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Chile: Erinnerung und Vorgeschichte


zusammengestellt von Reinhold Schramm

09/08

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11. September 1973

10.9.: Fünf Kreuzer und Zerstörer der chilenischen Kriegsmarine laufen zum Treffen mit USA-Flottenverbänden vor Chiles Küste aus. Die Putschisten verhaften nachts UP-treue Generale und Admirale wie die Heeresgenerale Pickering, Urbina und Sepulveda, den Luftwaffengeneral Bachelet und den Oberkommandierenden der Marine Admiral Montero. General Prats wird unter strenge Haft gestellt und später des Landes verwiesen. UP-treue Offiziere und Mannschaften werden erschossen.

11.9.: Drei Zerstörer und ein U-Boot der US Navy kreuzen 60 km vor der chilenischen Hafenstadt Talcahuano. Die an der "Operation Unitas" teilnehmenden chilenischen Kriegsschiffe laufen als konterrevolutionärer Sturmverband zur Besetzung in Valparaiso ein.
UP-Volksregierung wird durch Militärputsch gestürzt, Präsident Allende ermordet und in Chile eine faschistische Militärdiktatur errichtet.

Errungenschaften der Unidad Popular (UP)

1970

4.9.: Dr. Allende siegt als UP-Kandidat bei Präsidentschaftswahl mit 36,6 Prozent der Stimmen.

24.10.: Allende wird vom chilenischen Kongress mit 153 von 200 Stimmen als Präsident bestätigt. November: Alle Kinder unter 15 Jahren erhalten kostenlos täglich 1/2 Liter Milch.

3.11.: Amtseinführung Präsident Allendes.

12.11.: Chile nimmt diplomatische Beziehungen zu Kuba auf.

2.12.: Chile schließt mit UdSSR Abkommen über wissenschaftlich-kulturelle Zusammenarbeit.

10.12.: Chilenische Zentralbank führt absolute Devisenkontrolle ein.Beginn der Verstaatlichung der Banken.

21.12.: Mit Verfassungsänderungsentwurf werden Voraussetzungen für die Verstaatlichung der Kupferindustrie geschaffen. 5.000.000 Schulbücher werden kostenlos verteilt.

1971

1.1.: Bekanntgabe der Verstaatlichung aller Banken und Kohlengruben.Großgrundbesitz ab 80 ha unterliegt dem UP-Programm der Bodenreform. Der Bau von 80.000 Wohnungen wird begonnen.

5.1.: Einheitliche Gewerkschaftszentrale CUT wird gesetzlich anerkannt.

25.3.: Bildung von Produktionskomitees in staatlichen und halbstaatlichen Betrieben wird eingeleitet.

4.4.: UP erhält bei Kommunalwahlen mit 51 Prozent der Stimmen absolute Mehrheit.

6.4.: Chile nimmt diplomatische Beziehungen zur DDR auf. Im Laufe des Jahres werden Chiles diplomatische Beziehungen zur Mongolischen Volksrepublik, zu Albanien, China, Guinea, Libyen, Nigeria und Tansania sowie die Handelsbeziehungen zur KVDR und DRV ausgebaut.

28.4.: Das chilenische Textilmonopol Yarur AG wird beschlagnahmt. Mai: Kupferbergwerk El Teniente wird unter staatliche Kontrolle gestellt.

14.5.: "Nationaler Tag der freiwilligen Arbeit": 1 Million junger Arbeiter, Studenten und Schüler nehmen teil.

15.5. bis 15.6.: Chilenischer Außenminister Clodomiro Almeyda besucht die UdSSR, VR Ungarn, VR Polen, VR Bulgarien, CSSR, DDR, SR Rumänien sowie die SFRJ.

11.7.: Kongress beschließt Enteignung der im USA-Besitz befindlichen Kupferminen. Tag wird zum "Tag der nationalen Würde" erklärt.

23.7.: Präsident Allende zu Staatsbesuch in Argentinien.

