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Universal-Maschinenfabrik produziert weiter

Hoffnung für Belegschaft?


Seit dem 1. Oktober wird bei der Universal Maschinenfabrik
in Aalen wieder gearbeitet.


Drei Wochen ging der Arbeitskampf in Aalen. Mit beispiellos
mutigen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen haben die 320
Beschäftigten geschlossen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze
gekämpft. Sie besetzten die eigene Fabrik. Sie organisierten
Tage der Offenen Tür, um über die Folgen der geplanten
Liquidation ihres Betriebes zu informieren. Sie zogen mit
ihren Familien vor das Wirtschaftsministerium nach
Stuttgart. Sie belagerten tagelang vier Filialen der Banken,
die für die Gefährdung ihrer Arbeitsplätze die
Hauptverantwortung tragen: die Deutsche Bank, die
Commerzbank, die Dresdner und die Baden-Württembergische
Bank in Aalen. Die 14stündige Besetzung der Bankfilialen
wurde durch einen massiven Polizeieinsatz beendet.

Seit Juni 1998 läuft ein Vergleichsverfahren, das für die
Belegschaft zunächst recht günstig aussah. Im ersten Quartal
hatte die Firma seit sieben Jahren erstmals wieder schwarze
Zahlen geschrieben. Wegen der Asienkrise waren allerdings
zwei Kooperationspartner kurzfristig abgesprungen. Da
forderten die Banken plötzlich die Ablösung von
Restdarlehen. Es mußte ein Vergleich beantragt werden. Ein
von der IG Metall mit erarbeitetes Sanierungskonzept sah die
Weiterbeschäftigung von 280 Kolleginnen und Kollegen vor.
Entlassen worden wären nach diesem Konzept 40 Kollegen, für
die es eine Auffanggesellschaft geben sollte. Dieser erste
Vergleich im Juni scheiterte wie der zweite Versuch Mitte
September an den Banken, die Universal keine Chance mehr
gaben. Offensichtlich wollen sie bei der Flurbereinigung in
der Strickmaschinenbaubranche ein wenig nachhelfen.

Das vorläufige Ergebnis dieses Arbeitskampfes: zwei
Vergleichsverwalter, die hinter dem Rücken der Belegschaft
auf Liquidation hinarbeiteten, wurden in die Wüste gejagt.
Der neue Konkursverwalter hat jetzt erst einmal allen
Mitarbeitern für die nächsten drei Monate Arbeit und Lohn
zugesichert und ihnen eine ehrliche Informationspolitik
zugesagt. Laufende Aufträge werden nun abgearbeitet. Ob und
wieviel Arbeitsplätze bei Universal gerettet werden können,
ist unsicher. Der Strickmaschinenmarkt wird zu 50 Prozent
von einem japanischen Großkonzern beherrscht, 25 Prozent von
dem harten deutschen Konkurrenten Stoll aus Reutlingen. Um
das letzte Viertel kämpfen kleinere Unternehmen, wie die
Universal, die neue Aufträge im internationalen Geschäft nur
bekommen, wenn diese von den Banken vorfinanziert werden.

aus *UZ* unsere zeit, Zeitung der DKP, Nr. 41 vom 9. Oktober 1998

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