Globalisierung
Friedrich Engels und Karl Marx über den Weltmarkt

von
Eike Kopf

11/07

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„Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet.”  Kommunistisches Manifest

Die Erkenntnisse über die Entstehung und die historische Bedeutung des Weltmarktes und der Weltproduktion gehören zu den frühen und grundlegenden Erkenntnissen der neuen Weltanschauung von Friedrich Engels und Karl Marx.

Ich denke, daß zuerst die Ausbildung als Kaufmann, die Engels von September 1837 bis März 1841 in der Handelsfirma seines Vaters in Barmen (heute Wuppertal) und in einer Großhandelsfirma in Bremen erfahren hat, dazu geführt hat.

Im August 1844 schrieb Engels: „Der Gedanke der Enzyklopädie war für das achtzehnte Jahrhundert charakteristisch [...] Ebenso in der Geschichte. Wir finden jetzt zuerst bändereiche Kompilationen der Weltgeschichte, noch ohne Kritik und vollends ohne Philosophie [...] Die Politik wurde auf eine menschliche Basis gestellt und die Nationalökonomie durch Adam Smith reformiert.“ (Karl Marx/Friedrich Engels: Werke. Dietz Verlag Berlin [nachfolgend: MEW], Bd. 1, S. 551)

Deutschland, Frankreich und England sind die „drei leitenden Länder der gegenwärtigen Geschichte“. (Eb., S. 552)

Das 16. und 17. Jahrhundert haben „die Kolonien; die Seemacht und den Handel Englands geschaffen und eine zunehmende, schon ziemlich mächtige Mittelklasse neben die Aristokratie gestellt.“ (Eb., S. 557)

Erfindungen in der englischen Töpferei, Spinnerei und Weberei sowie der Dampfmaschine von 1763 bis 1787 „regten die soziale Bewegung an“ (Eb., S. 559, 560) Im Jahre 1833 lebten „1½ Millionen Menschen direkt oder indirekt“ von der Baumwollindustrie; „die Quantität der ausgeführten Baumwollenwaren hat sich seit 1801 verachtfacht.“ (Eb., S. 561)
Baumwollfabrikation, Wollindustrie, Leinenindustrie, Seidenindustrie „wurden so total revolutioniert“ (Eb., S. 561/562)

„Dies ist aber nur der Anfang der industriellen Umwälzung. Wir haben gesehn, wie Färben, Drucken und Bleichen durch den Fortschritt des Spinnens und Webens ausgedehnt wurden und sich bei der Mechanik und Chemie Hülfe holten. [...] Die Dampfmaschine gab den unerschöpflichen Kohlenlagern, die sich unter der Oberfläche Englands hinziehen, erst ihren Wert; neue Kohlenbergwerke wurden in Masse eröffnet und die alten mit doppelter Energie bearbeitet. Die Anfertigung der Spinnmaschinen und Webstühle fing auch an, einen eignen Industriezweig zu bilden [...] Die Maschinen wurden durch Maschinen gemacht [...] Die Maschinenfabrikation wirkte wieder auf die Eisen- und Kupfergewinnung zurück [... ]
Die Folge der revolutionierten Baumwollspinnerei mußte eine Revolution der gesamten Industrie sein“. (Eb., S. 563)

Die Metallverarbeitung und die Bergwerke wurden erneuert, neue Kommunikationsmittel wurden geschaffen: Straßen und Kanäle wurden neu gebaut, seit 1811 wurden Dampfschiffe gebaut und seit 1830 Eisenbahnen eröffnet. „Die Revolutionierung der englischen Industrie ist die Basis aller modernen englischen Verhältnisse, die treibende Kraft der ganzen sozialen Bewegung.“ (Eb., S. 565-566)

Diese Fakten beschrieb Engels 1845 auch in seinem Buch „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ und ergänzte sie auf diese Weise: „Wie der Dampf die Kommunikation zu Lande revolutioniert hatte, so gab er auch der zu Wasser ein neues Ansehen. Das erste Dampfschiff fuhr 1807 auf dem Hudson in Nordamerika; das erste im britischen Reich 1811 auf dem Clyde. Seitdem sind über sechshundert in England gebaut worden, und über fünfhundert waren in britischen Häfen in Tätigkeit.

Das ist in kurzem die Geschichte der englischen Industrie in den letzten sechzig Jahren, eine Geschichte, die ihresgleichen nicht hat in den Annalen der Menschheit.“ (MEW, Bd. 2, S. 249)

Im Sommer 1845 fuhr Engels einen Monat mit Marx nach London und Manchester. So konnte auch Marx selbst die industrielle, ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung Englands sehen.

