Texte
zur antikapitalistischen Organisations- und Programmdebatte

09/11

trend
onlinezeitung

Es gibt einen Überblick über alle bei TREND 2011 veröffentlichten Texte zur Debatte über Organisation und Programm, angeregt durch die "Sozialistische Initiative Berlin" (vormals Berlin-Schöneberg)

Noch mal zu Postmoderne und Leninismus
oder: Antwort1 auf das „Quietscheentchen“-Papier
von Detlef Georgia Schulze

Überblick:

I. Von der ‚postmodernen’ Philosophie …

1. Historischer Materialismus und idealistische Geschichtsphilosophie
2. Die Frage nach dem Gehalt von Theorie
3. Begriff und Wirklichkeit
4. Die Vernunft, die Macht und der Irrationalismus
5. Wertkritik und Postmoderne

II. … zum historischen Materialismus …

1. sex und gender
2. Vom wissenschaftlichen und politischen Nutzen der De-Konstruktion
3. Hauptwidersprüche, Nebenwidersprüche, Grundwidersprüche – und die Perspektiven einer Weltrevolution

III. … zur revolutionären Organisierung

1. Für revolutionäre Politik ohne geschichtsphilosophische Durchhalteparolen
2. Selbstkritisches zum Zeitplan
3. Arbeitskonferenz, Debattenverlauf und Spektrenerweiterung

[Der folgende Text als .pdf-Datei]

Ich will versuchen, mich so kurz wie möglich zu fassen, indem ich versuche,
► mich weitgehend darauf zu beschränken, mutmaßliche Mißverständnisse auszuräumen
und
► philosophische Kontroversen stehen zu lassen.
Denn mir scheint, daß wir keine gemeinsame Philosophie benötigen, um ggf. eine gemeinsame politische Organisation zu gründen; und auch, falls die Organisation denn einmal gegründet und arbeitsfähig sein sollte, sollte sie m.E. den Mitgliedern nicht qua Mehrheitsbeschluß eine bestimmte Philosophie verbindlich machen.

I. Von der ‚postmodernen’ Philosophie …

1. Historischer Materialismus und idealistische Geschichtsphilosophie

Die SIBS schreibt in Ihrem zweiten Papier:
„DGS verkennt bzw. unterschätzt, dass der Schlüsselbegriff der Postmodernisten, nämlich die Rede vom ‚Ende der großen Erzählungen’ auch und vor allem ein Generalangriff ist auf die ‚Großerzähler’ Hegel, Marx und (den von DGS offensichtlich sehr geschätzten) Lenin.“
Ich denke nicht, daß ich ihn unterschätze, ich würde ihn meinerseits sogar unterstreichen. Nur scheint es mir wichtig, die These vom ‚Ende der Großen Erzählungen’ (der ‚Postmoderne’) von der These vom ‚Ende der Geschichte’ (der Posthistoire) zu unterscheiden.
Die These vom ‚Ende der Großen Erzählungen’ scheint mir ihrerseits nichts anderes zu sein als eine dicke Unterstreichung dessen, was Marx im Vorwort zur Kritik der Politischen Ökonomie seine und Engels’ „[Abrechnung] mit unserm ehemaligen philosophischen Gewissen“ nannte – und die fand nach Marx in der Deutschen Ideologie statt. (Also, das Manifest ist durchaus auch für die ‚Postmoderne’ gerettet… ).
Worum es geht, ist nicht anderes, als der Übergang von der idealistischen Geschichtsphilosophie des ganz jungen Marx’ zur seiner anschließenden Arbeit an materialistischer Geschichts- und Gesellschaftswissenschaft (historischer Materialismus und Kritik der Politischen Ökonomie)2; der Übergang vom Glauben an einem ‚Fahrplan der Geschichte’, den auch die SchönebergerInnen kritisieren, zur von Lenin geforderten „konkreten Analyse konkreter Situationen“.3
Zugestanden sei der Schöneberger Kritik aber, daß es diesbzgl. ein verhängnisvolles Mißverständnis zwischen Marxismus und Postmoderne gab: Weil der ‚westliche Marxismus’ den jungen Marx für den Schlüssel zum ‚ganzen Marx’ hielt und auch der ‚Moskauer Marxismus’ den ‚ganzen Marx’ für sich beanspruchte4, erschien die ‚postmoderne Kritik’ der prämarxistischen Geschichtsphilosophie des jungen Marx als Kritik des Marxismus – blöd gelaufen.

2. Die Frage nach dem Gehalt von Theorie

Des weiteren montieren die SchönebergerInnen: „Für gelinde gesagt kühn halten wir das DGS-Manöver, Lederers (von Lyotard gemopsten) ‚Sprachspiele, Diskurse, Interpretationen’ umstandslos zur ‚Theorie’ machen, ohne auf deren Gehalt auch nur mit einem einzigen Wort einzugehen.“

Darauf, daß nach dem Gehalt von Theorien zu fragen ist, können wir uns sofort einigen. Mir schien nur, daß bei den SchönebergerInnen „Sprachspiele, Diskurse, Interpretationen“ vor jeder Frage nach dem Gehalt als Negativbegriffe fungieren.

3. Begriff und Wirklichkeit

Auch zu dieser Frage der SchönebergerInnen läßt sich leicht Einigkeit herstellen: „Leben wir nach wie vor in einer (wenn auch veränderten) patriarchalen, rassistischen Klassengesellschaft oder ist die heutige postmoderne Gesellschaft geprägt von Seibert’schen ‚Termen’, wozu neben ‚Klasse, gender, race’ auch so etwas gehört wie ‚Ästhetiken der Existenz’?“
a) Ja, es gibt eine ‚postmoderne’ Tendenz, (über die richtige Einsicht, daß die Fakten nicht von alleine, sondern erst ‚durch’ die Begriffe, auf die wir sie bringen, sprechen) zu vergessen, daß es aber sehr wohl nicht nur Begriffe, sondern auch Fakten gibt. Diese ‚postmoderne’ Tendenz ist dort, wo sie auftritt, zu kritisieren.5 Die vorgenannte richtige Einsicht ist aber wiederum nur die Unterstreichung einer Einsicht von Marx: nämlich der in der Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie formulierten Einsicht, daß die Begriffe im Kopf – durch gedankliche Arbeit – produziert werden, und sich nicht automatisch aus den Dingen ergeben.
‚Die Postmoderne’ (klar, es gibt auch andere) ist in Wirklichkeit nicht anti-materialistisch, sondern anti-empiristisch.6 Und anti-empiristisch war schon Marx’ Materialismus; und Lenin schrieb ein ganzes Buch gegen den Empiriokritizismus, eine Variante des Empirismus.
b) Ja, es gibt auch eine ‚postmoderne’ Tendenz die Unterscheidung zwischen „Struktur“ und „Symptom der Struktur“, die dem französischen Strukturalismus noch völlig klar war, aufzugeben und neben „Klasse, gender, race“ alles Mögliche auf gleicher Ebene anzusiedeln. Auch diese Tendenz muß kritisiert werden, so sie denn auftritt7 (ich werde unten noch mal in und bei FN 21 darauf zurückkommen).
Folglich auch umstandslose Zustimmung zu der Vermutung, die die SIBS an ihre nächsten drei Fragen anschließt: „Aber wäre eine ‚umfassende Analyse und Erklärung der gesellschaftlichen Verhältnisse als Ganzes’ denn erstrebenswert, z.B. als praxisleitende Erkenntnis? Oder ist schon der Versuch begrifflicher Verallgemeinerung eine totalisierende Vergewaltigung des Besonderen und Einzelnen? Lohnt es nach Zusammenhängen, Ursachen, Wirkungen zu fragen, oder ist das sinnlos (die Welt ist nicht erkennbar) und gefährlich (Aufklärung führt zu Utopien, und die enden in Unfreiheit)? Wir sind sicher, dass DGS diese Fragen genauso beantworten würde wie wir.“

