Kreuzzug und Djihad 
Der Triumph des Todestrips

von Günter Langer

10/01
trdbook.gif (1270 Byte)
 
trend
online
zeitung
Briefe oder Artikel
info@trend.partisan.net
ODER per Snail:
trend c/o Anti-Quariat
Oranienstr. 45
D-10969 Berlin
Präsident Bush nimmt den Fehdehandschuh, der ihm am 11.9. so drastisch übermittelt wurde, auf und erklärt einen "Crusade against the evil-doers", einen Kreuzzug gegen die Bösen. Bush, als auch sein selbsternannter Kontrahent im fernen Afghanistan, bedienen sich einer Sprache, die ihrem jeweiligen religiös-fundamentalistischem Weltbild entspringt. Wir können beide Sprecher für bare Münze nehmen, ohne den Beweis antreten zu müssen, dass sie für die ihnen jeweils zugeschriebenen Aktionen direkt verantwortlich sind. Sie fungieren nur als Sprecher eines sich gegenüberstehenden Bewusstseins, sind mithin nur Medium im Kampf um die Definitionsmacht, was gut und böse ist. Beide Seiten versichern, ihre Leute scheuen weder Tod noch Teufel. Dagegen regt sich Angst und Widerstand allerorten, und zwar in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. Während in Deutschland SchülerInnen und Linksradikale auf den Straßen "gegen Vergeltung und Krieg" auf die Straße gehen, demonstrieren im fernen Pakistan die Massen für die Unterstützung der Steinzeitmoslems im nachbarlichen Kabul.

Kein Ereignis hat bisher so diverse und konträre Reaktionen in der Linken hervorgerufen wie der Massenmord vom 11.9. und die Reaktion der Regierung, die für die Sicherheit der Bürger von New York und Washington zuständig ist. Bei Info-Partisan (www.partisan.net) und Indymedia (www.indymedia.de) ist dies exemplarisch zu beobachten. Weder der Golfkrieg noch der Kosovokrieg hat derartige Irritationen hervorgerufen. Während die Friedensbewegung, verstärkt durch gewerkschaftliche, kirchliche und autonome Gruppen sowie der PDS, Morgenluft wittert, halten ihr antideutsche KommunistInnen, 68iger Veteranen und viele unabhängige Linke und Feministinnen gerade die neutralistische Haltung gegenüber dem Horror vor. Wo liegen die Knackpunkte, was sind die Kriterien, die es bei der Beurteilung der Lage zu berücksichtigen gilt, was wissen wir von den Zusammenhängen, wie sind die Kontrahenten einzuschätzen, wer ist Täter, wer ist Opfer, welche Rolle spielen wir selbst in diesem grausamen Spiel?

Glücklicherweise liegen Informationen zuhauf vor. Wir müssen sie nur zur Kenntnis nehmen und im Zusammenhang betrachten. Fangen wir mit den Aussagen des von den US-Behörden als "prime suspect", des als Hauptverdächtigen gehandelten, des gegen das "Reich des Bösen" ehemaligen Verbündeten an.

Am 9.4.1417 A.H, das entspricht dem 23. August 1996 unserer Zeitrechnung, erklärte Usamah bin Muhammad bin Laden den USA den Krieg. Grund: Amerikaner und Israelis seien aus den heiligen Stätten des Islam zu vertreiben, die Besetzung arabischen Landes durch die US-"Kreuzzügler"-Truppen ("crusaders") zu beenden ("...there is no more important duty than pushing the American enemy out of the holy land"). Als Mittel zum Zweck fordert er einen Guerilla Krieg, der vollständig geheim geführt werden müsse. Dieser Krieg müsse aber abseits der Ölquellen stattfinden, da diese sonst in Gefahr kämen, vom Feind abgefackelt zu werden und dem zu gründenden islamischen Staat ökonomisch fehlen würden. Auch dürfe der Kampf nicht gegen die saudische Armee geführt werden, im Gegenteil, die werde die Mujahideen mit Informationen, Waffen und Material versorgen.

