Stadtumbau & Stadtteilkämpfe

Oft ein Bombengeschäft
Umwandlung und Wohnungsverkauf

von nk44

09-2012

trend
onlinezeitung

Die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen ist oft ein Bombengeschäft: Wenn der Eigentümer eines Miethauses die vermieteten Wohnungen in Wohnungseigentum umwandelt und dann die Eigentumswohnungen einzeln verkauft, liegt die gesamte Verkaufssumme weit über dem Verkaufspreis, den er für den Komplettverkauf des Miethauses erzielen würde.

Noch mehr Geld bringen Eigentumswohnungen, wenn sie nicht vermietet sind, der Käufer also sofort einziehen bzw. zu seinen Bedingungen neu vermieten kann. Deshalb setzen Vermieter, die eine Umwandlung anstreben, oft alles daran, die bisherigen Mieter/innen aus ihren Wohnungen zu vertreiben.

Ein großer Teil der durch Umwandlung geschaffenen Eigentumswohnungen wird gar nicht von den Wohnungseigentümern selbst bewohnt, sondern von ihnen – gewinnbringend – vermietet. Die Mieter/innen solcher Wohnungen haben die gleichen Rechte wie andere Mieter/innen, sie sind jedoch besonders stark von Kündigung wegen Eigenbedarfs durch den jeweiligen Wohnungseigentümer bedroht. Insofern sind sie von ständiger Angst und sozialer Unsicherheit betroffen.

Umso wichtiger ist es für Mieter/innen in Wohnungen, die in Wohnungseigentum umgewandelt werden sollen oder schon umgewandelt und verkauft sind, ihre Rechte zu kennen und wahrzunehmen.

Infos und Tipps für Mieter/innen, deren Wohnung in eine Eigentumswohnung umgewandelt wird, u.a. zu Eigenbedarfskündigung und Kündigungsschutz bei der Berliner Mietergemeinschaft: Umwandlung und Wohnungsverkauf . Dieser Infoschrift wurde auch die obige Einleitung entnommen.

Beispiele im Schillerkiez:

Allerstrasse 18/LichtenraderStr. 39

Das Eckhaus gehört der Firma Spree Invest und wird in derem Auftrag von Ziegert – Bank- und Immobilienconsulting GMBH entmietet und umgewandelt. Wir berichteten darüber Spree Invest: Mieter raus, Eigentümer rein! . Die Bewohner setzen sich zur Wehr, aber einige Mieter sehen sich sich dem Druck nicht gewachsen und sind gegen eine Abfindung wegezogen, teilweise in Randbezirke. Im Juli gab es auch eine Kundgebung gegen den Entmietungsspezialisten Ziegert vor derem Geschäftssitz in der Schlüterstrasse in Charlottenburg. Durch eine gerichtliche Verfügung ist es Mietern jetzt gelungen, den Bau eines Aussenaufzugs im Hof erstmal zu stoppen. Das wird Ziegert nicht gefallen, da sie den Wohnungskäufern wohl in den Verträgen einen vorhandenen Aufzug im September zugesichert haben.

Allerstrasse 37

Die Firma Tarsap-Immobilien hat diese Haus im Juli gekauft. Die Firma ist für ihre rabiaten Methoden bekannt, mit denen sie z.B. die Wohngemeinschaften im Hinterhaus der Lichtenrader Strasse 32 vertrieben hat. Zwei Wohnungen sind schon verkauft, weitere 5 Wohnungen werden angeboten. Alle sind vermietet und können nach Ansicht von Tarsap teilweise auch zusammengelegt werden. Kaufinteressenten an den Wohnungen wurde vermittelt, dass man die Mieter schnell loswerden könne. Drei vermietete Gewerbeeinheiten , darunter eine Kita, stehen auch zum Verkauf.

Herrfurthstrasse 4

Hier werden von der Firma Greens Only 10 (3.9.2012) Wohnungen angeboten , darunter eine als „Altbauwohnung für Moneymaker-Neukölln-Nord“ ,auch sie alle vermietet. Hier wird gezielt mit einem „Umfeld, das angesichts gestiegener Preise im Prenzlauer Berg und in Kreuzberg verstärkt nicht zuletzt junges und „kreatives“ Publikum anzieht“ geworben. Den zuküftigen Käufern wird auch dies nahegelegt:

„Der neue Eigentümer erwirbt eine Wohnung, die in den nächsten Jahren auf Grund Ihrer Nähe zum ehemaligen Flughafen Tempelhof eine erhebliche Wertsteigerung verspricht. Diese Wohnung ist zurzeit vermietet. Der aktuelle Mietzins entspricht nicht den aktuellen Marktgegebenheiten. Die Anmeldung von Eigennutz im Rahmen der durch den Gesetzgeber geschaffenen Möglichkeiten ist vorhanden.“

Kienitzer Straße 111

Die Firma Lucon Immobilien bietet im Erdgeschoss an: „Ladengeschäft – die besondere Art des Wohnens“ . Auch hier gilt das Hauptmotto aller Immobilienmakler: Lage, Lage,Lage. In der Anzeige auf Immobilienscout24 heisst es dann:
„Durch die Öffnung des Tempelhofer Feldes für Erholung suchende Menschen erfreut sich das Viertel rund um die Schillerpromenade stetig wachsender Beliebtheit. Der gesamte westliche Teil von Neukölln ist nun wieder in den Focus gerückt. Hier bietet sich die hervorragende Chance für eine Neufindung zeitgemäßer Wohn- und Lebenskultur mit neuen Chancen für den gewerblichen Bereich.“

Wer weitere Informationen hat, schicke sie bitte an smashtaskforce@freenet.de  oder komme zum Bürotermin jeden Dienstag zwischen 16 und 18 Uhr im Stadtteilladen Lunte, Weisestr. 53 .

Editorische Hinweise
Wir spiegelten den Artikel von Nachrichten aus Nordneukölln