Übernahmeschlachten
Der Kampf der deutschen Monopole um die Neuaufteilung der Märkte

von Gruppe KAZ

09/08

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onlinezeitung

Der Kampf der deutschen Monopole um die Neuaufteilung der Märkte und welche Rolle dabei das fiktive Kapital spielt am Beispiel von Vodafone-Mannesmann

Ein Rückblick als Vorspann

„Die Kapitalisten teilen die Welt nicht etwa aus besonderer Bosheit unter sich auf, sondern weil die erreichte Stufe der Konzentration sie zwingt, diesen Weg zu beschreiten, um Profite zu erzielen; dabei wird die Teilung ,nach dem Kapital’, ,nach der Macht’ vorgenommen – eine andere Methode der Teilung kann es im System der Warenproduktion und des Kapitalismus nicht geben“ schrieb Lenin 1916, zu einer Zeit also, als die Form dieses Kampfes um die Aufteilung der Welt ein mörderischer Weltkrieg war.
5 Jahre vorher wollten sich die Gebrüder Mannesmann, die es mit der Ausbeutung der Arbeiter, die u.a. nahtlose Röhren herstellten, zu Größe und Macht gebracht haben, die Erzvorkommen von Marokko unter den Nagel reißen. Wie die anderen Vertreter der damals in den letzten Jahrzehnten schnell groß gewordenen Banken und Konzerne in Deutschland auch, hatten sie dabei das Problem, dass auch dieses Gebiet kein Niemandsland mehr war, in dem man nur Einheimische übers Ohr hauen musste. Es lag in der Einflusssphäre Frankreichs bzw. französischer Banken und Konzerne. So wurde den Brüdern Mannesmann und dem ihnen mit Kriegsschiffen zu Hilfe eilendem deutschem Staat nicht nur von Frankreich, sondern auch von dessen Verbündeten England unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich eine derartige Machtverschiebung nicht tatenlos gefallen lassen werden. Mannesmann musste zurückstecken. Doch nicht nur Mannesmann, sondern der deutsche Imperialismus insgesamt war inzwischen so stark geworden, dass die deutsche kaiserliche Regierung immerhin unter anderem aushandeln konnte, dass den deutschen Konzernen ihr bereits errungener wirtschaftlicher Einfluss in Marokko weiterhin zugesichert wurde. So bekamen die Brüder Mannesmann zwar nicht die Erzvorkommen, konnten aber riesige Ländereien aufkaufen, zahlreiche industrielle und gewerbliche Betriebe gründen und einen großen Teil des marokkanischen Im- und Exports in ihren Händen konzentrieren
1. Wie wir wissen, sicherte diese Zunahme an Größe und Profit keineswegs den Frieden. Sie barg nur den Zwang zu noch mehr Größe und noch mehr Profit in sich.

Bestimmte der shareholder value2
das Schicksal der Mannesmann AG?

Ein Jahr ist nun vergangen seit der bisher größten, mit 376 Milliarden DM teuersten und, so beliebten es zumindest die bürgerlichen Kommentatoren zu beschreiben, ersten feindlichen Übernahme der Geschichte in Deutschland: der Mannesmann AG durch die britische Vodafone AirTouch. Folgt man weiterhin der bürgerlichen Darstellung der Ereignisse, so ist kurz zusammengefasst Folgendes geschehen: Die Aktionäre der Mannesmann AG, eines traditionsreichen deutschen Unternehmens, dessen Aktien „breit gestreut“ und nur noch zu ca. einem Drittel im Besitz deutscher Aktionäre waren, waren nach dreimonatigem, 1,2 Milliarden DM teurem Kampf bereit, dem Angebot der Vodafone AirTouch, ihre Mannesmann Aktien gegen Vodafone Aktien einzutauschen, zuzustimmen. Daraufhin musste der Aufsichtsrat der Mannesmann AG, in dem die „crème de la crème“ (SZ) der deutsche Banken und Konzerne saß, aufgeben. Es wurde weder die Hilfe anderer deutscher Monopole, noch die Hilfe des Staates angefordert. Verwundert kommentierte die „Wirtschaftswoche“ vom 10.2.2000 nach der verlorenen Schlacht: „Es blieb erstaunlich ruhig. Keine Demonstrationen der Gewerkschaften, keine großflächigen Artikel der Boulevardblätter, kaum ein Jammern der Politiker. Als die größte Schlacht der Unternehmensgeschichte geschlagen war, schien alles wie vorher.
Fast hatte man den Eindruck, als hätten diejenigen Recht, die uns seit Jahren klar machen wollen, dass heute alles ganz anders ist als vor 80 oder auch vor 60 Jahren, dass das Heute mit dem Gestern nichts mehr zu tun hat. Eine Masse anonymer Aktionäre, vom Arbeiter über kleine Produzenten bis hin zum Milliardär, verteilt auf aller Herren Länder, bestimmt, so wird uns eingetrichtert, das Schicksal der Banken und Konzerne und damit unser Schicksal. Der Kurs der Aktien ist der Maßstab, ob sie kaufen oder verkaufen, die Börsen der Handelsplatz, an der die Zukunft entschieden wird. Mit Hinweis auf den shareholder value, also den Gewinn der Aktionäre, stellen sich die Topmanager der Monopole vor die Betriebsversammlungen, um den Arbeitern und Angestellten unmissverständlich klar zu machen, dass ihre Ausbeutung noch besser, noch reibungsloser funktionieren muss, damit der Konzern vor dieser anonymen Macht, keinem Staat und keiner Klasse mehr zuzuordnen, bestehen kann. D.h. ganz so anonym sind diese Anleger doch nicht: es sind die „internationalen“ Anleger, nicht die nationalen, die dieses zunehmend als „angelsächsisch“ geortete System „unserer“ an „langfristigen Werten orientierten“ Produktion, „sozial verträglich“, „ökologisch sinnvoll“, im Zuge der Globalisierung überstülpen.

