„Der Angriff auf unsere Arbeitsplätze muss
sofort zurückgenommen werden! Konzernweiter
Kampf, bis die Pläne vom Tisch sind!“, so
titelt die Extrausgabe der „Stoßstange“ von
heute - die Zeitung von Kollegen für
Kollegen bei Daimler, die wir heute Früh in
Stuttgart- Untertürkheim und Hedelfingen
verteilt haben. Sie informiert:
„Vor einer Woche informierte der
Betriebsrat die Kolleginnen und
Kollegen: Im Stammwerk Untertürkheim
sollen 4000 Arbeitsplätze vernichtet
werden. Die Verbrennungsmotoren
sollen bis 2025 verlagert werden,
die versprochene Batteriefertigung
ist infrage gestellt. Berlin soll
keinen Nachfolger für den V6-Diesel
bekommen. Langfristig soll das Werk
als Produktionswerk ganz geschlossen
werden (…) Die Kolleginnen und
Kollegen in Berlin und Untertürkheim
haben genau die richtige Antwort
gegeben und sofort Protestaktionen
und Versammlungen durchgeführt.“
Wir sprachen die Kollegen an:
„Jetzt müssen wir konzernweit
streiken – gegen Schließungspläne
und andere Angriffe!“
Ein Kollege beschwert sich, dass
viele noch gar nicht richtig
begreifen, was hier eigentlich
gerade passiert, dass es um die
Existenz des Motorenwerks in
Untertürkheim geht und damit um die
Existenz von Tausenden Familien. Als
wesentliche Ursache sieht er, dass
sie nicht richtig informiert werden
- außer von der MLPD und der
Stoßstange. Deshalb unterstützt er
die Forderung der Stoßstange nach
voller Publizität.
Denn eigenständig äußert sich
Daimler bisher überhaupt nicht.
Nachdem Rote Fahne News letzten
Mittwoch einen Artikel dazu
veröffentlichte und dieser am
Donnerstag ebenfalls an den Toren
verteilt wurde und es genau einen
Bericht, ebenfalls am Mittwoch, in
der Stuttgarter Zeitung gab, wiegelt
Markus Schäfer vom Vorstand am
Freitag bei einer Telefonkonferenz
mit Journalisten ab: „Wir gestalten
einen Abbau sozialverträglich.“ Und:
„Aus heutiger Sicht ist das nicht
der Plan das Werk Berlin zu
schließen.“ Das hört sich ungefähr
genauso an wie der berüchtigte
Spruch: „Niemand hat vor eine Mauer
zu bauen.“
Auch der Betriebsrat hüllt sich
seit einer schriftliche Mitteilung
als E-mail am vergangenen Dienstag
gegenüber den Kollegen in Schweigen.
Viele antworten auf die
Aufforderung zum Streik „Das wäre
eigentlich richtig“, „Ich bin
dabei“, „So ist es“. Das man jetzt
kämpfen muss finden viele richtig -
aber wie? Einer sagt: „Es müssen
alle auf die Straße! Es war ein
Fehler, dass wir Zugeständnisse
gemacht haben. Was wollen die denn
noch. Ja eine Betriebsversammlung,
aber anders wie sonst.“
Wichtiges Thema ist mit einer
Spaltung von jung und alt fertig zu
werden und zu verstehen dass gerade
die Kampfeinheit der Motor ist. Ein
älterer Kollege wütend: „Ich
versuche ja die ganze Zeit was zu
bewegen, aber die Jungen machen
nix...“ Hier haben die Älteren auch
eine Verantwortung sie dafür zu
gewinnen.
In Untertürkheim ist es gerade
einer der Jüngsten, ein Azubi, der
stehen bleibt und etwas verdruckst
die Verteiler fragt: „Wie geht das –
Streik? Wie lernt man, Kämpfe zu
führen?“
Die Diskussionen, was jetzt
entschieden und vorbereitet werden
muss, und wie von den bisherigen
Kämpfen gelernt werden kann, ist im
Gange. Die Stoßstange dazu: „Die
Stoßstange wird jeden Kampfschritt
bekannt machen und jede wichtige
Frage diskutieren. Arbeitet aktiv an
der Stoßstange mit und spendet,
damit sie in der aktuellen
Auseinandersetzung so oft wie nötig
und an allen Werken verteilt werden
kann.“
Manch ein Kollege meint: „Wir
sind zu klein – da können wir nichts
machen.“ Tatsächlich hätte es eine
gesamtgesellschaftliche Bedeutung,
wenn sich die Kollegen bei Daimler
für einen Streik entscheiden – da
würde die ganze Welt drauf schauen.
Gerade in der jetzigen Situation in
der Weltwirtschafts- und Finanzkrise
in Wechselwirkung mit der
Corona-Krise – und den
Strukturkrisen in der Autoindustrie.
Die Stoßstange macht deutlich,
dass ausschlaggebend ist konzernweit
zu kämpfen gegen jegliche Spaltung:
„Wann haben wir in der Vergangenheit
Angriffe des Vorstands
zurückgeschlagen? Doch immer dann,
wenn wir entschlossen und als
Konzernbelegschaft gekämpft haben –
wie 1996 im Kampf um die
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
oder 2004 als der Vorstand die
40-Stunden-Woche wieder einführen
wollte. Genau diesen gemeinsamen
Kampf versucht der Vorstand zu
verhindern. Das war das Ziel der
Aufspaltung mit der Holding. Und das
ist das Ziel, wenn scheinbar jedes
Werk einzeln angegriffen wird,
obwohl alle Angriffe Teil eines
Gesamtplanes sind. Nutzen wir die
Nervosität des Vorstands statt lange
zu warten. Die, die jetzt sagen, es
sei zu früh, um zu kämpfen, werden
uns in ein paar Wochen sagen: „Jetzt
haben wir ein Ergebnis, jetzt ist es
zu spät!“
Quelle:
https://www.rf-news.de/2020/kw40/der-angriff-auf-unsere-arbeitsplaetze-muss-sofort-zurueckgenommen-werden-konzernweiter-kampf-bis-die-plaene-vom-tisch-sind
 |