4. Die Vernunft, die Macht und der Irrationalismus

Die SIBS setzt der von Jean Amery ‚der Postmoderne’ vorgeworfenen ‚Irrationalität’ entgegen: „Vernunft und Macht sind nicht eins.“
a) Wenn Postmoderne – trotz der schon angesprochenen [3.a)] Zweideutigkeiten in Sachen Idealismus – die Vernunft kritisieren, dann kritisieren sie in erster Linie die idealistische Vernunft der Philosophie Hegels, die die Wirklichkeit zum Nichts bzw. Nichtsein erklärt.8 Der materialistische Verstand der Wissenschaften sollte davon völlig berührt bleiben (ich weiß auch: bleibt er nicht immer – in Anbetracht der schon benannten postmodernen Zweideutigkeiten).
b) Was die – von den Wissenschaften produzierten – wahren ‚Ideen’ anbelangt, so macht die Postmoderne materialistisch geltend, daß diese Ideen nicht schon deshalb allmächtig sind, weil sie wahr sind (dies gilt im übrigen – entgegen Meister Lenin – auch in Bezug auf den Marxismus, von dem Lenin in einem hingeworfenen Satz sagte, daß er allmächtig sei, weil der wahr sei. Selbst, wenn wirklich alles am Marxismus wahr wäre, wäre jene Allmächtigkeit nicht garantiert – dies setzt die ‚Postmoderne’ dem bürgerlichen Aufklärungsoptimismus, dem manchmal auch die besten MarxistInnen erliegen, entgegen). Wissen und Macht sind gerade insofern verknüpft, als sich nicht immer die wahren Erkenntnisse (frz. connaissance), sondern oft das praktisch nützliche und mit Macht verknüpfte (Erfahrungs)wissen (frz. savoir), ‚wie es geht’, durchsetzt.
c) Aber zugegeben sei, daß diese Einsicht in die Verknüpfung von Wissen und Macht oftmals in einen unerfreulichen erkenntnistheoretischen Relativismus abstürzt, der jene Verknüpfung affirmiert (oder zumindest fatalistisch hinnimmt) statt kritisiert. Aber auch insofern ist die Postmoderne nur ein Kind des Marxismus. Die marxistische Variante dieser – falschen, affirmativen – Verknüpfung hieß „proletarische Wissenschaft“.9

5. Wertkritik und Postmoderne

Die SIBS relativiert in ihrem neuen Papier meinen Hinweis, daß „Ware“ keine Sache, sondern eine gesellschaftliche Form sei, mit einer Rückfrage und einige anschließenden Thesen:
„Geht es hier um das gesamte ‚Kapital’ oder um den ersten Band bis zum ‚Fetisch-Kapitel’? Bis dahin ist nämlich von ‚Ausbeutung und Klassen’ überhaupt nicht die Rede, sondern vom Tausch zwischen vermeintlich Freien und Gleichen. Vielleicht rennen wir bei DGS ja offene Türen ein, aber die ostentative Gegenüberstellung ‚Sachen zum Anfassen’ vs. ‚gesellschaftliche Formen’ hat für uns einen ‚wertkritischen’ Zungenschlag (was ja nicht per se falsch sein muss). Die verdienstvolle ‚Dekonstruktion’ eines ‚substanzialistischen’ (Michael Heinrich) oder (um es mit DGS zu sagen ‚naturalistischen’) Wertbegriffs verkommt zum ‚Zirkulationsmarxismus’ (G. Hanloser / K. Reitter, 2008), wenn die ‚Kapital’-Lektüre nach besagtem ‚Fetisch-Kapitel’ eingestellt und/oder der folgende zweifache Perspektivenwechsel unterschlagen wird“.
a) Ja, meine Betonung der Form mag vorderhand eine gewisse Ähnlichkeit mit der „Wertkritik“ haben. Aber ich kann Euch beruhigen, sowohl mein Marxismus als auch mein (Post)Strukturalismus-/De-Konstruktions-Verständnis geht sehr stark von Althusser aus. Und Althusser soll seinen SchülerInnen vorgeschlagen haben, einfach das ganze Fetisch-Kapitel zu überblättern, weil erst danach die wirklich marxistische Kritik der Politischen Ökonomie beginne.
b) Wenn ich recht sehe, sind die WertkritikerInnen recht frankfurterisch (die SchönebergerInnen weisen in dem Zusammenhang auf Adorno hin) geprägte Hegel-MarxistInnen; Althusser war dagegen Anti-Hegelianer. – Ich vermute mal, daß mein von Althusser (sowie Brecht und der frühsowjetischen künstlerischen Avantgarde – jeweils im Gegensatz zur [post]stalinistischen „Formalismus“-Kritik) geprägter Form-Begriff durchaus anders akzentuiert ist als der hegelianisch geprägte Form-Begriff der WertkritikerInnen.
c) Schließlich scheint es mir auch nicht korrekt zu sein, Michael Heinrich und die Wertkritik in einen Topf zu werfen (bspw. Robert Kurz ist von Heinrich ausdrücklich und m.E. weitgehend treffend kritisiert worden10), und, was die Reitter/Heinrich-Kontroverse anbelangt: Ich habe das von den SchönebergerInnen erwähnte Buch von Hanloser und Reitter zur Kritik an Heinrich nicht gelesen. Ich war aber vor längerer Zeit bei einer Diskussionsveranstaltung mit Reitter und Heinrich: Da schien mir eher Heinrich Recht zu haben – aus dem schlichten Grunde, weil Reitter lauter Sache kritisierte, die Heinrich bestritt jemals gesagt und/oder gemeint zu haben – und Reitter konnte oder wollte dem keine gegenteiligen Zitate/Belege entgegenhalten.

Aber, wie gesagt über alldiese philosophischen Fragen (die sich wohl [fast alle] in der Frage nach einer mehr marxismus-affinen oder mehr anti-marxistischen Postmoderne-Lesart bündeln lassen) müssen wir uns wohl nicht einigen, um ggf. eine Organisation von RevolutionärInnen in der BRD zu gründen.
Machen wir also zunächst einen Schritt von der Philosophie zu den Wissenschaften und dann – wie in der Überschrift angekündigt – zur revolutionären Politik.