Was stimmt daran, was nicht? Um diese Frage zu beantworten nutzt es nichts, auf die Aktienkurse zu starren, die neuerdings als wichtiger Bestandteil der Nachrichten über den Bildschirm flackern. Um zu verstehen, was hinter der Übernahme der Mannesmann AG durch Vodafone AirTouch steckte, müssen wir zumindest noch einmal zu dem Zeitpunkt zurück, als sich die Kräfteverhältnisse weltweit nachhaltig verschoben haben – zu Gunsten der deutschen Monopole, auch im Telekommunikationsbereich.

Der Ostlandritt der Telekom - ein durch und durch deutsches Monopol frisst sich hoch zu Europas größtem Telekommunikationskonzern

In der Silvesternacht endet eine Ära, die einen entscheidenden Beitrag zur Verbreitung der mobilen Telefonie in Deutschland geleistet hat. Demjenigen, der nur drei Monate nach der Maueröffnung mit einem schweren Handkoffer-Telefon vom C-Typ erstmals auf dem Leipziger Messegelände telefonieren konnte, dürfte das von Fachleuten als bestes Analog-Netz der Welt gerühmte Mobilfunksystem noch in bester Erinnerung sein. In der Tat haben die vom Volksmund später als ,Schleppis’ geschmähten Telefone, die seit 1986 zum ersten Mal die Erreichbarkeit eines Teilnehmers ohne Kenntnis seines Standorts ermöglichten, ganz wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Aufbau Ost auch während der Anfangsjahre im telefonischen Niemandsland der ehemaligen DDR einigermaßem reibungslos vollziehen konnte...“ schreibt die SZ v. 29.12.00 ganz in der Sprache der Kolonisatoren, die „Wilden“ die Segnungen der Zivilisation beibringen. Tatsächlich ist es so, dass der Telekom, damals noch ganz und gar Staatsunternehmen, wie auch allen anderen deutschen Monopolen, durch die Einverleibung der DDR ein ganzer Staat als neuer, bisher der kapitalistischen Welt mehr oder weniger entzogener Absatzmarkt in den Schoß gefallen ist3. Die Telekom „fusionierte“– so heißt dieser räuberische Akt offiziell – mit der Telefongesellschaft der DDR ohne einen Pfennig zu bezahlen und baute das Telefonnetz entsprechend den Kapitalbedürfnissen nach möglichst schnellen und unbegrenzten Kommunikationsmöglichkeiten aus4. Auf Grund der Konterrevolutionen in den RGW-Staaten lockten noch weitere derartige Absatzmärkte, die man sich aber nicht einfach mit Haut und Haar einverleiben, sondern erstmal nur durch ökonomische Expansion erorbern konnte. Das konnte die Telekom als staatliches Monopol und damit Hoheitsträger des BRD-Staates nicht. So wurde sie privatisiert und damit der Grundstein gelegt für die Gründung ausländischer Tochtergesellschaften bzw. für die Beteiligung oder Übernahme ausländischer Telekommunikationsfirmen. Die sog. Liberalisierung war also die Voraussetzung für das Entstehen eines noch größeren, weltweit agierenden Monopols (während man uns die Mär von der Entmonopolisierung auftischte), das sich dann vor allem ran machte, den Osten zu erobern. Die Telekom besitzt heute (Stand: 5.2.01) 59,5% der ungarischen Matav, hat sich über die Matav gerade eine Mehrheitsbeteiligung bei der mazedonischen Telefongesellschaft Maktel gesichert (51%) und dabei die griechische Telefongesellschaft OTE aus dem Rennen geschlagen. Sie hält 51% der Slovenske telekomunikacie, 45% der polnischen Mobilfunkfirma PTC , 51% der tschechischen Firma PragoNet und 49% an RadioMobil, 19,5% der Utel Ukrainian Telecom, 46% an der MTS in der russischen Föderation, 35% der kroatischen Hrvatske telekomunikacije. Vor kurzem wurde sie handelseinig mit dem polnischen Telekommunikations- und Stromkonzern Elektrim über den Kauf von 51% seines Festnetz- und Datenübertragungsgeschäfts und stach dabei den französischen Konzern Vivendi aus.