Ab September 1845 begannen sie ihre Arbeit an dem Werk „Die deutsche Ideologie“. In dem Fragment „I. Feuerbach“ schrieben sie: „Mit der Manufaktur treten die verschiedenen Nationen in ein Konkurrenzverhältnis, in den Handelskampf, der in Kriegen, Schutzzöllen und Prohibitionen durchgekämpft wurde, während früher die Nationen, soweit sie in Verbindung waren, einen harmlosen Austausch miteinander verführt hatten. Der Handel hat von nun an politische Bedeutung. [...]

Die Manufaktur und überhaupt die Bewegung der Produktion erhielt einen enormen Aufschwung durch die Ausdehnung des Verkehrs, welche mit der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien eintrat. Die neuen, von dort importierten Produkte, namentlich die Massen von Gold und Silber, die in Zirkulation kamen, die Stellung der Klassen gegeneinander total veränderten und dem feudalen Grundeigentum und den Arbeitern einen harten Stoß gaben, die Abenteurerzüge, Kolonisation und vor Allem die jetzt möglich gewordene und täglich sich mehr und mehr herstellende Ausdehnung der Märkte zum Weltmarkt riefen eine neue Phase der geschichtlichen Entwicklung hervor [...]
Die zweite Periode trat mit der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts ein und dauerte fast bis zum Ende des achtzehnten. Der Handel und die Schiffahrt hatten sich rascher ausgedehnt als die Manufaktur, die eine sekundäre Rolle spielte; die Kolonien fingen an, starke Konsumenten zu werden, die einzelnen Nationen teilten sich durch lange Kämpfe in den sich öffnenden Weltmarkt. [...] Diese Periode ist auch bezeichnet durch das Aufhören der Gold- und Silberausfuhrverbote, das Entstehen des Geldhandels, der Banken, der Staatsschulden, des Papiergeldes, der Aktien- und Fondsspekulation [...] und der Ausbildung des Geldwesens überhaupt“. (MEW, Bd., 3, S. 56-59)

„Die im siebzehnten Jahrhundert unaufhaltsam sich entwickelnde Konzentration des Handels und der Manufaktur auf ein Land, England, schuf für dieses Land allmählich einen relativen Weltmarkt und damit eine Nachfrage für die Manufakturprodukte dieses Landes, die durch die bisherigen industriellen Produktivkräfte nicht mehr befriedigt werden konnte. [...] Die Konkurrenz zwang bald jedes Land, das seine historische Rolle behalten wollte, seine Manufakturen durch erneuerte Zollmaßregeln zu schützen (die alten Zölle halfen gegen die große Industrie nicht mehr) und bald darauf die große Industrie unter Schutzzöllen einzuführen. Die große Industrie universalisierte trotz dieser Schutzmittel die Konkurrenz [...], stellte die Kommunikationsmittel und den modernen Weltmarkt her, unterwarf sich den Handel, verwandelte alles Kapital in industrielles Kapital und erzeugte damit die rasche Zirkulation (die Ausbildung des Geldwesens) und Zentralisation der Kapitalien. Sie zwang durch die universelle Konkurrenz alle Individuen zur äußersten Anspannung ihrer Energie. Sie vernichtete möglichst die Ideologie, Religion, Moral etc., und wo sie dies nicht konnte, machte sie sie zur handgreiflichen Lüge. Sie erzeugte insoweit erst die Weltgeschichte, als sie jede zivilisierte Nation und jedes Individuum darin in der Befriedigung seiner Bedürfnisse von der ganzen Welt abhängig machte und die bisherige naturwüchsige Ausschließlichkeit einzelner Nationen vernichtete. Sie subsumierte die Naturwissenschaft unter das Kapital und nahm der Teilung der Arbeit den letzten Schein der Naturwüchsigkeit. Sie vernichtete überhaupt die Naturwüchsigkeit, soweit dies innerhalb der Arbeit möglich ist, und löste alle naturwüchsigen Verhältnisse in Geldverhältnisse auf.“ (Eb., S. 59/60)
Die Mitglieder des Bundes der Kommunisten in Paris baten Engels am 22. Oktober 1847, ein kommunistisches Programm zu entwerfen. Bis November 1847 schrieb er die „Grundsätze des Kommunismus”, worin es heißt: „11. F[rage]: Was waren die nächsten Folgen der industriellen Revolution und der Scheidung der Gesellschaft in Bourgeois und Proletarier?