27.7.: Unterzeichnung des Abkommens über Handelserweiterung und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen Chile und der DDR.

12.8.: Beginn der Bildungskampagne zur Beseitigung des Analphabetentums in Chile.

23.8. bis 4.9.: Staatsbesuch Präsident Allendes in Ekuador, Kolumbien und Peru zur Vereinbarung engerer Zusammenarbeit mit Chile.

28.9.: Präsident Allende setzt Dekret in Kraft, wonach USA-Kupfermonopolen von der Entschädigung für in Chile enteignete Unternehmen bisher erzielte überschüssige Gewinne in Höhe von 774 Millionen US-Dollar abgezogen werden.

10.11.: Staatsbesuch Fidel Castros in Chile.

12.11.: UP-Regierung strebt durch Verfassungsreform Umbildung des chilenischen Kongresses (bestehend aus 150 Abgeordneten und 50 Senatoren) zu einer Volkskammer an.

13.12.: Konstituierende Tagung des gemeinsamen Ausschusses für wirtschaftliche, technische und wissenschaftliche Zusammenarbeit DDR-Chile in Santiago.  Ende Dezember: Die Industrieproduktion ist 1971 um 12,5 Prozent gewachsen. Bis Jahresende wurden 1.300 Latifundien mit 2,4 Millionen ha, 70 Monopole und 90 Prozent der Bankkonzerne enteignet beziehungsweise unter staatliche Kontrolle gebracht. Nach UNO-Statistik liegt Chile im Wirtschaftswachstum unter den 23 lateinamerikanischen Staaten auf Platz 2. Chile erlebt einen Jahresrekord in der Kupferproduktion.  Die Alters- und Invalidenrenten erhöhen sich um etwa 80 Prozent.

1972

28.1.: Letzter ausländischer Bankkonzern wird verstaatlicht. 50.000 Bauern haben land bekommen.

Mai: UP-Regierung legt Kongress Verfassungsänderungsentwurf mit dem Ziel vor, alle Staatsverträge mit dem ITT-Monopol der USA zu annullieren und dessen Telefontochtergesellschaft in Chile zu verstaatlichen.

14.5.: "Nationaler Tag der freiwilligen Arbeit": 2 Millionen junger Arbeiter, Studenten und Schüler nehmen teil.

Juni: Chile nimmt diplomatische Beziehungen zur DRV auf.

Juli: Auf Grund Chiles Antrag beschließt der UNO-Wirtschafts- und Sozialrat die Bildung einer Gruppe, die sich mit der "Funktion und den Auswirkungen supranationaler Gesellschaften im Wirtschaftsprozess, vor allem in den Entwicklungsländern, und ihrem Einfluss auf die internationalen Beziehungen" beschäftigt und Empfehlungen für geeigneteinternationale Aktionen vorzulegen hat.

7.10.: Präsident Allende orientiert auf planmäßige und straffe Wirtschaftspolitik.

4.12.: Präsident Allende klagt vor dem Plenum der XXVII. UNO-Vollversammlung in New York den Imperialismus an.

6.12.: Staatsbesuch Präsident Allendes in der UdSSR.

Ende Dezember: Der Pro-Kopf-Verbrauch der Bevölkerung Chiles stieg 1972 gegenüber 1971 um 7,9 Prozent.

1973

4.3.: UP erringt bei Parlamentswahlen 43,3 Prozent der Stimmen und stellt 63 der 150 Kongressabgeordneten.

Juni: 530 von der UP-Regierung verstaatlichte in- und ausländische Konzernbetriebe bestreiten 43,6 Prozent der Industrieproduktion und 46,5 Prozent des Nationaleinkommens Chiles. Gewerkschaftszentrale CUT hat 1,5 Millionen Mitglieder erreicht. 90 Prozent der Bevölkerung erhalten Leistungen der Sozialversicherungen.

27.6.: Präsident Allende erhält internationalen Lenin-Preis für "Festigung des Friedens zwischen den Völkern" in Santiago überreicht.

