Gewalt und Macht im Geschlechterverhältnis

Von Sabine Stövesand

11/07

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"Beschäftigt sich der Gender-Diskurs mit den falschen Machtstrategien?" Zumindest vernachlässigt er, so wie er u.a. von Soiland [(vgl. Artikel in diesem Heft), gemeint sind die "Widersprüche" Nr. 95 - kamue] geführt wird, wichtige Aspekte. Meiner Meinung nach kann, wer über Macht und Geschlecht nachdenkt, von der Gewalt in den Geschlechterverhältnissen nicht schweigen. Die männliche Gewalt gegen Frauen ist ein zentraler Ausdruck der ungleichen Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern.

Prolog

Über lange Jahre war die Gewalt gegen Frauen in privaten Beziehungen ein Tabu-Thema. In den 70er Jahren wurde sie dann zum Kristallisationspunkt der Proteste und Aktivitäten der neuen Frauenbewegung, denn sie galt als zentrales Symbol der patriarchalen Gesellschaft. Heute hingegen sind viele Protagonistinnen der Gender-Debatte - von Bewegung kann da ja nicht mehr gesprochen werden - so mit performieren, selbstinszenieren und Identitäten destabilisieren, mit Einschreibungen in etwas und Anrufungen von etwas beschäftigt, dass für die analytische und praktische Auseinandersetzung mit dem daily terror im trauten Heim keine Zeit bleibt. Zumal das Thema auch keine großartigen akademischen Lorbeeren bringt. Die 70er Jahre sind aktuell hoch im Kurs. Größtenteils werden aber nur kulturelle Bausteinchen wie Mode, Musik, Design recycled. Die materiellen Ausdrucksformen der sozialen Proteste, die strukturell-materiellen Aspekte der Gesellschafts- und auch der Geschlechteranalysen der 70er sind zu schwarzen Löchern der aktuellen widerständigen Praxis und in der akademischen Diskussion geworden. Einiges wird mühsam neu erfunden, anderes ist, teilweise zu Recht, aus dem Mainstream der Theorieproduktion verschwunden. Dazu passt, dass der aktuelle, sich als radikal verstehende Theoriediskurs sich ebenfalls in weiten Teilen auf das Kulturell-Symbolische beschränkt.

Das kollektive Gedächtnis ist kurz und so antwortete mir unlängst eine Studentin auf die Frage, was Sie von Feministinnen denke: "Nervig! Die haben dafür gesorgt, dass es große Extra-Parkplätze nur für Frauen gibt, weil die angeblich nicht einparken können." Man kann sich zwar durchaus darüber streiten, ob Frauenparkplätze tatsächlich zu mehr Sicherheit für Frauen und zu Angstreduzierung oder eher zur Festschreibung und Reproduktion von Differenzvorstellungen führen. Aber die Art, wie sich Anliegen der Frauenbewegung im Alltagsbewusstsein sedimentiert haben ist trotzdem gruselig. Dazu beigetragen hat neben dem Erfolg solcher pseudo-wissenschaftlicher Bücher wie "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" (Pease/Pease 2000) m. E. auch die Absetzbewegung der feministischen bzw. queeren Theoriediskurse. Praxisbezug und das Interesse an politischer Intervention ist einer immer größeren akademischen Selbsbezüglichkeit gewichen, zu Vermittlungsbemühungen kommt es kaum noch.

In der Gender-Debatte der letzten Jahre blieben Themen, bei denen es um "Geld und Leben", sprich um den harten Kern der Geschlechterhierarchie geht, unterbelichtet. Nicht von ungefähr steht der theoretischen Dekonstruktion der Kategorie "Frau" heutzutage die praktische Destruktion von Frauen- und Mädchenprojekten im kulturellen, ökonomischen und psycho-sozialen Bereich gegenüber. Ganz zu schweigen von der erneuten Befestigung der geschlechtsdiffenrenzierenden Arbeitsteilung durch Hartz IV und einer drohenden Re-traditionalisierung von Geschlechterkonzepten. (Nein, ich finde nicht, dass früher alles besser war.)

Während sich die einen in Lacan'schen Spiegeln spiegeln und mit der Signifikantenkette klimpern, wird die Auseinandersetzung mit konkreten sozialen Problemen und strukturell verankerten Ungerechtigkeiten gerne den "Alt-Linken", GewerkschafterInnen und SozialarbeiterInnen überlassen. Gruppen, die auf der postmodernen Hipness-Skala ganz unten rangieren und deren Abwatschen immer gut dafür ist, um schnelle persönliche Distinktionsgewinne einzufahren. Soziale Probleme gehen allenfalls, wenn sie für street credibility und radical chic verwertbar sind. Oder wenn sie in einem anderen Land, mindestens Frankreich, gerne Argentinien, stattfinden.

Es geht hier nicht darum, eine Basis-Attitude zu kultivieren oder Theorie und Praxis gegeneinander auszuspielen. Auch finde ich viele Aspekte der aktuellen Genderdiskussion, speziell die Infragestellung dichotomer Geschlechterbilder und vereinheitlichender Kategorien befreiend. Die kritische Befragung dekonstruktivistischer Ansätze mittels der Gouvernementalitätsperspektive, so wie Soiland das vorschlägt, halte ich für ausgesprochen interessant und bin für diesen Hinweis dankbar.