A[ntwort]: Erstens wurde durch die infolge der Maschinenarbeit immer wohlfeiler werdenden Preise der Industrieerzeugnisse in allen Ländern der Welt das alte System der Manufaktur oder der auf Handarbeit beruhenden Industrie gänzlich zerstört. Alle halbbarbarischen Länder, welche bisher mehr oder weniger der geschichtlichen Entwicklung fremd geblieben waren und deren Industrie bisher auf der Manufaktur beruht hatte, wurden hierdurch mit Gewalt aus ihrer Abschließung herausgerissen. Sie kauften die wohlfeilen Waren der Engländer und ließen ihre eigenen Manufakturarbeiter zugrunde gehen. So sind Länder, welche seit Jahrtausenden keinen Fortschritt gemacht haben, z.B. Indien, durch und durch revolutioniert worden, und selbst China geht jetzt einer Revolution entgegen. Es ist dahin gekommen, daß eine neue Maschine, die heute in England erfunden wird, binnen einem Jahre Millionen von Arbeitern in China außer Brot setzt. Auf diese Weise hat die große Industrie alle Völker der Erde miteinander in Verbindung gesetzt, alle kleinen Lokalmärkte zum Weltmarkt zusammengeworfen, überall die Zivilisation und den Fortschritt vorbereitet und es dahin gebracht, daß alles, was in den zivilisierten Ländern geschieht, auf alle anderen Länder zurückwirken muß.“ (MEW, Bd. 4, S. 367)

Marx schrieb Anfang 1848 über den Freihandel:

„Je mehr das Produktivkapital also anwächst, desto mehr steigert sich die Konkurrenz unter den Arbeitern, und zwar in viel stärkerem Verhältnis. Die Entlohnung der Arbeit nimmt ab für alle, und die Arbeitslast vermehrt sich für einige.

1829 gab es in Manchester 1088 Spinner, die in 36 Fabriken beschäftigt waren. 1841 gab es nur noch 448, und diese Arbeiter bedienten 53 353 Spindeln mehr als die 1088 von 1829. Wenn die Handarbeit zugenommen hätte in demselben Maße wie die Produktivkräfte, so hätte die Zahl der Arbeiter auf 1848 steigen müssen; die technischen Verbesserungen haben also 1100 [vielmehr 1400 – E. K.] Arbeiter außer Arbeit gesetzt.[...]

Der Fortschritt der Industrie liefert weniger kostspielige Existenzmittel. So hat der Schnaps das Bier, die Baumwolle Wolle und Leinen, die Kartoffel das Brot ersetzt.

Da man stets Mittel findet, die Arbeit mit wohlfeileren und erbärmlicheren Gegenständen zu ernähren, so ist das Lohnminimum in stetem Sinken begriffen. [...]

So von zwei Dingen eines: Entweder muß man die ganze, auf die Voraussetzung des Freihandels begründete politische Ökonomie leugnen, oder man muß zugestehen, daß die Arbeiter unter diesem Freihandel von der ganzen Härte der ökonomischen Gesetze getroffen werden.

Um zusammenzufassen: Was ist also unter dem heutigen Gesellschaftssystem der Freihandel? Die Freiheit des Kapitals. Habt ihr die paar nationalen Schranken, die noch die freie Entwicklung des Kapitals einengen, eingerissen, so habt ihr lediglich seine Tätigkeit völlig entfesselt. Solange ihr das Verhältnis von Lohnarbeit zu Kapital fortbestehen laßt, mag der Austausch der Waren sich immerhin unter den günstigsten Bedingungen vollziehen, es wird stets eine Klasse geben, die ausbeutet, und eine, die ausgebeutet wird. [...] Man sagt uns zum Beispiel, daß der Freihandel eine internationale Arbeitsteilung ins Leben rufen und damit jedem Lande eine mit seinen natürlichen Vorteilen harmonierende Produktion zuweisen würde.

Sie glauben vielleicht, meine Herren, daß die Produktion von Kaffee und Zucker die natürliche Bestimmung von Westindien sei.

Vor zweihundert Jahren hatte die Natur, die sich nicht um den Handel kümmert, dort weder Kaffeebäume noch Zuckerrohr gepflanzt.

Und es wird vielleicht kein halbes Jahrhundert dauern, bis Sie dort weder Kaffee noch Zucker mehr finden, denn bereits hat Ostindien [...] den Kampf erfolgreich aufgenommen. [...]
Noch ein Umstand darf dabei nie aus dem Auge gelassen werden: der nämlich, daß wie alles Monopol geworden ist, es auch heute einige Industriezweige gibt, welche alle anderen beherrschen und den sie vorzugsweise betreibenden Völkern die Herrschaft auf dem Weltmarkt sichern. So hat im internationalen Verkehr allein die Baumwolle eine viel größere kommerzielle Bedeutung als alle anderen zur Anfertigung von Bekleidungsgegenständen verwendeten Rohstoffen zusammen. Es ist wahrhaft lächerlich, wie die Freihändler auf die paar Spezialitäten in jedem Industriezweig hinweisen, um sie gegen die Produkte des alltäglichen Gebrauches in die Waagschale zu werfen, die am billigsten in den Ländern produziert werden, wo die Industrie am entwickeltsten ist.

