Nach Monaten des Schweigens, während sie ihren eigenen Aussagen
zufolge schwer damit beschäftigt waren, die Partei aufzubauen, steht die "Norwegische Nationale Allianz" kurz davor, ihr
Programm bekanntzugeben und die Führung der Öffentlichkeit vorzustellen.
In dem Versuch, sich als Mainstream-Politiker darzustellen, haben die Parteimitglieder Stiefel und Bomberjacken gegen
Schlips und Kragen eingetauscht. Dank eines Lecks konnte Monitor, die norwegische Schwesterzeitschrift von Searchlight,
schon vor Monaten einen Blick auf das Parteiprogramm werfen und die Namen der Vorstandsmitglieder erfahren.
In der "Nationalen Allianz" gehen die "Vereinigten Nationalisten", das "Weiße Wahlbündnis", die "Patriotische
Einheitspartei", "Norwegen gegen Einwanderung" und einige kleinere oder weitgehend inaktive Gruppen auf. Vorsitzender der
neuen Organisazion ist Kjell Tore Vogsland, ein bekannter Nazi und ehemaliger Chef der "Vereinigten Nationalisten". Seine
beiden Stellvertreter sind Kenneth Hartmann und Tore Pettersen, beides ehemalige Aktivisten der faschistischen
Vaterlandspartei.
Eine wichtige Position in der neuen Partei bekommt, Arnljot Moseng, der zum Sekretär ernannt wurde. Moseng hat eine lange
zwielichtige Karriere in der norwegischen Naziszene hinter sich. Er erhielt erstmals öffentliche Aufmerksamkeit als Führer
der Jugendorganisation der "Vaterlandspartei". Er mußte von dieser Position zurücktreten, nachdem seine Kontakte zu
deutschen Hardcore-Nazis bekannt wurden.
Später trat Moseng als einer der Hintermänner des ersten Versuchs auf, ein Nazizentrum in Oslo zu errichten. Das Projekt
scheiterte, nachdem die Polizei das Grundstück durchsuchte und
Brandbomben, Baseballschläger und Schußwaffen fand. In dieser Zeit verwendete Moseng den Tarnnamen "Hans Westmar". Eben
diesen Namen verwendete auch der berüchtigte SA-Schläger und "Märtyrer" Horst Wessel.
Nachdem sie aus ihrem Zentrum rausgefolgen waren, baute Moseng zusammen mit seinem Freund Christian Paus von der
faschistischen "Wiking-Gruppe" eine neue Organisation auf, die
sie "Norwegische Nationalistische Bewegung" nannten. Diese aus zwei Mann und einem Hund bestehende "Bewegung" gab ein
Blättchen mit dem irreführenden Namen "Der Patriot" heraus, in dem gewalttätige Angriffe auf junge AntirassistInnen begrüßt
und Holocaust-Leugnung verbreitet wurde. Die Gruppe hatte auch eine Web-Site, deren Hosting die "International Third Position"
übernahm. Die Gruppe brach zusammen, als Paus seiner Dienstpflicht bei Seiner Majestät Armee durch Kartoffelschälen
nachkam.
Moseng hatte ein Comeback als Führer der Jugendorganisation der "Vaterlandspartei". Zusammen mit Vogsland und seinen Freunden
bei den "Vereinten Nationalisten" versuchte er, die Partei selbst zu übernehmen. Dieser Versuch scheiterte im vergangenen
Sommer; der Parteichef Harald Trefall und die alte Garde konnten ihre Führungsposition erhalten.
Moseng, der der norwegische Repräsentant des international operierenden Internet-Providers Digiweb ist, sperrte ganz flink
die Website der Vaterlandspartei. Offiziell konzentrierte sich Moseng dann auf seine Geschäfte und ließ die Digiweb-Zentrale
in den USA im Unklaren darüber, daß ihr norwegischer Vertreter ein berüchtigter Holocaust-Leugner und Nazi ist.
Moseng hielt sich in der letzten Zeit bedeckt, allerdings ist zu hören, daß er für die Partei ehrenamtlich die Website
gestaltet. Ein weiteres Vorstandsmitglied der Partei ist der junge Rassist Gisle Andreas Blom, der sich auch in der
berüchtigten "Volksbewegung gegen Einwanderung" engagiert.
Viele Nazi-Aktivisten warten gespannt auf das neue Parteiprogramm. Wir können ihnen jetzt schon sagen, daß sie
enttäuscht sein werden. Bei dem verzweifelten Versuch, in den politischen Mainstream zu kommen, hat die "Nationale Allianz"
sämtliche für Nazis wichtige Positionen verwässert. Viele der rassistischen, immigrationsfeindlichen Positionen sind bereits
Regierungspolitik. Die Partei behauptet, Flüchtlinge in Norwegen aufnehmen zu wollen, möchte sie allerdings so schnell
wie möglich wieder ausweisen.
Der einzige Punkt des Programms, der bei den Nazis Beifall finden wird, ist die Forderung, all jenen religiösen Gruppen
die finanzielle Unterstützung zu entziehen, die keine historischen Wurzeln in Norwegen haben - was sowohl Juden wie
Moslems betreffen würde.
Die "Nationale Allianz" wird trotz ihrer eifrigen Aufbauarbeit nicht bei den Kommunalwahlen im September kandidieren. Die
einzige sichtbare rassistische Präsenz bei diesen Wahlen ist die Osloer Gruppe des "Weißen Wahlbündnis", auf deren
Kandidatenliste sich viele wohlbekannte aktive Nazis finden. Spitzenkandidat ist der 80-jährige Bastian Heide, ein
ehemaliges Mitglied von Erik Blüchers "Norsk Front" mit einschlägigen Verurteilungen. Weiterhin kandidieren zwei von
Blüchers eifrigsten Laufburschen, Andreas M¢rkved und Morten Andre S¢rensen, beides Mitglieder des norwegischen Zweigs von
Blood and Honour.
Vogslands neue Partei steht vor einem großen Problem. Die meisten WählerInnen sind nicht dumm und wissen, daß die schönen
Worte von Redefreiheit, Schutz von Flüchtlingen und
Religionsfreiheit von Personen kommen, die genau diese Rechte beseitigen wollen.
"Aufrechten" Nazis wird es ebenfalls schwer fallen, diese Partei zu unterstützen. Man muß kein Hellseher sein, um
vorherzusehen, wo der neueste Versuch, eine Nazi-Partei zu etablieren, enden wird: Im Mülleimer der Geschichte.
Die Adresse von Monitor: Postboks 4741, Sofienberg, 0506 Oslo
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