ERKLÄRUNG
zur Neukonstituierung einer Kommunistischen Partei
Die Unterzeichner
dieser Erklärung haben in der Bundesrepublik
Deutschland eine Kommunistische
Partei neu konstituiert.
Sie unternehmen
diesen Schritt in der Überzeugung, daß in der
jetzigen politischen Situation das Wirken einer
Kommunistischen Partei in der Bundesrepublik für
die Interessen der Arbeiterklasse und der ganzen
arbeitenden Bevölkerung notwendiger denn je ist.
Besorgt verfolgen wir
auf allen Gebieten des politischen und
gesellschaftlichen Lebenseine bedrohliche
Rechtsentwicklung. Das Anwachsen der NPD ist dabei
nur ein Ausdruck der allgemeinen reaktionären
Entwicklung und der Verschärfung der
Klassenauseinandersetzung. Auf wirtschaftlichem
Gebiet sind diese Tendenzen charakterisiert durch
die fortschreitende Zusammenballung
wirtschaftlicher Macht in immer weniger Händen, im
politischen Bereich durch die Aushöhlung der
demokratischen Grundlagen des Staates durch
Notstandsgesetze und andere restaurative Maßnahmen;
außenpolitisch durch das Streben nach Beseitigung
des territorialen Status quo in Europa; geistig
durch die verstärkte Propagierung
antikommunistischer, nazistischer und
nationalistischer Ideen. Damit befindet sich unser
Land auf einem gefährlichen Weg, der unser Volk in
der Vergangenheit schon zweimal in die Katastrophe
geführt hat. In dieser Situation ist eine
politische Kraft nötig, die dem arbeitenden Volk
offen und ungeschminkt die Wahrheit sagt und
ausgehend von den Erkenntnissen des Marxismus für
eine demokratische Alternative wirkt.
Wir handeln, weil wir
feststellen müssen, daß die Arbeiterklasse in der
Bundesrepublik gegenwärtig keine politische Partei
findet, die ihre demokratischen
Gegenwartsinteressen konsequent vertritt und mit
den gesellschaftspolitischen Forderungen für eine
sozialistische Zukunft verbindet. Die von uns neu
konstituierte Kommunistische Partei wird eine klare
Alternative zur Politik der herrschenden
großkapitalistischen Kreise und zu den Parteien,
die deren Interessen vertreten, entwickeln. Sie
wird sich zum Sprecher und Vorkämpfer der gerechten
Forderungen der Gewerkschaften, der Arbeiter,
Bauern und anderen abhängigen Schichten der
Bevölkerung gegen die Übermacht der Industrie- und
Bankherren machen.
Dem Versuch,die
Arbeiterschaft geistig und organisatorisch zu
entwaffnen und sie in das vom Großkapital
beherrschte System einzuordnen, wollen wir eine
Partei entgegensetzen, die den Arbeitern das
Bewußtsein ihrer Lage und ihrer sozialen und
politischen Interessen vermittelt. Nur eine Partei,
die die Ideen von Marx, Engels und Lenin zur
Grundlage ihres Handelns macht, kann unserem Volke,
besonders der arbeitenden und studierenden Jugend
einen Weg zur Veränderung der Verhältnisse, zu
demokratischem Fortschritt und zum Sozialismus
weisen.
Die Kommunistische
Partei, die wir neu konstituiert haben, wird die
Traditionen der revolutionären deutschen
Arbeiterbewegung, die Traditionen von Marx und
Engels, von Bebel, Luxemburg, Liebknecht und
Thälmann in sich aufnehmen. Sie wird im Geiste des
antifaschistischen Widerstands gegen die
Nazidiktatur, in dem die deutschen Kommunisten
große Opfer im Kampf für ein neues demokratisches
Deutschland brachten, wirken.
Die innere
Entwicklung der Bundesrepublik im Sinne einer
lebendigen Demokratie kann durch eine legale
Kommunistische Partei nur gewinnen. Ihr Eingreifen
in die politische und geistige Auseinandersetzung
wird den durch die antikommunistischen Tabus
eingeschränkten Raum der Diskussionsfreiheit
erweitern, die Schranken der Diffamierung und
Bevormundung durchbrechen. Auch dem Ansehen der
Bundesrepublik im Ausland, im Westen wie im Osten,
wird die Betätigungsfreiheit einer Kommunistischen
Partei in diesem Lande förderlich sein. Was in
England, Frankreich und selbst in den USA erlaubt
ist, darf in der Bundesrepublik nicht länger unter
Ausnahmerecht des kalten Krieges stehen.