Wenn die Freihändler nicht begreifen können, wie sich ein Land sich auf Kosten eines anderen bereichern kann, so brauchen wir uns darüber nicht zu wundern, da dieselben Herren noch weniger begreifen wol­len, wie innerhalb eines Landes eine Klasse sich auf Kosten einer anderen bereichern kann.

Glauben Sie aber nicht, meine Herren, daß, wenn wir die Handelsfreiheit kritisieren, wir die Absicht haben, das Schutzzollsystem zu verteidigen. [...] Übrigens ist das Schutzzollsystem nur ein Mittel, in einem Lande die Großindustrie aufzuziehen, das heißt, es vom Weltmarkt abhängig zu machen; und von dem Augenblick an, wo man vom Weltmarkt abhängt, hängt man schon mehr oder weniger vom Freihandel ab. Aus­serdem entwickelt das Schutzzollsystem die freie Konkurrenz im Innern eines Landes. Deshalb sehen wir, daß in den Ländern, wo die Bourgeoisie anfängt, sich als Klasse Geltung zu verschaffen, wie zum Beispiel Deutschland, sie große Anstrengungen macht, Schutzzölle zu bekommen. Diese sind für sie Waffen gegen den Feudalismus und gegen die absolute Staatsgewalt, sie sind für sie ein Mittel, ihre Kräfte zu konzentrieren und den Freihandel im Innern des Landes selbst zu realisieren.

Aber im allgemeinen ist heutzutage das Schutzzollsystem konservativ, während das Freihandelssystem zerstörend wirkt. Es zersetzt die bisherigen Nationalitäten und treibt den Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze. Mit einem Wort, das System der Handelsfreiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolutionären Sinne, meine Herren, stimme ich für den Freihandel.“ (MEW, Bd. 4, S. 452, 455, 456-458)

Im “Manifest der Kommunistischen Partei” von Marx und Engels von 1848 können wir lesen: „Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt. [...]
Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.
Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet.” (Eb., S. 464, 465/466)

Am 8. Oktober 1858 schrieb Marx an Engels: „Die eigentliche Aufgabe der bürgerlichen Gesellschaft ist die Herstellung des Weltmarkts, wenigstens seinen Umrissen nach, und einer auf seiner Basis ruhenden Produktion. Da die Welt rund ist, scheint dies mit der Kolonisation von Kalifornien und Australien und dem Aufschluß von China und Japan zum Abschluß gebracht.“ (MEW, Bd. 29, S. 360)

Im Jahre 1859 veröffentlichte Marx das erste Heft seines geplanten Werkes „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“. Im Vorwort teilte er mit, daß er 6 Bücher schreiben will: 1. Das Kapital, 2. Das Grundeigentum, 3. Die Lohnarbeit (in Industrie, Handel und Landwirtschaft); 4. Der Staat (und seine Bedeutung für die Wirtschaft), 5. Der auswärtige Handel, 6. Der Weltmarkt. (MEW, Bd. 13, S. 7)

Die Bücher 1-3 sollten die ökonomischen Lebensbedingungen der drei großen Klassen in jedem kapitalistischen Land untersuchen, die durch den jeweiligen Staat zusammengefaßt (durch Steuern, Zölle, Währungs- u.a. Gesetze, Subventionen, Protektion, Handelskriege usw.) und im internationalen Handel auf dem Weltmarkt vertreten werden.
Dies alles zusammen ist die Wirtschaft, die reale gesellschaftliche Basis der menschlichen Gesellschaft, aus der die soziale Struk­tur (Klassen und Schichten), Politik, Recht, Moral, Religion, Kunst, Einzelwissenschaf­ten und Philosophie als Ebenen des Überbaus letzten Endes hervorgehen.

Leider hat Marx nur das Buch über das Kapital, d. h. über die
Produktion (Buch I),
Zirkulation (Buch II),
Distribution und Konsumtion des Mehrwertes (Buch III) und die
Geschichte der Theorie zu diesem Gegenstand (Buch IV) geschrieben.

