Der Fall Club Voltaire

11/09

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Wir dokumentieren zwei Texte "Arbeiterfotografie naiv" und  "Weder Pest noch Cholera!" von Hans Christoph Stoodt, worin er zu den Vorkommnissen und Debatten wegen einer konfliktbeladenen Veranstaltung im Frankfurter „Club Voltaire“ am 9. Oktober 2009 mit der Gruppe "Arbeiterfotografie" und der umstrittenen Band "Bandbreite" Stellung nimmt.
Die Stellungnahme des Clubs gibt es hier:
 http://www.club-voltaire.de/aushang/va-0110

"Arbeiterfotografie" naiv?
Mit der Querfront gegen die Antideutschen ist auch keine Lösung…
22.10.2009

Am 9. Oktober veranstaltete der traditionsreiche Sammelpunkt der Frankfurter Linken (fast) aller Strömungen, der 46 Jahre alte „Club Voltaire“ einen Abend, zu dem Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann von der Gruppe „Arbeiterfotografie“, die Hip-Hopper von „Die Bandbreite“ sowie Elias Davidson eingeladen worden waren. Bereits im Vorfeld gab es dazu heftige Debatten. Der Abend selbst verlief turbulent, konnte aber, wenn auch mit
Störungen, fast wie geplant stattfinden. Das feiern Anneliese Fikentscher, Andreas Neumann und Jürgen Elsässer als einen großen Sieg. Aus meiner Sicht als jeder Sympathie mit antideutschen Positionen unverdächtiger antifaschistischer Aktivist aus Frankfurter kann ich in dieses Triumphgeheul nicht einstimmen.
 
Die Wahl zwischen Pest und Cholera
 
Denn bei dieser Veranstaltung gab es letztlich die Wahl zwischen Pest und Cholera: auf der einen Seite Fikentscher/Neumann und die Hip-Hop-Band „Die Bandbreite“ mit, wie sich immer deutlicher herausstellt, im Kern für Linke absolut inakzeptablen Querfrontvorstellungen, auf der anderen Seite mit Kräften um die Frankfurter Gruppen antifa [f] und „Faites votre jeux“, die beide dem erweiterten Umfeld des antideutschen Milieus zuzurechnen sind.

Fikentscher/Neumann arbeiten seit langem aus ihrem Interesse einer Aufklärung um die wirklichen Vorgänge rund um 9/11 mit Gerhard Wisniewski zusammen. Wisniewski hat, ausgehend von seinen Erkenntnissen an diesem Punkt, auch ein Buch über den Tod Jörg Haiders verfaßt, das eine ziemliche Apologie dieses Politikers wurde. Sein Buch wird auf der Seite der AF von Andreas Neumann differenziert, aber unter dem Strich positiv rezensiert – unter dem Titel „Feindbild zerstört“ (!) 1). Es wird nahegelegt, Haider sei das Opfer einer imperialistisch-israelischen Geheimdienstoperation geworden. Seine Positionen z.B. in Fragen der Finanz- und Währungspolitik sei den Mächtigen ein Dorn im Auge gewesen.
Darum habe er sterben müssen. Edith Bartelmus-Scholich hat vor kurzem Fikentscher/Neumanns Position zutreffend als „naive, ja geradezu umarmende Würdigung des Faschisten Jörg Haiders“ 2) bezeichnet. Sie hat aus meiner Sicht leider völlig Recht.
 
Haider war kein Antiimperialist
 
Das alles ist schon mehr als grenzwertig. Das Buch Wisniewskis aber erscheint auch noch im Kopp-Verlag – weit rechtsaußen. Das wird in der Rezension auf der AF-Seite weder erwähnt noch problematisiert. Ich habe Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann darauf persönlich angesprochen. Ich bekam keine plausible Antwort darauf, warum das so ist.

Jörg Haider war – auch in einem objektiven Sinn – kein Antiimperialist. Es ist beschämend, das in einem linken Kontext überhaupt feststellen zu müssen. Noch allgemeiner, und das ist vermutlich der eigentliche politische Konflikt in dieser ganzen Angelegenheit: rechte, nationalistische Positionen wie die Haiders, Positionen unter dem notorischen Einschluß von Rassismus, Militarismus, NS-Verherrlichung, Antisemitismus können keine antiimperialistischen sein. Es gibt keine politische Frage, in der es eine Art antiimperialistischer Aktionseinheit mit Figuren wie Haider geben kann. Es sei denn, man hält vielleicht die Positionen zum Beispiel der „Volksinitiative“ Jörg Elsässers für richtig – die rief denn auch folgerichtig zur Verteidigung  der Frankfurter Veranstaltung auf. Das aber ist nur die zunächst sichtbare Oberfläche der Querfrontaktivitäten, die, wie ich vermute, im Hintergrund der Frankfurter Veranstaltung standen.
 
Die „Volksinitiative“?
 
Zunächst: worum geht es Jürgen Elsässers „Volksinitiative“? – „Hauptaufgabe der Linken ist der Aufbau einer Volksfront, die das national bzw. ‘alt-europäisch’orientierte Industriekapital einschließt“ … Weiter in den ausgetretenen Pfaden des„Klassenkampfs“ zu wandeln, sei dagegen „sektiererischer Unsinn“ - so charakterisiert es, zustimmend und anerkennend die neu-rechte „Junge Freiheit“ im Januar 2009 3). Das „national bzw. alteuropäische orientierte Industriekapital“ – aha. Hier zählt jedes Wort, um den Sinn dieser sogenannten „Volksfront“ wirklich zu verstehen, deren Gegner also das internationale, außereuropäische (sprich: US-) Finanzkapital ist, auf das hier offenbar der Imperialismus reduziert werden soll. Vom deutschen Imperialismus ist hier nicht die Rede 4). Oder wenn, dann soll offenbar mit ihm eine Art zeitweiliger nationaler Burgfrieden geschlossen werden. Karl Liebknecht dreht sich im Grab herum – hoffentlich taucht der scheinbar auf den Spuren der SPD von anno 1914 wandelnde Elsässer nicht beim nächsten LLL-Treffen auf. Aus dieser Sicht also: mit allen, jeder/jedem, der gegen „das (US-) Finanzkapital“ ist, gegen den so verstandenen Imperialismus. Also auch mit dem Schlächter der irakischen KommunistInnen und vormaligen US-Verbündeten Saddam Hussein, mit dem Todfeind der iranischen Linken und unzweifelhaften Antisemiten Ahmadinedschad?
 