II. … zum historischen Materialismus …

1. sex und gender

Die SIBS schlägt in ihrem neuen Papier – sozusagen gegen Butler vor – an der Unterscheidung zwischen sex und gender, biologischem und sozialem Geschlecht, festzuhalten.
Ich will mich diesbzgl. gar nicht übermäßig auf die Seite von Butler schlagen, sondern nur sagen:

a) Als historische MaterialistInnen, als GesellschaftswissenschaftlerInnen (wenn denn KommunistInnen zumindest Freizeit-GesellschaftswissenschaftlerInnen sein müssen) brauchen wir keinen Begriff von biologischem Geschlecht. In diesem begrenzten Sinne würde ich Butlers Auflösung von sex in gender (die sie ja nicht mit dem Anspruch vornimmt, damit einen Beitrag zur Biologie zu leisten) zustimmen. Ob es biologische Geschlechter gibt, müssen nicht ‚wir’, sondern die BiologInnen klären.

b) Daß es aber biologisch eindeutige Männer und biologisch eindeutige Frauen gibt, erscheint mir – als Nicht-BiologIn – vorderhand sehr plausibel. Allerdings – und dies ist dann auch an der Biologie gesellschaftswissenschaftlich und politisch wichtig – reduziert sich die biologische Vielfalt auch unter den Menschen nicht auf zwei Geschlechter, eindeutige Frauen und eindeutige Männer, sondern es gibt auch uneindeutige ‚Fälle’, nämlich Intersexuelle.
Ich würde also, Butler (oder die vorherrschende Butler-Lesart) insofern etwas korrigieren, als ich sagen würde: Es gibt zwar sehr wohl biologische Geschlechter, also biologisch eindeutige Männer und Frauen, aber die Zweigeschlechtkeit ist keine biologische Realität11, sondern die – ideologische – Projektion der gesellschaftlichen Zweigeschlechtlichkeit auf die Biologie12 (die bei Intersexuellen mit Zwangs-OPs gesellschaftlich durchgesetzt wird).

2. Vom wissenschaftlichen und politischen Nutzen der De-Konstruktion

Die SIBS schreibt: „Frauen und Männer sind (in der Regel) ‚untenrum’ verschieden und haben (in der Regel) auch kein Problem damit.“ Und: „Was daran [‚Geschlechterverwirrung’ zu schaffen,] ‚subversiv’ ist, erschließt sich uns (noch) nicht – wir sind aber gespannt auf den wahrscheinlich heftigen und hoffentlich solidarischen Streit mit den queeren FreundInnen.“

a) Also, apropos „sind […] verschieden“: Wie gesagt, es gibt die biologisch eindeutigen ‚Fälle’ (und das sind die weit überwiegenden Fälle), und „eindeutig“ heißt in dem Zusammenhang: Es gibt nicht nur ‚untenrum’ ein eindeutiges Erscheinungsbild, sondern: zur Vulva gibt es auch noch ‚passend’, ‚innendrin’, Eierstöcke und Gebärmutter, und es lassen sich xx-Chromosomen nachweisen bzw. spiegelbildlich: ein Penis geht mit der Abwesenheit von Eierstöcken und Gebärmutter und der Nachweisbarkeit von xy-Chromosomen einher. Aber, wie ebenfalls bereits gesagt: Es gibt auch Fälle, da fehlt es an dieser klaren Kongruenz.

b) Letzteres soll an dieser Stelle aber nicht erneut eine Rolle spielen, sondern vielmehr, daß die meisten Leute nicht nur biologisch eindeutige Männer und Frauen sind, sondern damit auch – wie die SchönebergerInnen betonen – „kein Problem“ haben und: welche Bedeutung De-Konstruktion in dem Zusammenhang haben soll und wie es um die Subversivität von Geschlechterverwirrung bestellt ist.

aa) Der letzte Punkt dürfte sich am einfachsten ausräumen lassen: Wenn Geschlechterverwirrung auf cross dressing (also die Verletzung der gesellschaftlich für das jeweilige biologische Geschlecht festgelegten Bekleidungs-, Frisur- und Kosmetiknormen [oder, um ein juridisches Verständnis von „Norm“ zu vermeiden: der „hegemonialen Bekleidungs-, Fisur- und Kosmetikkonventionen“] reduziert wird, so dürfte die Subversivität von Geschlechterverwirrung gegen Null tendieren und, soweit cross dressing ohnehin nicht auf Verwirrung, sondern auf problemloses ‚Passieren’ (als dem dargestellten Geschlecht zugehörig) ausgerichtet ist, die herrschenden Normen sogar vielmehr bestätigen. Auch Butler plädierte schon in Gender Trouble dafür, den Weg von der Parodie zur Politik (und nicht etwa den Weg von der Politik zur Parodie) zu gehen. – Aber zugeben: Da gab es anscheinend erhebliche Legasthenie-Probleme in der akademischen und subkulturellen queer-Szene…

bb) Was nun das „kein Problem damit [haben]“ anbelangt, so befinden wir uns mindestens im Übergangsbereich von sex zu gender.
-- Selbst wir das „damit“ im engen Sinne – also im Sinne ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale, mit denen die Leute weit überwiegend keine Probleme haben – verstehen, so ist diese Verhältnis zu den biologischen Merkmale selbst kein biologisches Phänomen, sondern gesellschaftlich geprägt, also ein Aspekt von gender.
-- Noch mehr geht es um gender, wenn mit dem „damit“ nicht (ausschließlich) die Anatomie, sondern auch das in der gesellschaftlichen Wirklichkeit Mann- oder Frausein (oder traditioneller gesprochen: die Wahrnehmung der sozialen Rolle von Männern und Frauen) gemeint ist.

cc) Hier kommen wir nun – im Gegensatz zum cross dressing – zum politisch wirklich wichtigen Punkt des (de)konstruktivistischen gender-Diskurses – und wiederum haben wir einen Anknüpfungspunkt zum strukturalen Marxismus Louis Althussers.13
Judith Butler stellte in gender trouble die These auf, Geschlecht sei kein Haben, sondern ein Tun.14 Auch wenn das vielfach – im Sinne eines diskursiven Idealismus (aber davon setzte sie sich Body that matter [Körper von Gewicht] ausdrücklich ab15 – als in erster Linie gegen die Anerkennung materieller biologischer Realitäten verstanden wurde, ist das – jedenfalls für MarxistInnen – daran Wichtige, die damit verbundene Wendung zur Praxis.
Die gleiche Wendung vom Idealismus des Bewußtseins zum Materialismus der Praxis nahm Louis Althusser gut zwanzig Jahre vor Judith Butler vor. Er berief sich auf Blaise Pascal, einen katholischen Dissidenten des 17. Jahrhunderts, der in etwas sagte: „Knie nieder, falte die Hände zum Gebet und wirst glauben.“
Dies ist nicht chronologisch, sondern im Sinne der von den SchönebergerInnen angesprochenen Basis-Überbau-Metapher zu verstehen. In letzter Instanz entscheidend ist die ‚äußerliche’ materielle Praxis und nicht – wie die ‚deutsche Innerlichkeit’ meint – das ‚innerliche’ Denken und Fühlen.

