So viel Anti-Propaganda und
Kriminalisierungsversuche auf den Mainstream-Medien und auf
Indymedia, zeigt die Notwendigkeit eines Berichtes aus
"anarchistischer Sicht". Selbst Linke Spalter sind sich nicht zu
schade gegen die "bösen gewalttätigen Auswüchse" von
"Linksextremisten" zu hetzen.
Der Beginn war recht gut. Viele
Schülerinnen und Schüler trafen sich überall in der Umgebung vom
Alex (berlinerisch: Alexanderplatz) und gingen in Grüppchen zum
"Roten Rathaus" (Berlinerisch für Regierungssitz des berliner
Oberbürgermeisters und "seiner Regierung").
Da die Gewerkschaften "Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft" (ver.di)
und "Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" (GEW)
Lohnabhängigen-Zentristisch sind und das bloße
Bildungmassenmaterial, d.h. die Schüler, die ihrer Meinung nach
eh nichts zu melden haben, sich kurzfristig "ENTSOLIDARISIERTEN"
gab es auch keine Horterzieherinnen oder Angestellte
Lehrer_Innen die sich hätten an dem "Schülerstreik" beteiligen
sollen. Aber dann wundern wenn sich niemandes aus der Schule mit
ihnen PRAKTISCH solidarisiert!!!
Ausdruck fand dies in der kurzzeitige Umverlegung des Endpunktes
der um 8:30 Uhr begonnen Erzieher_Innen-Demo ab
Friedrichstadtpalast zum August-Bebel-Platz. Ursprünglich sollte
sie ja zum Roten Rathaus gehen. Da die Gewerkschaftsspitzen aber
jeden Streik hassen und vor den Bossen zu Kreuze kriechen, haben
sie schnell nicht nur die Demo umverlegt, sondern gleich die
nächsten 4 Streiktage abgeblasen.
Dieser Verrat an den gemeinsamen Interessen von Schülern und
Lehrern macht medial dann so die Runde:
Lehrerstreiks/ Horterzieher_Innen- und Bürgerämter-Streiks sind
unpolitisch und ökonomistisch, tun ausserdem "unseren Chefs"
weh, also berichten wir neutral bis gut über ihn. Schließlich
sind sie ja in einem gesättigtem Alter wo eine Rebellion ja nur
noch symbolisch stattfindet und (mal ehrlich) eigentlich wurden
sie ja von allen verarscht (Gewerkschaft/ Eltern/ Senat/
Medien).
Schülerstreiks seien frech und eine Provokation, da diese faulen
Subjekte weder wüssten was ARBEITEN ist noch was "Geld
verdienen" richtig hieße. Irgendwelche Rotznasen würden von
Linksradikalen "Chaoten" aufgehetzt durch die Stadt marodieren
und in ihrem überschwenglichen jugendlichen Leichtsinn
unbescholtene Bürger ausversehen totschlagen und alles
kaputthauen. Also berichten wir neutral bis schlecht über sie!
Schließlich sind sie ja noch unverbraucht und formbar, also gibt
man ihnen Sechsen, haut ihnen aufs Maul und redet ihre Rebellion
im Nachhinein schlecht.
Auf dem Weg zum Schülerstreik fragte man Kindergärtnerinnen und
Erzieherinnen, "kommt ihr mit zum Schüler-Streik?", sie waren
irritiert da sie ihren letzten freien Tag geniessen wollten,
bevor die Scheiss Maloche wieder anfängt. "Nein, wir wollen mit
unseren Kolleginnen noch einen Kaffee trinken gehen".
Die Erzieherinnen-Gewerkschaft hätte die Streikdemo auf 11 Uhr
verlegen können. Hat sie bei den letzten Streiks im Oktober
getan. Dort wären dann die Streiklisten gewesen und schülerische
und wissenschaftlich-lehrerische Interessen hätten sich
gegenseitig befrustet oder hätten ein "WIR" erzeugt. Schließlich
kennen sich ja die "Linken Gewerkschafter", die den
Schülerstreik organisierten und Gewerkschaftsbosse persönlich
(auch wenn sie zugegeben nicht die intimsten Busenkumpel sind).