Keiner dieser Ein- und Aufkäufe hatte irgendetwas mit der Börse oder einer anonymen Schar von Aktionären zu tun. Die Akteure waren und sind ein gar nicht anonymer Aufsichtsrat und ein wohl bekannter Topmanager (er heißt zurzeit Ron Sommer), im Hintergrund der deutsche Staat als Mehrheitseigner, bewaffnet mit unseren Steuergeldern und dem Profit, den die Telekom auf der Grundlage der Ausbeutung von Tausenden von Arbeitern und Angestellten über die Telefongebühren realisieren konnte. Diese Akteure nutzten und nutzen die „traditionellen Handelsverflechtungen mit Osteuropa“ wie es die Deutsche Bank einmal nannte, wie auch die Verbindungen des einverleibten DDR-Staates zu diesen Staaten und schlug und schlägt zu – und die Konkurrenz aus dem Felde. Wie immer reicht dieser Ostlandritt aber nicht aus, um sich auszuruhen. Der angesammelte Profit muss weiterhin profitträchtig angelegt werden und dazu braucht man weitere Absatzmärkte. Da die Telekom nicht alleine auf der Welt ist, sondern andere Telekommunikationskonzerne nach dem gleichen Prinzip wirtschaften und, wie es der Drang jedes Monopols ist, nach Weltherrschaft streben, muss die Telekom in deren Absatzmärkte eindringen. So hat sie inzwischen auch Beteiligungen in den Philippinen, Malaysia, Indonesien und Israel. In Österreich besitzt sie max.mobil zu 100%, in Frankreich SIRIS (100%) und Club Internet (99%)
5. Mit 10% ist sie an dem US-Unternehmen Sprint beteiligt. Geplant ist die Übernahme von VoiceStream in den USA zu 100%. Doch dazu, wie auch zu ihrer Präsenz auf dem britischen Markt später.

Die Mannesmann AG: In Konkurrenz zur Telekom drängt ein weiteres deutsches Monopol in die europäischen Telekommunikationsmärkte

Mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes war es jedoch auch anderen Konzernen möglich geworden in dieses Geschäft einzusteigen, das auf Grund des erreichten Entwicklungsstandes in der Informations- und Kommunikationstechnologie zum boomenden Geschäftszweig geworden ist. Nicht mehr schwere, ziegelsteingroße, viele tausend DM teure und deshalb nur für die kleinen und großen Bourgeois-Ostlandritter kaufbare Handys, sondern kleine, auch für die Masse der Normalsterblichen erschwingliche Apparate eröffneten einen neuen Markt im Telekommunikationsbereich. Es war vor allem die Mannesmann AG, die frühzeitig in dieses Geschäft einstieg, während sie sich gleichzeitig durch zahlreiche Übernahmen (u.a. des Leopard-Herstellers Krauss-Maffei) weiter zu einem weltweit tätigen und teilweise führenden Konzern in den Bereichen Automobilteile und Maschinen- und Anlagenbau entwickelte (siehe Schaubild). Bereits 1989 begann Mannesmann, mit der Deutschen Bank als Geburtshelfer des neuen Konzernbereiches, mit dem Aufbau eines digitalen Mobilfunknetzes und war zunehmend in der Lage, der Telekom Konkurrenz zu machen. Im Mobilfunkbereich übertraf sie schließlich die Telekom in der BRD sogar etwas. Ende 99 hatten D2 Mannesmann und die Telekom sich zusammen 80% von damals 23 Millionen Handykunden in Ost- und Westdeutschland, jeder ca. 40%, unter den Nagel gerissen. E-Plus und ViagInterkom, die 2 weiteren Konkurrenten und Tochterfirmen ebenfalls sehr traditionsreicher deutscher Monopole
6 die aber erst später in dieses Geschäft eingestiegen sind, mussten sich mit dem Rest begnügen. Durch gnadenloses Preisdumping, das sich überhaupt nur die Größten leisten können, wurde und wird versucht, die Konkurrenz nieder zu halten.
Vor allem im Jahr 1999 überflügelte Mannesmann im Mobilfunkbereich die Telekom und fraß sich zum europäischen Marktführer hoch.

Mannesmann Arcor übernahm von RWE und Veba die Festnetzgesellschaft otelo (2,25 Mrd. DM). Dann verlor Telekom die bis dahin größte europäische Übernahmeschlacht um die Telecom Italia an Olivetti (womit sie France Télécom vor den Kopf schlug, die sie nicht informiert hatte, obwohl zwischen beiden Beteiligungen (wechselseitig 2,5%) und Absprachen bestanden hatten, die so eine Information vorgesehen haben. France Télécom beendete denn auch die Allianz und trennte sich von seinen Anteilen). Mannesmann profitierte von der Niederlage seines größten einheimischen Konkurrenten, indem sie von Olivetti für rund 15 Mrd. DM dessen Anteile an der Festnetzgesellschaft Infostrada, des stärksten Konkurrenten der Telekom Italia im Festnetzbereich, und der Mobilfunkgesellschaft Omnitel, dem zweitgrößten Mobilfunkkonzern Europas übernahm und damit an beiden Konzernen die Mehrheit besaß (100% bzw. 55,2%).
So wurde Mannesmann nicht nur zum ernst zu nehmenden Konkurrenten für die Telekom, sondern entwickelte sich in Europa auch zum größten Konkurrenten des britischen Mobilfunk-Konzerns Vodafone, der sich mit der 100 Milliarden DM teuren Übernahme des US-Konkurrenten AirTouch Anfang 99 zum Weltmarktführer im Mobilfunkbereich hochbefördert hatte.

