Winter 2008/2009
PROGRAMM


von
der Gruppe B.O.N.E.

10/08

trend
onlinezeitung

Wir lesen öffentlich in einem selbst organisierten Lektüreseminar:  (zweiter & vierter Dienstag im Monat, angefangen wird im WiSe 2008/09 ab 11. November 2008) 

NOCH im September – Oktober 2008:

„Tier-Werden, Schwarz-Werden, Frau-Werden“ von Gabriel Kuhn
Letzter Teil III: Zu alteritären Lebensformen und revolutionärem Widerstand (S. 142 – 195) 

November – Dezember 2008:

NEU „Schluss mit Schule“ von Bertrand Stern

B.O.N.E. setzt den Themenschwerpunkt Bildung auf die AGENDA des Widerstands. Was ist alles repressiv an unserem Bildungssystem. Ist „freie (Meinungs-)Bildung“ möglich? Kann mensch die (Hoch-)Schule ganz abschaffen? Gibt es eine denkbare Schule für RadikaldemokratInnen?  Wir unterstützen die Lesung mit dem gemeinsamen Sehen des Films „Treibhäuser der Zukunft“ (s.u.). Wir werden leidenschaftlich diskutieren … 

Januar – März 2009

NEU „Indeterminate Kommunismus“/Das Erbe der Situationisten

»Indeterminate!« ist ein Aufruf, Determinismen zu zerlegen, Unmögliches zu fordern, Geschichte zu gefährden. Dass die bestehende Gesellschaft nicht das natürliche happy end der geschichtlichen Entwicklung ist, sondern aus vielen guten Gründen überwunden werden muss, ist klassischer Bestandteil emanzipatorischer Philosophie und Politik, emanzipatorischen Kunst- und Kulturschaffens. Noch immer gilt die kritische Erkenntnis, dass der Kapitalismus diejenigen Qualitäten zugleich bereitstellt und blockiert, die eine freie und gerechte Gesellschaft virtuell ermöglichen. (unrast-verlag)

Wir wollen einzelne Essays aus dem Buch und Schlüsseltexte der Situationisten kombinieren. Guy Debords „Spektakel“ & Co.  

Terminverschiebungen können vorkommen! Planung ist schließlich das Chaos durch Irrtum ersetzen. Bei Interesse einfach mal per mail(info[AT]bone-net.de) anfragen und dazu stoßen... 

Wir ergänzen unsere Leseabende
durch Filme im Bethanien, so demnächst:
 

07.10.2008 – 20.00 Uhr: Persepolis (Spielfilm/Animation, F/USA, 2007)

1979 wird der Schah aus dem Iran vertrieben, doch es kommt nicht wie geplant zu einer iranischen Republik, stattdessen reißen die Mullahs die Macht an sich. Die pfiffige, 8-jährige Marjane muss miterleben, wie sie und ihre Familie, die zuvor im Kampf gegen den Schah noch auf der Seite der Revolutionäre standen, nun von funktionalistischen Führern unterdrückt werden. Viele landen im Gefängnis, das Kopftuchtragen wird für Frauen zur Pflicht, die Islamische Revolution trägt ihre Früchte. Als Jugendliche leistet Marjane auf ihre Weise Widerstand – mit Rockmusik und frechen Sprüchen. 

04.11.2008 – 20.00 Uhr: Treibhäuser der Zukunft von Reinhard Kahl(arte 2005, doku, 115 min.)

Kein Frontaluntericht, kein Lernen im 45-Minuten-Takt und individuelle Förderung. So geht Schule in den "Treibhäusern der Zukunft". Die Dokumentation porträtiert Schulen, die den herkömmlichen Schulalltag grundsätzlich umstrukturiert haben und damit große Lernerfolge erzielen. (arte) 

02.12.2008 – 20.00 Uhr: B.O.N.E. präsentiert „Hirnforschung und Philosophie“ in drei Dokumentarfilmen (D 2007/2008 ca. 135 min.):

Freiheit – eine gute Idee?

Der populäre Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer stellt in seiner Sendereihe Geist und Gehirn das menschliche Gehirn und seine Funktionen vor. Er zeigt wie optimal unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, Strukturen zu erkennen und zu speichern und damit fortwährend zu lernen.

Wer ist ich?