So waren halt ungefähr 5.000 Schülerinnen und Schüler beim
Auftakt.
Kommunistische Gruppen: "Sozialistische Alternative Voran"
(SAV), Spartakist Arbeiterpartei Deutschland (SpAD),
Sozialistische Arbeiterstimme, Sozialistischer Deutscher
Studentenbund (SDS.Linkspartei/Linksruck), Gruppe
Internationaler SozialistInnen (GIS), Sozialistische Deutsche
Arbeiterjugend (SDAJ), Revolution ("unabhängige
Jugendorganisation"), Revolution (Jugendorganisation der
"LIGA"), diverse Antifaschistische Gruppen (welche geht
natürlich niemandes etwas an [macht doch eure eigenen
Recherchen]).
Ausserdem Anarchistische Gruppen: "Anarchist_Innen aus deinem
Kiez", die klassenkämpferisch-anarchistische "Solidarität von
Unten"-Gruppe und die Gruppe "SCHULfrei!-Anarchistische
Schülerzeitung für Berlin".
Die Kommunistischen und sich nach aussen hin sozialistisch bis
sozialdemokratisch gebenden Gruppen machten Propaganda mit
Flugblättern und Zeitungen. Die können und werden aber selber
über sich und ihre Vereinahmungsstrategien berichten müssen.
Von den explizit "Anarchistischen" Gruppen, sollte gesagt
werden, das zum Beispiel im Gegensatz zu SAV, "Spartakist" oder
"Revolution" keine Kohle (von ihren Eltern arm gehaltenen)
Schülern für ihre Propaganda wollten. D.h. 16 Seitige
Schülerzeitung der Anarchist_Innen kost nix. 12-seitige
Leninführer Lektüre von "REVOLUTION" kostet von sauarm "Fifty"-Cent
bis "Mercedes-Aktien-100-Euro". Das, zwar "in
bewegungslateinisch geschriebene", anarchistische Heftchen über
den "Sozialen Generalstreik" kost nix. SAV-Zeitung, Spartakist
usw. kostn ab 50 Cent. "Bildung umsonst" ist also für einige nur
eine Parole.
Ausnahmen waren natürlich Autonome Fachzeitschrtiften im chiqen,
kaum zu Schlagendem Profioutfit, wie zum Beispiel das "Antifa-Jugend-Info"
oder der "ANTIBERLINER" oder die Parteizeitungen "tendenz" und "critica".
O.K. fair ist das nicht. Der Gedanke dahinter ist ja folgender:
Wer so weit geht und sich unseren Scheiss für 50 Cent holt ist
entweder irre oder will bei uns mitmachen, also laber ich ihn
solange zu bis er oder sie abhaut oder mitmacht. Bei den
Anarchistischen geht das ungefähr so: Was willst du von uns?
Verpiss Dich und mach doch deine eigene Gruppe [Selbstironie]!
Wie auch immer gab es mehrere Lautis. Die Polizeirepression
gegen den Schülerstreik war von Anfang an nicht zu übersehen.
"Unseren Bengeln" zeigen wirs mal richtig. Den "Arsch voll"
sollten die Schüler kriegen. Stattdessen haben ein paar Schüler
aufs Maul gekriegt und Polizei wurde am Tor der Humbold-Uni ausm
Weg geschubst und schaffte es nicht einmal gegen die Übermacht
der Schüler das Tor zu schließen (was ja einfach nur ein
Muskelkraftakt sei). Einschüchternde Repressalien gegen
unerfahrene Schüler_Innen und den Demo-Strukturen wurden
versucht. Aber ehrlich, die Polizei rechnete nach dem was sie
aufgefahren hatte mit 500 Schülern, obwohl die "prügelavangarde"-
Einheiten vor Ort waren. Herr Hass lief relativ unbeteiligt und
schweigsam und nach der Uni etwas traurig mit Kollegin und
Kollege nebenher und dachte sich vielleicht: Zu wenig Polizei,
zu viele Schüler, und zu jung um sie auseinanderzudreschen...