Der Kampf um Großbritannien

Im Sommer 99 dann macht die Telekom bei einem Bieterverfahren das Rennen und kauft für 6,7 Mrd. Pfund, also ca. 20 Mrd.DM, den viertgrößten Mobilfunkbetreiber one2one in England, für den auch Mannesmann mitgeboten hatte. Mannesmann zieht nach. Im Oktober wird bekannt, dass Mannesmann eine Übernahmeattacke auf den drittgrößten britischen Mobilfunkbetreiber Orange plant. Im Vorfeld hatte der Konzern mit dem Großaktionär Hutchison Whampoa aus Honkong, der 49% von Orange besaß, ausgehandelt, dass dieser einen Großteil seines Anteils an Mannesmann abgibt und dafür zukünftig 10% an der Mannesmann AG hält. Doch um die Mehrheit von Orange zu erhalten, musste der Konzern auch die übrigen, breit gestreuten Aktien in die Hände bekommen. 48 Milliarden DM war die Geschäftsführung von Mannesmann damals bereit zu zahlen, doch nicht in bar. Schon Omnitel und Infostrada hatte Mannesmann über Kredite finanziert
7, nun nochmals 48 Milliarden für Orange über Kredite in bar auf den Tisch zu legen, war nicht mehr möglich. Mannesmann konnte also nicht an die Börse gehen und in einem Überraschungsangiff einfach Orangeaktien aufkaufen, was deren Kurs ja auch zusätzlich noch in die Höhe getrieben hätte. Also griff Mannesmann zur neuen Übernahmewährung – der eigenen, hoch dotierten Aktie, und zückte damit die gleiche Waffe, die kurz darauf Vodafone gegenüber Mannesmann einsetzte. Den Aktionären von Orange wurde ein Übernahmeangebot unterbreitet in Form eines Aktientausches plus Barkomponente im Verhältnis 60 zu 40. Bis der Deal dann endlich unter Dach und Fach war, hatte die Mannesmann AG Bargeld und Aktien im Wert von über 60 Milliarden DM blechen müssen, um sich einen Anteil am britischen Mobilfunkmarkt einzuverleiben – und hatte sich dabei überfressen. „Pikant an der Sache ist, dass Chris Gent, der Chef von Vodafone AirTouch, die Übernahme-Attacke von Mannesmann auf Orange und damit auf den britischen Mobilfunkmarkt vor wenigen Tagen als den entscheidenden Auslöser für seinen Beschluss bezeichnet hat, Mannesmann zu akquirieren“, kommentierte die SZ am 24.11.99.

Nationalismus und Globalisierung
– zwei Seiten einer Medaille


Der Kampf der deutschen Monopole, hier beschränkt auf den Telekommunikationsbereich, um die ökonomische Vorherrschaft in Europa, war für den, der wollte, in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen zu verfolgen oder in den einschlägigen Magazinen. Die deutsche Öffentlichkeit brauchte man dazu nicht. Die Arbeiter und Angestellten, die Quelle des Profits, schreckte man mit der ständigen Drohung, noch mehr Arbeitsplätze vernichten zu müssen, wenn man die Bedürfnisse anonymer Aktionäre nach möglichst viel Gewinn, also hohen Aktienkursen, nicht erfülle. Doch als Vodafone und die hinter ihm stehenden britischen und amerikanischen Banken
8 zum Gegenschlag ausholte und sich anschickte, Mannesmann auf gleiche Art und Weise zu übernehmen, wie Mannesmann gerade Orange geschluckt hatte, um kein Haar feindlicher oder freundlicher, da verwandelte sich die Mannesmann AG von einem internationalen Konzern über Nacht wieder in ein traditionsreiches deutsches Unternehmen, hinter das sich „Deutschland“ erst einmal zu stellen hatte. „Parteiübergreifende Kritik an Übernahmeversuch von Vodafone: Politiker setzen sich für Mannesmann ein“ titelte die SZ vom 22.11.99. FDP-Politiker machten plötzlich „gefährliche Machtzusammenballungen“ aus, der CDU-Politiker Rüttgers schimpfte: „Es kann nicht sein, dass ein funktionierendes Unternehmen wie Mannesmann zerschlagen wird und dann Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet werden, nur weil internationale Anleger einen kurzfristigen Profit machen wollen“. Schröder mahnte Fairness und andere Methoden an (alle Zitate aus SZ vom 22.11.99). Die Times konterte: „Mit seiner (Schröders) Warnung setzt er sich dem Vorwurf des Nationalismus, des Populismus und des platten Schikanierens aus“. (ebd) Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat oder Betriebsräte wurden als Kronzeugen für den Willen der ganzen Belegschaft zitiert, sich gemeinsam mit den Konzernmanagern zur Wehr setzen zu wollen.