dd) Jedenfalls, wenn das Schöneberger „damit“ im o.g. weiten Sinne verstanden wird, dann wird der Einsatz der bei der De-Konstruktion auf dem Spiel steht deutlich. „Frauen und Männer sind (in der Regel) ‚untenrum’ verschieden und haben (in der Regel) auch kein Problem damit.“ Wenn dieses „damit“ nicht nur im anatomischen, sondern im umfassenden (identitären und praktischen) Sinne verstanden wird, dann wird an diesem Beispiel deutlich, was gemeint ist, wenn kritisiert wird, daß die sex-gender-Unterscheidung noch einen Rest-Biologismus enthalte. Sex und gender sind dann nämlich in diesem Satz nicht so strikt getrennt, wie das die sex-gender-Unterscheidung zunächst einmal gegen einen allzu offensichtlichen Biologismus (richtigerweise) postuliert. Vielmehr stellt das „damit“ einen (grammatikalischer) Rückbezug auf den ersten Satzteil (wobei in der Schwebe bleibt, ob nur die Anatomie oder überhaupt das Mann- und Frausein gemeint ist) her.
Der zitierte Satz bedeutet (auch in seiner engeren Lesart):
++ Leute, die eine (eindeutig) männliche Anatomie haben, fühlen sich in der Regel auch (eindeutig) männlich.
++ Leute, die eine (eindeutig) weibliche Anatomie haben, fühlen sich in der Regel auch (eindeutig) weiblich.
++ Und dann gibt es die Ausnahmefälle, bei denen es mit dieser Kongruenz nicht so klappt (und außerdem die in dem Schöneberger Papier nicht erwähnten ‚uneindeutigen Fälle’).

ee) Diese drei Implikationen des Schöneberger Satzes beschreiben die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse zweifelsohne zutreffend. Und in diesen gesellschaftlichen Verhältnissen gilt des weiteren – und jetzt kommen zum Geschlecht als Tun, zum doing gender:
++ Eine männliche Anatomie zu haben, heißt in dieser Gesellschaft in der Regel nicht nur, sich als männlich zu fühlen, sondern heißt in der Regel auch bestimmte Klamotten zu tragen, einen Vollzeitberuf in bestimmten Branchen zu haben, bestimmten Freizeitaktivitäten nachzugehen, sich ums Kloputzen zu drücken16 und bestimmte Vorstellungen davon aus haben, was Mannsein beim Sex bedeutet.
++ Und eine weibliche Anatomie zu haben, heißt in dieser Gesellschaft in der Regel nicht nur, sich als weiblich zu fühlen, sondern heißt in der Regel auch bestimmte andere Klamotten zu tragen, Hausfrau zu sein oder einen Teilzeitberuf zu haben, und wenn ausnahmsweise doch einen Vollzeitberuf zu haben17, ihn typischerweise in anderen Branchen oder jedenfalls auf anderer Entlohnungsstufe als Männer zu haben18, bestimmten anderen Freizeitaktivitäten nachzugehen, sich (notgedrungen oder aus Liebe) fürs Kloputzen zuständig zu fühlen und bestimmte Vorstellungen davon aus haben, was Frausein beim Sex bedeutet.

ff) Und in diesem Bereich liegt der wirkliche Einsatzpunkt der De-Konstruktion und der Geschlechterverwirrung: Er liegt nicht da, wo er oft vordergründig gesehen wird (Gibt es biologisch eindeutige Männer und Frauen?). Was der de-konstruktive Feminismus de-konstruiert ist nicht (oder jedenfalls nicht hauptsächlich) eine bejahende Antwort auf diese biologische Frage (für die GesellschaftswissenschaftlerInnen, PhilosophInnen und politische Aktivistinnen ‚in dieser Eigenschaft’ ohnehin nicht zuständig sind). Vielmehr de-konstruiert der de-konstruktive Feminismus den Rest-Biologismus, der noch in jenem ‚und kein Problem damit haben’ und jenem „in der Regel“ liegt.
Was Butler m.E. wirklich meint, auch wenn ihr vielleicht selbst gar nicht so klar ist, daß sie es genau so meint, ist nicht: ‚Es gibt keine biologischen Geschlechter’, sondern: ‚Es ist gesellschaftwissenschaftlich und politisch schlicht schnuppe19 (bzw. nur als ideologischer Rechtfertigungsmechanismus untersuchens- und kritisierenswert), ob Kloputzen typischerweise eine Tätigkeit von xx-Chromosom-Trägerinnen ist. Wissenschaftlich untersuchenswert und politisch kritisierenswert ist, daß überhaupt ein Teil von Menschen fürs Kloputzen zuständig ist und der andere Teil sich ziemlich erfolgreich darum drücken kann.’
Damit ist die de-konstruktivistische feministische Philosophie – wie Althusser gesagt hätte, wenn er Butler noch kennengelernt hätte – eine These für die Erkenntnis20: Eine These, die dazu herausfordert, radikal gesellschaftswissenschaftlich (ohne jeden Rest-Biologismus) jenen gesellschaftlichen Zustand, wie er gesellschaftlich hervorgebracht und wie er politisch überwunden werden kann, zu untersuchen. Und die de-konstruktivistische feministische Philosophie ist darüber hinaus (da sie, wie Lenin gesagt hätte, anders als die Wissenschaften nicht objektiv, sondern parteilich ist) eine These für revolutionäre politische Praxis: Nämlich die Aufforderung mit jenem gesellschaftlichen Zustand gründlich aufzuräumen. Und gründlich aufgeräumt mit jenem gesellschaftlichen Zustand ist nicht schon, wenn cross dressing so sehr verbreitet ist, daß es als cross dressing gar nicht mehr erkennbar ist, sondern, wenn bspw. Kloputzen und Nicht-Kloputzen nicht mehr eine Scheidelinie zwischen gesellschaftlichen Gruppen ist.

gg) Oder noch einmal anders gesagt: Der gesellschaftliche Normalzustand ist, kein (großes) Problem damit zu haben, Mann- oder Frau zu sein, daß es Männer und Frauen gibt. Die meisten Frauen sind schon zufrieden, wenn der Mann im Haushalt ein bißchen ‚mithilft’.
Und es ist auch gesellschaftlicher Normalzustand kein (großes) Problem damit zu haben, LohnarbeiterIn oder KapitalistIn zu sein. Die meisten LohnarbeiterInnen sind schon zufrieden, wenn es etwas mehr Lohn gibt (oder heutzutage schon, wenn er nicht allzu sehr sinkt).
Der politische Horizont der allermeisten LohnarbeiterInnen ist heute immer noch, einen ‚Gerechten Lohn für ein gerechtes Tagwerk’ zu verlangen, also als ‚gute LohnarbeiterInnen’ anerkannt zu werden.
Auch die meisten Männer und Frauen wollen als richtige Männer und richtige Frauen erkannt und dafür belohnt werden, daß sie ihre Geschlechterrolle gut ausfüllen.
Was bei der De-Konstruktion von Geschlecht, bei der Geschlechterverwirrung, auf dem Spiel steht, ist also die gleiche Bewegung, die Marx vornahm, als er vorschlug, die Parole ‚‚Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk!“ durch die Parole „Nieder mit dem Lohnsystem!“ zu ersetzen. Der Übergang von trade-unionistischem zu revolutionärem Bewußtsein ist die Ent-Identifizierung von der ‚Rolle’ als ‚guteR ArbeiterIn’, ‚gute Mutter’ und ‚gute Hausfrau’. Und der Geschlechterverrat liegt darin, sich von der ‚Rolle’ als „Familienernährer“, der weil er ‚seine’ Familie ‚gut’ ernährt, vom Kloputzen freigestellt ist, und der, weil er einen Penis hat, derjenige ist, der dem Sex aktiv penetriert, zu ent-identifizieren.

