Der Feind ist nicht außerhalb, sondern innerhalb des Landes! Zerreist die Erlaubnis für den Krieg! Verstärkt die internationale Solidarität!
Erklärung der Kommunistischen Partei der Türkei vom 2. Oktober 2014

10-2014

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Landsleute, Völker der Türkei und Kurdistans, internationale demokratische Öffentlichkeit,

der türkische Staat, die AKP-Regierung spielen mit dem Feuer. Um die IS Terrororganisation, die sie finanziell und technisch bisher unterstützt haben, auch weiterhin zu unterstützen und in der Region das Kriegsfeuer zu entfachten, wird sie die Zustimmung des Parlaments für Kriegseinsätze im Ausland einholen. Somit wird sowohl Türkei als Kurdistan zum Spielplatz des einheimischen und ausländischen Militärs werden.

Die Türkei, die, die Ambitionen verfolgt, Gendarm des Mittleren Ostens zu werden, wird versuchen, mit der NATO und ihren sonstigen Verbündeten die imperialistischen Interessen in der Region mit Blut, Tod und Krieg abzusichern. Die Türkei nimmt mit dieser Kriegspolitik in Kauf das Land innen und außen in einen Krieg zu stürzen.

Das Barzani – Regime in Süd Kurdistan handelt seit längerer Zeit gemeinsam und im Einvernehmen mit der Türkei, um diese Politik zu realisieren. Es verrät das eigene Volk, die Einheit des kurdischen Volkes. Es vergießt das Blut seiner Schwestern und Brüder und verfolgt eine pragmatische Politik. Es interniert zunächst Rojava (West Kurdistan / Syrisches Kurdistan). Wenn es selbst in Gefahr gerät, handelt es zusammen mit den Kräften der HPG und YPG und erweckt den Anschein des “Widerstandes“.

Die Türkei möchte auf einen Schlag vier Ziele erreichen:

Erstens:
Sie möchte Rojava (West Kurdistan) zur Pufferzone erklären und die Selbstverwaltung von Rojava mit Blut ertränken um die Errungenschaften des kurdischen Volkes zu vernichten.
Zweitens:
Sie möchte den zentralen Staatsaufbau Syriens zerschlagen und Staatspräsident Assad stürzen.
Drittens:
Sie möchte ihren Einfluss auf den zentralen Staatsaufbau des Irak ausbauen und ihr diktieren, was sie will. Sie bedient sich dabei der Widersprüche zwischen der Verwaltung in Süd Kurdistan und dem Zentralstaat in Irak. Die Verwaltung in Süd Kurdistan beteiligt sich an diesen hinterlistigen Plänen. Die Türkei möchte sich an den Ölvorkommen in Irak und Süd Kurdistan beteiligen. Viertens: Damit möchte die Türkei alle Errungenschaften des kurdischen Volkes zunichte machen. Das kurdische Volk soll faktisch nur innerhalb der von der Türkei auferlegten Grenzen und erlaubten Zugeständnisse leben.

Der türkische Staat leistet der IS-Terrororganisation Dienst hinter den Frontlinien. Sie leistet logistischen, finanziellen, technischen, armeetechnischen Dienst, versorgt die Terroristen in Krankenhäusern. Neben dem kurdischen Volk, leiden auch arabische, assyrisch – suryanische, armenische, turkmenische Völker unter dem Terror und werden massakriert.

Die eigentliche Gefahr für die Völker der Türkei wird erst nach der Zustimmung des Parlaments erfolgen. Die Türkei wird in die Grube fallen, die sie anderen gegraben hat. Das Land wird zum Kriegsschauplatz werden, weil die IS-Terroristen mit Hilfe des AKP-Regimes sowohl in der Türkei als auch in Nord Kurdistan ihr Netzwerk und ihre Infrastruktur aufgebaut haben.

Die Völker der Türkei, Kurdistans, die Arbeiterklasse, revolutionäre und demokratische Kräfte werden diesen Entwicklungen nicht tatenlos zusehen. Ein eventueller Fall von Rojavas Kanton Kobane wird für die Freiheitsbewegung des kurdischen Volkes einen Wendepunkt darstellen. Der so genannte Friedensprozess wird beendet werden. Ein Kampf, der die gesamte politische Landschaft in der Türkei, Kurdistan und dem Mittleren Osten verändern könnte, wird beginnen. Die positiven Ermahnungen des Vorsitzenden der PKK Abdullah Öcalan vom 1. Oktober 2014 sind für das AKP-Regime die letzte Chance. Das AKP-Regime muss seine Strategie gegenüber dem Mittleren Osten, Kurdistan und der Region von Grund auf ändern. Präsident Erdogan, Ministerpräsident Davutoglu, Generalstabschef Özel, Parlamentspräsident sowie alle Vertreter und Institutionen der kollaborierenden Bourgeoisie müssen wissen, dass die Tragödien und Kriegsszenarien, die sie verursacht haben, auch ihr eigenes Ende bedeuten werden.

Die Türkei kann eine ehrliche Verhandlung mit der Freiheitsbewegung Kurdistans führen, um die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Rechte des kurdischen Volkes gleichberechtigt zu gewährleisten und zur Demokratisierung der Türkei beitragen. Der Prozess der Demokratisierung der Türkei wird unter Mitwirkung des türkischen, kurdischen und der anderen Völker der Region die Pläne der Imperialisten in der Region zunichte machen.