Die Kommunistische
Partei, die wir neu konstituieren, ist eine Partei
der Bundesrepublik. Dieses Land ist unsere Heimat,
mit ihrer Bevölkerung teilen wir Freuden, Sorgen
und Hoffnungen. Wir entwickeln unser Programm, die
Formen und Methoden unseres Kampfes selbständig auf
der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus
und ausgehend von den ökonomischen und politischen
Bedingungen, die in der Bundesrepublik herrschen.
Wir achten das Grundgesetz, wir verteidigen die
darin verkündeten demokratischen Grundrechte und
Grundsätze. Mit der Neukonstituierung nehmen wir
die grundgesetzlichen Rechte in Anspruch, die sich
aus Artikel 21 GG ergeben, wonach die Bildung
politischer Parteien frei ist. Wir fordern, daß die
seit 1949 vorgenommenen antidemokratischen
Änderungen und Einschränkungen, besonders die
Notstandsgesetze, rückgängig gemacht werden. Auf
der Basis der im Grundgesetz proklamierten
demokratischen Prinzipien ringen wir um die
demokratische Erneuerung aller Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens.
Unser Ziel ist die
sozialistische Umgestaltung von Staat und
Gesellschaft. Dieses Ziel kann nur verwirklicht
werden durch die Arbeiterklasse, durch die große
Mehrheit des Volkes, denn der Sozialismus setzt die
Eroberung der politischen Macht durch die mit allen
anderen arbeitenden Schichten des Volkes verbundene
Arbeiterklasse voraus. Wir sind der Überzeugung,
daß sich in der weiteren Entwicklung, im Prozeß
ihrer eigenen geschichtlichen Erfahrungen, alle
sozialistischen und gegen die Monopolherrschaft
auftretenden Kräfte in unserem Land für dieses Ziel
einigen können.
* * *
Gegenwärtig wird das
gesamte gesellschaftliche, wirtschaftliche,
politische und kulturelle Leben in der
Bundesrepublik durch die Tatsache geprägt, daß eine
kleine Gruppe mächtiger Kapitaleigentümer die
Wirtschaft des Landes beherrscht und ihren
Profitinteressen unterordnet. Diese wirtschaftliche
Macht ist die Grundlage ihrer politischen und
geistigen Herrschaft über das Volk. Die CDU/CSU ist
zur Zeit die politische Hauptkraft dieser
Klassenherrschaft, durch die die Macht im Interesse
der Monopole ausgeübt wird. Das politische System
in Bonn verschleiert mit scheindemokratischen
Formen diese wirklichen Macht- und
Klassenverhältnisse.
Der Erhaltung und
Festigung der monopolkapitalistischen Gesellschaft
dient auch der Kurs der SPD-Führung. Mit dem
Eintritt in die Große Koalition hat sie eine
verhängnisvolle Gleichschaltung mit dem Kurs der
reaktionären Kräfte in der CDU/CSU vollzogen und
damit auch die Vertretung der unmittelbaren
Gegenwartsforderungen der arbeitenden Bevölkerung
preisgegeben.
In den sozialen und
politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre
ist der wahre Charakter der Gesellschaftsordnung,
in der wir leben, als einer vom Großkapital
beherrschten Klassengesellschaft, wieder deutlicher
sichtbar geworden. Das wirtschaftliche Krisenjahr
1967 hat gezeigt, daß die spätkapitalistische
Gesellschaftsordnung, allen offiziellen
Beteuerungen zum Trotz, nicht imstande ist, den
arbeitenden Menschen dauerhafte Vollbeschäftigung
und soziale Sicherheit zu gewährleisten. Sie ist
nicht fähig, die grundlegenden sozialen und
menschlichen Probleme unserer Zeit, besonders die
Fragen, die mit der Umwälzung in Wissenschaft und
Technik verbunden sind, zum Wohle des Volkes zu
lösen.
Demgegenüber
fordert die neu konstituierte Kommunistische Partei
eine demokratische Wirtschaftspolitik. In ihrem
Mittelpunkt muß die Mitbestimmung der Arbeitenden
in Betrieben, Unternehmen und Staat als erstem
Schritt zur Einschränkung der Allmacht der Monopole
stehen. Dies dient der sozialen Sicherung gegen
Unternehmerwillkür. Wir sind für eine Politik, die
stetiges wirtschaftliches Wachstum und
Vollbeschäftigung sichert. Das hat eine
demokratische Wirtschaftsplanung und eine vom
Volksinteresse bestimmte staatliche
Wirtschaftspolitik zur Voraussetzung. Wir fordern
eine aktive Lohn- und Gehaltspolitik und die
stetige Erweiterung dar Soziallaistungen auf Kosten
der Rüstungsausgaben und der Monopolprofite. Wir
sind davon überzeugt, daß die soziale Unsicherheit
nicht überwunden und die Probleme der
wissenschaftlich- technischen Entwicklung nicht
gemeistert werden können, wenn die alles
beherrschende Stellung dar Konzernherren in der
Wirtschaft nicht zurückgedrängt und überwunden
wird. Wir halten die Forderungen der
Gewerkschaften im Programm des DGB zur
Überführung von Schlüsselindustrien und
marktbeherrschenden Unternehmen in öffentliches
Eigentum für aktuell und zeitgemäß.