Nach ziemlich vielen Jahren der Aktivität in verschiedenen kollektiven politischen und sozialarbeiterischen Zusammenhängen sollte es andererseits erlaubt sein, Beobachtungen und Befürchtungen etwas zugespitzt aufs Papier zu bringen. Auch wird so die eigene Sprecherinnenposition transparent gemacht und der Schleier der vorgeblichen wissenschaftlichen Neutralität zerrissen. Das wäre hiermit erledigt.

Dreiecks-Beziehungen

Trotz der Veränderung politischer Rationalitäten und Regierungsformen in der neoliberalen "Flexi-Gesellschaft", die sich durch das "Regieren über Freiheit" (Krasmann) bzw. "Regieren aus der Distanz" (Miller/Rose) - siehe u.a. die Diskurse zu Selbstverantwortung, Eigenvorsorge, bürgerschaftlichen Engagement etc. - finden sich weiterhin auch "archaische" Machtformen, wie die der direkten Gewalt, der körperlichen Zurichtung, der Einsperrung, der Verbote, Erpressung, Bedrohung und Normierung. Unterschiedliche Machtformen lösen sich historisch nicht einfach ab, sondern überlagern und ergänzen sich. Michel Foucault (2000) hat auf diese Parallelität der Existenz unterschiedlicher Herrschaftstechnologien hingewiesen, als er von einem Dreieck aus Souveränität, Disziplin und Gouvernementalität sprach.

So steht beispielsweise dem Rückzug des Staates aus seiner sozialen Verantwortung eine Renaissance des strafenden Staates gegenüber. Und mitten in der hiesigen Gesellschaft, in jeder vierten Wohnung, werden tagtäglich Frauen krankenhausreif geschlagen, diszipliniert, erniedrigt, in Isolation gehalten, vergewaltigt. Die ursprüngliche Gewalt, die angeblich mit den entwickelteren Formen des Kapitalismus und der rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter verschwunden sein sollte, existiert weiter. Sie findet statt: heute, jetzt gerade, bei AkademikerInnen, ArbeiterInnen und Angestellten, in der Anti-Globalisierungsbewegung und in Ihrem persönlichen Bekanntenkreis.

Die Gewalt gegen Frauen ist tief in Gesellschaftsstrukturen und individuelle Biographien eingelassen. Gewalt gegen Frauen ist bis heute ein alltägliches Massenphänomen. Nach wie vor dient sie dazu (1.) die kostenlose Aneignung von Reproduktionsarbeit sicherzustellen, die der kapitalistischen Produktionsweise nicht vorgelagert, sondern ihr immanenter, den Mehrwert steigernder Bestandteil ist, (2.) die "patriarchale Dividende" (Connell) mittels der Verfügung über private emotionale "Wiederaufbauhilfe", Ego-Vergrößerung, Blitzableitung und diverser anderer Dienstleistungen aufzustocken, (3.) in Form der Massenvergewaltigung als strategisches Instrument der Kriegsführung den Gegner zu treffen.

Klarstellung

Wenn im Folgenden die "Gewalt gegen Frauen" im sozialen Nahraum im Zentrum der Betrachtungen steht, soll damit nicht ausgesagt werden, dass Gewalt im Kontext lesbischer Beziehungen, Gewalt außerhalb von Partnerschaften, Gewalt gegen Kinder, rassistische Gewalt oder die männlichen Opfer von Gewalt zu vernachlässigende Größen sind. Ebenso wenig soll verharmlost werden, dass auch Frauen Gewalt ausüben. Hier geht es jedoch nicht um die unterschiedlichen Gewaltverhältnisse an sich, sondern um die Frage nach den Machtstrategien, die eine prägende Rolle für die Geschlechterverhältnisse spielen. Die männliche Gewalt gegen Frauen ist ein zugespitzter und alltäglicher Ausdruck hierarchischer Geschlechterbeziehungen und genuiner Bestandteil von Herr-schaft. Geschlecht wiederum - ob nun konstruiert, inkorporiert oder transgendiert - wirkt nach wie vor als gesellschaftlicher Platzanweiser, begrenzt Teilhabechancen und strukturiert Lebensläufe.

Gewaltbetroffenheit und -handeln kann natürlich nicht allein im Kontext des herrschenden dualen Geschlechtersystems analysiert werden, sondern die Bedeutung sozialer und ethnischer Herkünfte, von Alter und sexueller Orientierung muss mitgedacht werden. Wie Geschlecht gelebt wird und welche Erfahrungen damit verbunden sind, ist auch von anderen gesellschaftlichen Strukturkategorien abhängig. Die illegalisierte Putzfrau einer deutschen Akademikerin hat vermutlich mindestens ebenso viel (oder so wenig) mit einem männlichen Bauarbeiter ohne Aufenthaltsgenehmigung zu tun wie mit ihrer Arbeitgeberin. Frauen verfügen über Handlungsmacht, sind nicht per se die "nigger of the world" (John Lennon) und Männer sind nicht automatisch "on top of the world" (Karen Carpenter). Wird dies ausgeblendet besteht die Gefahr, Frauen in der Opferrolle festzuschreiben und männliche Gewalttätigkeit zu essentialisieren. Damit würden stereotype, polarisierende Vorstellungen reproduziert, die konstitutiver Bestandteil traditioneller hierarchischer Geschlechterordnungen sind. Die Spielräume der Lebensgestaltung für Frauen haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich vergrößert und die Lebensentwürfe, Arbeitsbiographien und Formen des Zusammenlebens von Frauen und Männern sind heute vielgestaltig. Es gibt aber andererseits viele Gründe von einer noch überwiegend "rhetorischen Modernisierung" (Wetterer 2003) der Geschlechterverhältnisse zu sprechen.

