Die Deutsche Bundesbank beteiligt sich aktiv an der
kontinuierlichen Wohnpreiserhöhung in der Stadt Frankfurt am Main.
Mit Ihren insgesamt 17 Wohnanlagen (Miquelallee, Platenstraße,
Adickesallee, Löhnstraße, Im Braungeröll, Allendorfer Straße,
Reinhardstraße, Ulrichstraße, Guiollettstraße, Rüsterstraße,
Arndtstraße, Mendelsohn-Straße, Am Schwalbenschwanz, Hügelstraße,
Theodor-Storm-Straße, Chamisostraße, Landgraf-Philipp-Straße) und den
darin befindlichen mehr als 1.000 Bestandswohnungen ist sie kein kleiner
Wohnungsanbieter und schlägt damit kräftig im Frankfurter Mietspiegel
zu buche.
Eigentlich hatte das Bundesfinanzministerium im Jahr 1977 angeordnet, „dass die Mieten für Bundeswohnungen stufenweise an die untere Grenze der ortsüblichen Miete heranzuführen sind.“
Das entsprach seinerzeit der gesellschaftlichen Denkweise, dass sich
die Politik an mietpreistreibenden Maßnahmen nicht zu beteiligen,
sondern dies dem Markt zu überlassen habe.
Aber im Jahr 2000 wurden die
Mietrichtlinien unter Kanzler Gerhard Schröder, (SPD) geändert und
erweitert. Im Kern wurden die Mieten, - ohne tatsächliche Not -, von der
unteren Grenze auf die obere Grenze der ortsüblichen Vergleichsmiete
angehoben. Begründet wurde dies lediglich mit „wirtschaftlichen
Gründen“. Damit wurde die Bundesbank vom passiven zum aktiven
Mietpreisantreiber.
Seitdem wurde im regelmäßigem Takt des
Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) die Mieten alle drei Jahre um 20 %
erhöht. Darüber hinaus schrieb das Bundesministerium der Finanzen: „Der
3-Jahresrythmus gilt jedoch dann nicht, wenn sich die ortsübliche
Vergleichsmiete seit der letzten Mietanpassung erkennbar nach oben
verändert hat. In diesem Fall kann es aus wirtschaftlichen Gründen
geboten sein, eine abermalige Überprüfung und evtl. Anpassung früher vorzunehmen“
Dies führte dazu, dass die Bundesbank das
Vergleichsniveau für andere Mieten in Frankfurt am Main und die späteren
Mietspiegel in Frankfurt selbst höher trieb und später dann wiederum
davon profitierte, dass dadurch weitere Mieterhöhungen für sie
ermöglicht wurden.
Ab 2012 verschärfte sich die Gangart der Bundesbank weiter. In ihrer Ausgabe 5/2012 der „InnenSeiten“ gab der Vorstand ein weiteres Vorgehen in der Wohnungspolitik bekannt. Nun sollte in Frankfurt am Main „die Wirtschaftlichkeit der Wohnungsbestände erhöht werden“.
Es ließe sich nun nicht mehr vermeiden
einige Siedlungen zu verkaufen, so das Vorstandsmitglied der Bundesbank,
Rudolf Böhmler (CDU). Das betraf damals die Wohnanlagen in der
Trifelsstraße 10-22, Kalmistraße 6, Donnersbergstraße 27-37,
Haardtwaldstraße 1-7, Georg-Speyer-Straße 88-90 und
Wolf-Heidenheim-Straße 9-15.
Damit setzte sie die bereits seit dem Jahr 2006 in Berlin durchgeführten Verkäufe auch in Frankfurt am Main fort.
In Berlin scheute die Deutsche Bundesbank
auch nicht davor zurück die Bankwohnungen an die Fondsgesellschaft
Apellas zu verkaufen, wie das Mietermagazin des Berliner Mieterverein e.
V. berichtete.
Dabei schlossen Sie für ihre bisherigen
Mieter merkwürdige Einschränkungen bei den Mieterschutzklauseln ab. Wie
der Mieterbund weiter berichtete, hatte Apellas bereits vorher versucht
Mieterschutzbestimmungen zu umgehen und wolle einen Teil der
Bundesbankwohnungen weiterverkaufen.