3. Hauptwidersprüche, Nebenwidersprüche, Grundwidersprüche – und die Perspektiven einer Weltrevolution

Die SchönebergerInnen schreiben, daß es gar nicht so falsch sei, zu sagen, daß sie immer noch in der Kategorie von Haupt- und Nebenwidersprüchen denken. Da hätte ich in dieser Allgemeinheit gar nichts gegen einzuwenden.
Eines der vielen Probleme dabei ist bloß, daß in der – insgesamt schiefgelaufenen und in diese Form tunlichst nicht zu wiederholenden – Debatte über Haupt- und Nebenwidersprüchen – von welcher Seite auch immer eingeführt –, die – von Mao zumindest terminologisch unterschiedenen – Kategorien des Haupt- und des Grundwiderspruchs vermischt wurden (und daß „Nebenwiderspruch“ wohl ein Gegenbegriff sowohl zu „Hauptwiderspruch“ als auch zu „Grundwiderspruch“ war und es nicht zwei unterschiedliche Antonyme gab/gibt).
Die von vielen MarxistInnen damals verfochtene These war: ‚Der Klassenwiderspruch zwischen Bourgeoisie und Lohnabhängigen ist der Hauptwiderspruch, und der Widerspruch zwischen den Geschlechtern ist ein Nebenwiderspruch (oder ohnehin nur von irgendwelchen Emanzen eingebildet).’
Ich würde nun, mit noch etwas unpräziser Terminologie und ohne den Anspruch getreulicher Mao-Interpretation, vorschlagen wollen, zu sagen:

a) Grundwidersprüche:

++ Der Widerspruch zwischen Bourgeoisie und Lohnabhängigen ist der Grundwiderspruch der kapitalistischen Produktionsweise. Die Widersprüche zwischen Groß- und Kleinbourgeoisie sowie zwischen FacharbeiterInnen, ungelernten und akademisch ausgebildeten Lohnabhängigen, zwischen sozialdemokratischen Lohnabhängigen und kommunistischen ‚Lohnabhängigen’ sind (in dem Sinne) Nebenwidersprüche.

++ Der Widerspruch zwischen Männern und Frauen ist der Grundwiderspruch des Patriarchats. Die Widersprüche zwischen Cis- (= Nicht-Trans-) und Trans-Männern, zwischen heterosexuellen und schwulen Männern sowie Cis- und Trans-Frauen, zwischen heterosexuellen und lesbischen ‚Frauen’ sowie die medizinische Herrschaft über Intersexuelle sind Nebenwidersprüche.21
(Die „‚Lohnabhängigen’“ hinter „kommunistischen“ und die „‚Frauen’“ hinter „lesbischen“ stehen hier deshalb in einfachen Anführungszeichen, weil KommunistInnen nicht als Lohnabhängige, sondern zur Überwindung von Lohnabhängigkeit politisch aktiv sind. In ähnlicher Weise sagt Monique Wittig, daß Lesben keine Frauen seien, denn:
„the category ‚woman’ as well as the category ‘man’“ seien „political and economic categories not eternal ones“. „For what makes a woman is a specific social relation to a man, a relation that we have previously called servitude, a relation which implies personal and physical obligation as well as economic obligation (‘forced residence,’ domestic corvee, conjugal duties, unlimited production of children, etc.), a relation which lesbians escape by refusing to become or to stay heterosexual.“ – Die mit diesem Definitionsvorschlag verbundene Schwierigkeit, daß offensichtlich nicht alle, die sich als Lesben verstehen, diesem revolutionär-feministischen Maßstab genügen, liegt auf der Hand. Trotzdem soll diesem begrifflichen Vorschlag hier gefolgt werden, da er der einzige mir bekannte Vorschlag ist, der eine antibiologistische Geschlechterdefinition konsequent durchhält und mit einer Perspektive der Überwindung [statt Vervielfältigung] der Geschlechter verbindet.)

++ Grundwidersprüche sind also theoretische Begriffe der Analyse der grundlegenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse in der Gesellschaft. Und in jedem dieser grundlegenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse gibt es genau einen Grundwiderspruch und dieser ist antagonistisch, kann also nur auf revolutionäre Weise gelöst werden. (Wie viele dieser grundlegenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse es gibt, ist eine Frage der wissenschaftlichen Analyse. Ich tendiere im Moment dahin, daß es drei davon gibt: Klassenherrschaft, Patriarchat und Rassismus.)22

b) Hauptwidersprüche:
++ Hauptwidersprüche sind dagegen Begriffe zur Analyse konkreter Gesellschaftsformationen zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt (oder zur Analyse noch ‚kleinerer Analyseobjekte’). Ich würde mich vermutlich der nicht nur stalinistischen These anschließen, daß der Hauptwiderspruch zur Zeit des Zweiten Weltkrieges der Widerspruch zwischen Faschismus und Antifaschismus war. Wenn ich recht sehe, würde demgegenüber bestimmte linkstrotzkistische Tendenzen dies bestreiten und sagen: ‚Auch zu dieser Zeit war der Widerspruch zwischen LohnarbeiterInnen und Kapital nicht nur der Grundwiderspruch der kapitalistischen Produktionsweise, sondern auch der aktuelle Hauptwiderspruch in den kriegsführenden kapitalistischen Ländern.’
++ Es ist zumindest denkbar (vermutlich sogar sehr häufig so), daß es in einer konkreten Gesellschaftsformation zu einem bestimmten Zeitpunkt mehrere Haupt- oder sagen wir besser: besonders aktuelle, besonders brennende Widersprüche gibt. Und diese Widersprüche müssen nicht antagonistisch sein, sondern können (und sind vermutlich sogar sehr häufig) nicht antagonistisch.
++ Was die Zahl der Hauptwidersprüche anbelangt, mag bspw. diskutiert werden, ob es im SDS 1968 einen oder zwei Hauptwidersprüche gab: Als Kandidaten kommen in Betracht der Widerspruch zwischen kommunistischen (darin die Nebenwidersprüche zwischen revisionistischen, maoistischen und trotzkistischen KommunistInnen) und ‚antiautoritären’ Tendenzen sowie der Widerspruch zwischen entstehender feministischer Bewegung und Männer-Linken.
++ Heute, würde ich mal etwas ungeschützt und improvisiert in die Debatte werfen, sind die gesellschaftlichen Hauptwidersprüche die zwischen 1. neoliberalem, eurozentristischen (Kultur)imperialismus und reaktionärem islamischen ‚Antiimperialismus’, zwischen 2. Neoliberalismus und sozial-ökologischem new deal (wobei ersterer weiterhin eindeutig hegemonial ist) sowie 3. die kulturalistischen Spaltungslinien innerhalb der Lohnabhängigen zwischen den ‚postmodernen’ sog. ‚neuen Mittelschichten’, fordistischer FacharbeiterInnenschaft und Prekariat (wobei Fraktion 1 und 2 mittlerweile in etwa gleich stark sind und Fraktion 3 schwächer). Einer der herausragenden Widersprüche innerhalb des letztgenannten Widerspruchs ist der Widerspruch zwischen Feminismus einerseits sowie Sozialdemokratismus und Marxismus andererseits; ein anderer – jedenfalls in der BRD – der zwischen Antideutschen (eher PoMo) und Antiimps (eher Prekariat).
++ Sollen nun alle drei gesellschaftlichen Grundwidersprüche (die zwischen Kapital und Arbeit, Männern und Frauen sowie Weißen und Schwarzen) gemeinsam (‚gleichsinnig’) zum Thema gemacht und aktuelle gesellschaftliche Hauptwidersprüche werden, so muß es gelingen den kulturalistischen Widerspruch zwischen den Lohnabhängigen zu ‚lösen’ oder, realistischer gesagt, einer produktiven Bewegungsform zuzuführen. Und letztgenannter Realismus ist deshalb unabdingbar, weil die Klasse der Lohnabhängigen nicht nur aufgrund kulturalistischer Fehlorientierungen, sondern auch aufgrund der realen gesellschaftlichen Widersprüche zwischen Männern und Frauen sowie Weißen und Schwarzen gespalten ist.23 Eine Einheit der Lohnabhängigen ist also nur in dem Maße möglich, wie sich die Kämpfe der Frauen und Schwarzen entwickeln und lohnabhängige Männer und Weiße bereit werden, ihre Herrschafts- und Ausbeutungsposition aufzugeben. Sie erfordert darüber hinaus die Neudefinition eines linken, herrschaftskritischen Antiimperialismus unter Aufarbeitung sowohl der diesbzgl. (volksfrontistisch und geopolitisch motivierten) sowjetischen Fehltritte der (Post)Stalin-Zeit und der Fehltritte der anti-‚sozialimperialistischen’ VR China und der insb. bundesdeutschen Stadtguerillagruppen der 70er Jahre sowie eine glasklare und ausdrückliche Abgrenzung vom islamischen Fundamentalismus. Linker Antiimperialismus ist nur in doppelter Abgrenzung sowohl zu Imperialismus als auch reaktionärem Antiimperialismus wiederzugewinnen.24
RevolutionärInnen, KommunistInnen, können sich um diese doppelte Abgrenzung auch unter dem Deckmantel des Humanitären nicht herumdrücken.
(Denkbar sind allerdings auch andere Bündnislinie: z.B. eine schwarze klassen- und geschlechterübergreifende antirassistische Revolution. Falls sich das kapitalistische Zentrum von Europa und Nordamerika nach Asien, Lateinamerika und Südafrika verschiebt, könnte so etwas Ähnliches durchaus passieren [Obama mag dafür ein erstes Indiz sein] [Und wenn das dann eher ein chavezistischer – ‚Sozialismus des 21. Jahrhunderts’ genannter – sozialdemokratischer und kein chinesischer – ‚kommunistisch’ genannter – neoliberaler Kapitalismus wird, dann wäre das sicherlich nicht das schlechteste, was in den nächste rund 100 Jahren auf der Welt passieren kann]. Schwieriger zu bewerkstelligen wäre vermutlich eine klassen- und rassenübergreifende feministische Revolution gegen rund 50 % der Weltbevölkerung, die ihre Männerrolle verteidigen.25)