Bin Laden ist sich seiner Leute sicher: "Diese Jugendlichen lieben den Tod wie (die westlichen) das Leben lieben" und "unsere Jugend glaubt an das Paradies nach dem Tod". Märtyrer erhalten "72 reine Houries" (die schönsten des Paradieses). Diejenigen, die die Amerikaner Feiglinge nennen, konkurrieren untereinander, wer zuerst "kämpfen und töten" darf. Terror ausüben ist für ihn legitim und moralisch gerechtfertigt, da GIs "Waffen auf unserem Land tragen". Nach dem Tod winkt für Kämpfer des Islam nicht nur das Paradies, sondern der Tod ist das eigentliche Schicksal, da das Leben ohnehin irgendwann ende. Der religiöse Todestrip offenbart hier einen millenaristischen Gehalt, die göttliche Erweckung weist einen geraden Weg ins Paradies. Kämpfe für Allah, setze dein Leben ein und du bist gerettet. "Falls ich den Feind nicht bekämpfe, wäre meine Mutter geisteskrank!" Und weiter: "Die Wände der Unterdrückung und Erniedrigung können nicht niedergerissen werden außer im Kugelhagel." Zwischen Militärs und Zivilisten werde "nicht unterschieden". Für Frauen hat er eine besondere Rolle parat: "Unsere Frauen motivieren und ermutigen ihre Söhne, Brüder und Ehegatten für die Sache Allahs zu kämpfen. Sie weinen nicht, nur für Männer, die für Allah kämpfen".
(Quellen: www.azzam.com/html/articlesdeclaration.htm - derzeit nicht mehr im Netz -, http://www.vitrade.com/sudan_risk/laden/laden_declaration_of_war.htm und: http://abcnews.go.com/sections/world/dailynews/terror_980609.html )

Bin Laden ist hauptsächlich religiös motiviert, gesellschaftliche Verhältnisse spielen bei ihm nur insofern eine Rolle als er sie beurteilt, ob sie mit seiner Vorstellung von Islam übereinstimmen. Er ist nicht grundsätzlich gegen die saudische Monarchie, er fordert nicht ihre Abschaffung. Er setzt auf die "sauberen" Prinzen, die mit ihm zusammen einen islamischen Staat aufbauen sollen. Die USA werden nicht als Repräsentant eines exploitativen Kapitalverhältnisses gesehen, sondern mit mittelalterlichen Kreuzzüglern verglichen, die fremde Länder besetzten und plünderten. Obwohl er moderne Technik nutzt bzw. nutzen lässt, denkt er in mittelalterlichen Bezügen. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass er keine Imperialismus- oder Globalisierungskritik formuliert.

Die Rolle des saudischen Herrscherhauses ist übrigens äußerst zwiespältig. Einerseits zeigt es sich mit den USA verbündet, andererseits finanziert es die Taliban-Regierung in Afghanistan und damit indirekt auch deren speziellen Gast, den exil-saudischen Multimillionär Bin Laden, der von der "Northern Alliance", also der von aller Welt anerkannten afghanischen Rabbani-Regierung, als eigentlicher Herrscher über das Talibangebiet bezeichnet wird. Neben Saudi Arabien haben einzig die Arabischen Emirate und Pakistan das Taliban-Regime diplomatisch anerkannt. Hier zeigt sich die Ignoranz US-amerikanischer Außenpolitik in den letzten Jahren besonders deutlich. Um die Öl-Pipeline, die vom kaspischen Meer kommend durch Afghanistan läuft und, um die Öl-Lieferungen aus Arabien nicht zu gefährden, verbünden sie sich skrupellos mit den diktatorischen und korrupten Regimen dieser Region und nehmen deren langjährige Unterstützung einer terroristischen Variante des Islam hin. Der Vorwurf ist nur allzu berechtigt, die USA hätten im Profitinteresse die Schlange genährt, die sie jetzt gebissen hat.

