redebeiträgen ihrem Ärger über den „Sklavenhändler“ Luft. Flyer wurden verteilt und die Passanten angesprochen. Das nächste Ziel der Streikenden war der Campus Mitte. Lautstark und kämpferisch demonstrierten sie am Krankenhaus ihre Entschlossenheit, sowohl ihren KollegInnen als auch ihrem Arbeitgeber gegenüber. Auch der Billiglohnhändler SEMO ( Friedrichstr. 115 ) wurde nicht vergessen. Vor seiner Haustür wurde in Redebeiträgen sein Streik brecherisches Verhalten kritisiert.
Um 13.45 Uhr erreichten die Demonstranten den Lustgarten, wo ihre Abschlusskundgebung stattfand. Einige Gewerkschaftler aus den Berliner Betrieben taten dort ihre Solidarität kund.
Koll. Günter Triebe (Fa. OTIS ) entschuldigte sich im Namen der IG-Metall , dass wegen der Metallkonferenz am Pichelsee die Beteiligung der MetallerInnen gering sei und las eine Solidaritätsresolution seiner KollegInnen vor.  Ein Gewerkschaftler aus Hamburg übermittelte den Streikenden die Grüße aus der Hansestadt. Die Hamburger KollegInnen würden die Streikenden am 22.11.11 in Hamburg erwarten, um mit ihnen gemeinsam zum Protest vor die Hellmann-Logistik zu gehen." (Auszüge von Linke-BO Wedding)

Weitere INFOS zum Kampf der CFM-KollegInnen auf der Website des
Solidaritätskomitee für die CFM-Beschäftigten