Fakten

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein aktuelles Thema. Sie ist weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung (vgl. Unicef 1997; Schmidt-Häuer 2000). Und damit ist nicht nur Afghanistan oder Nigeria gemeint. Trotz der Existenz von Frauenprojekten, positiven Veränderungen auf der Gesetzesebene und den breiten Debatten der vergangenen Jahre hat diese Gewalt hierzulande nicht abgenommen. Nach der ersten Welle der Empörung haben wir uns lediglich dran gewöhnt. Es gibt hier ja schließlich Frauenhäuser, oder? Und dahin flüchten jedes Jahr ca. 45.000 Frauen und Kinder (Kavemann u.a. 2001: 23).
Seit September 2004 liegt erstmalig eine umfassende Repräsentativstudie zur Gewaltprävalenz in Deutschland vor. Demnach belegt dieses Land im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz, was die Viktimisierung von Frauen durch körperliche Gewalt im Erwachsenenleben anbelangt - 37% der befragten Frauen waren betroffen, während die Spanne im europäischen Vergleich zwischen 14% und 30% liegt (BMFSFJ 2004: 40).
Jede zweite bis dritte Frau, d.h. 37 % der über 10.000 befragten Frauen hat also nach dem 16. Lebensjahr körperliche Gewalt oder Übergriffe erlebt, fast jeder siebten widerfuhr sexuelle Gewalt im Sinne einer strafrechtlich anerkannten Definition, d.h. Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung sowie sexuelle Nötigung unter Anwendung von Drohungen oder körperlichem Zwang. Insgesamt gaben 42% der interviewten Frauen an, Formen psychischer Gewalt erlebt zu haben. Betroffen sind Frauen aller Altersgruppen und aller sozialer Schichten. Mit einem leichten Übergewicht bei Akademikerinnen. Die Mehrheit der Frauen wurde mehr als einmal in ihrer Partnerschaft Opfer von Gewalt: 36% gaben 2-10 Situationen an und weitere 33% sogar 10 bis über 40 Vorfälle. Insgesamt gaben 64% der Frauen an, körperliche Verletzungen davon getragen zu haben. Die Studie führt gesondert auf, dass Frauen Gewalt durch Männer, außer in Partnerschaften, auch in Institutionen wie Gefängnissen oder Flüchtlingsunterkünften erfahren oder dass Prostituierte bei der Ausübung ihres Berufes gefährdet sind. Von den befragten 110 Frauen, die im Bereich der sexuellen Dienstleistungen arbeiteten, gaben 41% an, in diesem Kontext Gewalt erlitten zu haben (BMFSFJ 2004a:25). Hagemann-White/Bohne (2003) bewerteten die häusliche Gewalt als eine der größten Gesundheitsgefährdungen für Frauen in Deutschland.

An dieser Stelle ein Wort zu der seit einiger Zeit verstärkt wogenden "Gleichstellungsdebatte" in Bezug auf die Gewalt im Geschlechterverhältnis. Gemeint ist damit die Behauptung, genauso viele Männer würden von ihren Partnerinnen misshandelt wie umgekehrt (vgl. Bock 2001; Stövesand 2004). Ich halte diese Behauptung für unseriös und stark verkürzt. Zum einen stellen Männer im Bereich der Körperverletzungen 84,3% der Tatverdächtigen und Frauen lediglich 15,7 (PKS 2003: 153), bei Mord 87,8 % im Vergleich zu 12,2%. Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wie Vergewaltigung sind die Tatverdächtigen zu 94,4% männlich oder bei sexuellem Mißbrauch an Kindern sind es 96,5% (ebd: 137). Für Morde im Zusammenhang mit Sexualdelikten werden ausschließlich Männer aufgeführt. Eine signifikante Prozentzahl weiblicher Tatverdächtiger findet sich mit 22,2% lediglich im Bereich des Menschenhandels (PKS 2003: 137) und bei der Mißhandlung von Kindern mit 42,3% (ebd: 153).