Ein weiterer Aspekt muss in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden. Die Taliban sind ein Produkt des pakistanischen Geheimdienstes ISI, der seit je eine von der eigenen Regierung unabhängige, nicht kontrollierbare Politik betreibt. Die Taliban wurden vom ISI gegründet, finanziert, politisch und militärisch unterstützt bei ihrem Krieg gegen die gewählte Regierung, die jetzt nur noch ca. 10% des Landes beherrscht. Falls die Rechnung der Attentäter aufgeht und sich die Rechtgläubigen gegen die "Kufr", die Ungläubigen, erfolgreich auflehnen, also die pakistanische Regierung stürzen, bekommen sie den Finger an den atomaren Abzug.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob ein letztendlicher Beweis vorliegt, der bin Laden des Terrors von Manhattan und Washington überführt. Fakt ist, die Aktion wurde von Männern aus der arabischen Halbinsel durchgeführt, bin Laden hat sie und deren Vorgänger öffentlich für ihre Taten gepriesen, d.h. ihre Taten entsprechen seinen Zielen und seinen Methoden. Damit ist er geistig mindestens mitverantwortlich, wenn nicht sogar organisatorisch hauptverantwortlich für die fast 7.000 Toten in Manhattan und Washington. Es liegt im Sinn der Aktion, die eigentlichen Motive und damit die Verursacher im Dunkeln zu belassen. Es scheint daher unbillig, einen direkten Beweis für bin Ladens Schuld zu verlangen. Es ist etwa so, als wolle man heute Hitler von Schuld für den Holocaust freisprechen, weil kein direkter Befehl von ihm für die Ermordung der vielen Millionen Menschen aufzufinden ist. Honecker hat auch nie einen Schießbefehl unterschrieben, war er also nicht verantwortlich für die Mauertoten? Es macht auch keinen Sinn, den diversen bereits kursierenden Verschwörungstheorien nachzugehen, die je nach Bedarf, den CIA, den Mossad, die deutschen Konkurrenten, die Japaner oder sonstwen verdächtigen. Selbst wenn diese "usual suspects", diese "gewöhnlich Verdächtigen" dahinter steckten, könnten sie dies nur tun, weil es die bin Ladens in vielfältiger Form überhaupt gibt. Deshalb ist bin Laden primär das Phänomen, das es zu erklären gilt.

In Deutschland wird formuliert, das Attentat habe die USA mitten ins Herz getroffen und die Menschen sind betroffen über so viel Leid. Rechtsextremisten in Stralsund verbrennen daraufhin US-Fahnen, Neo-Nazi Horst Mahler erklärt den "Luftschlag" für "rechtens", weil er gegen die "Globalisten", den "Hauptfeind der Menschheit", gegen "die Symbole der mammonistischen Weltherrschaft" gerichtet sei und "eminent wirksam" den "Widerstandsgeist der Völker" gestärkt hätte. Linke Gruppen machen sich Sorgen über mögliche Vergeltungsaktionen der USA. Im Berliner Mehringhof findet auf einer linken Veranstaltung zur Vorbereitung einer Demonstration "gegen Vergeltung und Krieg" die Forderung, auch "gegen den Terror" zu mobilisieren, keine Mehrheit. In der Bevölkerung ist die Angst verbreitet, in eskalierende kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen werden zu können. Bei den Nazis offen, bei Linken und Unbedarften unterschwellig, drückt sich in diesem Verhalten eine Kritik an den USA aus, die aus dem Repertoire des Antiimperialismus stammt. Endlich haben die selbstgefälligen Amis mal eins auf den Deckel bekommen, haben sie doch selbst keine weiße Weste. Wie bin Laden verweisen sie auf Hiroshima und Nagasaki, verweisen aber auch auf Vietnam und andere von den US-Amerikanern verursachte Gräuel. Viele vergessen nicht, darüber hinaus Dresden hinzuzufügen.