Doch gleichzeitig mahnten Kapitalvertreter wie Esser selbst, Vorstandsvorsitzender der Mannesmann AG, oder Schulte-Noelle, Vorstandsvorsitzender der Allianz AG und selbstverständlich Mitglied im Aufsichtsrat der Mannesmann AG, die nationalistischen Töne zu zügeln. Warum? Ist es denn wirklich so, dass die Monopole keinen Nationalismus mehr gebrauchen können und die Politiker das nur noch nicht kapiert haben? Sie brauchen beides - das weltmännische Gehabe, das über jeden nationalistischen Dünkel erhaben ist und die nationalistische Hetze. Schließlich gibt es, selbst wenn die Schlacht um Mannesmann verloren gehen sollte, noch eine Reihe anderer deutscher Monopole, die weiterhin um die Aufteilung der Märkte zu ihren Gunsten kämpfen, wie z.B. die Allianz des Herrn Schulte-Noelle oder aber die Telekom. Und dabei geht es längst nicht mehr nur um den europäischen Markt, sondern um den Weltmarkt. Das aber heißt, zunehmend direkt gegen US-Konzerne anzutreten, indem man sich diese einverleibt, wie bereits mit BankersTrust oder Chrysler geschehen. Dabei ist zu lautes nationalistisches Geschrei am Heimatstandort hinderlich, muss man doch die dortigen Konzernchefs und /oder die Aktionäre dazu bringen, solchen Fusionen zuzustimmen bzw. ihre Aktienpakete zu tauschen. Das weltmännische Gehabe eines global players ist also gefragt. Schulte-Noelle weiß das, er ist gerade dabei, die Allianz-Aktien an der New Yorker Börse zu platzieren, um in den USA eine Akquisitions-, d.h. weniger vornehm ausgedrückt, eine Übernahmewährung zu haben. Ron Sommer von der Telekom schickt sich an, den US-Mobilfunkbetreiber VoiceStream per Aktientausch zu 100% zu übernehmen - und muss dabei erheblichen Widerstand in den USA überwinden. Die Reaktionen dort zeigen, dass der Kampf härter wird - die Entsprechung auf politischer und militärischer Ebene erfahren wir an allen Ecken und Enden. „Es ist verrückt zu glauben, dass wir uns zurücklehnen und Amerikas Telekommunikation den Ausländern überlassen“ und „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass uns die deutsche Regierung (in Anspielung auf den deutschen Staat als Mehrheitseigner der Telekom. Die AG) immer freundlich gesonnen ist“ zitierte die SZ vom 25.7.00 einen US-Senator. Die deutschen Monopol-Kapitäne wissen, dass sie sich etwas zurückhalten müssen, wollen sie solche Reaktionen nicht noch verstärken. Gleichzeitig brauchen sie aber für ihre Expansionsstrategien Ruhe – sprich ungehinderte Ausbeutung, um möglichst hohe Profite zu erzielen - an der Heimatfront. Deshalb muss der Feind außen stehen, ob es nun die „internationalen Anleger“, das „angelsächsische System“, Vodafone oder gleich England oder die USA sind. Sie brauchen den Nationalismus für die Arbeiter und Angestellten, die mit ihnen um ihren Profit zittern sollen – in der offiziellen Lesart um die Arbeitsplätze –, die sich mit ihnen gegen Übernahmen wehren. Sie brauchen die „Volksgemeinschaft“, wenn die ökonomische Expansion alleine nicht mehr klappt, die Form des Kampfes umschlägt und wir morgen den Feind Ausland abwehren sollen.

In dieser Zwickmühle stecken unsere armen Wirtschaftskapitäne, die sich notfalls mit 60 Millionen DM abfinden lassen, wie der ehemalige Vorstandvorsitzende der Mannesmann AG Esser.

„Die Festung Deutschland fällt“

itelte die FAZ nach der verlorenen Schlacht um Mannesmann. Hintergrund für diesen dramatischen Titel ist die Tatsache, dass es mit der Übernahme der Mannesmann AG durch Vodafone AirTouch das erste Mal gelungen ist, ein Monopol des hoch organisierten deutschen Imperialismus gegen den Willen des Managements zu übernehmen – ein Vorgang, der in den USA nichts Besonderes ist, hier zu Lande aber als „feindlich“ betitelt wird. Diese Organisiertheit zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Monopole - Banken, Konzerne – gegenseitig Aktienpakete aneinander halten, wie auch gegenseitig in den Aufsichtsräten vertreten sind. Aus diesem Geflecht einen Konzern gegen den Willen der maßgeblichen Monopole in der BRD heraus zu brechen, war bisher schlichtweg nicht möglich. Dass es mit Mannesmann gelungen ist, weist zum einen auf ein Problem hin, das sich die Monopole mit der Akquisitionswährung Aktie zunehmend einhandeln: durch die Bezahlung von Orange mit eigenen Aktien ist der Anteil der Aktionäre aus der BRD auf ca. ein Drittel aller Anteilseigner gesunken. Nun ist es ein absolutes Gerücht, dass irgendein Kollege in den fernen USA oder eine Rentnerin in England mit ihren paar Aktien das Schicksal von Mannesmann bestimmt hätten. Die 50 größten Aktionäre von Mannesmann hielten über 40% des Kapitals und diese Aktionäre waren, mit Ausnahme des Großaktionärs Hutchison Whampoa aus Honkong (10%), Fonds, hinter denen wiederum Banken oder Versicherungen stecken – britische, amerikanische, deutsche. Insgesamt lagen 78,8% der Aktien bei institutionellen Anlegern.