Innenpolitisch ist
mit der Annahme der Notstandsgesetze eine
Verschärfung aller reaktionären Tendenzen deutlich
geworden. Zur Stabilisierung der
großkapitalistischen Machtstrukturen im Innern und
zur Abstützung ihrer Großmachtpolitik nach außen
streben die herrschenden Kreise nach immer
undemokratischeren, autoritären
Herrschaftsmethoden, wollen sie durch ein
manipuliertes Wahlrecht die Macht der CDU/CSU
verewigen, degradieren sie das Parlament zur bloßen
Fassade.
Demgegenüber wird
sich unsere Partei entschieden für die Aufhebung
der verfassungswidrigen Notstandsgesetze, gegen
alle Notstandspraktiken und gegen jede weitere
Aushöhlung der Grundrechte, gegen die reaktionäre
Konzentration in der Presse und in anderen
Massenmedien, für die Verwirklichung der vollen
Rechte der Parlamente, für die umfassende
Demokratisierung des öffentlichen Lebens einsetzen.
Wir trachten danach, die politische und
gesellschaftliche Wirklichkeit in der
Bundesrepublik mit den im Grundgesetz verkündeten
demokratischen Prinzipien in Einklang zu bringen.
Außenpolitisch geht
die Regierung zum dritten Mal in der deutschen
Geschichte darauf aus, die Ergebnisse eines
verlorenen Krieges rückgängig zu machen und die
bestehenden Grenzen in Europa zu ändern. Der
Anspruch, Deutschland allein zu vertreten und die
Weigerung, mit der DDR als gleichberechtigtem
Partner völkerrechtlich verbindliche Vereinbarungen
zu treffen, bedeutet, daß die herrschenden Kreise
in Bonn nach wie vor die DDR liquidieren und den
eigenen Machtbereich auf die Grenzen von 1937
ausdehnen wollen. Hieraus entstehen gefährliche
Spannungen, die den europäischen Frieden bedrohen.
Durch das Nein zum Atomwaffensperrvertrag wird
deutlich, daß die Bundesregierung das Streben nach
Verfügung oder Mitverfügung über atomare Waffen
nicht aufgegeben hat. Diese Politik, die das Risiko
eines Krieges in sich birgt, widerspricht dem
deutschen Interesse. Sie bedroht das Leben unseres
Volkes. Sie belastet unser Land mit ständig
wachsenden Rüstungskosten und ist eine wesentliche
Ursache des Bildungsnotstandes, des Zurückbleibens
im Gesundheitswesen, in Wissenschaft und Forschung.
Demgegenüber
werden wir eine konsequente Friedenspolitik
verfechten. Unsere Partei geht von der Anerkennung
der bestehenden Grenzen aus und fordert die Aufgabe
des Alleinvertretungsanspruchs, die Herstellung
gleichberechtigter Beziehungen zur DDR, den
sofortigen Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag, die
Herabsetzung des Rüstungsetats und die aktive
Mitarbeit an der Schaffung eines europäischen
Sicherheitssystems. Heute, da zwei deutsche Staaten
bestehen, fordert das nationale Interesse und der
europaische Frieden, daß die Bundesrepublik und die
DDR ihr friedliches Miteinanderleben auf
völkerrechtlich verbindliche Abkommen gründen.
Um diese Alternative
für eine demokratische und fortschrittliche
Entwicklung der Bundesrepublik zu verwirklichen,
wird unsere Kommunistische Partei ihre besondere
Aufgabe darin sehen, ein vertrauensvolles und
kameradschaftliches Verhältnis zu den Mitgliedern
und Anhängern der SPD herzustellen und zu einem
Zusammenwirken aller fortschrittlichen Kräfte in
der Arbeiterschaft und im Volk zu gelangen. Die
Tatsache, daß die maßgeblichen Führer der SPD die
Mitverantwortung für den Kurs der
großkapitalistischen Kreise und ihrer CDU/CSU
übernommen haben, daß sie nicht nur das
sozialistische Ziel, sondern auch die Forderung
nach ernsthaften gesellschaftspolitischen Reformen
aufgegeben haben, darf uns daran nicht hindern.