Als vor über hundert Jahren die Aufteilung der Welt unter wenige Kolonialmächte dem Ende zuging, fassten Analytiker diesen Vorgang in dem Begriff Imperialismus zusammen. Die kommunistische Arbeiterbewegung formulierte unter Lenins Einfluss das Recht der kolonisierten Länder auf Befreiung vom kolonialistischen Joch. Seit ca. 40 Jahren ist diese Vorstellung weltweit formal erfüllt. Von daher ist auch der Begriff Imperialismus nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Fraktionen der Linken als auch neuerlich der Rechten haben stattdessen den Begriff Globalisierung mit dem alten Inhalt des obsoleten Antiimperialismus aufgefüllt. Sie sehen die Welt in einem rasanten Entwicklungsprozess, der unterschiedliche Kulturen einebnet und die Weltherrschaft der stärksten kapitalistischen Macht, die USA, zementiert. Inwiefern dabei die eigenen Kapitalisten mitwirken und davon kräftig mitprofitieren, bleibt ausgeblendet, partizipiert man/frau ja schließlich selbst davon. Es wird nicht mehr die Frage nach einer Ökonomie jenseits des Wertgesetzes gestellt, sondern an Symptomen der neoliberalen Wirtschaftsform, in der Zirkulationssphäre herumzudoktern versucht. Der letzte Schrei ist z.B. die Forderung, z.T. sogar militant vorgetragen (siehe Attac in Genua), nach Einführung der sog. Tobin-Steuer, einer Steuer für grenzüberschreitende Kapitalien.

Die Kritik richtet sich hauptsächlich an internationale Institutionen wie Weltbank, IWF, WTO etc., die von der stärksten Ökonomie, der US-amerikanischen, dominiert werden und unterstellt, die Herstellung weltweit gültiger Regeln unterminiere die Entwicklung ökonomisch zurückgebliebener Länder. In den Sechzigern wurde von Rudi Dutschke und anderen die "terms of trade", also eine Handelskategorie, für die ungleiche Verteilung des Wohlstands zwischen erster und dritter Welt unter dem Begriff des "Neoimperialismus" verantwortlich gemacht, nunmehr wird dies hauptsächlich den Regeln der internationalen Institutionen zugeschrieben. Die 68iger träumten vom Sozialismus als Heilmittel zur Abschaffung der Armut, heute glauben die linken Globalisierungskritiker an systemimmanente Reformen und die rechten an die Rückkehr in den Nationalstaat. Die USA ziehen den besonderen Zorn der Antiglobalisierer auf sich, da sie dem Wertgesetz weltweit nicht nur politisch, sondern auch militärisch Geltung verschaffen und dabei die in den Institutionen erarbeiteten Regeln durchsetzen. Damit erfüllen sie nicht nur die (arrogante) Rolle eines Weltpolizisten, sondern, so der linke Vorwurf, erfüllen so ihr eigentliches imperialistisches Dasein (vgl. exemplarisch für diese Position Gretchen Dutschke in www.sds.partisan.net). Ihre Partner in Japan und Europa verharren dabei in vornehmer Zurückhaltung. Dies hat für letztere zwar den Nachteil, dass die USA dabei zuweilen Extraprofite einheimsen können, aber andererseits den Vorteil einer gewissen Stabilität und demokratisch-freiheitlicher Verhältnisse in den Wirtschaftshochburgen. Die Regierung Bush wog sich bislang in der eitlen Zuversicht, derzeit keine aktive Rolle in diesem Verhältnis einnehmen zu müssen. Im Gegenteil, sie fühlte sich allein am stärksten. Kyoto, Durban, Jerusalem, ABM sind einige der Namen und Kürzel, die dies bezeugen. Nunmehr ist sie aus ihren Träumen gerissen und bemüht sich jetzt um eine weltweite "Allianz gegen den Terror".

Japan, Europa und die USA befinden sich in Konkurrenz zueinander, sind aber auch so stark untereinander verflochten und verwoben, ergänzen sich auf dem internationalen Parkett, dass eins ohne das andere nicht mehr zu denken ist. Von daher ist ein Angriff auf ein Zentrum ein Angriff auf alle drei Zentren gleichermaßen. Dies drückt sich in der einfältigen Floskel vom "Angriff auf die Zivilisation" (Bundeskanzler Schröder) aus, so als ob die Attentäter nicht Produkt der Zivilisation wären. Bin Laden, der Großkapitalist aus Saudi Arabien, und Mahler, der Mann aus unserer Mitte, sind sich dabei explizit einig, Menschenrechte, UNO, die Globalisierung sind die Teufel, die es auszurotten gilt. Sie formulieren das Recht imaginierter "Völker" bzw. der imaginierten "Ummah" (einheitliche Welt des Islam) mit jedem erdenklichen Mittel, Massenmord eingeschlossen, gegen die modernen freiheitlich-demokratischen Gesellschaften vorzugehen, solange diese Mittel wirksam, also zerstörerisch sind (www.deutsches-kolleg.de, inzwischen aus dem Netz verschwunden).