Dass diese Fondsmanager sich letztendlich mehrheitlich entschlossen, das Angebot von Vodafone, ihre Mannesmann-Aktien gegen Vodafone-Aktien einzutauschen, anzunehmen, lag aber zum anderen auch an dem Ergebnis von Verhandlungen, die während der Übernahmeschlacht hinter den Kulissen geführt worden sind, jenseits irgendeiner Börse (die übrigens auch beim Aktientausch nur insofern eine Rolle spielte und spielt, als die dort gehandelten Aktienpreise berücksichtigt werden müssen) oder dem Votum einer Aktionärsversammlung. So hatte France Télécom gegenüber Vodafone frühzeitig Interesse an Orange signalisiert, was insofern wichtig war, als Vodafone bei erfolgter Übernahme von Mannesmann Orange auf Grund wettbewerblicher Regularien sofort wieder abgeben musste und das möglichst nicht billiger, als es die Mannesmann AG eingekauft hatte. Andererseits verhandelte Esser mit dem Chef von Vivendi, einem französischen Großkonzern, an dessen Telekommunikationstochter Cegetel Mannesmann bereits beteiligt war, um eine Fusion, die den Mannesmann-Konzern für eine Übernahme zu mächtig gemacht hätte. Doch auch Chris Gent von Vodafone führte mit Vivendi Gespräche – und gewann. Kurz vor Ablauf der Umtauschfrist erklärte Vivendi, mit Vodafone zusammenarbeiten zu wollen. Damit war, so urteilten die Kommentatoren von SZ über Wirtschaftswoche bis FAZ, der Abwehrstrategie von Esser das Rückgrat gebrochen. „Die Festung Deutschland“ fiel also auch auf Grund eines Bündnisses französischer und englischer Monopole gegen die Mannesmann AG bzw. gegen das dreiste Vordringen von Mannesmann und Telekom in die Märkte Europas.

Den Telekommunikationsbereich mögt ihr notgedrungen haben,
die Perlen bleiben in unserer Hand

Ein Jahr nach der Übernahme und in Kenntnis dessen, was seither geschehen ist, drängt sich der Verdacht auf, dass hinter den Rauchwolken der Übernahmeschlacht noch ganz andere Dinge verhandelt bzw. geplant worden sind. Offiziell wurde in dem Übernahmevertrag Folgendes ausgehandelt: Das Aktienumtauschverhältnis konnte noch von 53,7 Vodafone-Aktien auf 58,9 pro Mannesmann-Aktie hoch gepokert werden; die Strategie der Integration von Festnetz Mobilfunk und Internet sollte weiterverfogt und die Atecs-Gruppe an die Börse gebracht werden. Nur: die Atecs-Gruppe kam nie an die Börse. Stattdessen geschah etwas ganz anderes. Die kartellrechtliche Genehmigung der Übernahme lag noch gar nicht vor, Esser und der alte Aufsichtsrat führten noch die Geschäfte, auch wenn Mannesmann de facto zu über 90% schon der Vodafone AirTouch gehörte, da legte Thyssen-Krupp ein Übernahmeangebot für die Atecs-Gruppe vor. Thyssen hatte früher schon Begehrlichkeiten für die Artecs-Töchter VDO und Sachs gezeigt, war aber immer am Widerstand von Mannesmann gescheitert. Daraufhin formierte sich eine „bayerische Gruppe“, an der die HypoVereinsbank, Siemens, BMW, Allianz und Bayerische Landesbank beteiligt gewesen sein sollen, die auf den Börsengang pochten und den Kauf von über 50% absichern wollten. Sogar Bayerns Wirtschaftsminister Wiesheu schaltete sich ein – natürlich nur im Interesse der vielen in Bayern liegenden Arbeitsplätze der Atecs-Gruppe. Wenige Tage später schließlich überboten Siemens, ebenfalls ein früherer Konkurrent der Mannemsann AG bei der Übernahme der VDO, und Bosch das Angebot von Thyssen-Krupp und erhielten für 9,6 Milliarden Euro den Zuschlag. Damit blieben die Perlen, der gesamte Bereich Automotive (Mannesmann VDO, Mannesmann Sachs) und Engineering (Mannesmann Rexroth, Mannesmann Dematic und Mannesmann Demag Krauss Maffei) einschließlich des 49% Anteils an der Krauss Maffei-Wegmann Gruppe, dem Hersteller des Panzers Leopard 2, in deutscher Hand, sprich im Wesentlichen bei Siemens. Die Mannesmann Röhrenwerke hat inzwischen die 1937 als „Reichswerke Hermann Göring“ gegründete Salzgitter AG übernommen. Es hat also eine Machtverschiebung innerhalb der deutschen Monopole stattgefunden, was wohl der wesentliche Grund dafür gewesen sein mag, dass diese erste „feindliche“ Übernahme letztendlich so ruhig über die Bühne gegangen ist. Es sieht ganz so aus, als hätte Vodafone AirTouch das Drecksgeschäft für das deutsche Finanzkapital übernommen, die Mannesmann AG in diesem Sinne zu zerschlagen.