Zum anderen ist die Beweiskraft dazu vorliegender Daten kritisch zu beurteilen. Wegen der geringen Fallzahlen können z.B. keine tragfähigen Verallgemeinerungen vorgenommen werden. Das Untersuchungsdesign ist jeweils sehr unterschiedlich und das häufig verwandte Messinstrument, die "conflict-tactics-scale" erfasst nur das punktuelle Vorkommen von zumeist geringfügiger Gewalt bzw. differenziert nicht zwischen leichter und schwerer Gewalt (vgl. Dachweiler/Schäfer 2002; Lamnek/Ottermann 2003; Seith 2003). Weder wird der Kontext berücksichtigt noch, ob die Gewalt in Selbstverteidigung ausgeübt wird. Gewalt als spontanes Konfliktverhalten wird vermischt mit einem systematischen Gewalt- und Kontrollverhalten, Gewalt wird mit Aggression in eins gesetzt (vgl. Bettermann 2002; Gloor/Meier 2004; Hagemann-White 2003). Auf diese Weise kann jedoch die spezifische, komplexe Dynamik von Mißhandlungsbeziehungen nicht berücksichtigt werden. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus: wird die Anzahl der handgreiflichen, punktuellen Konflikte gemessen, ist die Zahl der weiblichen Täterinnen und der männlichen Opfer relativ hoch; geht es um wiederkehrende, systematische Mißhandlung mit eindeutigen Verletzungsfolgen, in einem Klima, das von Kontrolle, Angst und Isolierung bestimmt ist, sind die Opfer überwiegend weiblich, die Täter männlich (vgl. Kavemann 2003).
Außerdem lassen sich geschlechtsspezifisch unterschiedliche Gewaltmuster feststellen: Während für Frauen das Verletzungsrisiko zunimmt, wenn es sich bei dem Angreifer um den Gatten oder Freund handelt, nimmt es für Männer ab, wenn es sich bei der Gewalt ausübenden Person um die Partnerin handelt. Männer erleiden Gewalt überwiegend in öffentlichen Räumen und durch Unbekannte. Die Gewalt gegen Frauen findet hingegen nur zu einem kleinen Teil in der Öffentlichkeit und durch Fremde statt. In der Mehrzahl sind die Täter Verwandte oder Bekannte des Opfers, "Gewalt gegen Frauen ist überwiegend häusliche Gewalt durch männliche Beziehungspartner" (BMFSFJ 2004: 15). Für Frauen und Mädchen ist also das nahe soziale Umfeld, besonders das sogenannte traute Heim, der gefährlichste Ort.

Gewaltdynamik

Auffällig häufig finden sich in den Schilderungen betroffener Frauen Gewaltformen, die auf die Kontrolle und/oder Durchsetzung eines bestimmten Verhaltens ihrerseits abzielen. Dazu gehört zu bestimmen, was die Frau liest, wann sie zur Toilette geht, wann sie sich schlafen legt oder was sie anzieht, mit wem sie sich trifft, wann und ob sie die Wohnung verläßt, die ständige Begleitung auf ihren Wegen oder auch die Durchsetzung einer Zwangsheirat, wie das bei jungen Migrantinnen vorkommt. Mißhandlung bedeutet häufig soziale Isolation für die Frauen und zwar umso stärker, je länger die Gewalt anhält und je mehr sie sich zuspitzt.
"Aus all dem entwickelt sich ein Teufelskreis: Die Möglichkeit, sich aus dem Bekanntenkreis Hilfe zu holen, wird immer mehr eingeschränkt. Außerdem kann die betroffene Frau die eigene Wahrnehmung [...] ohne Gespräche mit anderen nicht korrigieren. Niemand ist da, der ihre Selbstvorwürfe korrigiert und ihrer Neigung, den Mann zu entschuldigen, widerspricht. Die Frau dreht sich im Kreis: Minderwertigkeitsgefühle und Scham über das eigene Scheitern verstärken sich und führen so in noch größere Isolation." (Nini u.a. 1995: 36)

Die Erfahrung, von demjenigen angegriffen und mißhandelt zu werden, zu dem gleichzeitig eine intensive und intime Beziehung besteht, und das in den eigenen vier Wänden, eigentlich ein Synonym für Schutz und Geborgenheit, ist ein schockierendes, überwältigendes Erlebnis. Es zerstört "die notwendige Alltagsgewißheit der Unverletzlichkeit der Person und der Integrität des Körpers [sowie die, S. St.] von der Kontrollierbarkeit des Lebens" (Breitenbach 1993, zit. n. Sellach 2000: 172). Manche Frauen entwickeln massive Verdrängungsmechanismen, bagatellisieren die Gewalt, sprechen nicht oder nur ganz beiläufig darüber. Dieses paradoxe Verhalten kann als Bewältigungsstratgie im Umgang mit einer bedrohlichen, schwer erträglichen Situation gewertet werden (vgl. Nini u.a. 1995). Auch sind die Männer nicht nur und immer brutal, sondern situativ auch verletzlich und hilflos. Sie entschuldigen sich und versuchen teilweise gemeinsam mit den Frauen die Situation zu verändern. Viele Frauen wiederum sehen im Verhalten des Mannes ihre große Bedeutung für ihn gespiegelt und sich selbst als omnipotente Mutter, die den Mann retten kann, wenn sie nur genug Geduld hat, wenn sie nur genug liebt.

Das Zusammenspiel von Drohung, Isolierung, Gewalt und Reue, Versöhnung und Liebe, die Angst vor Statusverlust, der Appell an Mitgefühl, die Veränderungsbereitschaft und der Wunsch nach einer vollständigen Familie erschwert es den Frauen, die Mechanismen der Herrschaftsausübung zu benennen und Konsequenzen zu ziehen (vgl. Sellach 2000). Dazu kommt, dass Frauen, die sich von ihrem Partner trennen oder das beabsichtigen besonders gefährdet sind. Demnach ist bei geschiedenen Frauen sowohl die Schwere der Gewalt als auch ihr Ausmaß signifikant höher als bei anderen Frauen (vgl. BMFSFJ 2004). Wer kennt sie nicht, diese Schlagzeile vom "Tödlichen Beziehungsdrama"? Dahinter verbirgt sich in der Regel der Mord an einer Ehefrau oder Freundin, die es gewagt hat, ihren Mann zu verlassen.
Wie aber ist die männliche Beziehungsgewalt gegen Frauen und sind ihre spezifischen Ausprägungen, d.h. die häufige Verknüpfung von verbaler Aggression und Abwertung, emotionaler Ausbeutung, sozialer und ökonomischer Kontrolle, sexueller Gewalt und körperlicher Mißhandlung präziser zu fassen und vor allem zu erklären?