Bin Ladens Kriegserklärung ist keine Kriegserklärung gegen Ausbeutung, es richtet sich gegen das autonome Individuum der Moderne, von ihm vornehmlich als Christen und Juden bezeichnet, und damit gegen jeden Bürger der sogenannten westlichen Welt, insbesondere gegen Frauen. Von daher ist es weltfremd, vor dieser Gefahr, die uns alle betrifft, sogar unsere verrückten Nazis, die sich mit bin Laden solidarisch zeigen, die Augen zu verschließen. Weltfremd ist deshalb auch, keine Gefahrenabwehr zu überlegen. Ob wir es wollen oder nicht, wir Welt-Bürger, ob links, autonom oder rechts, ob Arbeiter oder Kapitalist, ob Mann oder Frau, sitzen erstmalig kosmopolitisch nicht nur mit den Opfern der Anschläge, mit den US-Bürgern, sondern auch mit Bush und Co. in einem Boot. Der erste Schritt zum "Clash of Civilisations" (Huntingtons Krieg der Kulturen) ist erreicht. Der zweite Schritt kann vermieden werden, wenn wir erkennen, dass wir auch mit den afghanischen Frauen (Lest deren Website: www.rawa.org), der nach Recht und Freiheit lechzenden Bevölkerung im Nahen und Mittleren Osten, sowie den Bauern z.B. im Pandschir-Tal unmittelbar verbunden sind. Es kann doch kein Zufall gewesen sein, dass der "Löwe des Pandschir", der militärische Führer der "Northern Alliance", Kommandant Ahmed Shah Massoud, ausgerechnet 2 Tage vor dem Attentat in den USA von arabischen Selbstmordattentätern, getarnt als algerische Journalisten mit Sprengstoff in ihren Kameras, vermutlich im Auftrage bin Ladens und der Taliban, umgebracht wurde.

Die Reaktion auf den Terror muss wohlüberlegt sein, darf aber nicht ausbleiben. Die etatistische Variante der Terrorbekämpfung, die sich so gern auf militärische Mittel verlässt, muss allerdings schon jetzt als völlig unzureichend eingestuft werden. Ansätze für diese Erkenntnis sind selbst bei den Regierenden glücklicherweise schon vorhanden. Das drückt sich im Begriff der "langandauernden Kampagne" aus, bei der der Einsatz des Militärs nur ein Faktor von vielen sein soll. Es wird offiziell bereits auf politische, soziale, ideologische und diplomatische Erfordernisse hingewiesen. Der Westen muss sich einer Kulturrevolution unterziehen, die Frage beantworten lernen, warum die USA so viel Hass in der Welt auf sich ziehen, damit er begreift, dass die Herstellung demokratischer Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten essentiell für friedliche Verhältnisse weltweit ist. Den Demokratisierungsprozess muss er deshalb mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln massiv unterstützen. Das mag kurzfristig den Profit- und derzeitigen Konjunkturinteressen widersprechen, ist aber langfristig die einzige Chance das zu verhindern, wovon bin Laden und seinesgleichen träumen, den Krieg in den westlichen Zentren selbst zu etablieren. Geschieht dies nicht, darf Bush, der texanische Weltmeister in Sachen Todesstrafe, zwar bin Laden womöglich eigenhändig ins Paradies befördern, der Terror wäre damit aber noch lange nicht besiegt, der Westen gebiert ihn stattdessen immer wieder aufs Neue.

Kein Terror - kein Krieg!

22. September 2001

Editoriale Anmerkung:
Der Text wurde erstveröffentlicht im Netz unter

http://www.members.partisan.net/sds/sds12101.html