Das war natürlich nicht die Absicht und das Ziel der Vodafone AirTouch. Ihr Chef Gent hatte von Anfang an nur den Telekommunikationsbereich und da vor allem den Mobilfunk der Mannesmann AG im Auge, um dem Vordringen der deutschen Monopole in die eigenen Absatzmärkte eine Schranke zu setzen. Chris Gent hatte während der Übernahmeschlacht bereits erklärt, dass er davon ausgehe, dass im Telekommunikationsbereich ebenso wie in der Automobilindustrie in Europa nur Platz für 4 oder 5 Konzerne sein wird und er davon ausgehe, dass 3 davon die ehemals staatlichen Unternehmen Deutsche Telekom, France Télécom und die British Telecommunications (also die Unternehmen der 3 stärksten imperialistischen Staaten in Europa) sein werden. Mit der Übernahme der Mannesmann AG ist er seinem Ziel, unter dieser erlauchten Runde zu sein, einen erheblichen Schritt näher gekommen. „Keiner der Widersacher des neuen Unternehmens (Vodafone AirTouch. Die AG) hat eine ähnliche Position und Marktmacht im Mobilfunk, mit Beteiligungen in 25 Ländern und Mehrheiten in zehn europäischen Staaten“
9. Auf dieser Basis frisst er munter weiter und muss er weiter fressen, um diese Position gegen die Konkurrenz zu halten, – auch wenn Vodafone mit 45,3 Milliarden Dollar verschuldet ist10.

Ein weiterer Sieger dieser Übernahmeschlacht ist die France Télécom. Sie hat tatsächlich Orange von Vodafone übernommen für den stolzen Preis von ca. 80 Milliarden DM (25,1 Mrd. Pfund), bar zu bezahlen, und ist zurzeit, zumindest was die Anzahl der Mobilfunkkunden betrifft, nach Vodafone und Telekom der drittgrößte Anbieter in Europa
11.
Und die Telekom? Als nach wie vor größte Telefongesellschaft (Festnetz, Mobilfunk, Internet) in Europa hat auch sie durch die Zerschlagung von Mannesmann einen Konkurrenten weniger und bleibt als einziges großes deutsches Monopol in diesem Bereich übrig
12. Es wird sich zeigen, inwieweit sie davon nach dem Motto „man telefoniert deutsch“ hier zu Lande profitiert.

Nachspann

Die Aktien der gesamten Branche sind heute nur noch ein Drittel bis ein Viertel des Kurses von vor einem Jahr wert, obwohl die einzelnen Monopole, France Télécom, Deutsche Telekom, Vodafone mehr besitzen als vor einem Jahr. Sie haben mehr Gebäude, mehr Arbeitskraft, die sie ankaufen, größere Netze, mehr Computer... Doch es setzt sich, chaotisch wie immer, langsam die Ahnung durch, dass auch dieser Boom mit Handys und Internet einmal dem Ende zu geht und der Markt „gesättigt ist“, wie das so schön in der Sprache der bürgerlichen Ökonomie heißt und nichts anderes bedeutet als die Tatsache, dass die kaufkräftige Nachfrage dem grenzenlosen Profitstreben Grenzen setzt. Die Aktien werden verkauft, der Preis sinkt.

