Betrieb & Gewerkschaft
Streikauftakt der ReinigerInnen in Berlin


von Wladek Flakin

11/09

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Vor dem Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin begann am Dienstag um 4.30 Uhr der Streikauftakt der Gebäude- und GlasreinigerInnen. Die IG BAU ruft die 860.000 ArbeiterInnen der Branche zu Arbeitsniederlegungen auf, um 8,7% mehr Lohn sowie eine Ost-West-Angleichung der Löhne durchzusetzen.

In den kalten, dunklen Morgenstunden versammelten sich über 100 Menschen, um die GebäudereinigerInnen der TU, die um 5 Uhr zu arbeiten anfangen, über den Streik zu informieren. An diesem Tag wurden besonders viele LeiharbeiterInnen eingesetzt, "aber sie haben das Recht, sich dieser Arbeit als StreikbrecherInnen zu verweigern", erklärte Benjamin Brusniak, der als "Organizer" für die IG BAU arbeitet. "Wir informieren sie über ihre Rechte und erste Gruppen von LeiharbeiterInnen sind wieder gegangen."

Neben den Fahnen der IG BAU waren auch welche von der Antifa oder der Grünen Jugend zu sehen. Die Unterstützung von SchülerInnen und Studierenden wurde durch rund 20 teilweise sehr müde aussehende AktivistInnen übermittelt. "Ich kann jetzt dreckige Räume ertragen, wenn die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen bekommen", meinte Benjamin Müller, Bildungsstreikaktivst an der TU. Paulina Bader von der Freien Universität stellte klar, dass es in erster Linie Frauen sind, die die miserablen Arbeitsbedingungen ertragen müssen.

An den Universitäten bilden sich Solidaritätsstrukturen, zum Beispiel eine "Arbeitsgruppe Arbeitskämpfe" an der FU. Wilke Witte von der IG BAU unterstützt diese AG und erklärt: "Die schlechten Arbeitsbedingungen der GebäudereinigerInnen sind nur eine Facette der Kürzungspolitik im Bildungsbereich. Gleichzeitig beschweren sich StudentenwerksmitarbeiterInnen über prekäre Arbeitsverhältnisse, LehrerInnen über wachsenden Arbeitsdruck und Studierende über überfüllte Hörsäle." Diese Sektoren müssten zusammengeführt werden, so Witte.

Erste Anzeichen für gemeinsame Proteste waren in den vielen Solidaritätsbotschaften für die GebäudereinigerInnen zu hören. Das Studierendenparlament der HU beschloss, gegen Niedriglöhne zu protestieren. Angesichts der Lohnkürzungsversuche des Studentenwerks – bei gleichzeitiger Erhöhung der Beiträge, die von jedem Studierenden abverlangt werden – forderten die StudierendenvertreterInnen, dass Studierende und Beschäftigte nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. "Die Interessen der Beschäftigten sind auch uns ein Interesse", kommentierte Silvia Gruß von der HU den Beschluss.

Auch die SchülerInneninitiative "Bildungsblockaden einreißen!" las eine Solidaritätsadresse vor, in der sie erklärte, dass die Probleme von SchülerInnen und Beschäftigten "im Wesentlichen die Selben sind, weil sie die gleiche Ursache haben". Diese Ursache sei die kapitalistische Profitlogik. Sie schlugen auch einen Bogen zum Baskenland, wo die linke Gewerkschaftsbewegung letzte Woche vom Staat heftig angegriffen wurde.

Während sich Müll vor dem Büro des TU-Präsidenten aufstapelte, erklärte der Streikleiter per Megafon: "Bei diesem Streik stehen türkische, griechische, russische, polnische KollegInnen Schulter an Schulter – insgesamt sind 55 Nationalitäten am Streik beteiligt. Das ist praktizierte Solidarität!" Am Streikauftakt nahmen bundesweit rund 2.000 Beschäftigte teil. Diese Woche werden weitere Aktionen stattfinden, und die jungen UnterstützerInnen haben vor, am Ball zu bleiben.

Angesichts des für den 17. November angesetzten Bildungsstreiks konnte das zu einer gemeinsamen Bewegung führen. Ein Transparent vor der TU drückte die erhoffte Dynamik prägnant aus: "Bildungsstreik, Putzstreik, Generalstreik!"

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel bei Indymedia.

Der Autor arbeitet bei der unabängigen Jugendorganisation REVOLUTION.
Zur Aktion gibt es Fotos unter http://www.flickr.com/photos/