Macht, Gewalt, Herrschaft

Eine universal anwendbare Definition von Gewalt zu geben ist kaum möglich, weil sie zu sehr mit dem Sinnzusammenhang des jeweiligen Geschehens verwoben ist. Ob Gewalt als "legitim" oder "illegitim", als "privat" oder "öffentlich" gilt, wandelt sich in Abhängigkeit von sozialen und situativen Kontexten, von Interessenslagen, und Definitionsmacht.
TheoretikerInnen wie Hannah Arendt (1970) oder Michel Foucault (1987) unterscheiden explizit zwischen Gewalt und Macht. Besonders bei Arendt ist Macht als gemeinsames Handeln positiv konnotiert. Foucault sieht Macht als ein dynamisches Geflecht von Aktionen, in denen Menschen auf einander einwirken. Niemand besitzt Macht, sondern sie existiert nur in actu. Demgegenüber stellt Gewalt dieses Handeln still, ist Zwang und damit Ausdruck erstarrter Herrschaftstrukturen. Foucaults dynamischer Machtbegriff ermöglicht es, die Widersprüchlichkeit, Komplexität und die Veränderungspotentiale in den Geschlechterverhältnissen zu erfassen, denn er schreibt Macht nicht ausschließlich einem Geschlecht zu. Die verbreitete Gewalt gegen Frauen lässt sich mit Foucault als Hinweis auf die Existenz verfestigter Herrschaftsstrukturen zwischen den Geschlechtern analysieren.
Festzuhalten ist, dass Gewalt immer im Zusammenhang mit Machtungleichgewichten steht und: "Auf Gewalt zu zeigen heißt immer, Machtverhältnisse zur Diskussion zu stellen" (Hagemann-White 2002: 29). Nach Brückner (2002) muss jede Definition von Gewalt im Geschlechterverhältnis den Zusammenhang von Geschlecht und (Ohn)Macht berücksichtigen. Hafner und Spoden (1991) sehen Gewalt mit Verweis auf Connell als integralen Bestandteil hegemonialer Männlichkeit, die sich als ökonomische Ausbeutung, politische Macht oder über den Körper ausgeübte Dominanz manifestiere. Solche Definitionen bewegen sich im Rahmen eines politischen Diskurses, der private Beziehungen "als interpersonelle Form gesellschaftlicher Herrschaft" (Honig 1986: 45) thematisiert, gemäß der Maxime: "Das Private ist politisch."

Kontinuum

Der feministische Diskurs benutzte das Konzept eines "Kontinuums der Gewalt" (Kelly 1988), um die Verschränkungen und die große Spannbreite der Gewaltformen von denen Frauen betroffen sind zu fassen. Das Kontinuum umspannt neben den individuell ausgeübten Formen auch strukturelle Formen der Gewalt, wie sie in Gesetzen, kulturellen Leitvorstellungen, in Institutionen oder in der Aufspaltung des Arbeitsmarktes eingelagert sind. Dieses Konzept wie auch das feministische Gewaltverständnis generell, knüpfte systematisch an die von Galtung (1975) vorlegte mehrdimensionale Gewaltdefinition an. Sie beinhaltet die akteurslose indirekte bzw. strukturelle Gewalt, weiterhin die direkte bzw. personale Gewalt, die intendierte und nicht-intendierte Gewalt sowie die latente und manifeste Gewalt.

Ein völlig anderes Verständnis von Gewalt wird im Rahmen der "neuen Gewaltsoziologie" vertreten (v. Trotha 1997). Hier geht es primär um das Erforschen des "wie" und des "was" der Gewalt, verstanden als Kern der Gewaltanalyse. Der Schlüssel zur Gewalt ist demnach nicht in den Ursachen, sondern in den Formen der Gewalt zu finden, weshalb die Praktiken der Gewalt im Einzelnen untersucht werden müssen oder, anders gesagt: "Der Kern des Verstehens der Gewalt liegt in dem, was die Gewalt selbst zum Ausdruck bringt, ermöglicht und vor allem in Gang setzt" (ebd.: 21). Die Merkmale des hier verwandten Gewaltbegriffs lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Gewalt ist intendierte körperliche Verletzung. Die Betonung liegt also auf dem individuellen Handeln. Die von v. Trotha vorgeschlagene Analyse der Gewalt anhand ihrer konkreten Formen und Praktiken scheint an Foucaults "Mikrophysik" der Macht, z.B. in "Überwachen und Strafen" (1994a), anzuschließen. Foucaults Forschungen stehen allerdings stets in dem größeren Kontext einer umfassenden Auseinandersetzung mit Herrschaft und Machtstrukturen und deren wechselnden Rationalitäten in verschiedenen Jahrhunderten. Seine theoretische Perspektive der Gouvernementalität verbindet die Analyse von Herrschafts- und Selbsttechniken und vermeidet so eine individualisierende Sichtweise.