4.9.: Über 800.000 Arbeiter demonstrieren für Präsident Allende.


Die Putsch-Chronik  

1970

11.9.: Mit Hilfe der CIA gegründete faschistisch-militante Organisation "Patria y Libertad" beginnt mit Kampf gegen die Unidad Popular (UP). ITT-Monopol der USA drängt bei Washingtoner Regierung auf Intervention gegen Allendes Wahl. Chiles Werktätige protestieren gegen die Anwesenheit und Wühltätigkeit von 100 höheren Offizieren der USA in Santiago.

27.9.: Reaktion verübt serienweise Bombenanschläge in Santiago.

29.9.: CIA-Vertreter koordiniert mit Vizepräsidenten des ITT-Monopols 5-Punkte-Plan zur Sabotage der chilenischen Wirtschaft.

30.9.: Chilenische Großgrundbesitzer treiben zur Störung der Fleischversorgung 200.000 Stück Rindvieh über die Grenzen.

8.10.: "Patria y Libertad" konspiriert mit ehemaligem Brigadegeneral Roberto Viaux gegen die UP.

16.10.: ITT-Monopol will Militärputsch durch Brigadegeneral Viaux unterstützen.

20.10.: ITT-Aufsichtsratsmitglied McCone bietet der CIA bis zu einer Million US-Dollar zur Verhinderung der Wahl Allendes zum Präsidenten.

22.10.: General René Schneider, der UP-treue Oberbefehlshaber der chilenischen Streitkräfte, wird durch Rechtsextremisten tödlich verletzt.

23.10.: ITT-Monopol bezieht den Sicherheitsberater der Nixon-Regierung Henry Kissinger, in die antichilenische Subversion ein.

26.11.: Präsident Richard Nixon erklärt, er werde für "einen harten Standpunkt gegenüber dem Allende-Regime eintreten".

22.12.: Reaktionäre organisieren Streik der Santiagoer Müllabfuhr um 70 Prozent Lohnerhöhung.

1971

Januar: Chilenische Reaktion verstärkt mit ihren Rundfunksendern (50 Prozent) und Presseorganen (70 Prozent) ihre Hetze gegen die UP-Regierung.

10.1.: Oberster Gerichtshof Chiles beginnt mit juristischer Begünstigung von UP-Gegnern.

15.1.: Mordanschlag auf Präsident Allende wird verhindert.

2.2.: "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ruft in der Bundesrepublik Deutschland zum Boykott des Chile-Kupfers auf.

3.3.: Mordanschlag auf Präsident Allende auf einer Großkundgebung.

15.3.: Sprengstoffanschlag auf Präsident Allende.

April: US-Präsident Richard Nixon droht in einem Interview: "Wir dulden diese Art von Regierung des Marxisten Allende nicht."

8.6.: Ehemaliger Innenminister Edmundo Pérez Zujovic wird von Extremisten ermordet.

16.6.: 23 Konterrevolutionäre werden des Mordkomplotts an General Schneider überführt.

Juli: Chilenischer Expräsident Frei kehrt aus den USA zurück und aktiviert die reaktionäre Parlamentsopposition. Die in Chile enteigneten USA-Monopole Anaconda, Braden Copper und Kennecott Copper setzen in den USA Beschlagnahme chilenischer Bankguthaben und chilenischer Kupferlieferungen in NATO-Staaten Westeuropas durch.

3.8.: USA sperren Chile Kredite und Ersatzteillieferungen und drängen  13 weitere kapitalistische Hauptgläubigerstaaten Chiles, den "Club de Paris", zur Kreditsperre.

September: Reaktionäre Parlamentsopposition blockiert progressive Steuerregelung der UP-Regierung. BRD stoppt vereinbarte "Entwicklungshilfe" für Chile.

1.10.: ITT-Konzern legt nach Beratung mit Peter Peterson, Alexander Haig und anderen führenden Vertretern der USA-Regierung einen 18-Punkte-Plan zum Sturz der Regierung des Präsidenten Allende vor.