Im Jahr 2013 wird jetzt die nächste Verkaufsrunde eingeläutet. In der Ausgabe 5/2013 der „InnenSeiten“
wird den Mietern mitgeteilt, dass nun auch die Siedlung an der
Miquellallee verkauft werden soll. Bei den Bestandsmieten blieb es
weiterhin bei den 20%-igen Mieterhöhungen, alle drei Jahre.
Insgesamt wurden damit die Mieten im Bestand um insgesamt 107,36 % erhöht.
Jahr |
2001 |
2004 |
2007 |
2010 |
2013 |
Erhöhung |
|
20,00% |
20,00% |
20,00% |
20,00% |
Miethöhe |
100,00% |
120,00% |
144,00% |
172,80% |
207,36% |
Entwicklung der Mietpreise gemäß BGBe
Gleichzeitig stiegen die Löhne und Gehälter der Mieter im Durchschnitt nur um 23,44 %.
Jahr |
2001 |
2002 |
01/2003 |
01/2004 |
05/2004 |
01/2008 |
01/2009 |
BAT/TVöD |
|
2,40% |
2,40% |
1,00% |
1,00% |
3,10% |
2,80% |
Gehälter |
100,00% |
102,40% |
104,86% |
105,91% |
106,97% |
110,28% |
113,37% |
|
|
|
|
|
|
|
|
Jahr |
01/2010 |
01/2011 |
08/2011 |
01/2012 |
01/2013 |
08/2013 |
|
TvöD |
1,20% |
0,60% |
0,50% |
3,50% |
1,40% |
1,40% |
|
Gehälter |
114,73% |
115,42% |
115,99% |
120,05% |
121,74% |
123,44% |
|
Entwicklung der Löhne und Gehälter nach TVöD
Doch auch die Lohn- und Gehaltsentwicklung
hilft nicht so richtig um die gestiegenen Mietkosten zu kompensieren,
denn die Lohn- und Gehaltserhöhungen dienen gleichzeitig auch zur
Kompensation des allgemeinen Inflationsverlustes. Der Inflationsverlust
betrug insgesamt 20,84 %.
Jahr |
2001 |
2002 |
2003 |
2004 |
2005 |
2006 |
2007 |
Inflation |
|
1,40% |
1,10% |
1,60% |
1,60% |
1,50% |
2,30% |
Restwert |
100,00% |
101,40% |
102,52% |
104,16% |
105,82% |
107,41% |
109,88% |
|
|
|
|
|
|
|
|
Jahr |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2014 |
Inflation |
2,60% |
0,30% |
1,10% |
2,10% |
2,00% |
1,50% |
|
Restwert |
112,74% |
113,07% |
114,32% |
116,72% |
119,05% |
120,84% |
|
Inflationsrate in
Deutschland von 2002 bis 2013 (Veränderung des Verbraucherpreisindex
gegenüber Vorjahr), Quelle: Statistisches Bundeamt
Für die Mieter, die vor allem
Bundesbankbeschäftigte der niedrigeren Lohn- und Gehaltsklassen sind,
wird dadurch der finanzielle Druck so groß, dass sie gezwungen sind auf
andere Wohnungen auszuweichen um bezahlbaren Wohnraum zu finden. Dadurch
treten sie jedoch in Konkurrenz zu den anderen Wohnungssuchenden in
Frankfurt.
Der Gewinner dabei ist nur die Deutsche
Bundesbank. Sie kann dann ohne Rücksicht auf die gesetzlichen
Mietpreisgrenzen bei der Neuvermietung die Marktpreise verlangen, die
der Markt gerade hergibt. Und diese liegen weit oberhalb des
Mietspiegels. Damit wird wiederum die nächste Spirale der
Mietpreiserhöhungen in gesamt Frankfurt am Main angetrieben. Denn diese
Mieten fließen wieder in den nächsten Mietspiegel ein. Die Verlierer
sind damit alle Anderen, allen voran die Frankfurter Bürgerinnen und
Bürger.
Mieterkomitee Bundesbankwohnungen.
Editorische Hinweise
Wir
erhielten die PM vom Mieterkomitee.
|