80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg
80 Jahre Internationale Brigaden


Die Sowjetunion unterstützt die spanische Volksfront-Regierung


Schreiben von Stalin, Molotov und Voroschilov vom 21.12.1936 an den spanischen Ministerpräsidenten Largo Caballero

10/2016

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"Wir waren und sind der Meinung, daß es unsere Pflicht ist, innerhalb der Grenzen unserer Möglichkeiten die spanische Regierung zu unterstützen, die an der Spitze des Kampfes aller Arbeiter und aller demokratischen Kräfte Spaniens steht gegen die militär-faschistische Kamarilla, die von den internationalen faschistischen Mächten gestützt wird.

Die spanische Revolution eröffnet sich Wege, die in vieler Hinsicht von dem Weg abweichen, den Rußland gegangen ist. Dies wird bestimmt durch die unter­schiedlichen gesellschaftlichen, historischen und geographischen Voraussetzungen, die Erfordernisse der internationalen Lage, die verschieden sind von denen, die die russische Revolution vorfand. (...)

Bei alledem meinen wir, daß unsere Erfahrungen — insbesondere die Erfahrun­gen aus unserem Bürgerkrieg —, wenn sie auf richtige Weise den besonderen Bedingungen des revolutionären spanischen Kampfes angepaßt werden, für Spanien von entscheidendem Wert sein können. Davon ausgehend und in Hinblick auf Ihre inständigen Bitten, die uns Gen. Rosenberg übermittelte, stimmen wir zu, Ihnen eine Gruppe von Militärspezialisten zur Verfügung zu stellen, die wir instruiert haben, Ihre spanischen Offiziere auf militärischem Gebiet zu beraten, zu deren Unterstützung sie von Ihnen bestimmt werden sollen.

Wir haben sie entscheiden darauf hingewiesen, daß sie bei allem Bewußtsein der Solidarität, die heute das spanische Volk und die Völker der SU erfüllt, nicht außer acht lassen dürfen, daß der sowjetische Spezialist, weil er eben ein Ausländer in Spanien ist, nur dann wirklich von Nutzen sein kann, wenn er sich rigoros an seine Funktion als Berater, und nichts als Berater, hält.

Wir glauben, daß Sie genauso unsere Genossen Militärspezialisten verwenden werden. (...) Wir unterbreiten Ihnen noch 4 freundschaftliche Ratschläge zur Prüfung:

1) Man müßte den Bauern, die für ein Agrarland wie Spanien große Bedeutung haben, Aufmerksamkeit widmen. Es wäre gut, Dekrete zur Agrar- und Steuer­frage herauszugeben, die den Interessen der Bauern entsprächen. Von Vorteil wäre auch, die Bauern für die Armee zu gewinnen oder im Hinterland der faschistischen Armee Partisanenabteilungen aus Bauern zusammenzustellen. Dekrete zum Nutzen der Bauern könnten das erleichtern.

2) Man müßte die städtische Klein- und Mittelbourgeoisie auf die Seite der Regierung bringen oder ihnen auf jeden Fall die Möglichkeit geben, eine für die Regierung günstige neutrale Haltung einzunehmen, indem man sie vor Versuchen der Konfiskation schützt und ihnen die Möglichkeit freien Handels sichert. Im entgegengesetzten Fall werden diese Schichten den Faschisten folgen.

3) Man darf die Führer der republikanischen Partei nicht abstoßen, sondern muß sie im Gegenteil gewinnen, sie heranziehen und in die Regierungskoalition einbeziehen. Im Besonderen ist es nötig, der Regierung die Unterstützung Azahas und seiner Gruppe zu sichern, indem man alles mögliche tut, ihnen zu helfen, ihre Schwankungen zu überwinden. Dies ist auch notwendig, um die Feinde Spaniens zu hindern, es als eine kommunistische Republik auszugeben und so der von ihnen angekündigten Intervention zuvorzukommen, welche für das republikanische Spanien die größte Gefahr darstellt.

4. Man sollte Gelegenheit finden, um in der Presse zu erklären, daß die spanische Regierung keinerlei Angriffe auf das Eigentum und die legitimen Interessen der Ausländer in Spanien dulden werde, der Bürger jener Länder, die die Aufständischen nicht unterstützen."

Quelle: Adelante! Pasaremos! Erzählungen, Reportagen und Dokumente aus dem spanischen Bürgerkrieg, hrg. v. Liga gegen Imperialismus, Köln 1976, S.26f, der volle Wortlaut findet sich bei: Luis Araquistain, El Communismo y la Guerra de Espana, Carmaux 1939, S. 30

Lesehinweis: In der Maiausgabe 2016 veröffentlichten wir