Meines Erachtens ist eine grundsätzliche Trennung zwischen individuellen und strukturellen Aspekten von Gewalt nicht sinnvoll. Jede individuelle Gewalthandlung ist gleichzeitig vergesellschaftetes Handeln und zwar in doppelter Hinsicht: sie ist sowohl Objekt staatlicher Kontrolle als auch durch existierende Machtungleichgewichte, wie z.B. zwischen Eltern und Kindern oder zwischen den Geschlechtern, sozial vorstrukturiert. Diese Hierarchien sind wiederum nicht zu analysieren und zu verändern ohne Rückgriff auf gesellschaftliche Strukturelemente, wie sie z. B. in der Gesetzgebung, der Familienpolitik oder der geschlechtshierarchischen Segregation des Arbeitsmarktes verankert sind (vgl. Krüger 2002).

Normverlängerung

Zahlreiche WissenschaftlerInnen und ExpertInnen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der besondere Charakter der Gewalt gegen Frauen, "deren Wesensmerkmal nicht immer die Angst vor körperlichen Verletzungen, sondern (die) sich ebenso auf befürchtete ökonomische und soziale Konsequenzen beziehen kann" (Brückner 2000: 6) nicht ohne eine geschlechtertheoretische Analyse zu ergründen ist. Herausgearbeitet wurde, dass das gewaltsame Verhalten der Durchsetzung einer asymetrischen Geschlechterordnung dient und von maßgeblichen Normen der Gesellschaft gedeckt wird.
Mit Verweis auf die Ungleichgewichte in der Verteilung von Entscheidungsmacht, Vermögen/Einkommen, bezahlter und unbezahlter Arbeit konstatiert Connell: "Man kann sich eine dermaßen ungleiche Struktur, die mit einer so massiven Enteignung sozialer Ressourcen einhergeht, eigentlich kaum gewaltfrei vorstellen. Und es ist mit überwältigender Mehrheit das dominierende Geschlecht, das die Gewaltmittel in den Händen hält, Männer sind weit häufiger bewaffnet als Frauen" (2000: 104) - und auch bereit und darauf trainiert, Waffen einzusetzen, ist hinzu zu fügen. Ohne die sozialisatorische Bedeutung von Wehrdienst und Armee als "Schule der Männlichkeit" ausleuchten zu können, ist sie, gerade in Zeiten, in denen der Krieg wieder zunehmend als Mittel der Politik eingesetzt wird, nicht zu unterschätzen.

Connell wertet den Umstand, dass viele Männer sich nicht als deviant begreifen, sondern ihr gewalttätiges Verhalten gegenüber Frauen als rechtmäßig verstehen, als Ausdruck einer "Ideologie der Suprematie" (ebd). Weil die Gewalt gegen Frauen gesellschaftlich verankert ist, wird sie (nicht nur) von den Tätern eher als "Normverlängerung", denn als "Normverletzung" (Hagemann-White 1997 :19) betrachtet.
Spaltungen

Kulturelle Deutungsmuster darüber, wie Männer und wie Frauen "sind", welche Handlungsmöglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen, wie ihr Verhältnis zu einander ausgestaltet ist, ordnen aggressives Auftreten und gewalttätiges Handeln bzw. Hinnahme und defensives Verhalten geschlechtsspezifisch zu. Sie können analytisch rückgebunden werden an die Aufteilung der Gesellschaft in eine weiblich konnotierte, aber männlich dominierte pivate Reproduktionsphäre einerseits und eine öffentliche Sphäre andererseits. Letztere meint den Bereich der Berufsarbeit sowie der gesellschaftlichen Gestaltung durch Politik, Gesetze, Medien und Kunst wurde Männern zugeschrieben.

Diese Aufspaltung gewann seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Prozess des Aufstiegs des Bürgertums und der industriellen Revolution, eine neue Qualität. Die Trennung in einen privaten und einen öffentlichen Bereich ist konstitutiv für die Entstehung westlich, bürgerlich-liberaler Gesellschaften. Und für die Asymetrie im Geschlechterverhältnis. Auch erwerbstätige Frauen wurden und werden aufgrund ihrer "eigentlichen" Aufgabe als Hausfrau und Mutter lediglich als Zuverdienerin betrachtet. Ihre Löhne fallen bis heute geringer aus, da der Mann als Familienernährer gilt. Die unbezahlte Arbeit, welche die Frauen in die Reproduktion von Ehemännern und Kinder investieren, kann quasi als natürliche Ressource in die Volkswirtschaft eingehen und von Arbeitgebern so indirekt angeeignet werden. Die geschlechtsbezogene Arbeitsteilung innerhalb der Kleinfamilie bildet ein grundlegendes, hierarchisierendes Strukturmerkmal moderner Gesellschaften (vgl. Becker-Schmidt 2001; Gerhard 1978; Haug 2003; Kittler 1980,). Bis heute prägt sie die Identitätsentwicklung und Lebensentwürfe von Männern und Frauen. In der geschlechtertheoretischen Analyse von Gewaltbeziehungen nimmt sie deshalb eine zentrale Rolle ein.

