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Jeder vernünftige Mensch ist gegen Stuttgart 21

Flugi der Gruppe Emanzipation & Frieden

09/10

trend
onlinezeitung

Jeder vernünftige Mensch ist gegen Stuttgart 21. Doch nicht jedes Argument gegen S21 ist vernünftig. Es ist z.B. vernünftig zu sagen, das Geld solle besser für dringende soziale Bedürfnisse ausgegeben werden. Falsch ist es jedoch, S21 „volkswirtschaftlichen Irrsinn“ zu nennen (so z.B. U. Maurer von der Linkspartei). Denn dieses - zweifelsohne irrsinnige - Projekt macht wirtschaftlich durchaus Sinn. Und das ist der Kern des Problems.

Es ist verrückt, wegen 15 oder 30 Minuten „Zeitersparnis“ kilometerlange Tunnel in risikoreiche geologische Strukturen unter einer Stadt zu fräsen. Es ist irrsinnig, riesige Mittel dafür aufzuwenden, „dass die Züge an der Geislinger Steige nicht mehr herunterbremsen müssen“ www.das-neue-herz-europas.de , während Schulgebäude bröckeln, Universitäten Gebühren eintreiben, Arbeitslose in die Armut geschickt werden und in Krankenhäusern Patienten sterben, weil nicht genügend Personal da ist. Doch nicht ein paar Spinner an den Schalthebeln der Macht sind die eigentliche Ursache dieses Irrsinns. Die ganze Gesellschaft wird von einem zerstörerischen Wachstums- und Ge-schwindigkeitswahn beherrscht. Dabei mangelt es noch nicht einmal an der Einsicht, dass es „eigentlich“ so nicht weitergehen kann. Doch es ist kein Zufall, dass noch nirgendwo wirkliche Konsequenzen gezogen wurden. Man kann tausendmal verstanden haben, wie gefährlich Atomkraftwerke sind - wenn man dort sein Geld verdient, hat man ein Problem. Man kann hundert Prozent verstehen, wie falsch es ist, die Welt mit immer mehr Autos zuzustop-fen. Wenn jede Menge Arbeitsplätze von der Produktion der Dreckschleudern abhängen, werden steigende Absatz-zahlen allgemein akzeptiert. Auch nach der Katastrophe im Golf von Mexico nimmt die Sucht nach Treibstoff kein Ende. Und was ist die Antwort auf die Staatsverschuldung? „1,7 Billionen Euro Miese - Wie Deutschland der Schuldenfalle entkommt“ titelt Spiegel Online (01.09.10) und weiß die Antwort: „Wachstum, Wachstum, Wachstum“. Niemand widerspricht - kein Arbeitgeberverband, keine Partei, keine Gewerkschaft, keine Regierung.

Editorische Anmerkung

Wir erhielten das Flugi von der Gruppe  Emanzipation & Frieden zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.