c) Nebenwidersprüche:
++ Blieben zum einen noch die Neben- und Nebenneben- usw. -widersprüche. Auch sie sind nicht völlig irrelevant oder gar inexistent. Aber es dürfte klar sein, daß es keinen Sinn hat, zu einem Thema, das in einer Millionenstadt 10 Leute interessiert zehn Demonstrationen pro Jahr zu veranstalten. Auch dürfte sich ein solches Thema nicht zum Hauptmotto einer 1. Mai-Demo eigenen. – Allerdings ist auch die Antwort auf die Frage, wieviel Leute sich für ein Thema interessieren, keine feststehende Größe, und so kann auch ein solches Thema wert sein, Titelthema einer Organisationszeitung oder Thema eines Organisationskongresses zu werden.

d) Überlagerung der Widersprüche
++ Zum anderen ist noch einmal auf die Frage nach dem Ganzen zurückzukommen. Wie oben schon gesagt: Ja, eine „umfassende Analyse und Erklärung der gesellschaftlichen Verhältnisse als Ganzes“ ist sehr wünschenswert, aber ist nicht vorhanden, nicht einmal in Ansätzen absehbar und wahrscheinlich auch nicht im Rahmen einer politischen Programmdebatte zu leisten. Was es einerseits gibt sind mehr oder minder schiefe Metaphern: Mehrfachunterdrückung; Macht als netzförmige; Intersektionalität oder – wie die SchönebergerInnen vorschlagen – „Verschränkung“. Auch „Überdeterminierung“, die Althusser von einem psychoanalytischen Begriff zu einer philosophischen Kategorie machte, ist dadurch noch nicht zu einem gesellschaftswissenschaftlichen Begriff geworden, sondern zu einem philosophischen Hinweis (zu einer philosophische Anregung), was für ein gesellschaftswissenschaftlicher Begriff (welche gesellschaftswissenschaftliche Begriffe) zu entwickeln sind – also einen oder mehrere Begriffe für die Mechanismen der teils verstärkenden, teils abschwächenden26 – gegenseitigen Überlagerungen der verschiedenen Widersprüche.

III. … zur revolutionären Organisierung

1. Für revolutionäre Politik ohne geschichtsphilosophische Durchhalteparolen

An dieser Stelle soll noch einmal auf die Geschichtsphilosophie-Kritik vom Anfang und den Einsatz, den sie für revolutionäre Politik darstellt, zurückgekommen werden. Gerd Elvers schreibt bei scharf-links zum Satz im Linkspartei-Programmentwurf, „Wir halten an dem Menschheitsraum fest, dass eine bessere Welt möglich ist.“, unter anderem:
„Aus dem Satz spricht ein gewisser Trotz…wir halten fest .. wir kommen aus einer nichtbenannten Vergangenheit, wo wir schon diese Position hatten. Gegen wen dieser Trotz vorgetragen wird, ist nicht benannt. Ist es der Kapitalismus oder die bisherige eigene Resignation?“
Einen solchen „Trotz“, der seine Gründe nicht nennt, kann revolutionäre Politik nicht gebrauchen. Er taugt nur als das ‚Gewissen’ beruhigende, eine reformistische Alltagspraxis begleitend Sonntagsrede – und deshalb haben es RevolutionärInnen nicht nötig derartige Geschichtsphilosophie, Gerd Elvers spricht nicht zu Unrecht von „Metaphysik“27, gegen die postmoderne These vom „Ende der großen Erzählungen“ zu verteidigen. Revolutionäre Politik findet ihren Rückhalt nicht in einem metaphysischen Traum, sondern in der Entfaltung einer ‚physischen’ (materiellen) Praxis. Revolutionäre Politik unterscheidet sich von reformistischer nicht dadurch, daß gerade erstere an einem Traum festhalten würde, während erstere ihn aufgeben würde, sondern durch eine andere Praxis bereits hier und jetzt, während gerade reformistische Politik den „Menschheitstraum“, die Große Erzählung, als ideellen Kompensation ihrer im Kleinklein gefangenen Praxis benötigt.