Im gemeinsamen
Handeln aller Sozialisten und Demokraten, trotz
unterschiedlicher Auffassungen in manchen
grundsätzlichen und aktuellen Fragen, sehen wir die
wichtigste Bedingung für demokratische
Veränderungen in unserem Land. In
außerparlamentarischen Aktionen wie im Wirken um
eine parlamentarische Vertretung wollen wir mit
allen zusammenarbeiten, die wie wir ein Bündnis der
demokratischen Kräfte — bei Wahrung der
organisatorischen Selbständigkeit und bei
gegenseitiger Toleranz -anstreben. In diesem Sinne
wollen wir auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit
mit den Gewerkschaften, deren soziale und
demokratische Ziele wir unterstützen und in deren
Reihen wir aktiv mitarbeiten.
Wir gehen davon aus,
daß die Zusammenarbeit der Sozialisten und
Demokraten, die sich im gemeinsamen Kampf für
demokratische Veränderungen entwickelt, sich auch
auf dem weiten Weg zu einer
sozialistischen Zukunft unseres Landes fortsetzen
wird. Dabei müssen die sozialistischen
demokratischen Kräfte in der Bundesrepublik gemäß
den hier gegebenen ökonomischen und politischen
Bedingungen die Wege zum gesellschaftlichen
Fortschritt in eigener Verantwortung suchen und
gemeinsam erarbeiten.
In unserer Stellung
zur DDR lassen wir uns davon leiten, daß dort,
trotz schwerer Ausgangsbedingungen und großer
Schwierigkeiten mit Erfolg eine sozialistische
Gesellschafts- und Staatsordnung aufgebaut wird.
Die Überführung der wichtigen Produktionsmittel in
Volkseigentum ermöglichte eine krisenfreie
Wirtschaft, sie gewährleistet beständiges
Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und soziale
Sicherheit. Sie öffneten den arbeitenden Menschen
die Tore zu Hochschulen und Universitäten und zu
den leitenden Stellungen in Wirtschaft und Staat.
Mit der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands, unter deren Leitung das erreicht
wurde, fühlen wir uns durch den Marxismus und die
gemeinsamen Traditionen verbunden. Eine
schematische Nachahmung des in der DDR
beschrittenen Weges zum Sozialismus ist infolge der
andersgearteten historischen Situation und
unterschiedlicher Ausgangsbedingungen in der
Bundesrepublik ausgeschlossen.
Wir halten es für
unsere natürliche Pflicht, die Tradition des
Internationalismus fortzusetzen. Unser
Internationalismus steht nicht im Widerspruch zu
den echten nationalen Interessen unseres Volkes,
sondern entspricht ihnen, weil die Verbindung mit
den fortschrittlichen Kräften in aller Welt unseren
nationalen Lebensinteressen am besten dient.
Deshalb werden wir solidarische Beziehungen zu den
kommunistischen und Arbeiterparteien in aller Welt,
zu den Kräften der antiimperialistischen
Befreiungsbewegung und zu den um ihre
Unabhängigkeit kämpfenden Völkern pflegen.
Auch in unserer
Stellung zu den Ereignissen in der CSSR lassen wir
uns von internationalistischen Prinzipien leiten.
Wir sind der Meinung, daß in der CSSR eine ernste
Gefahr, sowohl für die sozialistische
Gesellschafts- und Staatsordnung im Innern des
Landes, wie für die Sicherheitsinteressen aller im
Warschauer Vertrag vereinigten sozialistischen
Länder und den Frieden in Europa entstanden war.
Das militärische Eingreifen der fünf
sozialistischen Länder galt ausschließlich der
Beseitigung dieser Gefahren. Die vom ZK der KPTsch
im Januar dieses Jahres eingeleitete Korrektur der
Fehler und Entstellungen in der Vergangenheit wird
damit nicht behindert, sondern sichert, daß die
Weiterentwicklung der sozialistischen Demokratie
nicht durch die feindliche Einmischung reaktionärer
Kräfte von innen und außen gestört wird. Wir
begrüßen die in Moskau getroffenen Vereinbarungen
zwischen den Führungen der KPdSU und der KPTsch.
Wir sind der Überzeugung, daß die Verwirklichung
dieser Vereinbarungen zur Festigung und weiteren
Entfaltung des Sozialismus in der CSSR führen und
dem Gesamtinteresse der sozialistischen Länder
sowie der Sicherung des Friedens in Europa dienen
wird.