Disharmonien

Der Privatbereich, zum Ort der Harmonie und Entspannung verklärt, war und ist alles andere als idyllisch, sondern durchzogen von Machtstrukturen und Repression. Man kann mit Brückner eine "weitgehende Abkopplung des privaten Raums von demokratischen Prinzipien" (2000:4) konstatieren. Hier konnte selbst der, in jeder anderen Hinsicht ausgebeutete Proletarier, über jemanden verfügen, der sich ihm unterzuordnen hatte, denn die Ehefrau unterstand rechtlich über viele Jahrzehnte der Vormundschaft des Mannes. Sie besaß keine eigenständige Geschäftsfähigkeit und sie war der männlichen Autorität unterstellt, die u.a. das Züchtigungsrecht und die sexuelle Verfügbarkeit der Ehefrau umfasste. In der Bundesrepublik durften Ehefrauen erst nach der Gesetzesreform von 1976 ohne die Einwilligung des Mannes einer Erwerbstätigkeit nachgehen und die sexuelle Nötigung und Vergewaltigung der Ehefrau war bis 1997 legal.

Nach Sauer (2002) können die Ehegesetze, Rechtssprechung und Polizei bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts als "Opportunitätsstruktur von Männergewalt gegen Frauen gelten" (81), die staatlichen Verhältnisse qualifiziert sie zugespitzt als "geschlechtsspezifische Gewaltverhältnisse" (ebd.). In einem historischen Rückgriff zeigt sie auf, wie Staatsgründungen auf dem doppelten Herrschaftsprinzip einer bürokratisch-militärischen und einer hausväterlichen Gewalt aufbauten. Den kriegerischen Abgrenzungsprozessen nach außen im Rahmen der Staatsbildungsprozesse standen die staatliche Monopolisierung und Zentralisierung von Gewalt im Inneren gegenüber. Die Unterwerfung unter eine souveräne staatliche Macht ging für die männlichen Untertanen einher mit der Absicherung ihrer eigenen Souveränität in der Familie - ihnen wurde ein partielles Gewaltmonopol übertragen.
"Familiäre Privatheit wurde zu einer staatlichen Enklave, zu einer vom staatlichen Gewaltmonopol tolerierten 'privaten Gewaltverwaltung'" (ebd.: 90). Der Wohlfahrtsstaat institutionalisierte nach Sauer (2002) lediglich den "Klassenkonflikt", während die Geschlechterhierarchie über die sozialpolitische Absicherung des Familienernährermodells gestützt und auf diese Weise die ökonomische Abhängigkeit der Frauen reproduziert wurde.
Diese Geschichte hat in den Strukturen der Gesellschaft, in Traditionen und kulturellen Symbolisierungen, im Bewusstsein und Begehren der Subjekte ihre Spuren hinterlassen.
Vermittlung

Auch wenn die Ursachen der Gewalt insgesamt vielfältig sind und gesellschaftsheoretische Zugänge durch biographisch, psychologisch, sozialisatorisch sowie beziehungs- und kulturtheoretisch orientierte Erklärungsansätze ergänzt werden müssen: Feministische Analysen patriarchaler Herrschaftstrukturen leisteten den entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Gewalt im Geschlechterverhältnis. Aber sind diese Erklärungsansätze nicht unterkomplex? Wo bleibt der Verweis auf die soziale Konstruktion von Geschlecht und wo die Bemühung zur Dekonstruktion von Kategorien - Mann, Frau, Geschlecht - die manchen als überholt gelten?

Die dekonstruktivistischen Ansätze sind insofern weiterführend, als dass sie einen wichtigen Reflexionsraum eröffnen. Sie machen darauf aufmerksam, dass eine Enthierarchisierung der Geschlechterdifferenz allein zu kurz greift, weil sie die traditionelle Dichotomie von Natur und Kultur (anatomisches/soziales Geschlecht) und die normative heterosexuelle Zweigeschlechtlichkeit an sich unangetastet lässt. So wird der Blick dafür geschärft, wo und wie in der feministischen Debatte und der daran orientierten Praxis die Geschlechterbinarität essentialisiert und reproduziert wird. Butler (1993: 50) selbst hat darauf verwiesen, dass es nicht darum geht, den Begriff "Frau" nicht mehr zu benutzen, sondern seine Bedeutungen zu pluralisieren.

Eine Analyse, die Geschlecht hauptsächlich als kulturelle Konstruktion und im Kontext interaktiver Herstellungs- bzw. Deutungsprozesse begreift, wird jedoch der Vielschichtigkeit der Prozesse nicht gerecht. In der Diskussion um die Bedeutung von Geschlecht ist es angebracht, zwischen kultur-theoretischen und sozial-strukturellen Ansätzen zu differenzieren. Wetterer (2002) weist auf den Unterschied zwischen den verschiedenen konstruktivistischen Ansätzen hin und argumentiert gegen die verbreitete Auffassung, Geschlecht als sozial konstruiert zu begreifen führe zu einer Beliebigkeit: "Gerade weil die Natur, die Biologie oder der Körper die Aufrechterhaltung der bipolaren Geschlechterordnung nicht immer schon vorab verbürgen und sicherstellen, kommen die sozialen Anstrengungen, die darauf verwendet werden (müssen), sie am Leben zu erhalten, um so schärfer in den Blick" (ebd.: 109). Der diskurstheoretischen Variante stellt sie die sozialkonstruktivistische gegenüber, die nach der gesellschaftlichen Institutionalisierung der Geschlechterdifferenz fragt, oder anders formuliert, strukturelle und materiale Unterschiede rekonstruiert. Allerdings setzt sie die beiden genannten Konstruktionsvarianten nicht gegeneinander, sondern sieht sie als aufeinander bezogen.

