Bernard Schmid berichtet aus Frankreich

Dieudonné: Ein Spinner weniger in der französischen Politik

11/06

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Ein Irrer weniger in der politischen Landschaft: Der französische schwarze Komiker und Theatermacher Dieudonné M’bala M’bala, bekannt unter seinem Vornamen als Künstlername, hat seinen Plan aufgegeben, als Kandidat bei der französischen Präsidentschaftswahl anzutreten.

Dies gab er in einem längeren Interview  mit der Boulevardzeitung ‘France Soir’ (Ausgabe vom 11. Oktober 06) bekannt. Er habe nicht genügend finanzielle Mittel, um sich um die Unterstützungsunterschriften von Mandatsträgern der Republik (Bürgermeistern, Abgeordneten...) zu bemühen. Ein Bewerber muss, um zur Präsidentschaftswahl antreten zu können, über 500 solcher Unterschriften. Dies stellt eine bedeutende Hürde für Kandidaturen auberhalb der groben Parteien. Die Kandidaten kleinerer und mittlerer politischer Kräfte schicken deshalb zur Zeit Anhänger/innen quer über Land, um bei den Bürgermeistern der kleinen und sehr kleinen Kommunen (Frankreich hat 36.000 Kommunen, davon 30.000 kleine bis winzige im ländlichen Raum) um Unterschriften «im Namen des demokratischen Pluralismus» anzuklopfen. Das kostet Zeit, Geld (für Benzin!) und Nerven. Dieudonné behauptet in dem Interview  selbst, von 200 Mandatsträgern das Versprechen auf eine Unterschrift zu haben, was aber nicht genügt. Und selbst das dürfte wohl noch pure Grobsprecherei sein...

Dieudonné, der in den 90er Jahren als Repräsentant des Antirassismus galt, hat in den letzten 2 bis 3 Jahren vor allem durch antijüdische Ausfälle auf sich aufmerksam gemacht. Im April dieses Jahres gab er der ersten Nummer der (nach 13jähriger Pause wieder erscheinende) nationalrevolutionären Zeitschrift ‘Le Choc du mois’ ein Interview.  In den letzten Augusttagen reiste er u.a. zusammen mit neofaschistischen, FN-nahen Journalisten nach Beirut (vgl. http://www.trend.infopartisan.net/trd0906/t400906.html ).

Dass dem französischen Publikum eine Präsidentschaftskandidatur dieses politischen Vollidioten erspart bleibt, ist also verschärft zu begrüben.

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde uns vom Autor am 3.11.06 zur Verfügung gestellt.