Er schrieb im I. Buch bzw. Band des „Kapitals“ 1867:  

„Ihr [der großen Industrie – E. K.] Prinzip, jeden Produktionsprozeß, an und für sich und zunächst ohne alle Rücksicht auf die menschliche Hand, in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie. Die buntscheckigen, scheinbar zusammenhangslosen und verknöcherten Gestalten des gesellschaftlichen Produktionsprozesses lösten sich auf in bewußt planmäßige und je nach dem bezweckten Nutzeffekt systematisch besonderte Anwendungen der Naturwissenschaft. Die Technologie entdeckte ebenso die wenigen großen Grundformen der Bewegung, worin alles produktive Tun des menschlichen Körpers [...] notwendig vorgeht [...] Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandene Form eines Produktionsprozesses niemals definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolutionär [...] Sie revolutioniert damit ebenso beständig die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufhörlich Kapitalmassen und Arbeitermassen aus einem Produktionszweig in den andern. Die Natur der großen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluß der Funktion, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters. Andrerseits reproduziert sie in ihrer kapitalistischen Form [im Rahmen der Reichweite des Eigentums an den Produktionsmitteln – E. K.] die alte Teilung der Arbeit mit ihren knöchernen Partikularitäten. Man hat gesehn, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeiters aufhebt, ihm mit dem Arbeits­mittel beständig das Lebensmittel aus der Hand zu schlagen und mit seiner Teilfunktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; wie dieser Widerspruch im ununterbrochnen Opferfest der Arbeiterklasse, maßlosesten Vergeudung der Arbeitskräfte und den Verheerungen gesellschaftlicher Anarchie sich austobt. Dies ist die negative Seite. [...] Ein auf Grundlage der großen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Umwälzungsprozesses sind polytechnische und agronomische Schulen, ein andres sind die ‚écoles d’enseignement professionnel [Berufsschulen – E. K.]‘, worin die Kinder der Arbeiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen Handhabe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten.“ So „unterliegt es keinem Zweifel, daß die unvermeidliche Eroberung der politischen Gewalt durch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht, theoretisch – und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern wird. Es unterliegt ebensowenig einem Zweifel, daß die kapitalistische Form der Produktion und die ihr entsprechenden ökonomischen Arbeiterverhältnisse im diametralsten Widerspruch stehn mit solchen Umwälzungsfermenten und ihrem Ziel, der Aufhebung der alten Teilung der Arbeit. Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produktionsform ist jedoch der einzig geschichtliche Weg ihrer Auflösung und Neugestaltung.“ (MEW, Bd. 23, S. 510-512)

Diese Umwälzungen in der Produktion sind eng mit der Entwicklung des Weltmarktes verbunden. Marx schrieb im gleichen Werk: „Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrhundert die moderne Lebensgeschichte des Kapitals. [...] Abgesehn von ganz umgewälztem Segelschiffbau, wurde das Kommunikations- und Transportwesen daher allmählich durch ein System von Flußdampfschiffen, Eisenbahnen, ozeanischen Dampfschiffen und Telegraphen der Produktionsweise der großen Industrie angepaßt. Die furchtbaren Eisenmassen aber, die jetzt zu schmieden, zu schweißen, zu schneiden, zu bohren und zu formen waren, erforderten ihrerseits zyklopische Maschinen, deren Schöpfung der manufakturmäßige Maschinenbau versagte.“ (MEW, Bd. 23, S. 161, 405)

Und im 3. Band: „Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital [...] setzen zu ihrer vollen Entwicklung das Kreditwesen und die Konkurrenz auf dem Weltmarkt voraus, der überhaupt die Basis und die Lebensatmosphäre der kapitalistischen Produktionsweise bildet. [...] Und wenn im 16. und zum Teil noch im 17. Jahrhundert die plötzliche Ausdehnung des Handels und die Schöpfung eines neuen Weltmarkts einen überwiegenden Einfluß auf den Untergang der alten und den Aufschwung der kapitalistischen Produktionsweise ausübten, so geschah dies umgekehrt auf Basis der einmal geschaffnen kapitalistischen Produktionsweise. Der Weltmarkt bildet selbst die Basis dieser Produktionsweise. Andrerseits, die derselben immanente Notwendigkeit, auf stets größrer Stufenleiter zu produzieren, treibt zur beständigen Ausdehnung des Weltmarkts, so daß der Handel hier nicht nur die Industrie, sondern die Industrie beständig den Handel revolutioniert.“ (MEW, Bd. 25, S. 120, 345/346)

Wenn der Weltmarkt existenzielle Bedeutung als Bestandteil der Basis der kapitalistischen Produktionsweise hat, dann gilt das erst recht für die sozialistische Produktionsweise und auch, solange auf der Erde kapitalistische und sozialistische Länder gleichzeitig existieren. Das wird auch notwendig in einer einheitlichen sozialistischen zivilisierten Welt neuen Typs.
Marx und Engels haben erkannt, daß mit der Weltproduktion und dem Weltmarkt das Finanz- und Kreditsystem in engem Zusammenhang steht und auch für die assoziierte Gesellschaft der Zukunft von großer Wichtigkeit ist.