Saddam, Ahmadinedschad und Haider
 
Ja, es war richtig und verdienstvoll, daß Fikentscher/Neumann in einer zähen Auseinandersetzung nachweisen konnten, daß es ein absichtsvoll gefälschtes Zitat Ahmadinedschads gab, mit dem diesem zu Unrecht „nachgewiesen“ werden sollte, es sei Ziel der iranischen Politik, Israel „von der Landkarte zu tilgen“. Aber war das etwa der einzige Beleg für dessen Antisemitismus? Nein, aus der oben erfolgten Charakterisierung Saddams und Ahmadinedschads folgt keineswegs eine Billigung der imperialistischen oder auch israelischen Kriegspläne gegen Irak oder, aktuell, Iran – Kriege, die zuerst die dortigen Bevölkerungen treffen. Aber eine Antikriegsposition in dieser Frage bedeutet doch für eine/n Linke/n keine Billigung der Verbrechen der dortigen Regimes. Seit wann bedeutete das denn Internationalismus? Die Grenzen verlaufen zwischen Oben und Unten und nicht zwischen den Völkern und Staaten – und sowohl Saddam als auch Ahmadinedschad waren/sind zweifellos „oben“ in ihren Staaten. Sie waren und sind Feinde - und so verhielten, so verhalten sie sich auch der Linken ihrer Länder gegenüber.
 
Mag man, wie es bekanntlich ja ist, unter Umständen über diese Frage in linken Debatten auch völlig anderer Ansicht sein, als es hier – notwendig kurz – skizziert wurde: endgültig irrsinnig wird es aber, wenn diese Position nun auch noch auf Jörg Haider ausgedehnt werden soll. Wer aber Veranstaltungen organisiert, die publizistisch im Vorfeld und im Nachgang
von Elsässers „Volksinitiative“ unterstützt werden und zugleich kein wichtigeres Thema für eine Rezension hat, als ein Buch, in dem der Tod Haiders wie beschrieben interpretiert wird, und dabei auch noch die Information unterschlägt, daß dieses Buch in einem knallrechten Verlag erschienen ist, der wird es künftig ohne Frage sehr schwer haben, sich gegen den Vorwurf zu wehren, Haider als Teil einer Art antiimperialistischer Volksfront für diskussionswürdig zu halten. Mit einer solchen Position aber wird der Antiimperialismus insgesamt diskreditiert.
 
Vergewaltigung verherrlicht
 
Die Gruppe „Die Bandbreite“, auf deren Beteiligung an der Veranstaltung im Club Voltaire Fikentscher und Neumann während langer Diskussionen im Vorfeld der Veranstaltung dezidiert bestanden, hat mit Texten der Lieder „Eingelocht“, „Miesmuschel“ und anderen außerordentlich
frauenverachtende und sexistische Positionen bezogen. „Eingelocht“ verherrlicht die Vergewaltigung einer Frau durch zwei Männer 5). „Miesmuschel“ schildert einen One-Night-Stand, der nach der angeblichen Verführung des Mannes durch eine Frau zustande kommt. Im Verlauf des Beischlafs beschimpft der Mann die Verführerin der völligen sexuellen
Unfähigkeit, kotzt vor Ekel und das Ganze endet mit der Zeile „ich plädiere für Vergewaltigung“. Von diesen Texten gab und gibt es seitens der Gruppe bis heute keinerlei klare Distanzierung oder Selbstkritik.
 
Ich kann keine Sekunde lang erkennen, wie Leute, die sich für Linke halten, so etwas wieder und wieder öffentlich singen können, oder was eine solche Band in einem linken Zentrum oder Zusammenhang zu suchen hat. Ebenso ist der in dem populären Song der Gruppe „Kein Sex mit Nazis“ geäußerte Hinweis auf den angeblich schwulen Adolf Hitler, der es im Hotel mit Röhm getrieben habe, potentiell das Einfallstor für ziemlich problematische „Bündnispartner“, um es mal vorsichtig zu sagen. Ferner verkehrt „Die Bandbreite“ im Umfeld des Blogs „Alles Schall und Rauch“, in dem ebenfalls querfrontkompatible Positionen bezogen werden.
 
Ihre Position zu 9/11, zu hören in dem Song „Das habt ihr selbst gemacht“ tut so, als wisse die Band genau, wer für das Verbrechen vom 11.September 2001 verantwortlich ist. Bei aller Anerkennung der Tatsache, daß es so, wie es die offiziellen Stellen der USA zu diesem Vorgang behaupten, nicht gewesen sein kann, was spätestens seit Michael Moore’s „Fahrenheit 9/11“ zu Recht Allgemeingut sein dürfte: wer dazu Texte wie „Das habt ihr selbst gemacht“ verfaßt, hat offenbar keinerlei Probleme mit Applaus von ganz rechts 6). Und als sie nach einem Interview in der neu-rechten „Jungen Freiheit“ (!) heftig kritisiert wurde, distanzierte sich die Gruppe meines Wissens nicht etwa wenigstens nachträglich und selbstkritisch von diesem Frontblatt der deutschen Neuen Rechten, sondern zog es vor, sich als verfolgtes Opfer der political correctness zu inszenieren.
 