Linksradikale hätten sich unter die Demo gemischt? Jugendliche
Linke, deren Herz links schlägt haben getreikt! Keine
organisierten Nazis, keine Spießer oder aufstrebende Elite hat
sich blicken lassen und den "Bildungs-Schand-Ort" Deutschland
betrauert. Viele Punks, Jugendliche mit Aufnähern, Migrantische
Kids aus "revolutionärem Elternhaus", Normal aussehende
Linksbürgerliche, alternative Hippies, Black-Block-Autonome,
Jugendantifas und "Schüler-Anarchas & Anarchos". Das waren die
Demonstranten! Die älteren Genoss_en haben se nur mitjebracht.
Lehrer hätten sich beteiligt? Nur weil jemand ne relativ tolle "ver.di"-Weste
an hat ist er kein Lehrer. Bei den Erzieher_Innen Streiks haben
sie damit so nach alles was sich bewegte geworfen das es schwer
war KEINE zu kriegen. Ausserdem waren es wenn überhaupt nicht
mehr als 20 Lehrer und in Relation zu 10.000 Schülern ist das
GAR NICHTS!!!!
"Deutscher marodierender Mob"? Die wenigsten sahen "rassisch"
DEUTSCH aus. Eigentlich waren die meisten sogar ziemlich
"undeutsch" und viele hatten sogar "dunkle Haut". Schließlich
war es ja die tendenzielle "Unterschicht". Einsatzkommando
"Rütli" war auch da. Irgendwelche "internetpopel" haben von
antijüdischen Ausschreitungen berichtet. Erstens ist soetwas
stark relativierend (unabhängig davon wieviele Schüler_Innen
tatsächlich solche Tendenzen haben) und zweitens ist nicht jeder
"Kyffr"-Tuch Träger ein bekennender Antizionist. Es hat auch
niemandes "Juden Raus" im Foyer des "Universität Berlin" (Humbold
zu) Hauptgebäudes geschrien. Es war eher so das bei 20 mal 20
Meter Foyer einfach keine 2.000 Schüler Platz haben. Die
Ausstellung hing an dünnen Angelsehnen (in der Decke [5 Meter
hoch] und am Boden befestigt) und bei leichtem Platzmangel
rissen diese. Klar ist das Pietätlos - aber hat dennoch keinen
palästinensischen, deutschen oder
"antijüdischen" Hintergrund. Es hat ja auch keiner die goldenen
"Karl-Marx-Letter" rausgepopelt. Was ein deutscher Mob wohl
getan hätte. Diese Hetze, von bürgerlichen Medien angestoßen
diffamiert den sogenannten "Pöbel". Es waren viele "israelsolidarische"
Menschen vor Ort, so das auch nur der Hauch einer
Antisemitischen Äusserung zu SOFORTIGEM AUSSCHLUSS geführt
hätte.
Da wir schon mal dabei sind:
Es wurde randaliert? In jeder S-Bahn am Samstag Abend ist ja
mehr los. Selbst der verkommerzialsierte Fußball, lässt
Raucherabteile in Zügen entstehen, niemand setzt sich zu
Fußballfans, obwohl sie nur singen und saufen oder rumprollen.
Aber bitte: Niemandes von den "Fußballfans" schlägt unbeteiligte
Spießerkleinfamilien bei Auswärtspielen in Regionalexpressen
zusammen. Trotzdem riechen sie so als tanzten sie aus der Reihe.