Im 3. Band des „Kapitals“ schrieb Marx über den doppelseitigen Charakter des Kreditsystems: „einerseits die Triebfeder der kapitalistischen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel- und Schwin­delsystem zu entwickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeutenden Wenigen immer mehr zu beschränken; andrerseits aber die Übergangsform zu einer neuen Produktionsweise zu bilden [...]

Es muß aber nie vergessen werden, [...] daß das Kreditsystem [...] selbst einerseits eine immanente Form der kapitalistischen Produktionsweise ist und andrerseits eine treibende Kraft ihrer Entwicklung zu ihrer höchst- und letztmöglichen Form. [...]

Endlich unterliegt es keinem Zweifel, daß das Kreditsystem als ein mächtiger Hebel dienen wird während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit “. (MEW, Bd. 25, S. 457, 620, 621)
Den sozusagen abschließenden Standpunkt zum Freihandel veröffentlichte Engels Anfang November 1886, also mehr als drei Jahre nach Marx‘ Tod, als er in London Marx‘ Manuskripte zum dritten Buch der „Kritik der politischen Ökonomie“ für den Druck des dritten Bandes des „Kapitals“ vorbereitete, in seinem Vorwort zur englischen Ausgabe des ersten Bandes des „Kapitals“: „Der Gang des industriellen Systems Englands, der unmöglich ist ohne eine ständige und schnelle Ausdehnung der Produktion und der Märkte [! – E. K.], ist zum Stillstand gekommen. Der Freihandel hat seine Hilfsquellen erschöpft; selbst Manchester zweifelt an diesem seinem ehe­maligen ökonomischen Evangelium.* Die sich schnell entwickelnde ausländische Industrie starrt der englischen Produktion überall ins Gesicht, nicht nur auf zollgeschützten, sondern auch auf neutralen Märkten und sogar diesseits des Kanals. Während die Produktivkraft in geometrischer Reihe wächst, schreitet die Ausdehnung der Märkte bestenfalls in einer arithmetischen Reihe fort. Der zehnjährige Zyklus von Stagnation, Prosperität, Überproduktion und Krise, der von 1825 bis 1867 immer wiederkehrte, scheint allerdings abgelaufen zu sein; aber nur um uns im Sumpf der Verzweiflung einer dauernden und chronischen Depression landen zu lassen. Die ersehnte Periode der Prosperität will nicht kommen; sooft wir die sie ankündigenden Symptome zu erblicken glauben, sooft verschwinden sie wieder in der Luft. Inzwischen stellt jeder folgende Winter erneut die Frage: ‚Was tun mit den Arbeitslosen?‘ Aber während die Zahl der Arbeitslosen von Jahr zu Jahr anschwillt, ist niemand da, um diese Frage zu beantworten; und wir können den Zeitpunkt beinahe berechnen, wo die Arbeitslosen die Geduld verlieren und ihr Schicksal in ihre eignen Hände nehmen werden. In einem solchen Moment sollte sicherlich die Stimme eines Mannes [Karl Marx – E. K.] gehört werden, dessen ganze Theorie das Ergebnis eines lebenslangen Studiums der ökonomischen Geschichte und Lage Englands ist und den dieses Studium zu dem Schluß geführt hat, daß, zumindest in Europa, England das einzige Land ist, wo die unvermeidliche soziale Revolution gänzlich mit friedlichen und gesetzlichen Mitteln durchgeführt werden könnte. [! – E. K.] Gewiß hat er nie vergessen hinzuzufügen, daß er kaum erwarte, die herrschenden Klassen Englands würden sich ohne ‚proslavery rebellion‘ dieser friedlichen und gesetzlichen Revolution unterwerfen.
Die „proslavery rebellion (Rebellion für die Sklaverei)“ war ein Aufruhr, den die Sklavenhalter des Südens der USA auslösten und der zum Nordamerikanischen Bürgerkrieg 1861-1856 geführt und eine Sezession (Abtrennung) der Süd- von den Nordstaaten der USA verhindert hatte. Auch dieser Passus von Engels und Marx ist ein Beispiel dafür, wie ihre Schlußfolgerungen mit den konkret historischen Voraussetzungen im Zusammenhang stehen und nicht wie ein Dogma genutzt werden dürfen.

Die Monopolbourgeoisie löste bekanntlich die von Engels beschriebene anwachsende krisenhafte Situation unter anderem durch Weltkriege, zahlreiche regionale Kriege und die Ausbeutung der Entwicklungsländer bis heute.

