Wir zeigen "Eisenstein"!
Videos und Filme partikularisierter Interessen, wie etwa
Mietrebellen (2014) über die Empörung
gegen steigende Mieten oder neueWUT (2005) über die Auswirkungen
der Agenda 2010, zeigen weniger
Zusammenhänge gesellschaftlicher Verhältnisse, als die
spezifische Demonstration auf erweiterter, audiovisueller
Ebene. Aus einer ganz anderen Epoche, die
mit dem Versprechen begann, soziale Spaltung und Herrschaft
zugunsten der Herstellerinnen des
Mehrwerts umzuwälzen, erscheint dagegen frühe bildtechnische
Propaganda der sich bildenden Sowjetunion. Mit einem
konstruierten und sogar utopischen Blick
auf das Soziale, wird Film wird zu einem entwerfenden
Diskussionsbeitrag.
Der
Filmregisseur Sergej Eisenstein macht sich in den 20er Jahren
des letzten Jahrhunderts Notizen zur
Verfilmung des "Kapital" von Marx. In seinen Überlegungen und
nicht zuletzt in der von ihm verfolgten
Praxis des Films, dem damals avanciertesten Medium ('noch'
verstanden als Kunst), geht es um Konflikte,
Konfrontationen, Darstellung revolutionärer
Ereignisse, Argumentation – eine Art praktische Theorie.
In Die Generallinie (1926-29), auch
bekannt als Das Alte und das Neue, kommen diese Aspekte
besonders prägnant so zusammen: Wie kann
die anstehende Industrialisierung des revolutionären bzw.
nachrevolutionären Russland unter
laufenden Bedingungen der Kollektivierung einem breiten
Publikum dialektische Anschauungen bieten? Darüber hinaus
kann gefragt werden, was Bewegtbilder
eröffnen, in denen – im Gegensatz zum dokumentarischen Protest-
und Bewegungsvideo – Gegensätze als Modus
der Entwicklung geschichtlicher Bewegung
behandelt werden?