Zu den konkreten Vorschlägen im Abschnitt „Verabreden wir uns verbindlich…“ –
völlige Zustimmung von mir; allein, daß vielleicht noch anzumerken ist:

2. Selbstkritisches zum Zeitplan

Die SchönebergerInnen schrieben in ihrem ersten Papier vom März dieses Jahres: „1000 ernsthaft Interessierte / Beteiligte bis Mitte / Ende diesen Jahres sind ein anspruchsvolles, aber realistisches Ziel.“ Ich schlug in meinem Papier von Anfang Juni diesen Jahres vor, den Zeitplan bis in den kommenden Sommer zustrecken.
Jetzt haben wir Mitte August und von den Schritten, die ich Anfang Juni vorgeschlagen hatte, ist bisher nur die Einrichtung eines blogs zur Organisierungsdebatte erfolgt.
Die von mir für spätestens Ende August vorgeschlagene „Erarbeitung eines – von einer gewissen Anzahl von bereits existierenden Gruppen/Organisationen und Einzelpersonen zu unterzeichnenden Aufrufes […] zu einem spektren-übergreifenden linken Diskussionsprozeß, in dem der Vorschlag zur Gründung einer Neuen Antikapitalistischen bzw. Revolutionären Organisation geprüft wird“, schlagen die SchönerbergerInnen nun für den Spätherbst vor.
Ich denke, zu einem verantwortungsvollen, nicht-voluntaristischen und das schließt auch ein: selbstkritischen Umgang mit dem zur Diskussion gestellten Organisierungsvorschlag gehört auch, deutlich zu sagen, die Möglichkeit schnell Diskussionsergebnissen zu kommen erheblich überschätzt wurde.
Insbesondere die Erweiterung des bisher an der Diskussion vor allem beteiligten linkssozialistischen und trotzkistischen Spektrums in Richtung feministischer, autonomer und antirassistischer Zusammenhänge wird noch jede Menge geduldige Gesprächs-, konkreter Beteiligungsangebote und geduldiges Zuhören erfordern. Das politische und persönliche Vertrauen, das für eine verbindliche, längerfristige Zusammenarbeit in dieser Breite erforderlich, ist von den bisher an der Diskussion vor allem Beteiligten MarxistInnen erst noch zu erwerben.

3. Arbeitskonferenz, Debattenverlauf und Spektrenerweiterung

Die SchönerbergerInnen schlagen jetzt vor:
„Wir orientieren auf eine größere Konferenz aller ernsthaft Interessierten im Spätherbst, vielleicht bei den rheinischen GenossInnen der SoKo […]. Um zu verdeutlichen, dass wir es ernst meinen ohne größenwahnsinnig geworden zu sein, versuchen wir gemeinsam bis dahin einen möglichst strömungsübergreifenden Aufruf von 20 – 40 Leuten hinzukriegen. Keinen ‚Gründungsaufruf’, sondern sozusagen einen Appell zur ‚Prüfung der Organisationsfrage’. Die Konferenz hätte dann zwei Aufgaben: Einerseits eine ‚Heerschau’ (wie viele sind wir, wie viele können wir realistischerweise in absehbarer Zeit werden), andererseits eine programmatische Sortierung des Gemeinsamen und Trennenden der bis dahin geführten Debatte.“
Wenn das in der genannten Weise strömungsübergreifend klappt, wäre ich damit völlig einverstanden. Dies würde aber voraussetzten, daß sich in ersten Wochen nach Sommerpause eine relevante Anzahl an weiteren Einzelpersonen und Gruppen im Grundsatz zustimmend in die Debatte einklinkt.
Sollte dies dagegen nicht passieren, schiene es mir deutlich sinnvoller die Reihenfolge von Konferenz- und Aufruferstellung umzudrehen:
► Zunächst eine Arbeitskonferenz der bisher Interessierten und dort Beratung, wie eine Erweiterung ins autonome, feministische und antirassistische Spektrum gelingen kann und Aufteilung konkreter Arbeits- und Gesprächsführungsschritte unter den bis dahin Beteiligten.
► Und erst dann, wenn diese Erweiterung gelungen ist, Formulierung des erwähnten ‚Organisations-Gründungs-Prüfungs’-Aufrufes.