Die Hirnforschung ist dabei, in die innersten Bereiche des Menschseins vorzudringen. Sie sucht im Gehirn das Phänomen „Bewusstsein“. Also das, was uns als Menschen ausmacht: Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Wünsche und Pläne, unsere Selbst-Wahrnehmung: Unser „ICH“!

Hirnforschung auf der Couch

"Zwei Forschungsrichtungen standen sich bisher unversöhnlich gegenüber: Psychoanalyse und Neurowissenschaften. Nun wachsen sie zur Neuropsychotherapie zusammen. Freud hätte seine Freude gehabt:(…) Begriffe wie Verdrängung, Abwehr und Trauma gehen in die Neurowissenschaft ein, umgekehrt arbeiten Psychoanalytiker mit den neurologischen Erkenntnissen zum Erinnern, der Speicherung von emotionalen Erfahrungen und Phänomenen des Träumens. Gert Scobel sucht mit seinen Gästen im Rahmen einer Podiumsdiskussion innerhalb der Veranstaltungsreihe NeuroForum Frankfurt die Schnittstelle von empirischem Wissen und psychoanalytischer Theorie.“ (Quelle: 3sat)


06.01.2009 – 20 Uhr:
B.O.N.E.-Reihe “Philosophen-Portraits”-

Slavoj Zizek – Alien, Marx und Co. (D 2006, doku, 52. Min.)

Der 1949 geborene slowenische Philosoph Slavoj Žižek gilt als das Enfant terrible der internationalen Intellektuellenszene. Er ist ein wandelndes Paradox, unterwandert konstant Dinge, die als gegeben gelten und kümmert sich in seiner offensiven Art weder um Anstand noch um gesellschaftlich festgelegte Tabus. Wer ist Slavoj Žižek? Seit jeher dem französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan verbunden und großer Kenner der klassischen deutschen Philosophie (Hegel, Kant) hat sich Slavoj Žižek im Laufe von über zwanzig, in mehrere Sprachen übersetzter Buchveröffentlichungen sowie durch mehr als dreihundert weltweit gehaltener Vorträge ein persönliches und kühnes linkes Denken geschmiedet. Schelm und Scharlatan für die einen, unübersehbarer Erneuerer für die anderen ist Slavoj Žižek heute mit 57 Jahren mehr denn je ein permanenter Fragensteller, der vor nichts zurückschreckt, um die Beziehungen zu untersuchen, die wir zu unseren Zerbrechlichkeiten und Widersprüchen pflegen. Žižek tut alles, um konventionelle Ansichten über den Haufen zu werfen. Die Provokation dient ihm dabei als unruhestiftendes Instrument, denn ihm zufolge zwingt erst die Beunruhigung uns zum Denken. 

03.02.2009 – 20 Uhr: Workingsman´s Death (D 2005, arte, doku, 119min.)

"Workingman's Death" war 2006 in den deutschen Kinos zu sehen, und gewann den Deutschen Filmpreis Lola 2007 für den besten Dokumentarfilm. Das Lexikon des Internationalen Films schreibt: "Die mitunter fast circensischen Schauwerte des Gesehenen werden durch ein ausgeklügeltes Sound-Arrangement, die betörende Musik des Avantgarde-Künstlers John Zorn und durch den O-Ton des Films ebenso klug wie assoziationsreich unterstützt. Ein irritierend-visionärer Film, der nicht nur nach der Veränderungen moderner Arbeitswelten fragt." Und "Die Zeit" meint: "Grandioser filmischer Essay über körperliche Arbeit... Glawoggers Epos ist nachdenklich, vielschichtig, künstlerisch." (arte) 

03.03.2009 – 20.00 Uhr: Der große Ausverkauf (D 2007)

„Was Marktwirtschaft in einer globalisierten Welt wirklich bedeutet, und wie sie das Leben der Menschen verändert, zeigt auf eindringliche Weise der Dokumentarfilm "Der große Ausverkauf" des deutschen Regisseurs Florian Opitz.“
„Was diesen Film besonders macht, sind seine Protagonisten, die nicht nur Opfer sind, sondern trotz ihrer Misere nicht aufhören zu kämpfen. In den Medien hierzulande ist dies selten ein Thema. Und so führt uns dieser Film auch die Ignoranz des Westens vor Augen. Er macht uns das Wegschauen bewusst, wenn wir erfahren, welche Konsequenzen Privatisierung haben kann, was mit den Menschen passiert, in Manila und anderswo.“ (kulturzeit, 3sat)

Editorische Anmerkungen

Wir erhielten den Text von den AutorInnen  zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.

