Betrieb & Gewerkschaft
Samsung-Proteste: Wir bleiben standhaft
Gewerkschaft und Geschäftsführung wollen auch Vorschläge des Betriebsrates verhandeln

von
Peter Nowak
11/05

trend onlinezeitung

Zum Jahresende soll das Samsung-Werk in Oberschöneweide schließen und die Produktion nach Ungarn verlagert werden. Zwischen 700 und 800 Arbeitsplätze würden nach Gewerkschaftsangaben dann wegfallen. Doch die Kollegen des Bildröhrenwerkes denken noch längst nicht ans Aufgeben. Das wurde in den letzten Tagen deutlich. Auf einer zweitägigen Betriebsversammlung wurden neue Protestaktionen beschlossen.

Am Freitagmittag bekundeten Gewerkschaftler aus anderen Berliner Betrieben auf einer kämpferischen Versammlung vor den Werkstoren den Arbeitern von Samsung ihre Solidarität. Doch es blieb nicht nur bei schönen Worten. So machte Hans Köbrich vom Vertrauensleute-Ausschuss der Berliner IG-Metall den Vorschlag, eine Anti-Reklame-Aktion gegen Samsung zu starten.

Schließlich wirbt das Unternehmen auf riesigen Werbeflächen in der Innenstadt mit dem Spruch: »Die Firma schätzt zutiefst die menschliche Würde und die Werte der Mitarbeiter«. Dieser Aktionsvorschlag wurde von mehreren hundert Mitarbeitern mit viel Applaus bedacht. Auch zahlreiche Schüler der umliegenden Gymnasien hatten sich der Kundgebung spontan angeschlossen. Am Dienstag sind die Samsung-Beschäftigten mit einem Autokorso von Oberschöneweide zum IG-Metall-Gebäude in Mitte gefahren. Dort sind um 10 Uhr die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und der Geschäftsleitung von Samsung wieder aufgenommen worden. Dabei sollen auch die Rechenmodelle des Samsung-Betriebsrates beraten werden, wie die geplante Schließung vermieden werden kann. Aus Sicht der Geschäftsführung haben jedoch alle bisherigen Berechnungen ergeben, »dass sich die Fortführung der Produktion nicht rechnen kann«.

Die Gewerkschafter machten am Freitag deutlich, dass die Verhandlungen von weiteren Aktionen begleitet sein werden. Mehrere Gewerkschafter haben in ihren Grußbotschaften auf der Kundgebung deutlich gemacht, dass auch koordinierte Streikmaßnahmen nicht mehr ausgeschlossen werden dürfen.  Bisher sind viel zu viele Betriebe ohne Gegenwehr abgewickelt worden, sagten die Redner. Das sich die Belegschaft von Samsung wehrt, hat längst über Berlin hinaus Aufmerksamkeit erregt. Auch in Südkorea, wo die Konzernzentrale ihren Sitz hat, haben Arbeiter einer Samsung-Filiale Solidaritätsaktionen gestartet.

In den nächsten Tagen soll auch in Berlin die Basis noch einmal verbreitert werden. So wollen sich am 23. November zahlreiche Künstler an einem Benefizkonzert für die Belegschaft beteiligen.

Editorische Anmerkungen

Der Autor übergab uns seinen Artikel am 13.11.2005 zur Veröffentlichung.