Schlussfolgerungen:

Austausch von Produkten und Märkte gab es auch in vorkapitalistischen Gesellschaften.
Die Schaffung der Weltproduktion und des Weltmarktes ist die geschichtliche und revolutionäre Aufgabe der Bourgeoisie; sie sind Voraussetzungen und Resultate der kapitalistischen Gesellschaft.

Weltproduktion und Weltmarkt sind auch eine Voraussetzung für die sozialistische Gesellschaft.

Die Volksrepublik China und alle Länder, die den Weg des gesellschaftlichen Fortschritts gehen und den Abstand zu den industriell entwickelten Ländern verringern wollen, müssen die Weltproduktion und den Weltmarkt pro-aktiv als Entwicklungsform nutzen.
Das langfristige Konzept der Volksrepublik China, bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts das Land zu modernisieren und zu einem entwickelten Land mittleren Niveaus zu machen, erfordert die kluge Nutzung und Mitgestaltung des Weltmarktes. Dabei soll­ten die chinesischen Außenhändler immer beachten, daß ökonomische Zusammenhänge einen doppelten Charakter haben: sie haben einen natürlichen Inhalt und eine soziale Form (die von der Form des Eigentums der gehandelten Produkte abhängt).

Weltproduktion und Weltmarkt werden noch stärker als im 16.-18. Jahrhundert die nationalen und derzeitigen staatlichen Grenzen überwinden. Trotz aller Ausgründungen sowie zunehmender computergestützter Nutzung kleiner Produktions- und Marktlücken werden multinationale Handelszonen und Unternehmen für das 21. Jahrhundert maßgeblich werden; dieser objektiv realen Tendenz müssen sich m. E. auch progressive Kräfte stellen.
Marx forderte 1867 im Vorwort zum „Kapital“, im Gedächtnis zu behalten: „Auch wenn eine Gesellschaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die Spur gekommen ist – und es ist der letzte Endzweck dieses Werks, das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen -, kann sie naturgemäße Entwicklungsphasen weder überspringen noch wegdekretieren. Aber sie kann die Geburtswehen abkürzen und mildern.“ (MEW, Bd. 23, S. 15/16)

Sind die Produktivkräfte in einem Land im Allgemeinen noch nicht ausreichend entwickelt, wenn es beginnt, die Grundlagen der sozialistischen Gesellschaft aufzubauen, dann besteht die reale Gefahr, daß sie ohne diese „absolut notwendige praktische Voraussetzung [...] nur den Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das [zum Leben – E. K.] Notwendige wieder beginnen und die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte“. (Marx/ Engels: Die deutsche Ideologie. In: MEW, Bd. 3, S. 34/35)

Mit der für den Sozialismus notwendigen „universellen Entwicklung der Produktivkräfte“ ist „ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt“, also der Welthandel als dessen Basis notwendig. (Eb., S. 35)

„Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden [kapitalistischen – E. K.] Voraussetzung. Übrigens setzt die Masse von bloßen Arbeitern – massenhafte von Kapital oder von irgendeiner bornierten Befriedigung abgeschnittne Arbeitskraft – und darum auch der nicht mehr temporäre Verlust dieser Arbeit selbst als einer gesicherten Lebensquelle durch die Konkurrenz den Weltmarkt voraus. Das Proletariat kann also nur weltgeschichtlich existieren, wie der Kommunismus, seine Aktion, nur als ‚welt­geschichtliche‘ Existenz überhaupt vorhanden sein kann; weltgeschichtliche Existenz der Individuen, d. h. Existenz der Individuen, die unmittelbar mit der Weltgeschichte [die den Weltmarkt als Basis benötigt – E. K.] verknüpft ist.“ (Eb., S. 35/36)

Diese Einsicht über den Zusammenhang von Voraussetzungen und Schlußfolgerungen über den Übergang von der kapitalistischen zur sozialistischen Gesellschaft – sie­he oben - als niedere Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation ist wichtig.

Auf dieses Problem hat er auch in einem Brief an Edward Pease am 27. Januar 1886 hingewiesen: „Unsere Ansichten über die Unterschiede zwischen einer künftigen, nichtkapitalistischen Gesellschaft und der heutigen, sind exakte Schlußfolgerungen aus den historischen Tatsachen und Entwicklungsprozessen und sind, wenn sie nicht im Zusammenhang mit diesen Tatsachen und dieser Entwicklung dargelegt werden, theoretisch und praktisch ohne Wert.“ (MEW, Bd. 36, S. 429)

Zu den notwendigen Voraussetzungen des Übergangs von der kapitalistischen zur sozialistischen Gesellschaft gehört nach der Erkenntnis von Engels und Marx, daß auf der Basis des im Zusammenhang mit dem Weltmarkt entwickelten Produktivkräften „alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen“, wie Marx 1875 in seiner Kritik am Entwurf des Gothaer Parteiprogramms der deutschen Arbeiterpartei schrieb. (MEW, Bd. 19, S. 21)

Marx hatte schon 1859 im Vorwort zu seiner „Kritik der Politischen Ökonomie“ die Auffassung vertreten: „Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoße der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind.“ (MEW, Bd. 13, S. 9)

Diese Erkenntnis hat eine große Aktualität auch, nachdem vor allem die Führung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion nach 1953 nicht genug zur Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution ge­führt und von 1987-1991 die beachtlichen sozialistischen Errungenschaften und die Existenz der von ihr geführten sozialistischen Länder dem internationalen Kapitalismus ausgeliefert hat.