  1. Diese Antwort entstand weitgehend noch, bevor ich vor rund drei Wochen das erste Mal an einem SIBS/SIB-Treffen teilnahm. – Ich habe jetzt, vor Veröffentlichung nur die – von einem kritischen Entwurfs-Leser gewünschten – statistischen Angaben in den FN 16 bis 18 nachgearbeitet. [zurück]
  2. Vgl. Jutta Kolkenbrock-Netz / Klaus Krone, Diskussion über Dialektik, in: Marxistische Blätter Mai/Juni 1976, 117 – 119 (118). [zurück]
  3. Statt dies weiter auszuführen, sei auf meine diesbzgl. Kritik an Žižek und Badiou verwiesen: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/06/27/bombardiert-das-hauptquartier-der-philosophen-koenige-oder/; vgl. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/07/02/kommunismus-ohne-prophetie/. [zurück]
  4. Diese defensive sowjetische Reaktion auf das nächst sozialdemokratische, dann frankfurterische Ausgraben und Beanspruchen des jungen Marx (statt zu sagen: Ihr könnt Marx, den Geschichtsphilosophen, gerne haben; wir behalten Marx, den Wissenschaftler und Kommunisten, wurde von Althusser einer sozusagen früh-dekonstruktivistischen Kritik unterzogen: „Über den jungen Marx“ (Fragen der Theorie) (1960), in: Für Marx, Suhrkamp: Frankfurt am Main, 1968 (erweiterte Neuauflage: 2011; taz-Rezension), 9 – 44 (engl. Fassung im internet unter: http://www.marx2mao.com/Other/FM65i.html#s2). [zurück]
  5. http://theoriealspraxis.blogsport.de/images/DIPLEND_KorrNeuformat_271009_FIN.pdf, S. 80 – 88. [zurück]
  6. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2008/11/05/gegenempirismus-und-idealismus/. [zurück]
  7. http://theoriealspraxis.blogsport.de/1996/10/10/pluralismus-und-antagonismus/, S. 23 – 28.
    [zurück]
  8. Lucio Colletti, Von Hegel zu Marcuse, in: alternative H. 72/73: Literatur und Revolution. Beiträge aus Italien Juni/Aug. 1970, 129 – 149 (129 f.): „Alles, was die Philosophie oder der Idealismus behauptet, d.h. daß das Endliche ‚nicht ist’ und das Un­end­li­che ‚ist’, wird vom Verstand um­gekehrt dargestellt. Der Materialismus und die Wissenschaft sind also“ – für Hegel – „die Un­philo­sophie, d.h. die Antithese oder Verneinung der Philo­sophie.“ [zurück]
  9. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/11/07/konvergenzen-des-wissenschaftstheoretischen-relativismus/. [zurück]
  10. Michael Heinrich, Blase im Blindflug. Hält das „Schwarzbuch Kapitalismus“ von Robert Kurz, was der Titel verspricht?, in: Konkret März 2000, S. 40 – 41; online unter: http://www.oekonomiekritik.de/600Blase.htm. [zurück]
  11. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/26/gibt-es-ausschliesslich-zwei-geschlechter/ [zurück]
  12. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-70305, S. 81 f. [zurück]
  13. Vgl. zur Verbindung Althusser-Butler: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-127036. [zurück]
  14. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/10/28/doing-gender-und-die-hergestelltheit-und-variabilitaet-unserer-identitaeten/. [zurück]
  15. Vgl. dazu und den diesbzgl. Ambivalenzen Butlers http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-70305, S. 359, FN 223. [zurück]
  16. Daran ändert auch der steigende Anteil von Single-Haushalten nichts Grundlegendes: „Das Statistische Bundesamt hat 2001 in seinem Mikrozensus nur ermittelt, dass 17 % der Menschen in Ein-Personen-Haushalten lebten. Da in dieser Zahl auch Wohngemeinschaften, die im Mikrozensus als mehrere Ein-Personen-Haushalte erfasst werden, enthalten sind, ist jedoch auch diese Zahl nicht eindeutig. Nach dem Mikrozensus 2005 des Statistischen Bundesamtes leben 26 Prozent aller deutschen Frauen ohne Partner (im Vergleich zu 18 Prozent der Männer): 8,651 Millionen alleinstehende und 2,236 Millionen alleinerziehende Frauen.“
    Von den Alleinlebenden bilden wiederum Witwen, die ihre Ehemänner überleben, einen erheblichen Anteil, während alleinlebende Männer – wegen deren Entlohungsvorteile (s. FN 18) – es sich eher leisten können, die Hausarbeit an andere Personen gegen Bezahlung zu delegieren. In Rechnung zustellen ist auch, daß bei getrennt wohnende heterosexuellen Paaren die Frauen vermutlich einen Teil der Hausarbeit in den Haushalten ihrer Partner erledigen. Für genaue Zahlen zur Hausarbeitsverteilung auf dem Stand von um die Jahrtausendwende siehe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-70305, S. 113 – 131. „Selbst dort, […], wo der Diskurs der Individualisierung am stärksten geführt wird und der Intimcode ‚Partnerschaft‘ die Gleichberechtigung der Geschlechter vorsieht, also in den urbanen Zentren und in der gebildeten Mittelschicht (individualisiertes Milieu) wird die Praxis der Paarbeziehungen weiterhin durch asymmetrische Geschlechtsnormen […] reguliert, […] während er in den beiden anderen untersuchten Milieus [dem familistischen und dem traditionalen, d. Vf.In] gar nicht erst gestellt wird.“ (Cornelia Koppetsch / Günter Burkart unter Mitarbeit von Maja S. Maier, Die Illusion der Emanzipation. Zur Wirksamkeit latenter Geschlechternormen im Milieuvergleich, Universitäts-Verlag: Konstanz, 1999, 610 – Hv. i.O.) Auch bei jüngeren Paaren ist die Ungleichverteilung der Hausarbeit nur dann geringer, wenn bzw. solange es sich um kinderlose Paare handelt (Erlend Holz, Zeitverwendung in Deutschland – Beruf, Familie, Freizeit –, Metzler-Poeschel: Stuttgart, 2000, 116 f.). Eine OECD-Studie von 2011 (Langfassung), die beansprucht, sämtliche unbezahlte Arbeit (also auch Gärtnern, mit dem Hund Gassi gehen [beides explizit genannt] und vermutlich auch Handwerkeln, Auto reparieren, ehrenamtliche Tätigkeit im Sportverein u.ä.) zu erfassen (S. 10), kommt zu dem Ergebnis, daß in der BRD Frauen ca. eineinhalbmal soviel unbezahlte Arbeit leisten wie Männer (ca. 280 ggü. 180 Stunden/Tag) (S. 15). Der weite Begriff von unbezahlter Arbeit dürfte – im Vergleich mit Haus- und Erziehungsarbeit im engeren Sinne dazu geführt haben –, daß die Ungleichverteilung geringer ausfällt als in anderen Studien (vgl. S. 22 – zusammenfassend für alle OECD-Länder: „Women cook, clean and care while men build and repair“). [zurück]
  17. Die Frauenerwerbsquote lag 2005 in der BRD bei knapp 67 % (http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenerwerbsquote), was einer Zahl von rund 16 Mio. erwerbstätiger Frauen entspricht. Von diesen leistet gut die Hälfte normalerweise weniger als 36 Std./Woche Erwerbsarbeit (http://www.destatis.de), sodaß also die Frauenvollzeiterwebsquote gut 30 Prozent beträgt. Auch von diesen 30 Prozent hat – wegen Kindererziehungszeiten und anderer Umstände – ein Teil keine durchgehende Erwebsbiographie, während für Männer eine durchgehende Vollzeiterwerbsbiographie weiterhin der Normalfall ist. [zurück]
  18. Frauen verdienen auch bei gleichen Anforderungen, gleicher Qualifikation usw. 8 Prozent weniger als Männer; oder umgekehrt ausgedrückt: Die Männerlöhne sind um fast 9 % höher als Frauenlöhne.
    Ohne derartige Faktoren herauszurechnen, sind die Frauenlöhne gut 23 Prozent niedriger als die Männerlöhne; bzw. die Männerlöhne gut 30 Prozent höher. [Der Unterschied ergibt sich daraus, ob in der Formel (G-W) x 100 / G = p die niedrigeren Frauen- oder die höheren Männerlöhne als G bzw. W gesetzt werden.]
    Vgl.: http://www.destatis.de  und  http://www.fembio.org/ [zurück]
  19. Und „schlicht schnuppe“ ist das im Rahmen einer sex-gender-Unterscheidung nicht, wenn dabei doch immer eine – wenn auch lockere oder, wie HegelianerInnen sagen würden, ‚vermittelte’ – Beziehung zwischen sex und gender als bestehend angesehen wird. [zurück]
  20. Vgl. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-70305, S. 365, FN 192. [zurück]
  21. In solch einer Perspektive ergibt sich dann wahrscheinlich auch eine Antwort auf die Schöneberger Frage: „Warum eigentlich sollen Opfer von Behindertenfeindlichkeit sich mit einer Rolle im ‚Nebenwiderspruch’ abfinden?“
    Die Behindertenfeindlichkeit dürfte im wesentlichen ein Effekt eines kapitalistischen (auch im ‚Real’sozialismus nur teilweise überwundenen) Leistungs- und machistischen Körperverständnisses sein. [zurück]
  22. http://arschhoch.blogsport.de/2011/07/28/von-quietscheenten-liebesbeziehungen-und-fidelio-zum-stand-der-oekumenischen-initiative-aus-dem-ratskeller-schoeneberg/#comment-47, Abschnitt „3. Rassismus und Patriarchat“. [zurück]
  23. Und auch die Widersprüche zwischen akademisch und berufsschulisch ausgebildeten und entsprechend beschäftigten und prekarisierten Lohnabhängigen sind real. Auch für diese Widersprüche können unter kapitalistischen Verhältnissen bestenfalls produktive Bewegungsformen gefunden werden, während einer Lösung erst unter postkapitalistischen Verhältnissen mit allgemeinem Zugang zu theoretischer Bildung näherzukommen ist. [zurück]
  24. http://maedchenblog.blogsport.de/2010/06/20/dis-identification-means-to-transform-the-imperialist-war-into-revolutionary-civil-war/. [zurück]
  25. http://theoriealspraxis.blogsport.de/andere/monique-wittig-one-is-not-born-a-woman/ [zurück]
  26. Vgl. das Grundsatzpapier von AVANTI: „Sie [Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat] sind miteinander verwoben, unterstützen sich gegenseitig und widersprechen sich auch manchmal.“ [zurück]
  27. http://www.scharf-links.de/90.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=17647&tx_ttnews[backPid]=89&cHash=f148b956d6 – Wenn Gerd Elvers vorschlägt, jene Metaphysik durch Bezugnahme auf eine kommunistische „Utopie“ zu ersetzen, so scheint mir noch nicht viel gewonnen zu sein. [zurück]

Editorische Anmerkung

Den Text spiegelten wir vom  SIB-Blog.