Gleichzeitig ist durch all die Zukäufe, Übernahmen, Akquisitionen oder wie auch immer genannt, kein Atom an zusätzlichem Reichtum entstanden. Rechnet man alleine zusammen, was wir in diesem Artikel an Übernahmepreisen genannt haben, so ergibt das Summen, die ganze Staatshaushalte übertreffen. Doch es ist dadurch kein einziges zusätzliches Festnetz oder Mobilfunknetz zu Stande gekommen, kein Handy-Turm gebaut worden, kein Gebäude errichtet, kein zusätzlicher Arbeiter in Lohn und Brot gesetzt worden, eher im Gegenteil. Bei dem erreichten Stand der Konzentration
13 haben die Monopole keine andere Möglichkeit, den Profit aus ihrem Kapital zu realisieren, sich die begrenzten Absatzmärkte zu sichern, als die Konzentration noch weiter voran zu treiben, sich gegenseitig die Märkte zu rauben, indem sie sich ganze Unternehmen einverleiben. Wie auch immer dieser Vorgang genannt wird, es ist ein Ausdruck der Konkurrenz, der die Widersprüche zwischen den Monopolgruppen verschärft. Und das in zunehmendem Maße nicht nur innerhalb Europas, in dem das deutsche Finanzkapital, getrieben durch den Ostlandritt, seine Vorherrschaft sichern und ausbauen will, sondern auch zwischen dem deutschen und dem US-Imperialismus. Das aber heißt, dass sich Telekom, Allianz, Siemens, Deutsche Bank usw. im wachsenden Maße der neuen Übernahmewährung Aktie bedienen werden müssen, mit all den damit verbundenen Risiken für „die Festung Deutschland“. Das ist der reale Kern dessen, was sie uns heute eintrichtern wollen, um uns glauben zu machen, nicht sie, diese personifizierten Sinnbilder des deutschen Finanzkapitals in den Aufsichtsräten, hätten ein Interesse an unserer immer schärfer werdenden Ausbeutung, sondern irgendwelche „internationalen Anleger“ – die morgen schon mutieren können zum „Feind“ England, Frankreich oder USA. Daran hat sich seit Lenins Zeiten nichts geändert.

Arbeitsgruppe Fiktives Kapital / GR

Anmerkungen:
1 Nach A.Norden: Lehren deutscher Geschichte, S.25
2 Beim shareholder value ist nicht mehr die Dividende, also der Anteil des Profits, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird, das Wesentliche, sondern der Gewinn, der über Kurssteigerungen der Aktien erzielt wird.
3 Dass diese Verschiebung der Machtverhältnisse zu Gunsten des deutschen Imperialismus ohne Krieg über die Bühne gegangen ist, lag an der konkreten Konstellation der Kräfteverhältnisse, wie sie sich seit dem Ende des zweiten Weltkrieges entwickelt hatte: zum einen die Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse zu Ungunsten der internationalen Arbeiterbewegung, die die siegreichen Konterrevolutionen in der DDR, der Sowjetunion und den anderen RGW-Staaten möglich gemacht hatte, eine Chance, für die die Bourgeoisie weltweit Jahrzehnte lang gewühlt und dabei kein Verbrechen gescheut hatte. Zum anderen die Stärke, die der deutsche Imperialismus wieder erreicht hatte, der die anderen Imperialisten nun, wollten sie diese Chance nicht leichtfertig durch Zerwürfnisse zwischen den Imperialisten aufs Spiel setzen, Zugeständnisse machen mussten.
4 Durch die Informations- und Kommunikationstechnologien wird die Umschlagsdauer des Kapitals vermindert. Das ist der Zeitraum vom Beginn des Produktionsprozesses (unter Einschluss des Entwicklungsprozesses) bis zum Verkauf der Ware, nach welchem das investierte Geld für die Bereitstellung von Produktionsmitteln, den Kauf von Rohstoffen und Arbeitskräften dem Kapitalisten wieder als um den Profit vermehrtes Geld zurückfließt. Der Zweck der Übung ist also nicht mehr „Kundenfreundlichkeit“, sondern in erster Linie, dass mit relativ weniger Kapital mehr produziert und damit eine größere Masse an Profit erzielt werden kann.
5 Alle Angaben nach Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 25.7.00
6 Viag Interkom wurde von Viag und RWE unter Beteiligung der British Telecom ins Leben gerufen, E-Plus gehörte ursprünglich mehrheitlich der Thyssen AG (30,1%) und Veba (28%). Beteiligt waren außerdem Bell South Enterprises (25,9%) und Vodafone (16%)
7 SZ vom 20.10.99
8 Lt. SZ vom 15.12.99 schloss Vodafone AirTouch im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme der Mannesmann AG eine Kreditvereinbarung von 30 Mrd. Euro, u.a. um eigene Aktien für den Tausch zurückzukaufen. Der Kredit wurde von einem Konsortium unter Federführung der Bank of America, der Citibank und Goldman Sachs zur Verfügung gestellt.
9 SZ vom 5./6.2.00
10 SZ vom 26.9.00
11 FAZ vom 23.1.01
12 Die Anteile von RWE und Veba an E-Plus wurden bereits Ende 99 an die niederländische KPN verkauft, Viag Interkom ist gerade ganz in den Besitz der British Telecom übergegangen.
13 Aus Gründen der Verständlichkeit benutzen wir hier den allgemein gängigen Begriff der Konzentration. In der marxistischen Terminologie wird unterschieden zwischen Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskräften durch Erweiterung der Produktion durch den Kapitalisten oder die Kapitalgesellschaft (also das, was durch Übernahmen gerade nicht geschieht) und der „Konzentration bereits gebildeter Kapitale, Aufhebung ihrer individuellen Selbständigkeit, Expropriation von Kapitalist durch Kapitalist, Verwandlung vieler kleinerer in weniger größere Kapitale“ (Karl Marx: Das Kapital, MEW Bd.23, S.654). Letzterer Prozess wird als Zentralisation gekennzeichnet

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel bei http://www.secarts.org