Zum Jahresende soll das
Samsung-Werk in Oberschöneweide schließen und die
Produktion nach Ungarn verlagert werden. Zwischen 700 und
800 Arbeitsplätze würden nach
Gewerkschaftsangaben dann wegfallen. Doch die Kollegen des
Bildröhrenwerkes denken noch längst nicht ans Aufgeben.
Das wurde in den letzten Tagen deutlich.
Auf einer zweitägigen Betriebsversammlung wurden
neue Protestaktionen beschlossen.
Am Freitagmittag bekundeten
Gewerkschaftler aus anderen Berliner Betrieben
auf einer kämpferischen Versammlung vor den Werkstoren
den Arbeitern von Samsung ihre
Solidarität. Doch es blieb nicht nur bei schönen Worten. So
machte Hans Köbrich vom Vertrauensleute-Ausschuss der
Berliner IG-Metall den Vorschlag, eine
Anti-Reklame-Aktion gegen Samsung zu starten.
Schließlich wirbt das Unternehmen
auf riesigen Werbeflächen in der
Innenstadt mit dem Spruch: »Die Firma schätzt zutiefst die
menschliche Würde und die Werte der
Mitarbeiter«. Dieser Aktionsvorschlag wurde von mehreren
hundert Mitarbeitern mit viel Applaus bedacht. Auch
zahlreiche Schüler der umliegenden
Gymnasien hatten sich der Kundgebung spontan angeschlossen.
Am Dienstag sind die Samsung-Beschäftigten mit einem
Autokorso von Oberschöneweide zum
IG-Metall-Gebäude in Mitte gefahren. Dort sind um 10 Uhr
die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und der
Geschäftsleitung von Samsung wieder
aufgenommen worden. Dabei sollen auch die Rechenmodelle des
Samsung-Betriebsrates beraten werden, wie die geplante
Schließung vermieden werden kann. Aus
Sicht der Geschäftsführung haben jedoch alle bisherigen
Berechnungen ergeben, »dass sich die Fortführung der
Produktion nicht rechnen kann«.
Die Gewerkschafter machten am
Freitag deutlich, dass die Verhandlungen von
weiteren Aktionen begleitet sein werden. Mehrere
Gewerkschafter haben in ihren
Grußbotschaften auf der Kundgebung deutlich gemacht, dass auch
koordinierte Streikmaßnahmen nicht mehr ausgeschlossen
werden dürfen. Bisher sind viel zu
viele Betriebe ohne Gegenwehr abgewickelt worden, sagten
die Redner. Das sich die Belegschaft von Samsung wehrt,
hat längst über Berlin hinaus
Aufmerksamkeit erregt. Auch in Südkorea, wo die
Konzernzentrale ihren Sitz hat, haben Arbeiter einer
Samsung-Filiale Solidaritätsaktionen
gestartet.
In den nächsten Tagen soll
auch in Berlin die Basis noch einmal verbreitert
werden. So wollen sich am 23. November zahlreiche
Künstler an einem Benefizkonzert für die
Belegschaft beteiligen.
Editorische Anmerkungen
Der Autor übergab
uns seinen Artikel am 13.11.2005 zur Veröffentlichung.
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