All das und einiges mehr war übrigens auch der Hintergrund, daß die Gruppe linker GewerkschafterInnen und Attacies, die am 28.3. in Frankfurt die Demonstration „Wir zahlen nicht für Eure Krise“ organisiert haben, die ursprünglich eingeladene Gruppe „Die Bandbreite“ schleunigst wieder ausgeladen haben, nachdem sie sich auf Hinweis von AntifaschistInnen deren Texte genauer angeschaut haben.
 
Leichtes Spiel für „Antideutsche“
 
Dies alles kann dem 1. Vorsitzenden des Club Voltaire, Andreas Waibel, nicht unbekannt gewesen sein, als er Ende März (!) der Vereinbarung über die Veranstaltung mit Fikentscher/Neumann und „Die Bandbreite“ zustimmte. Monatelang schwieg er zu alledem. Im September wurde dann plötzlich deutlich, daß Waibel, von dem sich dabei seine große Nähe zu den beiden oben genannten Gruppierungen aus dem antideutschen Umfeld herausstellte, nunmehr öffentlich und in einer breit gestreuten Rundmail zur Verhinderung oder Sprengung der von ihm selbst mitbeschlossenen Veranstaltung am 9. Oktober aufrief.

Es fällt sehr schwer, hier nicht an eine Intrige zu denken, die von langer Hand vorbereitet war und zur „Entlarvung“ des Rests der die inhaltliche Arbeit des Clubs tragenden Gruppen zu denken, die im Unterschied zu Waibel erfreulicherweise allesamt antideutschen Positionen völlig fern stehen.
 
Die beiden oben genannten antideutschen Gruppen hatten nun leichtes Spiel. Es fiel ihnen nicht schwer, sachlich völlig zu Recht auf den sexistischen und querfrontkompatiblen Inhalt der von ihnen selbstverständlich als „antisemitisch“ etikettierten Veranstaltung hinzuweisen und zu ihrer Verhinderung aufzurufen. Sofort verhärteten sich die Fronten und nach einer
ganzen Anzahl höchst problematischer und schmerzhafter Erfahrungen mit antideutscher „Bündnispolitik“ in Frankfurt beschloß der gesamte Vorstand des Club Voltaire – mit Ausnahme seines inzwischen unter heftigem Druck zurückgetretenen 1. Vorsitzenden Waibel – nach längeren Debatten die Veranstaltung „nun erst Recht“ wie geplant laufen zu lassen – leider ohne auf die auch von anderer Seite vorgebrachten Rückfragen an „Die Bandbreite“ und Fikentscher/Neumann einzugehen oder etwa das Veranstaltungskonzept zu revidieren.
 
Zugleich trat alsbald Elsässers „Volksinitiative“ auf den Plan, rief zur Verteidigung der Veranstaltung gegen den (O-Ton) „linksfaschistischen Mob“ bzw. die „antideutsche SA“ 7) und Fikentscher/Neumann sprachen von einer gegen sie entfesselten antideutschen Hexenjagd.

Hierzu ist zu sagen, daß es keinerlei verantwortungsvolle und wie auch immer faschismustheoretisch begründete Position geben kann, die die Angehörigen von antifa [f] und „Faites votre Jeux“ als Faschisten oder gar SA betiteln kann. Es ist vielmehr so, daß ungeheuerliche Begrifflichkeiten wie „Linksfaschismus“ oder auch „Rote SA“ bislang widerwärtigen Erzeugnissen wie dem Blog „Politically Incorrect“ besonders eigentümlich sind. Ist Elsässer, völlig verrückt geworden, daß nun auch er als (Ex-)Linker solche Begriffe auch noch salonfähig macht?
 
Gewerkschaftsfeindlich und antikommunistisch
 
Auch nach meiner Auffassung handelt es sich bei den beiden genannten, mehr oder weniger antideutschen Gruppierungen objektiv nicht um Linke, wie auch immer deren einzelne Mitglieder das subjektiv sehen mögen. Das Politikkonzept beider Gruppen ist, wie antideutsche Positionen nach meiner Auffassung generell, elitär, unerträglich verbalradikal, abstrakt gewerkschaftsfeindlich und explizit antikommunistisch. Man könnte es Erscheinungsform des extremen Liberalismus bezeichnen. Aber es ist selbstverständlich nicht faschistisch. Wer so mit dem Begriff des Faschismus hantiert, wie es z.B. Elsässer tut, weiß, was er damit erreichen will. Oder er weiß es nicht, was fast noch schlimmer wäre.
 
Es kam am Veranstaltungsabend zu mehr oder weniger gewaltsamen Szenen. Die antideutschen AktivistInnen versuchten erstaunlicherweise erfolglos eine Verhinderung der Veranstaltung, griffen in ihrem Frust über die eigene praktische Unfähigkeit die an diesem Abend tätige ehrenamtliche Kassiererin des Clubs körperlich an und raubten die Abendkasse. Ansonsten erwiesen sie sich als argumentativ unfähig, der im Verlauf des Abends unverständlicherweise sogar noch ad hoc an sie erfolgten Einladung, ihre Positionen im Rahmen der Veranstaltung vorzubringen, Folge zu leisten. Stattdessen trompeteten sie per Megaphon den Text ihres allen bereits bekannten Flugblatts in den (relativ kleinen) Raum und gingen dann wieder. Inhaltliche Überlegenheit sieht anders aus.
 