Das AKP-Regime muss den Ernst dieser Situation erkennen und entsprechende Schritte unternehmen. Die Türkei muss Rojava anerkennen. Sie muss, um den den Einfluss der IS-Terrororganisation zu beenden, mit allen anti-imperialistischen, anti-kapitalistischen und bewaffneten Gruppen zusammenarbeiten.

Das ist kein leichtes politisches Manöver. Aber es ist notwendig. Sonst werden die anti-imperialistischen, anti-kapitalistischen Kräfte in der Region dem herrschenden Regime in der Türkei den Teppich unter den Füßen wegziehen. Früher oder später wird das Ergebnis so sein.

Wir appellieren an die Russische Föderation, die Volksrepublik China, Sozialistische Volksrepublik Vietnam, Sozialistische Republik Kuba, Demokratische Volksrepublik Korea. Um die Barbarei der imperialistischen Kriege in Kobane, Shengal, Maxmur und anderen Regionen Kurdistans, Iraks und Syriens zu beenden, benötigen die revolutionären und demokratischen Kräfte des Mittleren Ostens Ihre finanzielle und technische Unterstützung. Die internationale Solidarität ist aktuell und akut.

Es ist auch Ihre internationale, gesellschaftliche und politische Aufgabe und Verantwortung, den Machtbestrebungen des US- und EU-Imperialismus in der Region Einhalt zu gebieten und die Region von einem Pulverfass in eine Friedensregion zu verwandeln. Sie, als Staaten von Völkern, die imperialistische Kriege selbst erfahren und unbeschreibliches Leid erlitten und heldenhaften Mut gegen Aggression bewiesen haben,
unternehmen Sie mit allen Ihren Möglichkeiten etwas, damit diese Barbarei beendet wird. Bringen Sie in internationalen Foren dieses Thema auf die Tagesordnung. Leisten Sie medizinische, humanitäre und logistische Hilfe. Wenn dieser Krieg sonst nicht abgewendet werden kann, so leisten Sie logistische, technische und militärische Ausbildungshilfe zugunsten der Völker, die gegen imperialistische Aggression kämpfen. Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Möglichkeiten.

Die imperialistischen Pläne, die jetzt im Mittleren Osten angewandt werden, werden demnächst im Fernen Osten, in Lateinamerika, im Kaukasus, Westafrika ebenfalls angewandt werden. Leisten Sie internationale Solidarität mit den unterdrückten kurdischen, ezidischen, assyrisch – suryanischen, turkmenischen und arabischen Völkern, bevor es zu spät ist.

Völker, die im Norden, mittleren Teil, Süden und Westen der Türkei leben -  Denkt nicht, dass dieser Krieg fernab von euch ist. Wenn diese aggressiven Pläne des AKP-Regimes nicht gestoppt werden, so wird die IS-Terrororganisation sich in kurdischen und arabischen Städten der Türkei breitmachen. Die kurdische Freiheitsbewegung und die revolutionäre Bewegung der Türkei werden an keinem Ort der Türkei und Kurdistans den IS-Terroristen und ihren Unterstützern das Lebensrecht gewähren. Das bedeutet, dass der blutige Krieg nach Nord Kurdistan überspringen wird. Auch Istanbul, Bursa, Kayseri, Konya, Ankara, Trabzon, Izmir, Edirne werden betroffen sein.

Deshalb appellieren wir an die Völker der Türkei, die im Norden, mittleren Teil, Süden und Westen leben: „Seid nicht gleichgültig! Setzt euch dafür ein, dass das AKP-Regime etwas unternimmt!“

Die Türkei muss raus aus der NATO!

Alle imperialistischen Kriegsverträge müssen zunichte gemacht werden!

Die Zustimmung des Parlaments muss rückgängig gemacht werden! Wenn die Zustimmung des Parlaments erfolgt, so wird der Feind nicht außerhalb, sondern innerhalb des Landes sein.

Schluss mit dem ungerechtem schmutzigen Krieg gegen Syrien!

Erhöhung der internationalen Solidarität!



Kommunistische Partei der Türkei
Zentralkomitee
2.Oktober 2014

Editorische Hinweise

Wir übernahmen die Erklärung von DKP-News, wo die deutsche Fassung am 11. Oktober 2014 veröffentlicht wurde. Die DKP macht folgende Anmerkungen zur Erklärung:

In der Türkei gibt es derzeit vier Parteien, die sich als Kommunistische Partei der Türkei auf die originale TKP beziehen. Alle haben auch Vertretungen in Deutschland, fast alle haben auch Mitglieder, die auch in der DKP organisiert sind. Die DKP unterhält Beziehungen zu diesen Parteien. Es sind dies

die TKP, die TKP 1920 (beide mit direktem Bezug auf die bis 1988 existierende KP der Türkei), 
die KP und die HTKP (letztere haben sich kürzlich aus einer Spaltung der “TKP” ergeben, die sich ihrerseits aus der damaligen SIP, Partei der Volksmacht, begründet hat).

Wir geben deren Meinungen zu Fragen der Türkei oder zu internationalen Ereignissen – wie auch in anderen Fällen – unabhängig von den Positionen der DKP wider.