16.11.: "Patria y Libertad" geht zu Anschlägen auf die Moneda und auf Bildungseinrichtungen über.

26.11.: Reaktionäre Aktionen in Valparaiso und Attentatsversuch auf Innenminister Jose Toha.

3.12.: Reaktion organisiert "Kochtopf-Demonstration" in Großstädten.  Zwei konterrevolutionäre Rundfunksender werden verboten. Ausnahmezustand in Provinz Santiago. Brandstiftung im Büro des Gesundheitsministers Dr. Concha. Einbruchsversuche im Sitz des Kommunistischen Jugendverbandes und in das Gebäude der Radikalen Partei (UP).

10.12.: Viermalige Verfassungsverletzung und Zunahme der Obstruktionspolitik der reaktionären Parlamentsopposition.

1972

19.1.: Präsident Nixon gibt Bildung der antichilenischen "Interinstitutionellen Sondergruppe" unter Staatssekretär John N. Irvin beim US-Rat für Internationale Wirtschaftspolitik bekannt.

20.1.: Reaktionäre Parlamentsopposition zwingt UP-Regierung zum ersten Rücktritt. Durch konterrevolutionäre Obstruktionspolitik wird Präsident Allende bis 1973 zu insgesamt 22 Kabinettsumbildungen gezwungen.

Februar: Kennecott-Kupfermonopol der USA setzt mit New Yorker Bundesgericht Sperrung der Konten der chilenischen Zentralbank, der chilenischen Fluggesellschaft, der Bergwerksgesellschaft, der Stahlwerke und der Entwicklungsbehörde Chiles in den USA durch. Anaconda-Konzern stoppt Ersatzteillieferungen für chilenische Kupferminen.

19.2.: Reaktionäre Parlamentsopposition verhindert durch Verfassungsmanipulation Gesetzentwurf zur Nationalisierung beziehungsweise Halbverstaatlichung von 91 weiteren in- und ausländischen Großbetrieben.

10.3.: USA-Botschafter in Chile, Nathaniel Davis, meldet an State Department als Spionageergebnis, dass "die Verschwörertätigkeit in den Kreisen der Militärs ein viel größeres Ausmaß angenommen hat".

21.3.: "Washington Post" enthüllt antichilenisches Putschkomplott des ITT-Monopols mit der CIA.

24.3.: Chilenischer Major Arturo Marshall hat Attentat auf Präsident Allende vorbereitet und entzieht sich durch Flucht nach Bolivien der Festnahme. Als Organisatoren eines Putschversuchs der "Patria y Libertad", die eine Militärrevolte auslösen wollten werden verhaftet: Rodriguez, Pérez, Thieme, Ex-General Alberto Grin und die Offiziere Fernando Nierald und Adolfo Balas. Der Putschplan sah die Erstürmung der Moneda vor.
Mai: Innenminister Hernán del Canto weist vor dem Kongress dokumentarisch den Putschversuch von "Patria y Libertad" sowie der CIA nach.

Juni: Reaktionäre Parlamentsopposition fordert Reprivatisierung der verstaatlichten Großunternehmen.

August: Straßenterror und Sabotageakte faschistischer Kräfte in Concepción.

11.9.: CIA-Agenten begehen Attentat auf Präsident Allende, das aber scheitert.

17.9.: Chilenische Sicherheitsorgane gelangen in den Besitz des konterrevolutionären "September-Plans", nach dem Straßentumulte, Terrorakte und Diversionen gegen die chilenischen Streitkräfte organisiert werden sollten.

12.10.: Transport- und Versorgungssabotage durch Fuhrunternehmerstreik. Wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 200 Millionen Dollar entsteht. Ausnahmezustand in Santiago und einigen Provinzen.

20.10.: Reaktion sabotiert innerstädtischen Verkehr in Santiago.  