Querfronthintergründe
 
Die tatsächlichen Querfronthintergründe der von ihnen bekämpften Veranstaltung haben die Antideutschen selbst nicht begriffen. Sonst wäre es ihnen ein gefundenes Fressen gewesen, das sie sicherlich zu thematisieren versucht hätten. Womit sie inhaltlich sogar Recht gehabt hätten. Denn was nun wirklich dem Faß den Boden ausschlägt, ist für mich die kurz darauf erfolgte Veröffentlichung eines Berichts über die Ereignisse aus der Sicht von Fikentscher/Neumann - ausgerechnet in der Internetzeitung „Berliner Umschau“, einem Erzeugnis, dessen Querfrontaktivitäten seit Jahren bekannt sind 8). Dies geschah zwei Tage vor der Veröffentlichung des Interviews in der jW 9). Wenn Fikentscher und Neumann noch einen letzten Mosaikstein hinzufügen wollten, um den Verdacht der aktiven und bewußten Querfrontpolitik auf sich zu lenken, dann haben sie das mit diesem Vorgehen für mich jedenfalls geschafft: in der Berliner Umschau schreibt vor allem Martin Müller-Mertens, der gemäß seit langem bekannter detaillierter Recherchen seit Jahren als aktiver Querfrontler unterwegs ist 10). Aus demselben dubiosen Projekt stammt Charly Kneffel, der am 9. Oktober in Frankfurt als Fotograf tätig war. Seine seit Tagen im Internet kursierenden Fotos vom Abend zeigen - sicher zur Freude von Polizei und Nazis - Gesichter von AktivistInnen beider Seiten völlig unverfremdet.
 
Aufgrund dieser Veröffentlichung, die von Fikentscher/Neumann sofort breit gestreut wurde, veröffentlichte die „junge Welt“ ihrerseits ein ganzseitiges Interview mit den beiden. Dies wurde tags darauf von Elsässer dankend aufgenommen und gleichsam grinsend in seinem Blog gelobt 11) – wer die Auseinandersetzungen zwischen dem Ex-jW-Autor und der Redaktion dieser im Übrigen der „Volksinitiative“ deutlich kritisch gegenüberstehenden verdienstvollen Zeitung kennt, kann sich denken, warum. So spielt man erfolgreich über die Bande und verhilft den Positionen der „Volksinitiative“ zu einem leichten Erfolg.
 
Zur Kritik der antideutschen Ideologie und Praxis haben seit Jahren z.B. Robert Kurz 12), Moshe Zuckermann 13) oder auch Arnold Schölzel 14) alles Wesentliche gesagt. Zuletzt hat sich Peter Gingold in seiner posthum erschienenen Autobiographie klar und deutlich von ihnen distanziert 15). Jedes weitere Wort über diese schillernde Sumpfblüte des deutsch-imperialistischen Zeitgeistes wäre zuviel.
 
Man sollte es ihnen darum ganz bestimmt nicht so leicht machen, wie es leider am 9. Oktober im Frankfurter Club Voltaire geschehen ist – nämlich sich selbst im Kontrast zu einer sich immer deutlicher abzeichnenden Querfrontstrategie in Szene setzen zu können, für die Nationalismus bis hin zu Jörg Haider Teil eines in meinen Augen völlig falschen Konzepts von „Antiimperialismus“ ist. (PK)
 
Fußnoten:
 
1) http://www.arbeiterfotografie.com/politische-morde/index-2008-10-11-joerg-haider.html
2) http://www.scharflinks.de/
3) http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5fa1e0455c0.0.html
4) Die regelmäßige Lektüre der Texte von „German Foreign Policy“ bewahrt unter Umständen vor solchen Positionen (http://www.german-foreign-policy.com/)
5) Der Text des Songs „Eingelocht“ wurde, wie zu hören war, von der Gruppe aus dem Internet entfernt.
Das Lied kann aber dort – als Vorhörversion auch kostenlos – gehört werden (http://www.musicload.de/die-bandbreite/). Der Text von „Miesmuschel“ findet sich hier: http://lyrics.wikia.com/Die_Bandbreite:Miesmuschel. Von ähnlicher Qualität ist „Man kennt uns“ (http://lyrics.wikia.com/Die_Bandbreite:Man_Kennt_Uns). Fikentscher/Neumann wurden vor der Veranstaltung von mir und anderen mehrfach auf diese Texte angesprochen. Sie behaupteten, sie nicht zu kennen. Das ist, angesichts der massiven Kritik und zahlreicher Hinweise auf deren Sexismus und Homophobie für mich sehr schwer vorstellbar. Ich stehe zu der Position, daß Texte dieser Art in keinem linken Zentrum etwas zu suchen haben.
6) http://www.secret.tv/artikel2625741/Die_Bandbreite_911__Selbst_Gemacht
7) http://juergenelsaesser.wordpress.com/2009/10/15/jw-gegen-linke-sa/
8) http://www.berlinerumschau.com/i
9) http://www.jungewelt.de/2009/10-15/003.php
10) http://de.indymedia.org/2003/08/58827.shtml; http://de.indymedia.org/2003/08/58876.shtml; sowie, bei allem Vorbehalt gegenüber dem Veröffentlichungsort: http://rotefahne.mlpd.de/rf0623/rfart4.htm)
11) vgl. die Einleitung zum oben zitierten Text Elsässers
12) Robert Kurz, Die Antideutsche Ideologie, Freiburg 2003; vgl. dazu die ausgezeichnete Rezension von Dietmar Wolf unter http://www.telegraph.ostbuero.de/110/wolf2.htm.
13) Antisemitismus, Antizionismus, Israelkritik. Tel Aviv, 2005
14) Gaga im Mainstream – die Antideutschen, in: jW 18.3.2005 (http://www.jungewelt.de/2005/03-18/004.php?sstr=Gaga%7Cim%7CMainstream)
15) Peter Gingold, Boulevard St. Martin no. 11, Köln 2009, S. 178 – 180.