Wer oder was ist B.O.N.E

Es soll politische Gruppen geben, die setzen Manifeste, programmatische Thesen, wenn nicht gar Diskussionsangebote in die geplagte Welt. Wir auch. 

Nicht, weil wir denken, dass wir den Durchblick erfunden hätten. Aber immerhin, wir bemühen uns, und das, was wir so gebacken bekommen, reicht schon für eine kurze Selbstdarstellung. Also, wer oder was sind wir? Keine Knochenfreaks, sondern vielmehr dem Comic-Wahn verfallen... (kennt jemand die Bone-Comics von Jeff Smith?) 

Mitunter werden wir aber bierernst, brüten über Kaffee- und Teepötten und fangen an mit Politisieren. Und da zeigt das nette Kürzel B.O.N.E., was in ihm steckt. Beginnen wir mal mit 

Basisdemokratisch. 

Soll heißen, dass wir aus eigener Erfahrung ebenso wie aus theoretischen Gründen sowohl bürgerlich-parlamentarische Stellvertretungspolitik als auch den leninistischen Avantgardeansatz ablehnen (sind die beiden nicht mindestens zweieiige Zwillinge?). Beide Politikmodelle bekämpfen in letzter Instanz die selbstverantwortliche Tätigkeit der bislang Unterdrückten. Wir hingegen hegen Sympathie für anarchistische, radikaldemokratische bzw. rätekommunistische Vorstellungen und würden auf der Strecke gerne ein ordentliches Stück vorankommen, mit anderen Worten: den überkommenen Theoriefundus praktisch aktualisieren. Danach kommt natürlich 

Oblomovistisch. 

Hieß früher eigentlich „organisiert“, aber dann haben wir B.O.N.E.s irgendwann festgestellt, dass wir gar nicht mehr groß organisiert sind (als einzelne schon, aber nicht mehr als Gruppe) - und schon länger kein neues Flugblatt ver­öffent­licht haben, obwohl es dauernd geplant wird. Stattdessen werden gemeinsam Bücher zu zwei Dritteln gelesen, bevor sie weggelegt werden. Daher hat B.O.N.E. die Bedeutung des O im Namen von „organisiert" auf „oblomovistisch" geändert. Oblomov ist eine russische Romanfigur, die dauernd im Bett liegt ... während des ganzen Buches. Umgeben von Skizzen, Entwürfen und Ideenpapieren stellt sie andauernd irgendwelche Pläne an, die nie verwirklicht werden. (siehe: Wikipedia) 

Neurotisiert. 

Damit soll wahrscheinlich zum Ausdruck kommen, dass wir zwar ganz nett, aber auch ziemlich bekloppt sind, denn wer in dieser Gesellschaft sich „normal“ nennt, muss „ver-rückt“ sein, oder? Nu  

Emanzipatorisch. 

Emanzipation kann nur in einem langen Prozess gemeinsam erkämpft werden, und zwar gegen die, die uns unten halten und gegen die, denen es so gefällt zu leben. Die Emanzipation umfasst nicht nur die Produktionssphäre, sondern die gesamte Lebensweise und ist eine Bedingung dafür, dass alle ihren Bedürfnissen entsprechend leben können. Drunter machen wir's nicht. 

So, wir proklamieren aber nicht nur hehre Grundsätze, sondern haben auch echte Themen. So plagt uns z.B. immer wieder folgendes: 

* Was ist Antiautoritär? Wieso unterwerfen sich Menschen der 'Macht'? 

* Was geht ab in Europa und auf dem Globus? Wird Europa deutsch oder umgekehrt? Wer profitiert, wer wehrt sich (oder auch nicht)? 

* ist die anarchistische Theorie nach Mühsam/Kropotkin/Landauer abgeschlossen oder überholt? Wie kann eine befreite Gesellschaft nach dem Spanischen Bürgerkrieg, Stalinismus und ohne politische Diktatur aussehen? Was ist eigentlich Post-Anarchismus/Post-Marxismus? 

Außerdem melden wir uns, wenn uns der Hafer stechen sollte, mit bemerkenswerten Flugschriften zu Wort, die auf www.bone-net.de  auch dokumentiert sind. Kinoprogramm und Details/Termine zum Lektüreseminar unter: http://www.bone-net.de/aktuell.htm   

B.O.N.E.
c/o New Yorck im Bethanien (Südflügel)
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