Die Schüler kloppften an verschlossenen Lehramts-Türen,
"öffneten" Vorlesungen (überließen den Studenten aber die Wahl
den Unterricht fortzusetzen), schmissen Klopapierrollen aus dem
Fenster (Was ja eine schwerste Sachbeschädigung ist, was nicht
alles dabei hätte kaputtgehen können), leerten aus versehen den
ein oder anderen Feuerlöscher und Papierkorb oder stibitzten das
ein oder andere Büffet-Häppchen irgendwelcher Manager (Was haben
die eigentlich in der Uni zu suchen?). Wenn randaliert worden
wäre dann wären Fenster rausgeflogen, Kloschüsseln zertreten,
Türen rausgerissen, Menschen wären körperlich attackiert worden,
die "Hochschule" wär kaputt. Teile der Uni hätten geschlossen
werden müssen oder zwangsgeräumt. Stattdessen kuckten manche
Vor"ge"lesenen mit nem halben Auge und angeödet ausm Fenster
aufm HU-Hinterhof, als Schüler vorbeizogen. Ein paar coole
Kiddies [nicht abwertend gemeint] mit Megaphon und Transpi
stellten sich aufn Balkon und zogen das Halstuch etwas höher.
Aus offenen "Erdgeschossen" sprangen doch tatsächlich diese
"ungehobelten" Schüler, statt wie jeder Spießer die schwere Tür
zu benutzen und in Schlangenformation ORDENTLICH auszutreten.
Wir sind dabei nur ganz knapp an der internationalen
Weltrevolution vorbeigeschlittert. In jeder Schulhofpause
passier ja mehr blödsinn, als in der Uni tatsächlich passierte.
Zahlenrätsel. Anfangs 5.000 da der Auftakt hinterm Rathaus war
sind viele erst dazu gestoßen als es losging, denn erst dann
konnte man aus allen Perspektiv-Richtungen des Roten Rathauses
die Demo sehen. Zwischen Rathaus und Uni waren es 10.000. Da ich
die letzten 5 Tage mehrere Groß-Demos gesehen haben kann ich es
vergleichen. Mit 7.000 am Sonnabend, einmal sogar mehr als
10.000 am Montag, 9.000 am Dienstag muss gesagt werden es waren
10.000 bis zur Zwischenkundgebung. Nach der Uni waren es nur
noch 3.000. Am Alex nur noch 1.000 Demonstrant_Innen.
Friedliche Schüler wurden von Chaoten belästigt? Wenn ihr das
denkt, dann hattet ihr keine Jugend oder seid ihr im Kloster
aufgewachsen.
Die Demo war von "den Linken"? Nur weil jemand ein paar Lautis
hinstellt und Fronttransparente malt heisst das nicht das sie
ein Eigentumsrecht auf eine Aktionsform haben. Zumal sie sie
nicht kontrollieren sondern nur "versuchen" zu lenken. So ging
die Demo einfach los und der Lauti musste 2 Minuten lang nörgeln
und rumflennen, bis die Spitze sich erbarmte einfach gnadenlos
weiterzugehen und den Lauti zu ignorieren. Es kamen auch keine
"organisierten Schulbusse" an, sondern die Meisten kamen mit den
öffentlichen. Es wurde auch niemandes an die Hand genommen oder
"gezwungen" bei der Schülerstreikdemo mitzumachen. Man könnte
sagen sie taten es aus eigenem Interesse auch wenn nicht allen
genau klar ist was sie damit bezwecken wollen und alles so toll
reflektiern. Das machen aber die Erzieherinnen auch nicht. Die
Schülergrüppchen hatten keine erkennbaren Führer usw.
Alles in allem mag dieser Text hier leicht schöngefärbt und
übertrieben sein. Aber dieses ewige rumgehetze ist mit
Sicherheit das eigentlich kriminelle. Demnächst, es ist schon
angekündigt, gibt es in Neukölln einen "Schülerknast" für
Schulstreikende/"schwänzende" und deren Eltern "zumeist
Migranten" entzieht man bei Wiederholung das Sorgerecht. Und das
ist nicht übertrieben, sondern geplant!
Editorische
Anmerkungen
Der Artikel erschien
bei Indymedia am 13.11.2008. Wir spiegelten.
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