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel von Indymedia.

Weder Pest noch Cholera!
26.10.2009

Vorbemerkung

Mit den folgenden Zeilen möchte ich für meinen Teil ein Fazit der Debatte ziehen, die durch jene Veranstaltung von „Die Bandbreite“ / Arbeiterfotografie / Elias Davidson im Frankfurter Club Voltaire am 9.Oktober in Gang gesetzt wurde, über die in der „Neuen Rheinischen Zeitung“, der „Berliner Umschau“, einem Artikel und mehreren Leserbriefen der „jungen Welt“ und verschiedenen Blogs sowie einer inzwischen nicht mehr wirklich überschaubaren Zahl von Mails und MailadressatInnen berichtet und diskutiert worden ist. Mir ist dieser Schlußpunkt für meine Person wichtig, weil ich möglichst präzise und klar deutlich machen will, weshalb ich in der Tat der Meinung bin, mich mit keiner der beiden Konfliktparteien identifizieren zu können, weil ich beide grundsätzlich falsch finde.
Ich will mich damit nicht der inhaltlichen Diskussion entziehen, die in ihrem grundsätzlichen Kern der Linken insgesamt wahrscheinlich erhalten bleibt. Aber das, was sich derzeit in Mails der verschiedenen KontrahentInnen entwickelt, halte ich für sehr destruktiv. Daran kann und werde ich mich nicht mehr beteiligen.
Ich verzichte auf eine erneute Darstellung des Konfliktablaufs aus meiner Sicht. Sie kann aus den bisher bereits erfolgten Veröffentlichungen(1) leicht rekonstruiert werden.

Der Kern des Streits: mit der Querfront gegen die Antideutschen ist auch keine Lösung!

An der verbalen Oberfläche geht es Fikentscher/Neumann und deren antideutschen und anderen KritikerInnen um die Frage der Aufklärung, die beide für sich reklamieren, indem sie der jeweiligen Gegenseite Anti-Aufklärung vorwerfen. Im inhaltlichen Kern geht es darum, was politisch und strategisch aus dem Anspruch der Aufklärung folgt.
Was die Kritik an der Veranstaltung im Club Voltaire angeht, haben deren KritikerInnen einerseits sachlich sehr Recht.

Ja, „Die Bandbreite“ hat auch nach meiner Auffassung solange nichts in einem linken Zentrum zu suchen, solange sie sich nicht nachvollziehbar und eindeutig von ihren sexistischen und frauenverachtenden Texten distanziert, deutlich macht, wo im 9/11-Diskurs ihr Trennungsstrich zu klar rechten und antisemitischen Konstruktionen verläuft, Hitler nicht als Schwulen „outet“, Antideutsche nicht als „Faschos“ bezeichnet(2).

Ja, die Debatte um 9/11 ist insgesamt ständig in der Gefahr, entweder kriegslegitimierende Ideologie, oder – nicht ausschließlich, aber doch auch - antisemitismushaltiges Verschwörungsgeschwurbel zu produzieren.

Und umgekehrt: ja, es war der langen demokratischen und nicht nur Voltaire verpflichteten Tradition des Club Voltaire unwürdig, wie sich dessen ehemaliger 1. Vorsitzender Andreas Waibel, im Konflikt immer mehr zum Interessenvertreter der zum antideutschen Umfeld gehörenden antifa [f] und „Faites votre Jeux“entwickelte. Diese Veranstaltung hatte Waibel selber Monate vorher bereits mitbeschlossenen. Es war auch des Clubs unwürdig und politisch absolut kontraproduktiv, in welcher Form die kritisierte Veranstaltung bis hin zu körperlichen Attacken und zum (zeitweiligen? – das ist nicht ganz klar) Raub der Abendkasse angegriffen wurde. Dazu unten mehr.

Was aber nach meiner Beobachtung in dieser Kritik an der Veranstaltung viel zu kurz kommt, ist, was erst in der Interpretationsschlacht um die Vorgänge des 9. Oktober so richtig deutlich wurde: die Einbettung der Veranstaltung insgesamt in einen veritablen Querfront-Diskurs. An dieser entscheidenden Stelle griff die Kritik an Fikentscher/Neumann zu kurz und war darum aus meiner Sicht insgesamt inhaltlich ebenso inkonsequent, wie sie in der Aktionsform überzogen war.

Es ist für mich inzwischen eindeutig, daß die (in ihrer Entstehung sicher viel älteren) Theorien von Fikentscher/Neumann mit den Positionen Jürgen Elsässers und seiner „Volksinitiative“ im sachlichen Zusammenhang stehen und insofern kompatibel mit dessen expliziten Querfrontansichten sind.

Dabei verstehe ich im vorliegenden Fall unter Querfront die ideologische Ansicht und politische Absicht, im Bündnis gegen das globalisierte Finanzkapital mit den USA an der Spitze gehe es an, auch mit, O-Ton Elsässer, „nationalbewußten Konservativen“ oder, wie es ausgerechnet die Junge Freiheit interessiert-applaudierend bestätigt, des „national bzw. ‘alt-europäisch’orientierte(n) Industriekapital(s)“ gemeinsame Sache zu machen(3).

Es ist fatal, wie genau sich dieses ideologisch-politische Konzept zu den immer neuen Bemühungen von „Truthern“ rund um 9/11, aber auch zu den Positionen Davidsons und Fikentscher/Neumanns zum Tod von Jörg Haider einpaßt (oder umgekehrt).

