1. Oktober 1949
Mao Tse-tung, Vorsitzender der Kommunistischen Partei, proklamiert
in Peking die Volksrepublik China. Nach einem jahrelangen Bürgerkrieg
mit den Truppen der Kuomintang hat die Volksbefreiungsarmee fast im
ganzen Land die Macht übernommen. Mit der neugegründeten
Volksrepublik ist die politische und ökonomische Macht der
Industriellen und Großgrundbesitzer gebrochen. Nach Mao, der seine
aktuellen politischen Vorstellungen am I.Juli in seinem Aufsatz
»Über die demokratische Diktatur des Volkes« niedergelegt hat, soll
die Macht nun von einer breiten Volksfront ausgeübt werden, zu der
neben Arbeitern, Bauern und Kleinbürgern auch eine »nationale
Bourgeoisie« gezählt wird, die die Großbourgeoisie schon in der
Vergangenheit bekämpft hat. Als Mao seine vor einem Torgebäude des
alten Kaiserpalastes am Tien-an-men vorgetragene Rede beendet, brandet
tosender Jubel aus der riesigen Menschenmenge auf. Erster
Ministerpräsident der Volksrepublik China wird Maos Kampfgefährte
Tschu En-lai. - Während die Gründungsfeierlichkeiten stattfinden,
werden die Kuomintang-Truppen immer weiter in Richtung Küste
gedrängt. Im November verlieren sie schließlich mit dem Fall von
Tschungking ihren letzten Zufluchtsort auf dem Festland. Mit 2
Millionen seiner Anhänger flieht Tschiang Kai-schek nun auf die Insel
Taiwan und läßt sich dort zum Präsidenten Nationalchinas wählen. (Bild
und Text aus: Kraushaar, W. Protestchronik, Bd. 1, S. 125)