Als ebenso aufeinander bezogen sollten die unterschiedlichen Machttechniken, die Foucault als juridische, disziplinäre und gouvernementale heraus gearbeitet hat, für die Diskussion um Geschlecht und Macht begriffen und analytisch benutzt werden. Und erfreulich wäre, wenn die Gewalt gegen Frauen nicht nur an zuständige Professionelle delegiert, sondern als der gesellschaftliche und humanitäre Skandal, der sie ist, auf den Agenden (nicht nur) linker Gruppen auftauchen würde. Dazu gehörte, dass Artikel in der links-liberalen Presse, wie der über den Mord an Marie Trintignant, im vergangenen Jahr erschlagen von ihrem "Freund" Bertrand Cantat, Sänger der Band Noir Desir, in Frankreich populäre Mitstreiter der Anti-Globalisierungsbewegung, die individualisierede Sichtweise des "tragischen Falls" (taz) überschreiten und das Thema auch politisch einordnen würden.

Literatur

Arendt, Hannah 1970: Macht und Gewalt. München.
Becker-Schmidt, Regina 2001: Frauenforschung, Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnisforschung. Feministische Theorien zur Einführung. Knapp, Gudrun-Axeli; Becker-Schmidt, Regina Hamburg: 14-62.
Bettermann, Julia 2002: Frauen als TäterInnen häuslicher Gewalt. In: Sozialmagazin 27. Jg., Heft 6: 16-26.
Bock, Michael 2001: Gutachten zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des zivilrechtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung. Mainz.
Brückner, Margrit 2000: Gewalt im Geschlechterverhältnis - Möglichkeiten und Grenzen eines geschlechtsspezifischen Ansatzes zur Analyse häuslicher Gewalt. In: Zeitschrift für Frauen und Geschlechterstudien, Heft 4/2000. Bielefeld.
Brückner, Margrit 2002: Wege aus der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Frankfurt/Main.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2004: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen. Berlin.
Butler, Judith 1993: Kontingente Grundlagen: Der Feminismus und die Frage der 'Postmoderne'. In: Benhabib,Sheila; Butler, Judith; Cornell, Drucilla; Fraser, Nancy: Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart. Frankfurt am Main: 31-58.
Connell, Robert W. 2000: Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Opladen.
Dackweiler, Regina-Maria; Schäfer, Reinhild (Hg. ) 2002: Gewalt, Macht, Geschlecht - eine Einführung. In: diess: Gewaltverhältnisse. Feministische Perspektiven auf Geschlecht und Gewalt. Frankfurt am Main: 9-26
Foucault, Michel. 2000: Die Gouvernementalität. In: Bröckling Ulrich/Krasmann, Susanne/ Lemke, Thomas. Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. Frankfurt/Main: 41-67
Galtung, Johann 1975: Strukturelle Gewalt. Reinbek
Gerhard, Ute 1978: Verhältnisse und Verhinderungen. Frauenarbeit, Familie und Rechte der Frauen im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main
Gloor, Daniela; Meier, Hannah 2004: Gewaltbetroffene Männer. In: Switchboard 163: 20-21
Foucault, Michel 1987: Das Subjekt und die Macht. In: H. L. Dreyfus und P. Rabinow: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Frankfurt am Main: 241-261
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Haug, Frigga 2003: Historische-Kritisches Wörterbuch des Feminismus. Hamburg
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Editorische Anmerkungen

Der Artikel erschien in der Zeitschrift Widersprüche Nr. 95. Zeitschrift für sozialistische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich.

Wir spiegelten von dort.

Titelseite Heft 95 Heft 95
Genders neue Kleider?
Dekonstruktivistischer Postfeminismus, Neoliberalismus
und die Macht

 
Inhalt der Nr.95

Tove Soiland
Kritische Anmerkungen zum Machtbegriff in der Gender-Theorie auf dem Hintergrund von Michel Foucaults Gouvernementalitätsanalyse Abstract

Susanne Maurer
Von der Geschichte feministischer Denkbewegungen:
Die selbstkritische Reflexion als Enttäuschung

Silvia Kontos
Zur Frage einer widerspruchsfreien Kontextualisierung des Dekonstruktivismus in den gegenwärtigen politischen Reorganisationsprozessen

Sabine Stövesand
Gewalt und Macht im Geschlechterverhältnis

Michael May
Geschlechtliche Codes sozialer und ökonomischer Strukturen
Eine (nicht nur) theoriegeschichtliche Vergewisserung Abstract
Forum

Thomas von Freyberg
Schule und Jugendhilfe - Aspekte einer gestörten Beziehung
Vorbemerkungen über ein laufendes Forschungsprojekt Abstract
Magazin

Klaus Wolf
über Eberhard Mannschatz: Gemeinsame Aufgabenbewältigung als Medium sozialpädagogischer Tätigkeit. Denkanstöße für die Wiedergewinnung des Pädagogischen aus Sicht der Makarenko-Rezeption. Trafo-Verlag, Berlin 2003

Wolfgang Völker
über Andre Gorz: Wissen. Wert. Kapital. Zur Kritik der Wissensökonomie. Rotpunktverlag, Zürich 2004

Claudia Wallner
über Elke Schimpf und Ulrike Leonhardt: "Wir sagen euch, was wir brauchen, und ihr plant mit uns". Partizipation von Mädchen und jungen Frauen in der Jugendhilfeplanung. Mit einem Vorwort von Maria Bitzan. Wissenschaftliche Reihe Band 152. Kleine Verlag, Bielefeld 2004

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