Elias Davidsson hat, um mit ihm zu beginnen, mir in einer Mail an mich dazu die folgenden Fragen gestellt:

Die erste Frage ist WARUM sollen Linke, wie wir uns selbst schätzen, keine Kontakte zur Menschen haben, die eine traditionelle rechte Einstellung haben?
Die zweite Frage ist: Sollen wir Linke KRITERIEN der Ausgrenzung erstellen (wen, wann, wo eine Ausgrenzung berechtigt ist) und wenn ja, was soll der Inhalt von diesen Kriterien sein?
Die dritte Frage ist:  Angenommen man ist über Kriterien der Ausgrenzung einig, welche Kontakte, bzw. Beziehungen sollten besonders vermieden werden?
Diese normative, grundsätzliche Fragen sollten nicht, meinerachtens, in eine willkürliche und gefühlsmässige Weise, debattiert werden, sondern in einer solidarischen Weise.  Was mich betrifft, so habe ich mindestens für die ersten zwei Fragen klare Antworten.“(4)

Worin auch immer diese Antworten bestehen – es ist die Querfront, nichts weniger, wenn Davidsson mit „Menschen, die eine traditionelle rechte Einstellung haben“ in einer „solidarischen Weise“ diskutieren möchte. Solidarität von Linken und Rechten also – gegen wen? Suchen diese Antwort etwa die „truther“ oder liefert sie Jürgen Elsässer?

Jürgen Elsässer sind in einem langen Artikel von seinem Ex-jW-Kollegen Jürgen Cain Külbel recht plausibel enge Verbindungen ins rechte Lager nachgewiesen worden(5). Andernorts gibt es ebenfalls nachvollziehbare Hinweise darauf, wie eng Teile der vielgestaltigen „Truther“-Bewegung mit rechten Gruppierungen kooperieren(6)

Die nach weit rechts weisenden Verbindungen Elsässers beziehen sich unter anderem auf seinen engen Kooperationspartner Michael Vogt, dem, so Elsässer, „bekannten Internet-TV-Journalisten“. Dessen Netzwerk reicht nicht nur aus journalistischen Gründen sehr weit nach rechts: er kommt von dort. So ist er zB. langjähriger Burschi der heftig rechtslastigen Münchener „Danubia“, die sich von Münchner AntifaschistInnen Offenheit gegenüber Rechtsextremismus nachsagen lassen muß.(7) In einer Antwort an Külbel äußert sich Elsässer dazu wie folgt: „Im übrigen streitet Vogt seine Zugehörigkeit zur Danubia nicht ab, der er seit seiner Jugend angehört. Das bedeutet zweifellos, dass Vogt ein nationalbewußter Konservativer ist – aber nicht, dass er ein Nazi ist. Linken wie Külbel ist dieser Unterschied freilich egal, für sie ist jeder Konservative oder demokratische Rechte gleich ein Rechtsradikaler oder Nazi.(8).

Da sehen wir, was Elsässer unter einem „nationalbewußten Konservativen“ versteht.

Hatte also Davidson noch recht abstrakt Prinzipien eines Querfront-Diskurses diskutieren wollen, so wird es bei Elsässer Netzwerk-konkret.

An völlig anderer Stelle wird mehr deutlich. Der erste mir bekannte Bericht über die Ereignisse in Frankfurt wurden ausgerechnet in der „Berliner Umschau“ veröffentlicht9, der von verschiedenen Seiten schon seit Jahren Querfrontpositionen nachgesagt werden10. Mit Sicherheit nicht zu Unrecht. Denn auf den Seiten dieses Elaborats findet sich zB. das Folgende, weit in die Tradition von zB. „Nationalbolschewisten“ und Maoisten sowie deren Nation-Begriff ausgreifende:

Zusammenschluß der Arbeiter und der Nation -
Heinrich Laufenberg, Fritz Wolffheim und der Hamburger Nationalbolschewismus

Deutsche Kommunisten -
Ein “Abweichler” schreibt über Ideale, Rituale und deren reale Entwicklung

Länderschacher wie auf dem Wiener Kongreß - August Thalheimer - Kommunist der ersten Stunde und Gegner der Potsdamer Beschlüsse

„Frankreich und England überfielen Deutschland“ - Vor 65 Jahren: Stalin, Molotow und die Komintern über den Zweiten Weltkrieg …

„Man kann die Ideologie des Hitlerismus annehmen oder ablehnen, das ist eine Sache der politischen Anschauungen“

Arbeiterklasse und Nation - Die maoistischen „K-Gruppen“ der 70er Jahre

Der Generalissimus und seine deutschen Fans (11)

– dies alles neben Texte zur Geschichte der Komintern, zu Maoismus und Trotzkismus mit lockerer Hand hineingestreut, wozu die infame und alles umarmende Überschrift zu diesen Hinweisen auf im Sinne der Berliner Umschau anscheinend lesenswerte Literatur lautet: „Dossier: Marx Erben“. Querfront als Buchtip. Es ist ernster: das ist ebenso die ideologische Querfront, wie Elsässer sie in der Praxis pflegt.
Genau dort, nirgendwo anders, veröffentlicht Charly Kneffel einen Bericht über die Frankfurter Veranstaltung von Fikentscher/Neumann/Bandbreite/Davidson, einen Text, den Fikentscher/Neumann sofort ihrerseits per Mail verbreiten. Elsässer hatte zuvor, bereits vor der Frankfurter Veranstaltung, zu deren Verteidigung aufgerufen und sie nach der Veranstaltung sofort in einer ironischen Würdigung der Tatsache gerühmt, daß die junge Welt Fikentscher/Neumann am 15.10. ein ganzseitiges Schwerpunkt-Interview zugestanden, das den Eindruck erwecken mußte, die jW stehe voll und ganz hinter den Interviewten, weil deren Gegner die Antideutschen seien – die ihrerseits zu dieser Sichtweise beigetragen hatten, indem ihre Kritik an Fikentscher/Neumanns Querfront-Ansätzen viel zu kurz und eben diese gar nicht angriff, sondern im globalen Standard-Vorwurf des „Antisemitismus“ steckenblieb.