27.10.: Konterrevolutionäre Straßenaktionen zwingen UP-Regierung, Panzer einzusetzen.
November: Konterrevolutionäre Militärkreise Chiles beginnen mit planmäßigen Putschvorbereitungen.

Dezember: Wirtschaftskrieg der USA auf Kupfermärkten führte zwischen 1970 und 1972 für Chile zu Einnahmeverlusten von 500 Millionen US-Dollar. Die CIA hat bereits 1.500 Agenten, die meist aus Tarnungsgründen keine USA-Bürger sind, nach Chile eingeschleust.

1973

21.3.: "Patria y Libertad" bereitet mit "Operation SACO" groß angelegte Wirtschaftssabotage und Massenterror gegen Unidad Popular (UP) vor.

27.3.: CIA und chilenische Reaktion wiegeln in der staatlichen Kupfermine El Teniente Teile des ingenieurtechnischen Personals zu einem 75 Tage dauernden Streik auf.

4.4.: Die Bundesrepublik Deutschland sperrt der UP-Regierung die Auszahlung eines zugesagten 45-Millionen-DM-Kredits.

28.4.: Bewaffnete Provokationen und Massenterror in chilenischen Städten, zahlreiche Verletzte.

Mai: Seit August des Vorjahres werden sieben Attentate auf Minister der UP-Regierung, regierungstreue Militärs und UP-Funktionäre registriert. 19 Kommunisten, Gewerkschafter und Sozialisten wurden in diesem Zeitraum ermordet.

21.6.: Reaktion wiegelt bürgerliche Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Ladeninhaber, Techniker und Juristen zu Streiks auf.

25.6.: Von dem 15-Millionen-Dollar-Militärhilfevertrag der USA für die chilenischen Streitkräfte für das Jahr 1973 wurden bisher moderne Waffen für 10 Millionen US-Dollar geliefert.

29.6.: Putschversuch des in den USA ausgebildeten Oberstleutnants Roberto Super mit 100 Offizieren der 2. Panzerdivision in Santiago.  22 Tote bei Niederschlagung des Putsches.

Ende Juni: Beim CIA-Agenten und "Patria y Libertad" - Funktionär Manuel Fuentes wir in Santiago die Kopie des CIA-"Plans Centaurn" gefunden.

26.7.: Beginn des 40-tägigen Boykotts der UP-Regierung durch 45.000 LKW-Besitzer; systematische Transport- und Versorgungssabotage. Finanzierung durch die CIA mit 1,2 Millionen US-Dollar. In USA ausgebildeter CIA-Agent und Organisator des Streiks Leon Vilarin entzieht sich der Verhaftung.

27.7.: Allendes Chefadjutant Kapitän zur See Arturo Araya wird Opfer eines Attentats mit Maschinenpistolen.

28.7.: Etwa 100 chilenische Faschisten überfallen General Carlos Prats und stecken seinen Dienstwagen in Brand. General Prats verteidigt sich und entkommt den Attentätern.

Juli/August: CIA-Agenten und chilenische Konterrevolutionäre verüben 632 Sabotageakte und Attentate. Störung der Energieversorgung durch Sprengung zahlreicher Hochspannungsmasten. Sabotageakte gegen 40 Eisenbahnanlagen, 16 Tankstellen. 10 Brücken und 2 Pipelines. Ermordung des Sekretärs des UP-treuen LKW-Eignerverbandes Oscar Balbao.

August: Zahl der in Chile eingesickerten CIA-Agenten hat sich gegenüber Januar verdreifacht. Verschwörung von zwei konterrevolutionären Marineeinheiten wird aufgedeckt. Wilde Streiks der Mediziner und Einzelhändler werden von der Reaktion intensiviert.

3.8.: Bus- und Taxibesitzer werden in den Streik einbezogen und betreiben Transportsabotage.

15.8.: UP-Abgeordnete fordern die Ausweisung des USA-Botschafters in Chile, Nathaniel Davis, "wegen seiner Versuche, Präsident Allende zu stürzen". Davis wird die persönliche Leitung von CIA-Sabotageakten dokumentarisch nachgewiesen.