Vertreter des Liberalismus (erste Hälfte des 19. Jahrhunderts), des Nationalliberalismus (nach Gründung des deutschen Reiches 1871) und des Neoliberalismus (seit den 70er Jahren des vorigen Jahhunderts) behaupten, Freihandel fördert die freie Konkurrenz. Tatsächlich ist Freihandel die Freiheit vor allem des großen Kapitals.

Freie Konkurrenz und Freihandel führen, je mehr sie praktiziert werden, real zu ihrem Gegenteil, zum Monopol. Das sind notwendige historische Stufen der Entwicklung des Kapitalismus. Auch hier wirkt das allgemeine Gesetz, daß Wirkungen, Funktionen und Tendenzen die notwendigen Folgen aus der gegebenen Existenz von Dingen und ihrer Struktur sind.

Die Rangfolge des gesellschaftlichen Einflusses, d. h. der Wirkung auf die Existenz der Menschen in der Klassengesellschaft ist: Ökonomie, Sozialstruktur (Klassen und Schichten), Politik, Recht, Moral usw. Objektive ökonomische Triebkräfte und Tendenzen können in Klassengesellschaften und auf dem kapitalistischen Weltmarkt nicht mit moralischen Normen („Fairness“, „Sittlichkeit“ usw.) reguliert werden. Real gehen hier ökonomische und daher folgend politische Macht vor Recht und Moral – wie das Verhalten der Regierungen der USA und der Europäischen Union gegenüber chinesischen Waren – trotz Normen der Welthandelsorganisation (WTO) – zeigt.

Die Volksrepublik China hat keine andere reale Möglichkeit, als gemäß den Normen der WTO und gemeinsam mit anderen Entwicklungsländern den Weltmarkt für eine Entwicklung ihrer Produktivkräfte und wirtschaftliche Stärkung im Interesse des Volkes zu nutzen.
Engels schrieb 1868 über das „Kapital” von Marx: „Solange es Kapitalisten und Arbeiter in der Welt gibt, ist kein Buch erschienen, welches für die Arbeiter von solcher Wichtigkeit wäre, wie das vorliegende.” (MEW, Bd. 16, S. 235)

Das kann man erweitern: Im 21. Jahrhundert und solange es Kapitalisten und Arbeiter in der Welt gibt, solange auf der Erde der Übergang von kapitalistischen zur sozialistischen Gesellschaften und der Aufbau der kommunistischen Gesellschaftsformation stattfindet, werden die Erkenntnisse von Marx und Engels, besonders über Weltproduktion und Weltmarkt, ihre Aktualität nicht verlieren!

Wir müssen tun, was Engels am 11. März 1895 an Werner Sombart geschrieben hat: die allgemeine dialektisch materialistische Theorie von der Gesellschaft und ihrer Geschichte als „Anhaltspunkte zu weiterer Untersuchung“ der historisch konkreten Situation benutzen. (MEW, Bd. 39, S. 428)

Wir dürfen nie vergessen: Der Ausgangspunkt, das prinzipielle Problem für jede revolutionäre Partei oder Arbeiterbewegung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist das lernfähige und wissenschaftliche Verhältnis zur sich verändernden Realität.

Die Losung „Eine Welt, ein Traum!“ hat nicht nur Sinn für die Olympischen Spiele in Beijing im Jahre 2008, man kann sie auch im weltgeschichtlichen Sinn verstehen und nutzen!

Editorische Anmerkungen

Der Artikel  war ein Beitrag zum 1. Forum der Weltpolitisch Ökonomischen Gesellschaft zum Thema „Ökonomische Globalisierung und moderne marxistische Ökonomie“ an der Universität für Finanzen und Ökonomie zu Shanghai/China, vom 2.-3. IV. 2006  und erschien in den Weißenseer Blättern 03-2006. Wir spiegelten von dort.

Herausgegeben im Auftrag des Weißenseer Arbeitskreises
(Kirchliche Bruderschaft in Berlin)
Weißenseer Blätter Verlag und v. i. S. d. P. Hanfried Müller
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