Auf dem Hintergrund der Elsässer’schen Querfont-Volksinitiative, seines Applauses für Fikentscher/Neumann, deren Lob durch die eindeutig querfrontlerische „Berliner Umschau“ erscheint nun die vieldiskutierte Rezension von Wisnewskis Buch über Jörg Haiders Tod erst recht in einem mehr als schrägen Licht. Dazu ist bereits so viel geschrieben worden(12), daß ich mich hier auf die Informationen beschränken möchte: Fikentscher/Neumann konnten in zwei mit ihnen geführten Telefongesprächen ebensowenig plausibel erklären, warum in der auf der Seite der „Arbeiterfotografie“ veröffentlichten Rezension keinerlei kritische Bewertung des Rechtsaußen-Verlages Kopp enthalten ist, in dem dieses Buch erschien.
Sie kamen auch einer dringenden Bitte meinerseits, sich um der Klarheit ihrer Position willen von Jürgen Elsässer und seiner Volksinitiative zu distanzieren, nicht nach – eine per Mail vom 23. Oktober an sie gerichtete diesbezügliche Bitte wurde in diesem Punkt nicht beantwortet.

Kein Wunder! Wie gerade verlautet, wird die Gruppe Arbeiterfotografie, deren Bundesvorstand kürzlich auf dem Hintergrund der hier diskutierten Ereignisse Fikentscher/Neumann geschlossen den Rücken stärkte, in einem demnächst erscheinenden neuen Buch Jürgen Elsässers prominent erwähnt. Das Buch trägt den Titel „IRAN - Fakten gegen westliche Propaganda“ und erscheint soeben im oben, Anm. 5 erwähnten Kai-Homilius-Verlag, Reihe COMPACT. Die Zusammenarbeit ist also nicht punktuell, sondern geht viel weiter. Vorabdrucke bringen die „Neue Rheinische Zeitung“ und der OSSIETZKY.

Es ist für mich derzeit nicht erkennbar, ob Davidsson, Fikentscher/Neumann, „Die Bandbreite“, Charly Kneffel und die „Berliner Umschau“, Hartmut Barth-Engelbart(13) und Klaus Hartmann(14), die sich in der nachfolgenden Debatte vernehmlich zu Wort meldeten und sich klipp und klar auf die Seite von Fikentscher/Neumann stellten, alle also gemeinsam und koordiniert im Sinne Jürgen Elsässers und seiner „Volksinitiative“ vorgehen. Vielleicht existieren hier einfach nur politisch-strukturelle Schnittmengen, die dann eben auch publizistisch aktiviert werden, Schnittmengen, zu denen auch noch das breite Spektrum verschwörungstheoretischer Blogs und Gruppen zu zählen ist, die sich intensiv mit allem (Un)-möglichen wie zB. der angeblichen Nichtexistenz der globalen Erderwärmung, der Schweinegrippe als Betrugsmanöver der Herrschenden, Ufos, 9/11 oder anderen Fragen ähnlicher Art beschäftigen. Ich will meinerseits weder darüber spekulieren, wie genau Fikentscher/Neumann et alii damit zusammenhängen, noch über die Frage, was denn eigentlich schlimmer wäre: eine dann ja wohl auf gemeinsame Denk- und Wahrnehmungsstrukturen zurückzuführende, bloß spontane politische Übereinstimmung in der Sache, oder ein organisiertes Auftreten. Es ist selbstverständlich nicht verboten, sich der Volksinitiative Elsässers zuzuwenden. Mit einer linken Position hat es nicht das Mindeste zu tun. „Verschwörungstheorien“ darüber sind müßig.

Die praktische Seite der Sache ist für Linke aller Schattierungen von Bedeutung: eine aktuelle Liste von Städten der Republik, in denen es lokale „Volksinitiativen“ gibt, umfaßt 17 Orte mit AnsprechpartnerInnen, darunter neben Berlin auch die hessischen Orte Gießen und Fulda (15), (noch) nicht aber Frankfurt. Die Linke insgesamt, insbesondere auch die antifaschistische Linke, muß sich damit dringend befassen.

Inhaltliche Klarheit ist dabei aber dringend erforderlich und Voraussetzung des Erfolgs. Jeder Nähe zu „antideutschen/antinationalen“ Positionen würden die in Frankfurt soeben paradigmatisch durchgespielten Selbstinszenierungschancen der Querfrontler nur stärken(16), die sich bei jeder Kritik an ihrer Offenheit weit nach rechts sofort als die von den Antideutschen verfolgten Unschuldslämmer gerieren: „antideutsche Hexenjagd“ tönte es bei Fikentscher/Neumann, „linksfaschistischer Mob“, „linke SA“ hieß es bei Elsässer an die Adresse der Frankfurter VeranstaltungskritikerInnen.

Elsässer hat sich mit diesen Begrifflichkeiten dabei aus dem Kreis linker Positionen irreversibel hinauskatapultiert. Wer in seinem Kopf Worte wie „Linksfaschismus“ oder „linke SA“ denken kann, bloggt normalerweise auf „Politically Incorrect“ – insbesondere dann, wenn derselbe Herr mit Danubia-Burschi Michael Vogt verbandelt ist, also zu extrem rechten Positionen wenig Abstand hält, und dies auch noch positiv und politisch begründet, wie Elsässer.