21.8.: Reaktionäre Offiziersfrauen überfallen mit "Marsch der leeren Töpfe" den Wohnsitz des Armeeoberbefehlshabers General Prats, weil dieser Armeefahrzeuge für Lebensmitteltransporte einsetzen ließ.

23.8.: Reaktion zwingt UP-treuen Armeeoberbefehlshaber General Prats zum Rücktritt. Sicherheitsorgane nehmen 18 Terroristen der Nationalpartei und von "Patria y Libertad" fest, die Sprengstoffattentate vorbereitet hatten.

24.8.: Reaktionäre Offiziere geben Befehl, 200 staatliche Betriebe, UP-Parteibüros und Gewerkschaftszentralen nach Waffen zu durchsuchen. Dabei werden mehrere Arbeiter erschossen.

28.8.: Allende wird in den etwa 1000 tagen seiner Amtszeit von der Reaktion das 22. Mal gezwungen, sein Kabinett umzubilden.

29.8.: Chilenische Admiralität lässt in Valparaiso und Talcahuano über 100 linksgerichtete Matrosen verhaften und von der Militärpolizei foltern.

Ende August: Der USA-hörige konterrevolutionäre General Augusto Pinochet übernimmt Oberbefehl über die chilenische Armee.

6.9.: Reaktion desorganisiert mit Streiks Handel und Versorgung und ruft erneut die Bourgeoisie zum "Marsch der leeren Töpfe" auf.

7.9.: Führer der "Patria y Libertad" kündigen Auslandskorrespondenten imperialistischer Staaten zwischen 7. und 11. September "große Ereignisse" an. USA-Botschafter in Chile, Davis, fliegt nach Abstimmung mit Putschisten zur Berichterstattung nach Washington.

7.9.: Putschisten-Luftwaffengeneral Gustavo Leigh schleust 150 als "Luftakrobaten Thunderbird" getarnte Piloten der US Air Force nach Chile ein, die dann für Terrorflüge der Putschisten bereitstehen.

8.9.: USA-Außenminister Kissinger konferiert mit Botschafter Davis, der anschließend sofort nach Santiago zurückfliegt. Im State Department der USA wird die koordinierende "Arbeitsgruppe Chile", in der die CIA vertreten ist, aktiviert. Unter dem Vorwand der Teilnahme an gemeinsamen Flottenmanövern "Operation Unitas" mit den USA mobilisiert die chilenische Admiralität putschvorbereitend die Kriegsmarine.

9.9.: USA-Präsident Richard Nixon wird über chilenischen Putschtermin in Kenntnis gesetzt.

10.9.: Fünf Kreuzer und Zerstörer der chilenischen Kriegsmarine laufen zum Treffen mit USA-Flottenverbänden vor Chiles Küste aus. Die Putschisten verhaften nachts UP-treue Generale und Admirale, wie die Heeresgenerale Pickering, Urbina und Sepulveda, den Luftwaffengeneral Bachelet und den Oberkommandierenden der Marine Admiral Montero.  General Prats wird unter strenge Haft gestellt und später des Landes verwiesen. UP-treue Offiziere und Mannschaften werden erschossen.

11.9.: Drei Zerstörer und ein U-Boot der US Navy kreuzen 60 km vor der chilenischen Hafenstadt Talcahuano. Die an der "Operation Unitas" teilnehmenden chilenischen Kriegsschiffe laufen als konterrevolutionärer Sturmverband zur Besetzung in Valparaiso ein. UP-Volksregierung wird durch Militärputsch gestürzt, Präsident Allende ermordet und in Chile eine faschistische Militärdiktatur errichtet.

Editorische Anmerkungen

Wir erhielten den Text vom Autor zur Veröffentlichung in der Septemberausgabe.

Siehe dazu auch: Chile vor 25 Jahren Weißer Terror gegen das Volk!