Wir wenden uns
entschieden dagegen, daß die herrschenden Kreise
unseres Landes im Sinne der Zersetzung der
sozialistischen Ordnung und der Wiederherstellung
kapitalistischer Machtverhältnisse in die
sozialistischen Staaten hineinzuwirken und damit
den Status quo in Europa zu verändern suchen. Die
Sicherung des Friedens in Europa erfordert die
Herstellung guter Beziehungen zu allen
sozialistischen Ländern auf der Grundlage der
friedlichen Koexistenz unterschiedlicher
Gesellschaftssysteme.
* * *
Das Verbot der KPD im
Jahre 1956 hat allen reaktionären Entwicklungen in
der Bundesrepublik Vorschub geleistet. Es ist an
der Zeit, daß es überwunden wird; denn es hat schon
12 Jahre Zu lange gedauert.
Wir wenden uns mit
dieser Erklärung an die Öffentlichkeit und rufen
die Kommunisten, Marxisten und Sozialisten in der
Bundesrepublik auf, mit uns gemeinsam am Aufbau der
neukonstituierten Kommunistischen Partei
mitzuwirken.
Wir sind uns bewußt,
daß die herrschenden Kreise mit der
Aufrechterhaltung des KPD-Verbots auch eine
neukonstituierte kommunistische
Partei bedrohen können. Auf der Grundlage dieses
Verbots wurden jahrelang und werden
bis heute demokratische und
sozialistische Organisationen diffamiert und
verfolgt. Deshalb fordern wir: das KPD-Verbot muß
aufgehoben werden. Rechtliche Möglichkeiten dafür
sind gegeben.
Wir fordern alle
Kommunisten, alle Marxisten, alle, die einer
Kommunistischen Partei beitreten wollen, auf, in
Beratungen und Versammlungen die neu konstituierte
Kommunistische Partei zu unterstützen und überall
örtliche Ausschüsse zu bilden. Wir ersuchen alle in
den Ländern, Städten und Gemeinden entstandenen
Ausschüsse, sich an den Bundesausschuß zu wenden,
ihm Vorschläge und Empfehlungen für die weiteren
Schritte zu unterbreiten und ihre Vertreter für
eine sobald wie möglich einzuberufende größere
Bundestagung zu benennen. Auf dieser Tagung sollen
die nächsten politischen und organisatorischen
Schritte beraten und beschlossen werden. Sie soll
das Verfahren zur Einberufung und Vorbereitung des
ersten Parteitages, zur Ausarbeitung der Entwürfe
für ein Statut und die politischen Grundsätze und
Ziele der Partei erarbeiten.
Der einzuberufende
Parteitag wird sowohl in der Festlegung der Ziele
und der Politik, wie in der Wahl der Leitungsorgane
souverän sein. Er wird die Willensbildung von unter
nach oben und die demokratische Wahl der Leitungen
auf allen Ebenen sichern.
Der Bundesausschuß
schlägt allen, die sich der neukonstituierten
Kommunistischen Partei anschließen wollen vor,
diese Partei gemäß den politischen und nationalen
Bedingungen ihres Wirkens „Deutsche Kommunistische
Partei" zu nennen. Über die endgültige Festlegung
des Namen sollte nach eingehender Diskussion
entschieden werden.
Wir fordern alle
Kommunisten auf, mit der Werbung für die
neukonstituierte Partei zu beginnen und sie durch
die Aufbringung finanzieller Mittel und Spenden zu
unterstützen.
Wir sind überzeugt,
daß die Kommunisten der Bundesrepublik und darüber
hinaus viele mit sozialistischen Ideen
Sympathisierende und der nach einer grundlegenden
Veränderung der Gesellschaft strebende Teil der
jungen Generation unseren Entschluß begrüßen. Die
im Geist von Marx, Engels und Lenin wirkende
neukonstituierte Kommunistische Partei wird das
politische Leben in der Bundesrepublik bereichern
und der Tätigkeit der sozialistischen und
demokratischen Kräfte in unserem Lande Auftrieb
geben.
Frankfurt, den 22.
September 1968
Bundesausschuß zur
Neukonstituierung einer Kommunistischen Partei
Kurt Bachmann |
Korrespondent |
Weiden bei Köln |
Peter Durrbeck |
Elektriker |
Misburg bei Hannover |
Walter Eben |
Vertreter |
Gras-Ellenbach |
Emma Engelhardt |
Porzellanarbeiterin |
Schwarzenbach |
Kurt Erlebach |
Journalist |
Hamburg 22 |
Hermann Gautier |
Angestellter |
Bremen |
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Arbeiter |
Düren |
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Journalist |
Hildesheim |
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Frankfurt/Main |
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