Spätestens dann droht irgendwann: Faschismus ist Links - und Krieg ist Frieden.

Fußnoten

1)
http://www.berlinerumschau.com/
 http://www.jungewelt.de/2009/10-15/003.php; http://juergenelsaesser.wordpress.com/2009/10/15/jw-gegen-linke-sa/ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14369
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14390
; http://www.jungewelt.de/2009/10-22/061.php (Leserbrief); http://www.jungewelt.de/2009/10-24/056.php (Leserbrief); http://www.jungewelt.de/2009/10-26/059.php (Leserbrief). Weitere Texte auf unterschiedlichen Blogs zB. von Tomasz Konicz (http://www.konicz.info/?p=930) und Hartmut Barth-Engelbart (siehe unten).

2) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14390, Anm. 5.

3) http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5fa1e0455c0.0.html; http://juergenelsaesser.wordpress.com/2009/10/23/elsasser-gegen-den-neuen-faschimus/.

4) Mail Davidson an Stoodt, 21. Oktober 2009, 12:20 Uhr

5) http://www.hintergrund.de/20091016513/politik/inland/die-neue-querfront-rechts-und-„links“-im-schulterschluss.html.

6) http://www.mein-parteibuch.com/blog/2009/10/17/wahrheitsbewegungs-querfrontler-und-ihre-unterstuetzer-enttarnt/

7)  http://wahlen.aida-archiv.de/index.php?option=com_content&task=view&id=694&Itemid=1148

8)  http://www.hintergrund.de/20091023518/politik/inland/debatte-gegen-den-neuen-faschismus.html

9) http://www.berlinerumschau.com/

10) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14369, Anm. 10.

11) http://www.berlinerumschau.com (Dank für diesen Hinweis an Tomasz Konicz).

12) meine Position dazu: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14369.

13) auf seinem Blog http://www.barth-engelbart.de.vu/ , wo er es sich mit abstrusen Argumenten (zB. nach dem Motto „vergewaltigt wird nun mal, wieso also nicht darüber singen“ oder auch: „zum Einlochen gehören ja immer mindestens zwei“ [!!]) ganz besonders angelegen sein läßt, die nach Ansicht vieler KritikerInnen Vergewaltigungs-verherrlichenden Texte der Gruppe „Die Bandbreite“ gegen den Vorwurf des Sexismus und der Frauenfeindlichkeit zu verteidigen, wozu er wortreich alle möglichen Entlastungszeugen von Goethe bis Drafi Deutscher bemüht. Eine Bloggerin, die Barth-Engelbart zu kritisieren wagt, wird in den Kommentaren zum Posting „Hat Bandbreite Kinderpornographie verbreitet? Hat die Arbeiterfotografie TV-Spots für Haider gedreht ? Organisiert Elias Davidson iranische Luftangriffe gegen Israel umstandslos der Zusammenarbeit mit einem Geheimdienst verdächtigt, ihre IP-Adressen samt allen Zeiten, unter denen sie sich eingelogt hat, online gestellt. Wer so handelt braucht keinen Schäuble oder de Maizière mehr und sollte zum Thema „Aufklärung“ und „Freiheit der Meinungsbildung“ künftig den Mund weniger weit aufreißen. Bemerkenswert sind hier auch die plötzlich versöhnlichen Töne zwischen Waibel und Barth-Engelbart. Es scheinen plötzlich wieder miteinander zu reden, die sich vor Tagen noch als Antisemiten, Sexisten, Verschwörungstheoretiker, Hexenjäger, Linksfaschisten oder SA bezeichnet hatten. Barth-Engelbart plädiert ja auch dafür, nun wieder nach vorne zu schauen und „die Hauptaufgabe“ nicht aus den Augen zu verlieren. Gerne – aber auf welcher politischen Basis? Das ist umstritten und soll wohl ungeklärt bleiben. Auch dieses Verfahren ist ein Grund für mich, weder mit der einen noch mit der anderen Seite etwas zu tun haben zu wollen.

14) in seinem jW-Leserbrief (http://www.jungewelt.de/2009/10-24/056.php)

15) http://www.volks-initiative.info/2009/10/22/volksini-in-17-stadten/ . In Wiesbaden gibt es aber Planungen dazu. Dasselbe gilt für Köln.

16) Wenn Klaus Hartmann, Vorsitzender des Freidenkerverbandes der Bundesrepublik, sich in seinem oben zitierten Leserbrief nicht entblödet, mich für meine hier noch einmal dargelegte Position in die Nähe von Antideutschen/Antinationalen zu rücken, dann handelt er entweder aufgrund sehr schlampiger Recherche, oder er betreibt absichtliche Desinformation. Beides hat mit „Aufklärung“ nichts zu tun. Was nämlich antideutsche Gruppen von mir halten, habe diese ihrerseits seit langem öffentlich kundgetan, spätetstens seit meiner Unterschrift unter die „Dortmunder Erklärung“ (http://www.steinbergrecherche.com/dortmundererklaerung.htm) und meiner Haltung zum Irak-Krieg, zum Nahostkonflikt und zur israelischen Besatzungspolitik, zum Libanonkrieg 2006 und zum Gazakrieg 2009: http://gruppe8.mai.myblog.de/gruppe8.mai/1;
http://kotzboy.com/?p=446;
http://jungle-world.com/artikel/2009/03/32454.html;
http://sinistra.copyriot.com/?p=332; http://www.kritiknetz.de/IUS_AD_BELLUM_gegen_die_Endloesung.pdf; ; http://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/
und öfter, vgl. aber auch: http://www.arendt-art.de/m .

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel von http://www.konicz.info/