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trend onlinezeitung für die alltägliche wut
Nr. 9/1998


Presseerklaerung vom 24.9.1998

Gentech-Riegel erstmals in deutschem Supermarkt
Greenpeace protestiert vor real-Filiale


Hannover, 24.9.1998.-- Ueber 20 Mitglieder der
Umweltschutzorganisation Greenpeace protestieren
heute vor dem real-Verbrauchermarkt in
Hannover-Linden gegen die schleichende Einfuehrung
gentechnisch manipulierter Lebensmittel. Die
Kunden des Supermarktes gehen auf dem Weg zum
Eingang durch einen neun mal fuenf Meter grossen
Vorhang, auf dem zu lesen ist "Greenpeace warnt:
Nestlé-Genfood bei real." Gleichzeitig verteilen
die Umweltschuetzer Lupen fuer das Kleingedruckte
an die Einkaeufer und kennzeichnen die
genmanipulierten Artikel mit Aufklebern.

"Wir fordern die real-Geschaeftsfuehrung auf, den
Verkauf genmanipulierter Schokoriegel sofort zu
stoppen", sagt Ralf Sonntag, Gentechnik-Fachmann
von Greenpeace, "sonst wird den real-Kunden
weiter Genfood untergeschoben." Im Gegensatz zu
real sind sich andere grosse Handelsketten, die
einen Gesamtumsatz von ueber 32 Milliarden Mark
haben, ihrer Verantwortung bewusst und haben
angekuendigt, keine genmanipulierten Produkte
anzubieten.

Greenpeace hat herausgefunden, dass der real-Markt
Schokoriegel der Firma Nestlé anbietet, die
gentechnisch manipulierten Mais aus den USA
enthalten. Der Hersteller Nestlé ist gesetzlich
dazu verpflichtet, auf die gentechnische
Manipulation hinzuweisen. Dieser Hinweis in der
Zutatenliste auf der Verpackung ist allerdings so
winzig, dass es zum Lesen einer Lupe bedarf, die
Greenpeace den real-Kunden zur Verfuegung stellt.
Nach einer Erhebung eines niederlaendischen
Marktforschungsunternehmens traegt der Hinweis in
der Zutatenliste nicht zur Verbraucheraufklaerung
bei. 85 Prozent der Befragten in Holland hatten
gekennzeichnete Gentech-Produkte zwar gekauft, es
aber nicht gemerkt. Eine bewusste Kaufentscheidung
gegen Gentechnik wird also schwierig. Greenpeace
fordert: Ueberall wo Gentechnik drin ist, muss auch
Gentechnik draufstehen und zwar deutlich.

"real faellt hier freiwillig vor dem
Gentechnikkonzern Nestlé auf die Knie", so Ralf
Sonntag, "dabei sind Gesundheitsrisiken nicht
auszuschliessen." Das bestaetigte kuerzlich die
Berliner Aerztekammer. Dem Mais aus den USA wurde
im Labor ein Antibiotika-Resistenz-Gen eingebaut.
Auf dem Acker oder im Magen-Darm-Trakt von
Menschen und Tieren kann dieses Gen von Bakterien
aufgenommen werden. Gefaehrliche Krankheitserreger
koennten dann mit den gebraeuchlichsten Antibiotika
nicht mehr wirksam bekaempft werden, weil sie
gegen solche Medikamente resistent geworden sind.

Nachricht vom 24.09.98 wurde erstellt von
redaktion@greenpeace.de

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